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"Verbündete im Himmel"

  • Obwohl der Kriegsausbruch auf die europäische Bevölkerung im schönen Sommer 1914 wie ein Schock wirkte, kam er nicht aus heiterem Himmel. Lange zuvor hat er sich angebahnt. Die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie von Hohenberg am 28. Juni 1914 durch einen bosnischen Attentäter war nicht Ursache sondern nur eben Anlass: der Funke, der das bereitgestellte Pulverfass explodieren ließ. Die ganze Energie und menschliche Perversion, die sich dabei entlud, wird exemplarisch erkennbar am deutschen Kriegsminister und Chef des großen Generalstabs Erich von Falkenhayn, der am 5. August 1914 gegenüber dem konsternierten Reichskanzler Bethmann-Hollweg zu der Formulierung fand: "Wenn wir auch darüber zugrunde gehen, schön war’s doch." Natürlich gab es auch weniger suizidal-aggressive Protagonisten, wie eben Theobald von Bethmann-Hollweg. Aber ebenso gab es auf allen Seiten den klaren Willen zum Krieg. Er bezog seine Dynamik aus national-chauvinistischen Ressentiments in Verbindung mit den Weltmachtambitionen der europäischen Zentralmächte, insbesondere Deutschlands und Englands. Gleichzeitig allerdings – so der australisch-britische Historiker Christopher Clark – fühlten sich alle getrieben, spätestens nach dem Sarajewo-Attentat. Alle – insbesondere in Deutschland – glaubten, unter Druck zu handeln bzw. einem ersten Schlag von außen zuvorkommen zu müssen. Alle – insbesondere der deutsche Kaiser – meinten, der Krieg werde ihnen gegen den eigenen Willen aufgezwungen. Gleichzeitig hat die politisch-militärische Klasse in Deutschland – aber nicht nur da – die Eskalation aktiv befeuert und so die Katastrophe herbeigeführt. 1914 war Europa mit Clarks Worten "unfähig zum Konsens". Was dies konkret bedeutet hat, zeigen vor allem die individuellen Quellen wie sie im Projekt "Europeana 1914–1918" im Internet veröffentlicht sind, die Chroniken, Tagebucheinträge und individuelle Erlebnisberichte in staatlichen und kirchlichen Archiven. In z. T. erschütternder Weise befassen sie sich mit den Auswirkungen des Krieges im Alltag der Menschen und legen die Stimmungslage in der Bevölkerung off en. Aus ihnen entsteht ein gültiges Bild davon, wie die Betroffenen den Krieg erlebt haben und was er jenseits aller Propagandaschreierei für sie bedeutet hat.

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Verfasserangaben:Hendrik StösselGND
DOI:https://doi.org/10.57962/regionalia-504
Titel des übergeordneten Werkes (Deutsch):Badische Heimat
Untertitel (Deutsch):religiöse Motive in Bildwerken des Ersten Weltkrieges
Dokumentart:Wissenschaftlicher Artikel
Sprache:Deutsch
Jahr der Erstveröffentlichung:2014
GND-Schlagwort:Melanchthonhaus Bretten; Grafik; Christentum 〈Motiv〉; Propaganda; Weltkrieg 〈1914-1918〉
Jahrgang:94
Ausgabe / Heft:3
Erste Seite:122
Letzte Seite:139
DDC-Sachgruppen:700 Künste und Unterhaltung / 740 Grafik, angewandte Kunst / 740 Zeichnung, angewandte Kunst
Systematik der Landesbibliographie:Sprache, Literatur, Kunst und Kultur / Museen und Ausstellungen / Ausstellungen
Zeitschriften:Badische Heimat / 94.2014 / Heft 3
Lizenz (Deutsch):License LogoCreative Commons - CC BY - Namensnennung 4.0 International