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Die geologische Geschichte des Bodensees

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  • Der heutige Bodensee ist im Zusammenhang mit dem Abschmelzen der Eiszeitgletscher entstanden. Vor 24 000 Jahren, im Maximum der letzten Eiszeit, erfüllte der bis 1200 m mächtige Rhein-Vorlandgletscher den gesamten Bodenseeraum zwischen Isny und Schaffhausen. Im Bodenseegebiet und im Rheintal schürfte der Gletscher den Felsboden bis unter den Meeresspiegel aus, fortsetzend, was die Eisströme früherer Eiszeiten begonnen hatten. Während dem ersten bedeutenden Rückschmelz-Stadial von Stein am Rhein vor 19000 Jahren entstand in einem eisfrei gewordenen Zungenbecken bei Hemishofen als kleiner Zungenbeckensee der Ur-Bodensee. Dem weiter zurückweichenden Rheingletscher folgte in direktem Kontakt der laufend ausgedehnter werdende See. Ein weiterer bedeutender Rückschmelzhalt stellte sich vor 18000 Jahren bei Konstanz ein. Hier sind die Frontmoränen und ihr Vorfeld für die Seeteilung in Obersee und Untersee verantwortlich. Im Obersee und anschliessend im Rheintal erfolgte das Abschmelzen sehr rasch. Um 16 500 v.h. war das Alpenrheintal bis Reichenau westlich Chur eisfrei und wurde vom Bodensee eingenommen. Dieser erreichte damit seine grösste Ausdehnung mit mehr als der doppelten Fläche gegenüber heute. Von den abtauenden Gletschern hinterlassener Schutt wurde von den Fliessgewässern in gewaltigen Mengen in den Riesensee verfrachtet, insbesondere weil damals eine vor Erosion schützende Vegetationsdecke noch weitgehend fehlte. Bereits um 16 000 trennte der Ill-Schuttfächer einen Rheintalsee vom Bodensee ab. Ähnliches vollbrachten Landquart und Seez kurz danach, sodass sich um 15 000 eine Phase mit vier Seen im Rheintal-Seezgebiet einstellte: Bodensee, Rheintalsee, Churer See, Walensee. Die Rheintalseen wurden bis 8000 v.h. vollständig zugeschüttet. Einzig der Walensee überdauerte dank grosser Tiefe bis heute sowie, nicht zu vergessen, der Bodensee. Bis zur Römerzeit hatte sich die Rheintalebene bis Rheineck (Ad Rhenum) – Höchst – Bregenz (Brigantium) vorgeschoben. Seither entstanden zuerst das Rohrspitz-Delta, ab 900 n.Chr. dasjenige des Rheinspitz bei Altenrhein. Der im Jahr 1900 mit dem Fussacher Durchstich direkt in den Bodensee geleitete Rhein begann umgehend in der untiefen Bucht ein neues Delta zu bilden. Um die Verlandung zu verhindern, wurden die Rheindämme um die jüngste Jahrhundertwende bis zum Abfall in das tiefe, zentrale Seebecken vorgebaut. Trotzdem geht die Zuschüttung des Bodensees unaufhaltsam weiter. Gemäss groben Berechnungen dauert es mindestens 40 000 Jahre bis der Obersee bis Konstanz verfüllt sein wird. Zudem muss parallel zur Aufschüttung das gesamte Rheintal um rund 70 m aufgelandet werden, damit der Rhein bis Konstanz fliessen kann. Die Schlussgedanken zur Zukunft des Bodensees betreffen zwei gegensätzliche Visionen: 1. Es geht gemäss der Periodizität der Eiszeiten einer nächsten Grossvergletscherung entgegen. In diesem Fall wird der Bodensee durch den Rhein-Vorlandgletscher ausgelöscht. 2. Umgekehrt wird bei weiterer Klimaerwärmung um prognostizierte 4 °C keine Eiszeit mehr eintreten, was dann zur vollständigen Verfüllung des Bodensees führen wird.

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Verfasserangaben:Oskar KellerGND
DOI:https://doi.org/10.57962/regionalia-21136
Titel des übergeordneten Werkes (Deutsch):Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung
Dokumentart:Wissenschaftlicher Artikel
Sprache:Deutsch
Jahr der Erstveröffentlichung:2013
GND-Schlagwort:Bodensee; Geologie; Geschichte
Jahrgang:131
Erste Seite:267
Letzte Seite:301
DDC-Sachgruppen:300 Sozialwissenschaften / 333.7 Natürliche Ressourcen, Energie und Umwelt
Systematik der Landesbibliographie:Landesnatur / Hydrologie / Seen
Zeitschriften:Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung / 131.2013
Lizenz (Deutsch):License LogoCreative Commons - CC BY - Namensnennung 4.0 International