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Die Straßburger Fischerzunft
(2015)
Die Straßburger Fischerzunft – mit zeitweise bis über 200 Mitgliedern – war eine der mächtigsten Zünfte am Rhein, deren Einfluss im Süden bis Basel und im Norden bis in die Pfalz reichte. Ihre Entstehung geht vermutlich bis ins 12./13. Jahrhundert zurück, die erste erhaltene Zunftordnung, der vischer recht zu Straszburg, stammt aus dem 14. Jahrhundert. Dennoch gibt es bis heute keine zusammenfassende Darstellung dieser Berufsorganisation. Die Darstellung der badischen Fischerzünfte von Stromeyer (1910) für die rechte Rheinseite hat bisher kein Pendant im Elsass gefunden.
Ein Badener mit Lebensart
(2015)
In den Jahren 1979-1993 leitete Dr. Gerhard Römer die Badische Landesbibliothek in Karlsruhe.
Am 19. März 2015 ist er im Alter von 86 Jahren verstorben. Als engagierter Bibliotheksdirektor,
der sein Haus konsequent auf die Bedürfnisse seiner Nutzer hin orientierte und es zugleich als
lebendige Kultureinrichtung zu profilieren verstand, bleibt er in dankbarer Erinnerung.
Am 12. Juli 1928 in Konstanz geboren und in Bad Säckingen aufgewachsen, legte Gerhard
Römer nach Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft 1948 am Jesuitenkolleg in St. Blasien das
Abitur ab. Er studierte dann in Freiburg und Innsbruck Philosophie und Theologie und schlug
zunächst eine kirchliche Laufbahn ein. 1956 folgte die theologische Promotion mit einer liturgiegeschichtlichen Arbeit, dann ein zweijähriges Vikariat in Kehl. Ab 1958 war er als Dozent für
Praktische Theologie am Priesterseminar des Erzbistums Freiburg in St. Peter im Schwarzwald
tätig, 1961 wurde er dessen stellvertretender Leiter.
Ferdinand Rieser wurde als Sohn des Religionslehrers Salomon Rieser und dessen Frau
Johanna geb. Scheuer am 17. Dezember 1874 in Konstanz geboren. Schon bald nach
seinem vierten Geburtstag verlor er den Vater durch den Tod. Die Mutter schickte ihn zur
Volksschule nach Heidelsheim, von der er nach drei Jahren zum Gymnasium in Bruchsal
überwechselte. Dort wurde er am 20. Juli 1893 mit dem Zeugnis der Reife entlassen.
Danach begann er ein Studium zunächst der Jurisprudenz, dann der neueren Philologie vom
Wintersemester 1893/94 bis zum Sommersemester 1897. Je zwei Semester verbrachte er in
Freiburg im Breisgau und in Heidelberg, je eines in Berlin, in Straßburg und wieder in
Heidelberg. Vom 5. - 10. März 1898 unterzog er sich der Prüfung für das „höhere Lehramt
an Mittelschulen“ und bestand sein Staatsexamen für Neuphilologen. Ab 30. April volontierte
er als „Lehramtspraktikant im Probejahr“ am Heidelberger Gymnasium mit den Fächern
Deutsch und Geographie. Für den Lehrerberuf schien er jedoch weder die Eignung noch die
Neigung mitzubringen.
Die Welt der Wissenschaftlichen Landes- und Stadtbibliotheken in Deutschland
ist seit jeher vielgestaltig. 65 Bibliotheken dieses Typs sind in der Arbeitsgemeinschaft der Regionalbibliotheken des DBV zusammengeschlossen: alte und junge,
große und kleine, universale und spezialisierte, vornehmlich als Sammlungen
und vornehmlich als Servicezentren profilierte Häuser. Sie alle verstehen sich
als Regional- und Forschungsbibliotheken. Und sie sind es seit Jahrhunderten
gewohnt, sich neuen Anforderungen entsprechend zu wandeln, mit wechselnden Partnern zu kooperieren oder Fusionen einzugehen. Rückschläge, Einschränkungen, auch Verluste beflügeln ihren Innovationsgeist. Oft geben dabei prekäre
bauliche und/oder finanzielle Verhältnisse den Ausschlag. Je nach den Gegebenheiten vor Ort werden ganz unterschiedliche Lösungen gefunden. Irgendwo ist
es immer gerade besonders spannend. Dieses Heft des Bibliotheksdienstes gibt
Gelegenheit, einmal dorthin zu blicken, wo unter aktuellen Bedingungen derzeit
Neues ausprobiert wird.
Zwischen 1914 und 1918 legten Bibliotheken, Archive, Museen, Behörden und Privatpersonen
überall im Deutschen Reich Kriegssammlungen an, in denen der Erste Weltkrieg als „große
Zeitenwende“ akribisch dokumentiert wurde. Erstmals wurde ein Krieg umfassend archiviert,
noch während er stattfand. Denn die Zeitgenossen erlebten ihn im Bewusstsein, an einem
weltgeschichtlich einschneidenden Ereignis teilzuhaben, das den Alltag jedes Einzelnen ebenso
tiefgreifend prägte wie die Existenz der Nation als Gesamtheit und für dessen spätere Bewertung das Tagesschrifttum von größter Wichtigkeit sein würde.
Mit Blick auf das Jahrhundertgedenken zum Beginn des Ersten Weltkriegs hat die Badische
Landesbibliothek bereits im Jahr 2013 hundert zeitgenössische Bücher und Broschüren aus den
Jahren 1914‐1918 digitalisiert. Sie stammen aus badischen Verlagen oder beziehen sich auf das
Kriegsgeschehen in Baden. Seither hat sich die Titelzahl aufgrund von Benutzeraufträgen noch
erhöht. Die digitalisierten Titel sind zu finden unter: http://digital.blb‐karlsruhe.de.
Das Spektrum der Digitalisate reicht von amtlichen Denkschriften zu wirtschaftlichen Maßnahmen während des Kriegs oder zur Invaliden‐ und Hinterbliebenenfürsorge über Kriegspropagan‐
da, Kriegstagebücher, Kriegslyrik und Kriegspredigten bis hin zur Darstellung der Kriegserlebnis‐
se von Badenern an der Front und in Gefangenschaft. Ebenfalls dabei: das mit Hunderten von
Fotos ausgestattete Gedenkbuch der Stadt Pforzheim mit den Ehrentafeln der Kriegsopfer aus den
Jahren 1915‐1920 und das Ehrenbuch der Stadt Karlsruhe für ihre 5510 im Krieg gefallenen
Bürger aus dem Jahr 1930. Oder eine alphabetische Zusammenstellung der höchstzulässigen
Lebensmittelpreise in Karlsruhe nach dem Stand vom 15. Mai 1916. Eine kleine Auswahl der
digitalisierten Titel soll hier vorgestellt werden.
Das ursprüngliche Zentrum des Lutherbibeldrucks
war Wittenberg. Bald
wurde aber auch in Frankfurt Geld mit
der Übersetzung des Reformators verdient.
Eine der Bibeln vom Main aus
dem Jahr 1560 gehört heute der Badischen
Landesbibliothek (BLB). Von ihr
handelt dieser Gastbeitrag der leitenden
BLB-Direktorin.
Als jüdischer Industrieller und Politiker verkörperte Walther Rathenau in den Anfangsjahren der Weimarer Republik für die extreme Rechte alles, was sie am „Weimarer System“ verachtete und was es in ihren Augen zu einer „Judenrepublik“ machte. Rathenau habe sich als Leiter der Kriegsrohstoffabteilung bereichert, die Kriegsniederlage bewusst in Kauf genommen, als „Erfüllungspolitiker“ Deutschland den Kriegsgegnern ausgeliefert und plane im Inneren die Errichtung einer „Judenherrschaft“, so der Tenor der Hetzschriften Theodor Fritschs und Alfred Roths. Die rechtsgerichtete Presse und deutschnationale
Reichstagsabgeordnete äußerten sich kaum gemäßigter. In Freikorpskreisen kursierten die Verse: Auch Rathenau, der Walther / erreicht kein hohes Alter. / Knallt ab den Walther Rathenau / die gottverdammte Judensau. Am 24. Juni 1922 setzte die Organisation Consul, der rechtsterroristische Ableger der Marinebrigade Erhardt, diese unverhohlene Morddrohung in die Tat um. Auf dem Weg ins Auswärtige Amt wurde Rathenaus Wagen aus einem anderen Fahrzeug
beschossen und der Reichsaußenminister tödlich getroffen.
Adolf Kern
(2017)
Die Vorfahren von Adolf Kern stammen aus Ringsheim/Baden im Landkreis Ettenheim südlich von Lahr. Die Gemeinde gehörte zum Bistum
Straßburg, war also katholisch und wurde im 30jährigen Krieg von den
schwedischen Truppen Carl Gustavs gleich mehrfach zerstört, geplündert,
die Einwohner ermordet, die Kirchenbücher verbrannt. Nach dem 30jährigen Krieg siedelten sich viele Familien wieder in Ringsheim an, darunter
auch die Kerns. Sieben Generationen können zurückverfolgt werden bis in
die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts. Es waren überwiegend Handwerker,
auch Bauern und im 18. Jahrhundert über drei Generationen hinweg vor
allem Weber und Leinenweber.
Ein wichtiges Ereignis für die historische Entwicklung des rheinfränkischen Raumes war zweifellos die Gründung der Benediktinerabtei Lorsch im Jahre 764. Diese Abtei wurde damals als Eigenkloster von Cancor, dem Grafen im Oberrheingau, zusammen mit seiner Mutter Williswinda gestiftet. Der Klosterort lag auf einer Insel, die sich zwischen zwei Armen der Weschnitz befand. Diese Niederung stellte einen alten Nebenarm des Neckars dar und war daher
ein relativ tiefes Feuchtgelände. Die Stifter übergaben das Kloster ihrem prominenten Verwandten, dem Erzbischof Chrodegang von Metz, dem Primas der fränkischen Reichskirche. Dessen Bruder Gundeland besetzte als erster Abt das neue Kloster mit Mönchen aus Gorze, wo er zuvor Abt gewesen war. Chrodegang erhielt 765 die Reliquien des hl. Nazarius und ließ diese nach Lorsch übertragen, wo sie die Bedeutung der Neugründung steigerten. Im Jahre 774 wurde das Kloster von Altenmünster, das sich ungefähr 500 Meter westlich der späteren
Abtei befand, in feierlicher Inszenierung auf die neue Stelle verlegt. Bei diesem Akt waren Karl der Große, der Mainzer Erzbischof Lul und weitere vier Bischöfe anwesend, was ohne Zweifel auf die hohe Bedeutung dieses Vorgangs und die Ausstrahlung der neuen Abtei hinweist. Karl der Große entschied 772 auch einen Streit zwischen Cancors Sohn und Abt Gundeland um Besitzrechte zugunsten des Klosters. Im gleichen Jahr übergab Abt Gundeland sein Kloster dem mächtigen Frankenkönig und erhielt dafür Immunität und Königsschutz. Damit war Lorsch in die Reihe der Reichsklöster aufgestiegen und Teil der
karolingischen Klosterpolitik geworden.