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An der Stelle des heutigen Gebäudes des Acher- und Bühler Boten in der Hauptstraße 55 in Bühl stand ursprünglich das renommierte Gasthaus „Zum Hirschen". Die Schildgerechtigkeit wurde diesem Wirtshaus vermutlich bereits in der Zeit vor dem 30-jährigen Krieg verliehen. 1626 wird Georg Klaiber als Wirt des „Hirschen" urkundlich erwähnt. Damals hielt das Landkapitel Ottersweier in diesem Gasthaus regelmäßig seine Konferenzen ab. Als Besitzer des „Hirschen" werden Johannes Lichtenauer (1650), Hans Adam Klaiber (1684), Christoph Klaiber (1727) und Leopold Edelmann (1804) genannt. Sebastian Reinfried war von 1807 bis 1848 Eigentümer des „Hirschen". Ihm folgten die Familien Moscherosch und Martini (1862 bis 1897). 1897 ging das Gasthaus durch Kauf in den Besitz der Gesellschaft Unitas über. Diese entstand aus dem Zusammenschluss mehrerer katholischer Vereine. Sie wollten sich durch den Kauf des „Hirschen" einen Rahmen für ihre Veranstaltungen geben. Die Gesellschaft beschloss, auf dem großen Grundstück hinter der Gaststätte, das bis zur heutigen Friedrichstraße reichte, ein geräumiges Vereinshaus zu bauen. 1898 wurde dieser Neubau nach Plänen des Architekten Johannes Schroth vom Erzbischöflichen Bauamt Karlsruhe errichtet. Er erhielt zu Ehren Großherzog Friedrichs von Baden den Namen Friedrichsbau.
Schon um 1597 wird eine „Talkapelle" in Bühlertal mit den beiden Patronen St. Wendelin und St. Michael erwähnt. Diese Kapelle lag in dem Ortsteil „Freihöfen", dem heutigen Ortsmittelpunkt von Bühlertal-Untertal. Das Tal, damals noch sehr dünn besiedelt, gehörte zu den beiden Pfarreien Kappelwindeck und Bühl. Die Grenze zwischen den beiden Pfarreien verlief durch die Bühlot, den Bach, der dem Tal und der späteren Gemeinde den Namen gab. Somit waren alle Bewohner nördlich des Baches der Pfarrei Bühl und südlich der Pfarrei Kappelwindeck zugehörig. Auch das Begräbnisrecht blieb bei den jeweiligen Pfarrkirchen. Die Toten mussten im Friedhof in Kappelwindeck bzw. in Bühl beerdigt werden. Nachdem um die Bühler
Kirche der Friedhof überbelegt war, legte man um 1605 zwischen Bühl und Kappelwindeck den heutigen Bühler Friedhof an. Die Kapelle in Bühlertal lag an der nördlichen Bachseite und gehörte somit zur Pfarrei Bühl. 1721 wurde die Kapelle in Bühlertal erneuert, üblicherweise war sie mit einer Schutzmauer versehen.
Die Grabdenkmäler auf dem im Jahre 1572 auf Kappler Gemarkung neu angelegten Bühler Friedhof sind nicht nur Zeugnisse frommen Gedenkens für die Verstorbenen, sondern haben auch seit langem als wertvolle steinerne Urkunden das Interesse der Historiker und Kunstgeschichtler geweckt. Im Jahre 1900 ließ der Mooser Pfarrer und Bühler Historiker Karl Reinfried im Acher- und Bühler Boten eine Artikelserie unter dem Titel „Der Bühler Friedhof und die Friedhofkapelle" in den Nummern 248-253 erscheinen. Fast ein Jahrhundert später im Jahre 1995 verfasste Sascha Falk im Auftrag des Stadtgeschichtlichen Instituts eine umfangreiche Bestandsaufnahme der kunsthistorisch bedeutsamen Zeugnisse: ,,Grab- und Gedenksteine des Bühler Friedhofs". Eine Dokumentation der Grabinschriften bis zum Jahr 1650 wird zur Zeit von der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften erstellt.
Der Ruster „Musikbaron"
(2004)
Nicht sehr schmeichelhaft ist es, was über den „Musikbaron" Franz Friedrich Sigismund August Böcklin von Böcklinsau in der 1812 bis 1814 erschienenen zweiten Auflage von Franz Ludwig Gerbers „Lexikon der Tonkünstler" steht. Umgekehrt hat „The New Grove", eines der bedeutendsten Musiklexika unserer Zeit, dem Musikbaron einen in positivem Grundton gehaltenen Artikel von deutlich mehr als einer halben Spalte gewidmet - und somit den Schluss nahegelegt, dass er nicht ganz unbedeutend gewesen sein dürfte.
Schutterns letzter Abt, Placidus III., entstammte dem Renchtal. Am 1. Mai 1745 wurde er in Oberkirch mit dem Taufnamen Philippus Jakobus geboren, die Eltern waren Franz Heinrich Bacheberle, Bürger und Kaufmann in Oberkirch, und Maria Eva Curtin. Philippus besuchte das Gymnasium des Klosters Schuttem, trat dort als Novize ein und erhielt am 17. März 1768 die Priesterweihe. Viele klösterliche Aufgaben wurden ihm übertragen, er war Professor der Sprachen und der Geschichte, Subprior, dann Prior bis zu seiner Wahl zum Abt, und Propst in Wippertskirch, einer dem Kloster gehörenden Propstei am Kaiserstuhl. Mit dem Benediktiner und Historiker Gallus Metzler vom Stift St. Gallen war er befreundet. Am 27. Juni 1786 trat der bisherige Abt Schuttems, Carolus Vogel, der seit 1751 regiert hatte, von seinem Amt zurück. Ihm folgte Placidus III.
Bacheberle, einstimmig vom gesamten Konvent zum neuen Klostervorsteher gewählt.
Die Anfänge einer neuhochdeutschen Schriftsprache gehen zurück auf eine Kanzleisprache, die ab Mitte des 14. Jahrhunderts durch Einflussnahme der Kaiser Karl IV., Sigismund und Maximilian Eingang in die Schreibstuben der Reichstage, Kammergerichte, Reichsstädte und Fürstenhöfe fand und die mundartlichen Besonderheiten allmählich zurücktreten ließ. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts hatte sich, dieser Entwicklung folgend, auch die Verwaltungs- und Beamtensprache des kurfürstlich-sächsischen Hofes, im Gebiet des Mitteldeutschen gelegen, der kaiserlichen Kanzleisprache angenähert. Das war die Situation, als Luther 1521 mit der Übersetzung der Bibel begann. Im Verlauf dieser bis zu seinem Lebensende dauernden Arbeit schuf er auf der Grundlage der obersächsischen Kanzleisprache und durch
Verwendung des Meißener Wortschatzes - gepaart mit der ihm eigenen, großen, künstlerischen Gestaltungskraft - eine farbige, volkstümliche, ausdrucksvolle Sprache, die bestimmt sein sollte, die Dialektgrenzen zu überwinden. Dabei stellte sich als glückliche Fügung heraus, dass das Mitteldeutsch dazu ausersehen war, das niederdeutsche und das oberdeutsche
Sprachgebiet miteinander zu verbinden. Luthers Sprache verbreitete sich dank der neuen Buchdruckkunst mit enormer Schnelligkeit über ganz Deutschland; ihre Bedeutung als wichtigste Grundlage der hochdeutschen Schriftsprache steht außer Zweifel.
Heute mag es uns sonderbar vorkommen, dass Beziehungen bestanden haben zwischen badischen Abteien, wie Gengenbach oder Schwarzach, und elsässischen Dörfern. Jedoch war es der Fall. So zum Beispiel besaß die Abtei Schwarzach mehrere Eigenkirchen im Elsass: Dangolsheim, Dossenheim, Drusenheim, Schwindratzheim (mit Annexe Mommenheim) und Stutzheim. Über tausend Jahre stand die Abtei mit Dangolsheim in Verbindung. So kommt es, dass die Geschichte dieses Dorfes, auf religiöser und wirtschaftlicher Ebene, vom achten Jahrhundert bis zur Revolution mit jener der Abtei eng verbunden war.
Die Abtei Schuttern
(2004)
Im Jahr 1972 kam in der ehemaligen Benediktinerabteikirche Schuttem, im Zuge von archäologischen Sondagen, einer der aufsehenerregendsten Befunde in der Ortenau zu Tage. Es handelte sich um die Bruchstücke eines Mosaikmedaillons, das deutlich auf karolingisch-ottonische Vorbilder zurückgriff. Den damaligen wissenschaftlichen Betreuern der archäologischen Untersuchung, dem Oberkonservator Herrn Dr. Peter Schmidt-Thome und dem vor Ort tätigen Wissenschaftler, dem Architekten Herrn Karl List, wurde sehr bald klar, dass die bis dahin als Legende geltende frühchristliche Gründung der Abteikirche einen Kern an Wahrheit enthielt. Folgerichtig entschied man sich für die Ausdehnung der archäologischen
Untersuchung auf den gesamten Kirchenraum und auf einige Bereiche außerhalb. Mehrere Grabungskampagnen wurden durchgeführt und 1975 abgeschlossen. Die Autorin beschäftigt sich im Rahmen einer Dissertation mit der Auswertung der Grabungsbefunde. Der vorläufige Stand der Arbeit wird im folgenden Text vorgestellt.
Auswanderung aus Großweier
(2004)
Die Auswanderung aus Großweier beginnt etwa um 1780, als die ersten Personen nach Ungarn ziehen. Leider gibt es nicht sehr viele schriftliche Dokumente und nur selten findet man in den Kirchenbüchern einen Hinweis wie bei Friedrich Hauns: ,,tota farnilia in Hungaria est". Unter Verwendung der Angaben in dem Buch von Werner Hacker „Auswanderung aus Baden und dem Breisgau" in Verbindung mit den Kirchenbüchern habe ich festgestellt, dass etwa 40 Personen zwischen 1780 und 1800 Großweier in Richtung Osten verlassen haben. Es müssen aber auch welche nach Algerien ausgewandert sein, denn in einer Randnotiz im Kirchenbuch findet sich der Eintrag, dass der 1821 geborene Franz Bauer in Blidah (Algerien) verstorben sei. Der Hauptstrom der Auswanderer geht aber Richtung Westen, nach Amerika. Zwischen 1830 und 1890 verlassen etwa 350 Personen ihr Heimatdorf, um in Amerika ein neues Leben aufzubauen. Dass das nicht immer leicht war, zeigt ein Brief, den Anselm Pfeiffer an Mathias Pfeiffer, meinen Ur-Großvater, geschrieben hat.
Wer kennt „Neu-Deutschland"?
(2004)
Gesucht wird mit der Frage „Wer kennt ,Neu-Deutschland"' keine Zeitung oder eine Bezeichnung für die Bundesrepublik nach 1989, sondern ein Ort irgendwo in Kanada, wo ein Ferdinand Siefert leben sollte. Eine Frage, vor der der Beamte des „Großherzoglichen Ministeriums des Großherzoglichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten" im Juli 1868 kapitulierte, als er einem Offenburger Notar mitteilen musste ,, ... daß nach den hier vorliegenden Ortsverzeichnissen eine Stadt ,Neu-Deutschland' in Canada nicht existiert." Der Teilzettel mit der Berechnung des Erbteils für Ferdinand Siefert blieb in der Akte in Karlsruhe, das Erbe in Baden.