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1669, als das schulische Engagement der Villinger
Benediktiner noch in den Anfängen steckte,
machte sich der Stadtpfarrer, Dekan und Notar
Dr. jur. Johann Heinrich Mötz zum Fürsprecher
der Eltern in seiner Gemeinde, die ihre Kinder
„sowohl in der Latinitet alß auch in der Music”
und in der „sibenten schuel und philosophia” bei
den „hochwürdigsten Herren Prälaten” unterrichten
lassen wollten. Er schrieb am 18. Oktober
einen Brief an Bürgermeister, Schultheiß und Rat
und forderte sie auf, dafür zu sorgen, dass die
Kosten des Schulbesuchs erträglich blieben. Mit
den genannten Stichwörtern umreißt Mötz das
ganze Programm eines Gymnasiums in damaliger
Zeit.
Amtmann Hieronymus Bold
(2015)
Den wenigsten Villingern ist der Bezug zu dem
halbrunden Wappenschild mit der Jahreszahl 1582
in der Schulgasse, links von der Benediktinerkirche,
bekannt. Dieses war schon vor dem Neubau
des Münsterzentrums am Haus Nr. 15 angebracht.
Im Jahre 1970 wurde die ganze Häuserzeile (Nr.
11/13/15/17) abgebrochen.
Das Wappen ist das des Hieronymus Bold d. J.
und seiner Frau Luzia, geb. Kegel. Er war, wie
schon sein gleichnamiger Vater, Amtmann des
Benediktiner-Klosters von St. Georgen.
Am 31. Aug. 1967 wurde im Südkurier ein ausführlicher
Bericht über „Das kleine Wappenschild
in der Schulgasse” unter „heimatliche Kostbarkeiten
am Rande der Villinger Stadtgeschichte”
veröffentlicht.
Die bedeutende Familie Bold wohnte in der
Schulgasse Haus 15, es war das niederste dieser 4
Häuser. Das halbrunde Wappenschild war damals
über der Haustüre eingemauert.
Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs war ein einschneidendes Erlebnis auch für die Schüler der Realschulen und Gymnasien. Das soll im Folgenden anhand einiger Schülerpostkarten gezeigt werden, die vor und nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges von Schülern verfertigt und an Freunde und Verwandte anlässlich der bestandenen mittleren Reife bzw. des Abiturs verschickt wurden. Die Einstellungen der Schüler reichen dabei – je nach dem Kriegsverlauf und den damit verbundenen persönlichen Erfahrungen – vom „Hurra-Patriotismus“ bis zu dem fatalen Eindruck, nur gelenktes Schlachtvieh zu sein. Die Erfahrungen der jungen Menschen spiegeln sich in den dargestellten Themen wie auch in der künstlerischen und materiellen Qualität der Karten. Waren die oft bunten Karten der Wilhelminischen Ära im Wesentlichen von rückwärtsgewandten Motiven aus Antike und Mittelalter geprägt, so sind die Botschaften nach Kriegsausbruch auf die Gegenwart des Krieges bezogen, in der Aussage klarer, häufig einfigurig und in der Regel auch einfarbig. Dies gilt sowohl für die Einjährigenkarten wie auch für die Karten zum Abitur.
VS-Villingen – Ganz still und leise, genauso
ruhig und planmäßig, wie das Geschäft seit Jahrzehnten
geführt wurde, ging eine Ära edler Villinger
Handelsgeschichte zu Ende. Feinkost Kiebler
in der Niederen Straße, seit 125 Jahren und über
vier Generationen mit alteingesessenen bekannten
Villinger Familien, wie Häßler, Kiebler, Grimm
und Neininger verknüpft, gibt es nicht mehr.
Inhaber Hansjörg Grimm und seine Frau Brunhilde,
geborene Neininger, schlossen am Samstag
nach Geschäftsschluss die Ladentür des Feinkost-
Geschäftes mit großer Wehmut für immer zu,
setzten so den Schlusspunkt unter ihr und ihrer
Vorfahren Lebenswerk. Viele Jahrzehnte lang war
Feinkost Kiebler Inbegriff und beste Adresse für
lukullische Delikatessen der feinsten Art.
Moltkestraße 18
(2015)
Die vom Jugendstil geprägte Moltkestraße ist ein wichtiges städtebauliches Ensemble neben der ehemaligen fürstenbergischen Residenzstadt aus dem 18. und 19. Jahrhundert und der nach dem Großbrand im Jahre 1908 wieder aufgebauten bürgerlichen Stadt im Umfeld von Rathaus und Karlstraße. Das Bewusstsein für die Besonderheit dieses Viertels wurde zwar schon vor 25 Jahren durch eine städtebauliche Ausstellung im Zuge des 1100-jährigen Stadtjubiläums wieder erweckt. Doch erst 2004 hat die Stadtverwaltung eine Satzung zum Denkmal-Ensembleschutz der bürgerlichen Stadtbereiche – das Ensemble der Residenzstadt steht schon länger unter Ensembleschutz – mit entsprechenden Gestaltungsauflagen verabschiedet, nachdem in der Rosenstraße ein Haus aus dem Wiederaufbau-Projekt nach dem Brand akut von Abbruch-Absichten gefährdet war. Dieser Schutz kommt eigentlich 50 Jahre zu spät, denn viele Häuser haben bereits erheblich gelitten durch den Austausch von Fenstern, Fensterläden und Türen, den Einbau und Anbau unpassender Bauelemente, Fassadenverkleidungen usw. Am Beispiel des Gebäudes Moltkestraße 18, eines charakteristischen Wohnhauses, das über den Ensembleschutz hinaus auch als Einzelobjekt unter Denkmalschutz steht, soll im Folgenden dargestellt werden, welchen Gewinn das Stadtbild und im engeren Bereich das Straßenbild mit einer denkmalgerechten
Renovierung erfahren kann.
„Wenn Sie in Rente gehen, dann schließen ‘sie‘
die Städtische Galerie”, höre ich in letzter Zeit
immer häufiger. Aber tapfer und zugleich mit
oberschwäbischer Sturheit halte ich dagegen: das
will und darf ich gar nicht glauben! Die Städtische
Galerie aufgeben? Diesen Ort der Kunst zerstören
und damit eine nicht unbedeutende Linie der Freiheit
künstlerischen Denkens kappen? Die ‘Schule
des Sehens‘, diese wichtige Bildungseinrichtung für
alle Kunstinteressierten, die seit 67 Jahren durch
die Präsenz von Positionen aktuellen Kunstschaffens
den gesellschaftlichen Diskurs in dieser Stadt
und der gesamten Region mit vorangebracht hat,
schließen? Das wäre bloße Barbarei!
Ein Epitaph ist eine Gedächtnisplatte für
einen Toten, aber vom Grab getrennt. Wie der Eintrag
im Totenbuch der Münsterpfarrei in Villingen
belegt, ist am 26. Januar 1810 morgens zwischen
drei und vier Uhr gestorben und am 28. Januar nachmittags um 14.00 Uhr von Pfarrrektor
Wittum beerdigt worden, der Hochwürdige und
Hochgeborene Herr Anselm Schababerle, 49igster
und letzter Abt des aufgelösten Benediktinerstifts
St. Georgen. Wann das Epitaph in der
Kirche aufgestellt wurde, ist unbekannt.
Moden
(2015)
Im Jahre 2012 gingen die TU Dortmund und das Franziskanermuseum Villingen-Schwenningen eine Kooperation ein, um die volkskundliche Sammlung des Lenzkircher Uhrenfabrikanten Oskar Spiegelhalder, die sich seit 1929 im Franziskanermuseum befindet, genauer zu erforschen. Im Rahmen dieses von der Volkswagenstiftung geförderten Projekts sollte der Nachlass des Sammlers ausgewertet und die Objekte der Sammlung neu inventarisiert werden. Der Projekttitel „Das Unsichtbare und das Sichtbare. Zur musealen Herstellung von Region am Beispiel der Schwarzwaldsammlung Oskar Spiegelhalders“ wirft
zunächst Fragen auf.
Geschichtsinteressierte auf die Spuren einer
vergangenen Gesellschaft begeben. Bis heute
lösen die Kelten allgemein, aber vor allem die
Magdalenenberger im Speziellen, eine Faszination
aus, die in Wissensdurst und Neugier mündet. Mit
dem „Keltenpfad Magdalenenberg” realisierten
die Städtischen Museen Villingen-Schwenningen
einen lang gehegten Wunsch der Bevölkerung
sowie der Fachwelt, der sowohl eine bessere Wahrnehmung
des einmaligen Kulturdenkmals als auch
die Zugänglichkeit neuester Forschungserkenntnisse
zum Ziel hat. Mit diesem Beitrag wird ein
Einblick in die Planungsgedanken der Macher
ermöglicht, darüber hinaus bietet er Hintergrundinformationen
zur Ausgangslage des Projektes und
dem zukunftsweisenden Stand der Forschung.
Vom Halm zum Strohzylinder
(2015)
Das Arrangement gesammelter Dinge aus dem Schwarzwald, über die Dr. Max Wingenroth, seit 1909 als Museumskonservator für die städtischen Sammlungen in Freiburg tätig, so wertschätzend urteilte, entstammt aus dem Zusammenhang eines eng mit der Geschichte des Schwarzwaldes verbundenen Handwerks: der Strohflechterei. Diese sogenannte Hausindustrie war im Schwarzwald vom 18. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts nicht nur für die Wirtschafts- und Sozialgeschichte von Bedeutung, sondern auch für die Kultur- und Kunstgeschichte. Das Handwerk hinterließ Spuren vor allem in Form von Dingen, in die seine Geschichte eingeschrieben worden ist. Oskar Spiegelhalder, ein Uhrenfabrikant
aus Lenzkirch, beteiligte sich um 1900 an einer auch überregional spürbaren Rettungsaktion des Bürgertums, bei der volkskundlich-kulturgeschichtliche Dinge vor dem Verschwinden bewahrt werden sollten. Mit der Aufnahme in drei nacheinander arrangierte Sammlungen verlieh er den um 1900 bereits zu großen Teilen bedeutungslosen Kulturrelikten eine neue Relevanz. Diese besteht nicht nur in der (musealen) Konservierung eines vergangenen Handwerks, sondern auch
in der Möglichkeit, die „subjektive Dingbedeutung“ der Sammlungsstücke und damit ihren individuellen Stellenwert für verschiedene Akteure zu ergründen.