Filtern
Erscheinungsjahr
Dokumenttyp
- Wissenschaftlicher Artikel (5230) (entfernen)
Sprache
- Deutsch (5165)
- Englisch (61)
- Französisch (4)
Gehört zur Bibliographie
- nein (5230)
Schlagworte
- Geschichte (344)
- Baden (211)
- Karlsruhe (211)
- Freiburg im Breisgau (169)
- Biografie (163)
- Villingen im Schwarzwald (152)
- Villingen-Schwenningen-Villingen (125)
- Oberrheinisches Tiefland (118)
- Nationalsozialismus (112)
- Offenburg (86)
Als wir den Katalog der Bibliotheque du Grand Seminaire de Strasbourg herstellten, fanden wir einige Werke, die früher der Abtei Gengenbach gehörten. Dies war erst kürzlich wieder der Fall in der Klosterbibliothek von Ribeauville, wo wir zwei schöne Einbände aus Gengenbach vorfanden. Das gab den Anlaß zu diesem kleinen und späten Beitrag zu einer Geschichte der ehemaligen Klosterbibliothek von Gengenbach.
Die Benediktinerabtei Ettenheirnmünster war im 18. Jahrhundert nicht nur eine Stätte des mönchischen Gebetes, sondern auch ein Ort der Kunst, der Musik und - was leider schon bald nach der Aufhebung des Klosters im Jahre 1803 in Vergessenheit geriet - überdies ein Ort großer Gelehrsamkeit. Das Kloster im Münstertal war daher ein geeigneter und fruchtbarer Nährboden für ein so umfangreiches Werk wie die Biblia Sacra von Pater Germanus Cartier.
Am 17. August 2001 jährt sich der Todestag des bedeutendsten deutschen Dichters des 17. Jahrhunderts Johann Jakob Christoffel von Grimmelshausen zum 325. Mal. Von der Entzifferung seiner Anagramme in seinen literarischen Werken im Jahre 1835 und dem damit erbrachten Nachweis, daß er der Verfasser der Simplicianischen Schriften ist, sollte es bis zum Jahre 1998 dauern, bis man ihm in Renchen eine bleibende und ihrer Konzeption nach einmalige Gedenkstätte geschaffen hat.
Der damalige Bürgermeister und heutige Landrat des Ortenaukreises, Klaus Brodbeck, hat zur Grundsteinlegung im Jahre 1997 einen Aufsatz verfaßt. Mit seinem Einverständnis veröffentlichen wir diesen anläßlich des bevorstehenden Gedenktages.
Vor vierhundert Jahren, genau am 7. März 1601, kam Johann Michael Moscherosch in Willstätt zur Welt. Er sollte zu einem der bekanntesten Autoren seiner Zeit werden. Und das nicht allein durch seine Satiren, die ,Gesichte Philanders von Sittewalt', die sofort illegal in Raubdrucken nachgedruckt wurden, auch viele rechtmäßige Auflagen erfuhren und in der königlichen Bibliothek im Louvre ebenso standen wie in den fürstlichen Bibliotheken Deutschlands. Auch sein Hausvaterbuch mit dem lateinischen Titel ,Insomnis Cura Parentum', doch in deutscher Sprache geschrieben, wurde mehrfach aufgelegt, ins Dänische übersetzt und oft nachgeahmt.
Baden in Baden-Baden
(2001)
,,Alle Warmwasserquellen sind aber deswegen heilkräftig, weil ihr Wasser, in zersetzenden Stoffen durch und durch erhitzt, eine andere Eigenschaft für die Verwendung annimmt." Der römische Architekt und Architekturtheoretiker Vitruv, der im ersten vorchristlichen Jahrhundert in Diensten Caesars und Augustus' stand und sich in seinen „Zehn Büchern über Architektur" auch mit dem Bau von Bädern beschäftigt, kannte die Bedeutung des Thermalwassers für die Gesundheit. Daß seine Landsleute um 75 n. Chr. im Bereich des heutigen Markt- und Römerplatzes in Baden-Baden in unmittelbarer Nachbarschaft der heißen Quellen, die hier aus der Erde treten, eine Siedlung gründeten, ist eine Konsequenz dieses in der antiken Welt allgemein verbreiteten Wissens. Die Heilquellen waren nicht nur Anlaß für die Gründung der Stadt, sondern sind bis heute ihre Wirtschaftsbasis und ihr Hauptkapital.
Mitten im heutigen Baden-Badener Rebland, in Steinbach-Umweg und südwestlich von Varnhalt, liegt das ehemalige Kohlenbergbaugebiet. Geologisch gesehen erstreckt sich das kohlehaltige Randgebirge im Süden der Badener Senke. Die Badener Senke beginnt im Süden nördlich von Neuweier und verläuft nach Norden über Baden-Baden und das Murgtal bis zur Bernbacher Verwerfung (R. Metz) oder der Linie Waldprechtsweier-Moosbronn-Bembach. Im Osten wird dieser geologisch interessante Bereich in der Flucht Baden-Baden-Geroldsau-Gernsbach- Loffenau begrenzt. Im Westen wird die Senke vom Steinbach bis zur Murg deutlich und klar durch die Schwarzwaldrandverwerfung des Rheingrabens abgegrenzt. In dieser einstmals tektonisch sehr lebendigen Region finden wir eine Vielzahl von Erd- und Gesteinsschichten, z.B.: Gneise, Grauwacken, verschiedene Granite und Porphyre, Schieferton, Konglomerate, Steinkohlen, Arkose, Fanglomerate und Buntsandsteine.
Der Kinzigtäler Bergbau
(2001)
Seit wann in unserem Raum Bergbau betrieben wird, kann uns bis heute leider niemand sagen. Die Literatur seit der Römerzeit berichtet nicht über den Bergbau. So können wir nur die Bodenfunde befragen. Dabei müssen wir jedoch bedenken, daß viele Spuren des frühen Bergbaus längst durch später an diesen Stellen umgegangenen Tätigkeiten zerstört worden sind. Wie schnell solche Zerstörungen vor sich gehen, konnte man in den vergangenen Jahren immer wieder bemerken. So sind einige Stollenmundlöcher, die noch vor zwei Jahrzehnten offenstanden, heute nicht einmal mehr an irgendwelchen Merkmalen erkennbar. Sie sind spurlos verschwunden.
Bergbau im Durbachtal
(2001)
Die bisher bekannten Anfänge des Bergbaus in Durbach gehen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Wer jedoch die Geologie in Verbindung mit vielfachen Namens- oder Gewannbezeichnungen im Durbachtal betrachtet, muß vermuten, daß in der ehern. ,,Herrschaft Staufenberg" bereits weitaus früher Bergbau betrieben wurde. Zu nennen ist hier insbesondere die bereits 1329 zerstörte „Stollenburg", in welcher das Rittergeschlecht der „Stoll von Staufenberg" beheimatet war. Ursprung und Entstehung der Burg liegen bis heute im Dunkeln. Es ist jedoch anzunehmen, daß diese Burg zumindest annähernd zeitgleich mit der Staufenburg (Ersterwähnung 1070) entstanden ist.
Das Dorfbuch von Oberachern
(2001)
Das Dorfbuch von Oberachern ist die älteste Archivalie des ehern. Gemeindearchivs von Oberachern und hat schon aus diesem Grund eine sehr große Bedeutung, u.a. auch deshalb, weil sein Gegenstück, das Dorfbuch von Unterachern (bzw. Niederachern, das heutige Achern) nicht mehr im Stadtarchiv vorhanden ist. Vom Dorfbuch wurde 1934 von dem Karlsruher Professor Dr. Wilhelm Teichmann, Stadtbibliothekar i.R., auf dessen Initiative eine Abschrift angefertigt, welche mir - neben dessen Anmerkungen und Erläuterungen - als Grundlage diente. Das Original-Dorfbuch und die Abschrift befinden sich heute - aufgrund der Eingemeindung 1971 - im Archiv der Stadt Achern.
Die Rodung und Besiedelung im oberen Schuttertal im 11. und 12. Jahrhundert erfolgte zunächst talaufwärts der Schotter, dem Loh- und Geisbergbach entlang. Schließlich erreichten die Rodungsbauern den Gebirgskamm Hünersedel-Geisberg-Hessenberg und begannen dann im 14. und 15. Jahrhundert jenseits der Wasserscheide im Harmersbächle und im Hinteren Geisberg zu roden und Hofstätten zu errichten. Vermutlich war es in der Zeit des frühen 15. Jahrhunderts, als die ersten
Siedler mit Unterstützung der Klosterherrschaft damit anfingen, die gerodeten Waldstücke im Hinteren Geisberg urbar zu machen. Da die Ertragsfähigkeit des Bodens gering war, sahen sich die siedlungswilligen Bauernfamilien genötigt, die landwirtschaftlichen Nutzflächen zur Existenzsicherung soweit wie möglich auszudehnen und dies - wissentlich oder unwissentlich - auch über die Herrschaftsgrenze hinaus. Begünstigt wurde die extensive Rodung und Urbarmachung durch die
Morphologie des Geländes, die im Hinteren Geisberg keinen eindeutigen, natürlichen Grenzverlauf zwischen der Herrschaft Fürstenberg und dem Kloster Ettenheimmünster erkennen ließ.
Eine rätselhafte Erzählung wurde in Zusenhofen überliefert und unter die Sagen eingereiht: die Sage von der „untergegangenen Stadt Wiesenbach". Da sie nur zwei Sätze umfaßt, soll sie hier vollständig zitiert werden: ,,Zwischen Nußbach und Zusenhofen ist vor Jahrhunderten eine Stadt gelegen, Wiesenbach. In einem Krieg wurde sie zerstört, so dass kein Stein mehr auf dem andern blieb." Aus Nußbach stammt die Version, diese Stadt sei „in einer großen Flut versunken", weil die Bewohner in frevelhafter Weise ausgehöhlte Brote als Schuhe benutzt hätten.
Mit Erscheinen des „Kleinen Dialektatlasses" (= KDA), erarbeitet vom Autorenteam H. Klausmann, K. Kunze und R. Schrambke im Jahre 1993, wurde erstmals ein vollständiger Überblick über das „Alemannische und Schwäbische in Baden-Württemberg" (so der Untertitel) gegeben. Die meisten der 88 Übersichts-, Laut- und Wortkarten mit über 200 Einzelgrenzlinien (= Isoglossen) beruhen auf den neuesten Sprachmaterialien des „Südwestdeutschen Sprachatlasses". Die über eine Million umfassenden Einzeldaten dieses von Dialektologen als SSA abgekürzten Kleinraumatlasses wurden in direkter Methode von geschulten Feldforschern (= Exploratoren) vor Ort erhoben und in einem speziell für das Alemannische entwickelten Umschriftsystem, dem sogenannten Teuthonista-Transkriptionssystem niedergeschrieben. Der SSA wurde seit 1974 am Arbeitsbereich für Geschichtliche Landeskunde und Badisches Wörterbuch der Universität
Freiburg i. Br. vorbereitet und erscheint seit 1989 in Lieferungen a 50 Karten. Der „Kleine Dialektatlas" faßt nun bereits wichtige Ergebnisse seines ,großen Bruders' zusammen und stellt sie übersichtlich und für mundartinteressierte Laien anschaulich dar. Der nachfolgende Aufsatz über die Mundarten des Schwarzwaldes beruft sich in weiten Teilen auf diesem
vom Alemannischen Institut herausgegebenen Atlas. Bei der Beschreibung der wichtigsten Mundartgrenzen wird auf dessen zahlreiche Karten verwiesen. So bedeutet z.B. die Abkürzung KDA 31, daß die gerade besprochene Mundarterscheinung auf dieser Karte im „Kleinen Dialektatlas" zu finden ist. Die Kurzform z.B. SSA Il/20.00 verweist auf die bereits erschienenen
Karten des „Südwestdeutschen Sprachatlasses".
Zum Flurnamen Strut/Strüt
(2001)
Althochdeutsch ,struot' wird in den althochdeutschen Glossen mit ,palus, Sumpf' übersetzt. Der älteste Strut-Beleg kommt in der zweiten Würzburger Markbeschreibung von 799 vor: ,in die hurwînûn struot, diu dâr heizzit Giggimada'. Zugrunde liegt die Bedeutung ,Sumpf', ergänzt durch althochdeutsch hurwîn ,kotig'. Im Mittelhochdeutschen hat sich eine Bedeutungsvariante herausgebildet; mittelhochdeutsch ,struot, strût' bedeutet ,Sumpf', ferner ,Gebüsch, Dickicht, besonders sumpfige, nasse Gegend'. (Lexer 2, Sp. 1254. - Bach 2. Bd., § 309, 362. - Udolph S. 272 f.). Udolph gibt eine reichhaltige Zusammenstellung von Strut-Vorkommen, deren Zentrum in den deutschen Mittelgebirgen liegt. Die norddeutsche Tiefebene, das niederrheinische Tiefland und Süddeutschland weisen geringere Vorkommen auf. Aus dem Oberrheingebiet führt Udolph S. 288 lediglich zwei Belege an: ,Struot, Struotweide', bei Hirsingen/Elsaß, und ,in der Struote' 1320, Straßburg. Zur Verbreitung vgl. Udolph S. 226 (Verbreitungskarte). - Dittmaier S. 70 (Karte 13: Fenn, Strut). - Ramge (Karte 124: Strut).
Im Jahresband 1997 der ORTENAU (Seite 199-220) wurden in Text und Bild Funde aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vorgestellt, welche die „Archäologie-AG des Grimmelshausen-Gymnasiums" seit dem Jahre 1992 im tiefsten Gewölbekeller des Hauses Kanzler am Rande der südlichen Stadtmauer der Offenburger Innenstadt geborgen hatte. Der Verfasser hatte die fast fünf Jahre umfassenden stadtarchäologischen Aktivitäten „von der Grube zur Vitrine" und ihre Ergebnisse dargestellt, die dann im folgenden Sommer der Öffentlichkeit in einer großangelegten Ausstellung im Schalterraum der Volksbank Offenburg präsentiert werden konnten. Herr M. Yupanqui Werner, M.A., ergänzte die Darstellung durch eine exakte wissenschaftliche Beschreibung und Datierung des umfangreichen Fundmaterials, insbesondere der Keramik und der gefundenen Gläser. Was hat sich inzwischen im Kanzlerkeller getan? Daß hier eine Fortsetzungsgeschichte geschrieben werden mußte, wie der Untertitel verrät, liegt zweifellos an der hochkomplexen Baugeschichte dieses vielstöckigen Gewölbekellers, der uns immer wieder mit neuen Geheimnissen überrascht und damit als stadtgeschichtlich engagierte Arbeitsgemeinschaft zu neuen Nachforschungen herausgefordert hat.
Archäologische Untersuchungen an der „Ullenburg" bei Tiergarten, Stadt Oberkirch, Ortenaukreis
(2001)
Die „Ullenburg" liegt auf stark verwittertem Granit in 284 m Höhe am Westrand des nördlichen Schwarzwalds. Sie befindet sich etwa 2,5 km nördlich der Stadt Oberkirch, oberhalb des Stadtteils Tiergarten. Der rundliche Hügel fällt im oberen Teil nach allen Seiten steil ab und geht dann - besonders im Süden - in flachwellige Höhenzüge und Hänge über. Der Ausgang des Renchtales ist von der Ullenburg aus gut einsehbar; der weite Rundblick reicht im Westen bis Strasbourg und zu den Vogesen. Bei der Rebflurbereinigung „Ochsengrund", Teilbereich „Ullenburg", wurden umfangreiche Erdarbeiten durchgeführt, die von Mai bis Juli 1999 vom Verfasser beobachtet wurden. Bei der Flurbereinigung wurden Niveaus und Gefälle verändert, neue Wege gebahnt, sowie neue Terrassen und die zugehörigen Weinbergsmauem angelegt. Ältere Rebmauern wurden dabei beseitigt. Teile der alten Oberfläche konnten auf der Bergkuppe erhalten werden, andere Bereiche wurden abgetragen. Größere Mauerreste der Burg blieben erhalten, einige Mauerstücke mußten den Erdarbeiten weichen.
Vor rund 400 Jahren, im Jahre 1615, wurde in der Kinzig bei Offenburg ein römischer Meilenstein, der erste uns heute bekannte Fund aus unserer römischen Vergangenheit geborgen. Zahlreiche Spuren wurden im Laufe der Zeit zusammengetragen, viele Relikte dieser und anderer Epochen sind wahrscheinlich unbeachtet geblieben. Im Rahmen eines Stipendiums der Kulturstiftung Offenburg wurden alle bisher bekannten Daten zusammengestellt und ausgewertet. Neben bedeutungsvollen Steindenkmälern und römischen Münzen zeugen scheinbar wertlose Scherben von der römischen Geschichte um Offenburg. Die Arbeit zum Stand der Forschung erbrachte neue und interessante Ergebnisse.
700 Jahre Bühlertal
(2001)
Alsbald fing der Krieg wieder an. Die Straßburger bauten eine Schiffsbrücke über den Rhein und sandten eine große Reiterschar über den Rhein gegen den Windecker und die verheerte Bühlertal und was dem Windecker gehörte. So schildert der Zeitzeuge und Straßburger Chronist Jakob Twinger von Königshofen die Auseinandersetzung Reinhards von Windeck und
seiner Anhänger mit der mächtigen oberdeutschen Metropole aus den Jahren 1370-1372. Für beide Seiten war die Fehde mit großen Verlusten an Menschen, Material, Geld und Einkünften verbunden. Auf die Einzelheiten der Fehde soll hier nicht näher eingegangen werden. Wichtig ist der Hinweis auf den Ort bzw. das Gebiet, den die Straßburger mit ihren Aktionen schädigten: Bühlertal. Damit war der unmittelbare Bereich genannt, wo man den Gegner offenbar am empfindlichsten treffen konnte.
Wyhl - und nicht Tschernobyl - markiert die Krise der bundesdeutschen Atompolitik, schreibt der Sozialwissenschaftler Dieter Rucht. In Darstellungen über die Ökologiebewegung in Deutschland wird die Auseinandersetzung um das Kernkraftwerk im südbadischen Wyhl als Wendepunkt und Ereignis mit Signalwirkung beschrieben. Hier begann sich der Protest zu formieren,
hier wurde massiv und medienwirksam gegen Atomenergie demonstriert, und hier wurde der KKW-Bau erfolgreich verzögert und schließlich verhindert. Wyhl, insbesondere die Bauplatzbesetzung vom Februar 1975, steht mit am Anfang jenes Phänomens, das später als Neue Soziale Bewegungen bezeichnet wurde.
Das Freiburger Studienseminar und die Gymnasiallehrerausbildung in Baden-Württemberg (Teil 2)
(2005)
Nach dem militärischen Zusammenbruch Deutschlands übernahm die französische Armee die Staatsgewalt im Südwesten des untergegangenen Reiches. In Freiburg, nunmehr Hauptstadt des Lande Baden (Pays de Bade), das zusammen mit Südwürttemberg-Hohenzollern und Rheinland-Pfalz die französische Besatzungszone bildete, residierte die Délégation Supérieure pour le Gouvernement Militaire de Bade. Sie unterstand wiederum dem Gouvernement Militaire de la Zone Francaise d'Occupation in Baden-Baden mit General Koenig als Oberbefehlshaber.
Während der Revolution von 1848/49 wurde die so genannte soziale Frage heftig diskutiert. Ein Grund für diese Diskussion war, dass große Teile der Bevölkerung aufgrund wirtschaftlicher Krisen und steuerlicher Lasten verarmt waren, was die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößerte. Nicht nur der vierte Stand sondern auch weite Teile der übrigen Bevölkerung waren
wegen unerfüllter Versprechungen, stecken gebliebener Reformen und der zögernden Beseitigung feudaler Relikte unzufrieden. Diese Situation führte zu sozialen Spannungen zwischen den Besitzenden und den Nichtbesitzenden und gefährdete die Stabilität der deutschen Gesellschaft. Das sozialrevolutionäre Potential bildete deshalb ein tragendes Element der 1848/49er-Revolution, das von den Protagonisten der Revolution durch gezielte Agitationen nutzbar gemacht wurde.
Polenvereine und Polenkomitees wurden in den Jahren 1831/32 zum festen Bestandteil der bürgerlichen Öffentlichkeit in Baden. Im Sommer 1831 leisteten sie wohltätige Hilfe für die polnischen Freiheitskämpfer, als diese sich gegen die russische Teilungsmacht auflehnten. Nach der Niederlage des Aufstandes im September 1831 suchten polnische Offiziere und Soldaten
politisches Asyl in Frankreich. Auf ihrem Marsch durch deutsche Länder Anfang 1832 sorgten zahlreiche Polenvereine für die Aufnahme der Geschlagenen Helden. Dabei lagen Wohltätigkeit und politische Demonstration, nämlich freisinnige und nationale Gesinnung, die sich vor allem in einer freiwilligen Vereinsgründung äußerte, dicht beieinander. Diese Verbindung
muss auch für bürgerliche Frauen sehr reizvoll gewesen sein. Ihr besonderes Engagement in der Polenhilfe wurde von den Zeitgenossen zwar ganz unterschiedlich kommentiert, aber unbemerkt blieb es nicht.
Im Jahre 1991 wies Professor Hermann Brommer die Autorin auf den Riegeler Bildhauer Anton Anreith hin, der in Kapstadt (Südafrika) Karriere machte und dessen Wirken noch heute an vielen Stellen in der Stadt und der Kapregion zu sehen ist.
Auch die Suche nach Anton Anreith im Internet führt schnell nach Kapstadt. Während er in seiner Heimat nahezu unbekannt ist, findet er in der afrikanischen Kunstgeschichte Beachtung.
Ferdinand Hartmann von Sickingen (geb. 1673; Herr zu Ebnet 1697-1743) begann im Jahre 1707 mit der sich über einen langen Zeitraum erstreckenden Anlage des Schlossparks zu Ebnet. In einem Tagebuch erwähnt er 1740 unter dem Monat Juni: Zue Ebnet den 13. der Erste Stein zue dem neuen sahl und treibhäuser geleget worden. Es darf vermutet werden, dass damit die erst später als solche genannte Orangerie gemeint ist. Man begnügte sich jedoch nicht lange mit diesem ersten Bau. Die von Sickingen gehörten zum vornehmsten Adel des Breisgaus und wollten sich standesgemäß präsentieren. Ferdinand
Sebastian von Sickingen (der Sohn des Vorgenannten; auf Ebnet 1743-1772), Präsident des Vorderösterreichischen Ritterstandes, ließ daher von 1748 bis 1751 das jetzige Schloss Ebnet erbauen. Das ältere, an derselben Stelle stehende Herrenhaus wurde dazu teilweise abgetragen und verlängert.
Einhergehend mit der ständig zunehmenden Technisierung und Industrialisierung während der letzten etwa hundertfünfzig Jahre haben viele Städte. Gemeinden und Gebäude ihr Gesicht oftmals sehr wesentlich verändert. Im Schwarzwald wurden - primär bedingt durch die sich kontinuierlich verschlechternde finanzielle Situation in der Landwirtschaft, deren Ende noch nicht
abzusehen ist - viele altehrwürdige Bauernhöfe aufgegeben, zweckentfremdet oder dem endgültigen Verfall überlassen. Nicht selten fielen noch erhaltenswerte historische Schwarzwaldhäuser einer entstellenden „Modernisierung" zum Opfer. Da diese alten landschaftstypischen Häuser wertvolle Kulturdenkmale sind oder waren, ist eine solche Entwicklung aus vielerlei Gründen sehr bedauerlich.
Freiburg, den 15. Juni 1495: Der zuständige Schreiber notiert in der städtischen Rats Erkanntnus folgende Anweisung:
"Man sol den Höltzli annemen, in Sant Martins turn furen, von stund an inn fragen, im trówen vf den diebsturn.
Seit er nit, inn in diebsturn furen, in der ordnung zu im gon. Nach sinr sag haben bürgermeister vnd
obristmeister gwalt witer ze handeln." Fälle wie dieser tauchen in der städtischen Überlieferung immer wieder auf. Personen sollten gefangen genommen und im städtischen Gefängnis, im Martinsturm, verhört werden. Waren sie nicht geständig, drohte man ihnen an, sie in den Diebsturm - und damit in die Folterkammer - zu überführen. Nach der "Aussage" des Delinquenten sollten dann der Bürger- und der Obristmeister über das weitere Vorgehen entscheiden. Neu sind hingegen die Anweisungen am Rand. Blättert man die Rats Erkanntnus der Jahre 1495/1496 durch, bleibt das Auge des Lesers zuweilen an Marginalien, wie der genannten oder wie: ins vrgicht buch, ins freuelbuch oder ins vrfech buch schriben hängen. Die Rats Erkanntnus,
eine Form der Ratsprotokolle, genügte demnach nicht als Aufzeichnungsort, die Vorkommnisse sollten nochmals gesondert niedergeschrieben werden.
Den Touristen auf dem Freiburger Münsterplatz wird das Gebäude, um das es in diesem Beitrag gehen soll, kaum auffallen, steht es doch im Schatten der Alten Wache (heute Haus „des Badischen Weines"). Zudem verstellten drei Jahre lang Gerüste, Kräne und Baucontainer die Sicht auf das Haus. Dennoch ist es vielen Freiburgern bekannt, wurde es doch jahrzehntelang als Treffpunkt und Veranstaltungsort der katholischen Gesamtkirchengemeinde genutzt. Die Rede ist von der Kooperatur. Sie liegt in der im Zweiten Weltkrieg nicht zerstörten Südostecke des Münsterplatzes, zwischen Alter Wache und einem heute als Domherrenhaus genutzten Barockgebäude, schräg gegenüber dem Wentzingerhaus. Wer die Kooperatur genauer betrachtet, dem werden einige Besonderheiten an diesem Gebäude auffallen: Als erstes sticht die Maßwerkrosette in der Giebelfassade ins Auge. Spätestens dann wird einem bewusst, dass im Gegensatz zu den meisten anderen Häusern hier die Giebelseite zum Platz ausgerichtet ist. Auffällig sind auch die großen Fenster des ersten Obergeschosses mit aufwändigen spätgotischen Gewänden. In der ebenfalls mittelalterlichen Rückfront sitzt im Giebelspitz ein rundbogiges, romanisch anmutendes Doppelfenster. Diese und andere Auffälligkeiten sind durch eine verzwickte Baugeschichte bedingt, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Der gegenwärtige Umbau gab Anlass, das Gebäude intensiv zu erforschen. Dabei kamen überraschende Ergebnisses zu Tage.
Das Zinsbuch des Heiliggeist-Spitals von 1456/57 enthält einen Nachtrag aus dem Jahr 1480, der besagt: Dis hus ist halb hinwegk gerunnen von der grosse gúss im jor 1480 da die brugken ouch hinweg runnen vnd ander gross schad geschach. Das hier erwähnte zerstörte Haus des Heiliggeist-Spitals gehörte zu den ca. 20 Häusem und Scheunen, die ein Hochwasser 1480 in der Wiehre verwüstete und bei dem auch zwei Menschen um Leben kamen. Der Rat der Stadt Freiburg forderte kurze Zeit später, das sich all die so handwerck trybent in jars frist darzu schickent, in die statt ... zú ziehn. An einen Fortbestand der Wiehre war folglich zunächst nicht gedacht. Dem Kloster Adelhausen, den Pflegern des Gutleuthauses und den vom Rat angesprochenen Handwerkern ist es zu verdanken, dass der südlich der Dreisam gelegene Wiehrebach doch wieder hergerichtet wurde, und die Siedlung weiter bestehen konnte: Sie baten den Magistrat im August des gleichen Jahres - unter Vorlage älterer Besitzurkunden - um die Erlaubnis zur Wiederherstellung des Wiehrebachs. Diese Naturkatastrophe öffnet nicht nur den Blick auf die komplexen Besitzverhältnisse auf dem südlichen Uferstreifen der Dreisam, wie sie sich im ausgehenden 15. Jahrhundert darstellten, sondern macht auch deutlich, wie eng die Existenz der Wiehre zu dieser Zeit an wasserwirtschaftliche Anlagen gebunden war und wie anfällig diese Anlagen gegen größere Hochwasserereignisse waren.
Das Elternhaus meines Vaters stand am Grünen Berg, dem westlichen Ausläufer des
Sommerberges. Direkt über dem Wohnhaus steht heute noch Eichenwald. In früheren Zeiten wurden diese Eichenwälder zur Gewinnung von
Brennholz und Eichenrinde genutzt. Das hat auch meine Großmutter mir
oft erzählt. Deshalb habe ich über die Arbeit der Bauern nachgeforscht, um
was Näheres zu erfahren. Anfangs des letzten Jahrhunderts und vereinzelt bis etwa 1965 wurden
im mittleren Schwarzwald und in unserer Heimat im Entersbachertal, im
Nordrachtal, im Schottenhöfertal und im ganzen Harmersbachtal großflächig Eichen angebaut. An steilen, felsigen Hängen, wo der Untergrund
fehlte und der Hochwald weniger gut gedeiht, ließ man Eichen und Kastanien wild aufwachsen, bis die Rütti etwa 20-30 Jahre alt war. Diese
Niederwälder wurden hauptsächlich für den Gewinn von Brennholz und
Eichengerbrinde genutzt. Die Bauern teilten ihre Eichenschälwälder so ein,
dass sie die Flächen stückweise in etwa 20-25 Jahren abholzen konnten.
So konnten sie regelmäßig jedes Jahr ein Stück ihres Eichborsches schälen
und abholzen. Ein Zentner Eichengerbrinde brachte damals 13-15 DM ein,
das war ein schöner Tagelohn für einen Arbeiter. Heute bekommt der Bauer auch nur ca. 15 DM ausgezahlt, doch das entspricht heute nur noch einem Stundenlohn. Die Eichenrinde lässt sich heute nicht mehr preisgünstig
verkaufen, weil es für die Herstellung von Leder chemische Mittel gibt.
Als Erstes wird der Stamm mit der Spitze des Hackmessers, dem so genannten „Sasen" aufgerissen
Nicht erst seit 1955, als im Zeichen des bundesdeutschen „Wirtschaftswunders" Vereinbarungen mit Italien über die Anwerbung von Arbeitskräften getroffen wurden, oder seit der Beschäftigung italienischer Arbeiterinnen und Arbeiter in der deutschen Bau-, Ziegel- und Textilindustrie im
ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert reisten Italiener auf der
Suche nach Arbeit und Einkommensmöglichkeiten über die Alpen nach
Norden.[2] Bereits zwischen dem 16. und ] 8. Jahrhundert wanderten Tausende von Hausierern, Kaufleuten und Handwerkern aus Italien in deutsche
Territorien ein.[3] Einzelne ließen sich auch in der Reichsstadt Offenburg
nieder. Hier konnten bislang für die zweite Hälfte des 17. und das 18. Jahrhundert über zwanzig italienische Männer ermittelt werden, die entweder
alleine oder mit ihren Familien in der Stadt lebten. Sofern genauere Herkunftsangaben vorliegen, stammten die Zuwanderer aus Oberitalien, insbesondere aus den Gebirgstälern am Südrand der Alpen sowie aus dem Gebiet der drei großen oberitalienischen Seen, dem Lago Maggiore, Lago di
Lugano und Lago di Como.[4]
Anlässlich des 600. Todesjahres Lamberts von Brunn, neben anderen hohen geistlichen und weltlichen Ämtern Reichsabt des Klosters Gengenbach
von 1356 bis 1374, traf sich im Juli 1999 der Historische Verein Gengenbach zu einem Gespräch - neudeutsch „Workshop" - über Leben und Wirken des späteren Fürstbischofs von Bamberg. Dabei kam der Gedanke auf,
die Grabstätte des nicht nur für Gengenbach, sondern auch das ausgehende
Mittelalter bedeutenden Kirchenmannes im Bamberger Dom aufzusuchen.
In der Sinzbeimer Überlieferung erscheinen vereinzelt zwei Häusernamen
mit Rechtscharakter: das Haus zum Bock und das Gefängnis die Katze. Zunächst das Haus zum Bock: ,Die Heimburgen geben 4 1/2 gulden zins zu
sanct lucien tag vom Gerichthuse genannt zum Bock by der Lynnden'
1510/f. 53 r. Dieses Haus war das Gerichtshaus, in dem die Heimbürgen
des Amts Sinzheim zu ihren Sitzungen zusammenkamen. Heimbürge,
mhd. heimbürge m. ,Gemeindevorsteher'~ ist der Inhaber eines (ländlichen)
Gemeindeamts, dessen näherer Inhalt von Fall zu Fall zu bestimmen war.
(Bad.Wb. 2, S. 603). Für die Nutzung mussten die Heimbürgen einen bestimmten Zins zahlen, und zwar auf ,sanct lucien tag', 13. Dezember, ein
Tag, der im Volksglauben nicht unbedeutend war. Das Gerichtshaus stand
bei der Linde, mitten im Ort. Diese Linde wird immer wieder erwähnt:
,bey der Linden uff dem Bühel vor der Kirchen' J 575 Il/f. 171 v; ,bey der
Linden vorm Rathaus' 1654/f. 313 v. Der Bestand dieses Gerichtshauses
lässt auch eine Verbindung zur Büttelmatte zu. Diese bei der Hilsmatte gelegene Wiese war dem Büttel zur Nutzung überlassen. Büttel ist der Gerichtsbote, der Gerichts- oder Amtsdiener, später der Ortsdiener.
Die Hofkreuze von Hofstetten
(2003)
Die Hofkreuze in Hofstetten sind Hochkreuze und tragen alle einen Christus-Korpus. Geht man der Geschichte und den Inschriften der Kreuze nach, entdeckt man, dass viele Leute, meistens Bauern, Hofkreuze aus Dankbarkeit, zur Erinnerung an Menschen, als Mahnmal, als Gotteslob, zum Schutz vor Seuchen und Blitzeinschlägen oder in Verbindung mit einem
Gelübde errichtet worden sind. Heute werden keine Hofkreuze mehr gebaut, weil viele Menschen nicht mehr so religiös eingestellt wie früher sind. Allerdings entdeckt man am Straßenrand oft Kreuze, die an einen Unfall erinnern und die Vorbeifahrenden mahnen sollen.
Zur Errichtung des dritten Turenne-Denkmals in Sasbach (Mittelbaden) wurden zwischen 1826 und 1829 ungewöhnlich große Granit-Findlinge im Nord-Schwarzwald gesucht und schließlich als Rohmaterial verarbeitet. Der Autor suchte ebenfalls in den 90er-Jahren laufend nach überdimensionalen Gesteinsblöcken in ungewöhnlicher geologischer Position im Schwarzwald und anderen Mittelgebirgen, um seine These einer mächtigen Nordischen Inlandvereisung eines eigentlich nach Lehrbuch eisfreien Raumes in Mitteleuropa zu untermauern. Dadurch ergab sich der Kontakt mit dem gerade wieder eröffneten Turenne-Museum - zusammen mit dem Eigentumsübertrag an die Gemeinde Sasbach - und die Aussicht, den Ursprung und die Dimension der großen Findlingsblöcke für das dritte Turenne-Denkmal zu erforschen.
Wenn man auf der Bundesstraße 3 von Offenburg, Lahr oder Ichenheim auf Niederschopfheim zufährt, sieht man von weitem den Zixenberg, einen Lößhügel, der aus der Vorbergzone kommend weit in die Rheinebene hineinragt. Weil es zu diesem Berg viel Geschichtliches und Geschichten gibt, sollen sie hier einmal zusammengefasst erzählt werden. Der Name ist die verstümmelte Form von Sixtusberg und deutet auf die Zeit, als die Römer in den Jahren nach der Zeitenwende in unserer Gegend waren. Sixtus war ein sehr häufiger Name bei den Römern. Zix ist in der Umgangssprache der Niederschopfheimer die Abkürzung für den Namen Sixtus.
Vor 200 Jahren stimmte der Deutsche Reichstag dem sog. Reichsdeputationshauptschluss zu, der am 25. Februar 1803 in Regensburg beschlossen und veröffentlicht wurde. Dieser Reichsdeputationshauptschluss bedeutet in der deutschen Politik das Ende der Kleinstaaterei und das Entstehen von Mittelstaaten wie etwa von Baden und Württemberg. Er bedeutet aber auch kleinräumig - für die Ortenau etwa - das Ende der landesherrlichen Flickenteppich-Struktur vieler kleiner Landesherrschaften, wie etwa des Hanauerlands, der Reichslandvogtei, der Grafschaft Gengenbach, der Fürstenberger und des Fürstbischofs in Straßburg. Der Reichsdeputationshauptschluss an sich war ein erstes und nur ein vorläufiges Ende von vielen Kriegen seit 1792, die in der Französischen Revolution von 1789 begründet waren. Die Nachbarn Frankreichs sahen die Revolution und Napoleon als Umsturz des bestehenden Herrschaftssystems und schlossen sich in Koalitionen gegen Frankreich zusammen, um diese Gefahr abzuwehren.
Das Bezirksamt Appenweier
(2003)
„Im Merzen wurden wir badisch", stellte Pfarrer Walter von Appenweier 1806 in seiner Pfarrchronik lakonisch fest und ließ dabei nicht erkennen, ob er sich der großen politischen Bedeutung der staatlichen Neuordnung im Südwesten bewusst war. Allerdings hatte er die Fragwürdigkeit althergebrachter wie neugeschaffener dynastischer Bindungen erfahren, als während der knapp fünfzig Jahre seines Lebens der Besitzer der Landvogtei Ortenau fünfmal gewechselt und er selbst sein Kloster Allerheiligen durch Säkularisation verloren hatte. Der neue Herrscher jedoch, der Großherzog von Baden, gedachte, der
Unbeständigkeit ein Ende zu bereiten und begann aus seinen alten Ländern und den durch den Reichsdeputationshauptschluss neu dazu gewonnenen Gebieten einen festen auf Dauer angelegten Staat aufzubauen, er schaffte überkommene Institutionen ab und plante, für alle Landesteile geltende moderne Strukturen einzuführen. Weil das Dorf Appenweier bei diesem Prozess seinen bisherigen Sitz eines Landesgerichtes verlor, aber seine bevorrechtigte Stellung nicht aufgeben wollte, schalteten sich die Gemeindeoberen rechtzeitig in die Reformdiskussion ein, indem sie zwei Deputierte, den Adlerwirt Ignaz Werner und den Kronenwirt Franz Michael Knapp -er wird acht Jahre später als Landtagsabgeordneter die Verfassungsurkunde mitunterzeichnen - nach Karlsruhe schickten, um dort eine Art Petition zu
übergeben.
Zum württembergischen Amt Homberg gehörten die Städte Hornberg und Schiltach, die Dörfer Reichenbach, Gutach, Hinter-Lehengericht, Langenschiltach, Martinsweiler, Weiler und Burgberg und teilweise Kirnbach, Tennenbronn, Hardt und Peterzell.
Der frühe Bergbau wurde nur in Handarbeit mit „Schlägel und Eisen" durchgeführt. Deshalb wurde nur der unbedingt notwendige Bewegungsraum ausgehauen, weshalb viele Strecken nur in gebückter Haltung, kniend oder nur kriechend befahren werden konnten. Besondere Schwierigkeiten bereitete es, dem in die Bergwerke eindringenden Wasser Herr zu werden. Das geschah mittels hölzerner Pumpen, ,,Kunstgezeug" oder ,,Wasserkunst" genannt. Erst im 17. Jahrhundert wurde das Sprengen mit Schwarzpulver im Bergbau üblich. Aber auch dann war die Arbeit noch sehr mühevoll, schwierig und nicht ungefährlich.
Josef Ignaz Peter, der aus Achern stammende Justizminister der badischen Revolutions-Regierung, floh 1849 in die Schweiz. Auf Betreiben der Großherzoglich Badischen Regierung verwiesen die Eidgenossen den am 9. April 1850 zu 20 Jahren Zuchthaus Verurteilten ihres Landes. Über Straßburg floh Peter weiter nach Paris. Dort lebte er von Juni 1850 an in ärmlichen Verhältnissen. 1854 erlaubte ihm der Kanton Thurgau, nach Frauenfeld zu seiner mit dem Arzt Dr. Konrad Reiffer verheirateten Tochter Emma zu ziehen, wo er auch seine Frau und seine unverheiratete Tochter Maria fand. 1862 erließ ihm Großherzog Friedrich den Rest der Strafe. Josef Ignaz Peter starb am 19. September 1872 in Achern im Alter von 83 Jahren. Die kinderlos gebliebene Emma Reiffer hinterließ den Nachlass ihrer Eltern den Kindern der Schwester ihres Vaters, Helene Peter. Die Papiere, welche an die „Mina" genannte Cousine Anna Wilhelmine verheiratete Blaß in Freiburg gelangten, befinden sich heute als Dauerleihgabe im Staatsarchiv Freiburg. Andere Papiere kamen an Minas fünf Jahre älteren Bruder, den Achemer Handelsmann und späteren Bürgermeister Franz Peter, in der Folge an dessen Tochter Marie Helene verheiratete Gerner. Darunter befinden sich 13 Briefe Helene Peters von März 1848 bis Januar 1851 an Tochter Mina und Schwiegersohn Konrad Blaß in Freiburg. Sie lassen noch heute die Nöte und Sorgen jener Jahre spüren.
Lorenz Oken, 1779 in Bohlsbach bei Offenburg als Sohn eines armen Kleinbauern geboren, stieg dank seiner überragenden Begabung und einer ungewöhnlichen Willenskraft bis zu seinem 28. Lebensjahr zum Professor an der Universität Jena auf. Er wurde dort zu einem führenden Naturphilosophen und Naturforscher seiner Zeit, ab 1817 auch zu einem umstrittenen politischen Wortführer, als er in seiner Zeitschrift Isis mit liberalen Forderungen nach demokratischen Grundrechten in ganz Deutschland Aufsehen erregte. Im Jahr 2001, seinem 150. Todesjahr, wurde seiner im Heimatort Bohlsbach (heute Stadtteil von Offenburg) mit einem großen und eindrucksvollen Fest gedacht, und es erschien in Zusammenarbeit der Stadt Offenburg mit der Universität Jena ein Sammelband über Oken unter dem Titel: Lorenz Oken (1779-1851) Ein politischer Naturphilosoph, in dem Okens Leben und Wirken unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet wird.
Das heute noch existierende Gebäude der früheren jüdischen Lungenheilanstalt in Nordrach ist einer der bemerkenswertesten Orte südbadischer
Geschichte im 20. Jahrhundert. An kaum einem anderen Ort traten zwei
der Hauptziele des nationalsozialistischen Staates in so konzentrierter
Weise auf: die Vertreibung und Vernichtung jüdischen Lebens, sowie der
Versuch, die „arische Rasse" zu vermehren. In dem stattlichen Haus in der
Nordracher Ortsmitte war vor der NS-Zeit fast vier Jahrzehnte lang die einzige jüdische Krankenheilanstalt in der Ortenau ansässig. Der regionalgeschichtlichen Bedeutung des Gebäudes steht das geringe Interesse von
Seiten der historischen Forschung gegenüber. Bislang ist die Geschichte
des Hauses und seiner Bewohner/-innen nur in Ansätzen bekannt. [1]
Vor nunmehr 50 Jahren, im Frühjahr 1952, erschien in der Ortenauer
Rundschau ein Artikel unter der verheißungsvollen Überschrift „Der
Mann, der las, ohne zu sehen". Der anonyme Verfasser berichtet darin von
einem Bürger aus Offenburg namens „Leo Kahn", der unter dem Pseudonym „Professor Alkadar" mit okkultistischen Experimenten aufgetreten
sei, dabei äußerst erfolgreich gewesen war und es mit seinen Fähigkeiten
sogar bis zum „Hofkünstler am englischen und russischen Hofe" gebracht
habe. In Offenburg, seiner Heimatstadt, habe er seine Experimente hingegen nur im privaten Kreis durchgeführt. Mit Kahn zusammengearbeitet
hatte in Offenburg der Chefarzt des Krankenhauses, Dr. Hofmann, ,,der für
Hypnose, Somnambulismus, Okkultismus, Parapsychologie großes Interesse hatte". Für den Verfasser des Artikels war Kahn „ein ausgesprochener
Schwarzer Magier", dessen Experimente „alle mit großer Verblüffung [gelangen]."[1]
Quirin Moscherosch stand zu Lebzeiten und steht bis heute im Schatten seines älteren Bruders. Es gibt kein Denkmal und keine Inschrift, die an ihn
erinnern würde. Sein literarisches Werk erscheint schmal. Wenn man in
Iüerarbistorischen Lexjka nachschlägt, dann sieht es so aus, als habe er - als
Pfarrer - eben geistliche Lieder gedichtet und bei Hochzeiten und Begräbnissen Freuden- und Trauerlieder verfasst, wie es in seiner Zeit üblich war.[2]
Dem älteren Moscheroscb gelang der Aufstieg zu hohen Regierungsämtern, die ein Staatsdiener, dem die letzte Qualifikation, der juristische Doktorgrad, fehJte, eben erreichen konnte, zum Amt des Fiskals (eine Art Polizeichef) in der Freien Reichsstadt Straßburg, zum Vorsitzenden des Regierungskollegiums der Grafschaft Hanau-Münzenberg in der Residenz
Hanau am Main. Quirin Moscherosch dagegen blieb, so könnte man sagen,
auf bescheidenen Dorfpfarreien in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg hängen, zuerst in Offendorf, dann in Bodersweier; So sieht der Vergleich aus,
wenn man sich auf die gängigen literarhistorischen Darstellungen verlässt.
Dieses Urteil wäre bei genauerer Betrachtung und bei vollständiger Erfassung aller Schriften Quirin Moscheroschs zumindest in zwei Punkten zu
revidieren. Zum einen ist seine literarische Hinterlassenschaft nicht so
schmal und einförmig wie es scheint. Es gibt bisher nur keine vollständige
Bibliographle seiner Schriften.[3] Zum Zweiten war seine berufliche Stellung nicht so bescheiden. Er nahm in den Jahren von etwa 1650 bis zu seinem Tod 1675 in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg immer wieder Aufgaben wahr, die ihn als Landes- und Hofpoet des regierenden Grafen erscheinen lassen. Davon gleich mehr.
Sie waren die „Pioniere der Leica", der legendären Kleinbildkamera, und
hatten sich durch Zufall gefunden: Dr. Paul Wolff aus Mühlhausen im
Oberelsass und der Offenburger Alfred Tritschler. Ihr Archiv mit einem
Negativbestand von ca. 500 000 Aufnahmen hat die Wirren der Zeit überstanden und existiert heute noch in Offenburg, dem letzten Sitz der gemeinsamen Firma. Von 1927 bis 1960 datieren diese Schwarzweiß-Bilder:
Ein einmaliger, kostbarer Bestand an visueller Erinnerung befindet sich damit in der Ortenau. Längst haben die Namen der beiden Fotografen Geschichte gemacht. In keinem Handbuch über Schwarzweiß-Fotografie fehlen sie. Und bis heute kommen Anfragen nach Ausstellungen in Offenburg
an. Im Frühjahr 2001 beispielsweise zeigte die Leica-Gallery in New York
eine Retrospektive mit Aufnahmen von Paul Wolff „Fifty Years after his
death".
In Renchen fand vom Montag, 21. Juli bis Donnerstag, 24. Juli 2003 eine Tagung der Grimrnelshausen-Gesellschaft statt, die unter dem Thema „Grimmelshausen in seiner regionalen Umwelt" stand. Es nahmen daran sowohl Hochschullehrer als Mitglieder der Gesellschaft wie auch Grimmelshausen-Kundige aus der Ortenau und aus Landschaften teil, die für das Leben Grimmelshausens bedeutsam waren. Die auf die Ortenau bezüglichen Vorträge reichten von „Grimrnelshausens Verwandte" bis zu „Die Literarisierung der Griesbacher und Peterstaler Sauerbronnen bei Moscherosch und Grimmelshausen". Ein der Öffentlichkeit zugänglicher Abendvortrag befasste sich mit dem Thema „Die Insel in der Ortenau. Heimat als Kulisse ,verdeckter Wahrheit"'. Die Beiträge werden im Organ der Grimmelshausen-Gesellschaft, der Zeitschrift „Simpliciana", Jahrgang XV (2003) veröffentlicht (über den Buchhandel beziehbar). Sie werden ihrer Themen wegen auch in der Ortenau Leser finden.
„Im Jahr 1867, 16. Februar, früh halb ein Uhr wurde dahier ein Kind
männlichen Geschlechts geboren, welches den Namen Oscar erhjelt. Seine
Eltern sind der hiesige Kaufmann Josua Haberer, Bürger von Friesenheim
und seine Ehefrau Rosa, geborene Löwe von Gundelsheim, beide mosaischer Religion. Zeugen sind der hiesige israelische Religionslehrer Simon
Stern, Bürger von Siegelsbach, Amt Sinzheim, und der hiesige Handelsmann Bernhard Bodenheimer, Bürger von Diersburg.
Offenburg, den 27. Februar, Karl Bähr, Pfarrer"
So lautete der Geburtseintrag von Oscar Haberer im Standesbuch der Israelitischen
Religionsgemeinschaft Offenburg. Vor der Einführung der
staatlichen Eintragung erfolgten diese Einträge im Kirchenbuch der Evangelischen
Kirchengemeinde Offenburg, und dort im Pfarrbüro in der Okenstraße
wird deshalb auch Oscars Geburtsurkunde heute noch aufbewahrt.
Auf viele Jahrzehnte hinaus trübte, ja vergiftete ein 1925 geschriebenes
Lebensbild die Erinnerung an das Verhältnis Regine Jolbergs [2] zu Leutesheim, dem Ort ihres ersten Wirkens. ,,Sie hatte clie Kinder des Dorfes neun
Jahre lang in reinster Liebe gepflegt. Den Eltern hatte das nicht das Geringste gekostet. Die selbstlose Frau hatte das, ohne ein Wort darüber zu
verlieren, alles freiwillig und umsonst getan. Sie hatte alle Kinder in jeder
Weise beschenkt und erfreut und ihre ganze Lebenskraft sowie die ihrer
Kinder der Gemeinde gewidmet. In jeder Not war das Haus der Mutter Jolberg eine Zufluchtsstätte für jedermann in der Gemeinde, und nun hinausgejagt!"[3] Die Beziehung zwischen Regiine Jolberg und Leutesheim lässt
sich auf diesen einfachen Nenner jedoch nicht bringen. Das Studium der
Quellen ergibt ein anderes, ein sehr eigenartiges und komplexes Bild.
Ökumene in Achern
(2002)
Die Geschichte der Acherner Ökumene begann 1842 in der Heil- und Pflegeanstalt Tllenau. Nach dem Willen Dr. Christian Rollers, ihres Gründers,
sollte deren Kirche beiden Konfessionen gemeinsam dienen. Rollers Vorgehen stieß beim Erzbischöflichen Ordinariat auf wenig Gegenliebe. Erst
1844, nach langwierigen Verhandlungen etwa über die Stellung von Altar
und Kanzel, stimmte Freiburg der Illenauer Simultan-Kirche zu.
Am 25. März 1843 legte Christian Ro ller in einem Brief an die Regierung des Mittelrheinkreises seine Beweggründe dar: ,,In einem Saal schlafen bei uns Katholiken und Protestanten, sie essen an einem Tisch, der
Wärter oder die W ärte rin einer Konfession betet für protestantische und
katholische Kranke das Tisch- und das Abend-Gebet; ja noch mehr kann es
dem Kranken einer Konfession einfallen, und wir können es nicht wehren.
Nicht eine Vermischung des konfessionellen Unterschiedes ist es, was wir
wollen, derselbe wird durch den jeder Konfession eigentümlichen Religionsunterricht und Gottesdienst hinreichend festgehalten, nur verhüten
möchten wir, dass man eine bereits vo1lendete, seit mehr als einem Jahr bestehende Kircheneinrichtung gänzlich herausreiße."[1]
Im Jahr 1985 kaufte der Lahrer Turnverein das so genannte „Henkerhiisli"
in Lahr und baute es um. Durch den Umbau wurde das kleine Wohnhaus
der Familie Vinther mit dem großen Gewölbekeller grundlegend verändert.
Ein Wappenbild dieser Familie aus dem Jahre 1561 ist heute noch über
dem Tor zum Gewölbekeller zu sehen. Das kleine Haus dient heute dem
Lahrer Turnverein als Geschäftsstelle, das Obergeschoss als Versammlungsraum und das schöne Kellergewölbe ist der Jugend vorbehalten. Das
,,Henkerhiisli" soll einst der Lahrer Scharfrichterfamilie als Wohnung gedient haben.
Seit dem Jahre 1998 habe ich die Ehre und gleichermaßen auch die Freude,
Mitglied in der Jury der Stadt a. H. und des Ritter-von-Buß-Bildungszentrums in Zell a. H. zu sein, die über die Preise innerhalb des Josef-Bildstein-Aufsatz-Wettbewerbs entscheidet.
In dieser Zeit und schon früher als Gast habe ich die nunmehrige 25-
jährige Tradition der Bildstein-Aufsätze in Zell a. H. kennen und schätzen
gelernt. Eine positive Folge davon ist u. a., dass im Jahresband 2001 der
,,Ortenau" erstmals einer der preisgekrönten Aufsätze erschienen ist.
Eine weitere Folge meines Mitwirkens in dieser Jury war ein wachsendes persönliches Interesse an der Person Josef Bildsteins, der ich im ersten
Teil dieser Untersuchung nachgehen möchte. Dabei wurde ich selbst zu
einem „Bildstein-Schüler".
Scharfrichter in der Ortenau
(2002)
Stumme Zeitzeugen, wie die Galgen bei Triberg und in Lahr, Richtschwerter in Achern, Gengenbach und Triberg, früher auch in Memprechtshofen, Gewannbezeichnungen, wie Galgenbühl in Haslach, Galgenbosch in Bühl, Schindanger in Kork oder Galgengrün in Wolfach, das
Stöckerhaus oder Meisterhus in Hausach, das Henkerhüsli in Lahr oder
das Scharfrichterhaus in Ettenheim, um nur eine Auswahl zu nennen,
auch Kirchenbucheintragungen und Ratsprotokolle weisen auf einen
Berufsstand hin, den es in der heutigen Zeit in Deutschland gottlob nicht mehr gibt, den Scharfrichter, Henker oder Nachrichter, lateinisch carnifex
(wörtlich übersetzt: Fleischmacher) oder iugulus, d. h. Halsabschneider,
auch Züchtiger genannt.
Vom berühmten Rastatter Maß
(2003)
Von Rastatt sagt ein Buch, das 1725 in Frankfurt und Leipzig erschien, dass es „groß/und wegen der großen Maß/berühmt" sei. Und dass es „insonderheit wegen des grossen Maasses berühmt" sei, steht auch in dem betreffenden, 1741 in Halle und Leipzig erschienenen Band der berühmten Zedlerschen Enzyklopädie. (Und beide Male steht es gleich im ersten Satz.) Im Jahre 1799 kam dann, in Dortmund, die „Jobsiade" von Karl Anton Kortum heraus: eine komische Biographie des recht nichtsnutzigen Kandidaten Hieronimus Jobs aus Sulz- oder Schildburg in Schwaben, der jedoch, nach vielen Verwirrungen, schließlich Pfarrer von Ohnwitz wird, nachdem der bisherige Amtsinhaber plötzlich das Zeitliche gesegnet hat.
Im Bereich der mit ,Bild/Bildstock' und damit gebildeten Flurnamen machen Vorkommen mit ,Haus' oder ,Häusle' als Grundwort nur einen geringen Anteil aus. Bereits 1951 habe ich in dem Beitrag ,Bild und Bildstock in der Flurnamengebung' (siehe Literatur) vor allem aus dem Schrifttum zahlreiche Namenbeispiele zusammengestellt und erörtert; darunter sind
nur wenige ,Bildhäusle'. Auch die weitere Erfassung von Flurnamen aus historischen Quellen besonders im Hegau hat zu keiner besonderen Häufigkeit von ,Heiligenhäusle'-Vorkommen geführt. Es überwiegen Bildungen mit „Bild/Bildstock".
Im Jahre 1900 wurde das Gasthaus zum „Ochsen" mit Saalbau von der Bierbrauerei Eidel aus Kehl erbaut. Architekt war der Auenheimer Karl Protz. Aus heutiger Sicht muss man den Mut der Erbauer in diesen Jahren bewundern, einen solchen, für damalige Verhältnisse großen Saal für Auenheim zu bauen, noch dazu, wenn man bedenkt, dass es um die Jahrhundertwende nur den Gesangverein und den Militär- und Veteranenverein gab. Vielleicht kalkulierten die Besitzer und Pächter mit Kundschaft aus Straßburg, das ja zu jener Zeit deutsch war. Viele Straßburger fuhren mit Pferdekutschen aufs Land, also auch nach Auenheim. Der Ochsensaal wurde aber in erster Linie kulturelle Begegnungsstätte für Vereine. In einem Protokoll des Gesangvereins aus dem Jahre 1903 ist zu lesen: ,, ... es solle im Februar im Saale mit Gesang und Vorträgen humoristiger Stücke abgehalten werden." In den folgenden Jahren, unterbrochen durch den 1. Weltkrieg, wurden die Veranstaltungen der Vereine immer umfangreicher.
Die Grundherrschaft hatte die Gewalt über Leben und Tod ihrer Untertanen. Ein Sinnbild dieser Gerichtshoheit der Grafen von Hessen-Hanau-Lichtenberg war das Hochgericht mit dem Galgen auf dem „Galgenfeld"
bei Odelshofen. Das Holz für den Galgen wurde von den Untertanen in
Fronarbeit geschlagen und an die Richtstätte gefahren. Die Zimmerleute
erhielten für den Aufbau des Galgens einen Tageslohn.
Bis ins 19. Jahrhundert war die Rechtssprechung äußerst hart, es kam häufig zur Anwendung der Todesstrafe. Die Mörder wurden meist enthauptet,
die Diebe gehängt, die Hexen verbrannt.
Nur noch wenigen ist heute wohl bekannt, dass sich auf dem Kniebis das
„Führerhauptquartier Tannenberg" befand, das, wenn auch nur wenige
Tage, Hitler als Standquartier diente. Mit dem Bau der Anlage war im Zuge der Vorbereitungen des Westfeldzuges am 1. Oktober 1939 begonnen
worden. Die Anlage, welche zwei Bunker und eine Baracke umfasste, lag
an der Schwarzwaldhochstraße, rund einen Kilometer entfernt vom Gasthaus „Alexanderschanze", am Rand einer hochmoorartigen Lichtung. Die
Gesamtanlage war von Stacheldrahthindernissen umgeben, um unkontrollierten Zugang zu verhindern. Geheimhaltung wurde in jeder Beziehung
als wichtig angesehen, kritisierten die „Geheimen Lageberichte aus dem
Reich" des SD doch bereits im November 1940, dass in Gaststätten und
Verkehrsmitteln zu offen über wahrgenommene Truppenbewegungen diskutiert werde.
Die Papierer in Gengenbach
(2003)
Am 23. August 2001 verstarb Johanna Schimpf im Alter von 102 Jahren in Gengenbach. Sie war die jüngste Tochter von Joseph Schimpf (1858-1929), einem der beiden Teilhaber, denen das Papierwerk „Müller & Schimpf' in Gengenbach bis 1909 gehört hatte. Im Nachlass von Johanna Schimpf fanden sich Unterlagen, Aufzeichnungen, Briefwechsel, Artikel, welche die Papierherstellung am traditionsreichen Ort und das Unternehmen noch einmal aus einer anderen Perspektive beleuchten und dem Bekannten (siehe Literatur) einige interessante Details hinzufügen, die das Gesamtbild abrunden.
Im Jahre 1154 erscheint der Ort Stollhofen erstmalig in einer Schwarzacher Urkunde mit dem Text: ,,curia dominicalis cum basilica", der Herrenhof mit Kirche. Eine ältere Urkunde aus dem Jahre 961 mit dem Ortsnamen „Staden" erwies sich als Fälschung und kann somit nicht gewertet
werden.[2] Die Siedlung Stollhofen bildete den Mittelpunkt einer Mutterpfarrei, die zunächst von Schwarzach im Süden bis an den Sandbach im
Norden reichte. Zu dieser Pfarrei gehörten die Orte Stollhofen, Söllingen,
Hügelsheim, eine ganze Anzahl von Rheininseln und Schiftung. Bis um das
Jahr 1250 war das Dorf Schwarzach zwischen den Urpfarreien Stollhofen
und Scherzheim aufgeteilt. Die Michaelskapelle in Schwarzach, die spätere
Pfarrkirche, war zunächst Filiale von Stollhofen.[3]
Ein Acherner im Elsass
(2002)
Reüssieren und Karriere sind zwei Begriffe aus der französischen Sprache,
die im Verhältnis zueinander eine fast gleiche Bedeutung haben.
Sie werden als Fremdwörter auch deshalb gerne in der deutschen Sprache verwendet, weil sie einfach und klar, ohne Umschweife, den Umstand
oder Vorgang zu beschreiben verstehen, den sie tatsächlich meinen, nämlich: zu einem Ziel gelangen, beziehungsweise großen beruflichen Erfolg
haben.
Ich habe diese kurze sprachliche Betrachtung deshalb ganz bewusst an
den Anfang meines Referates gestellt zum einen, weil gerade durch diese
beiden französischen Begriffe wie durch keine anderen genau das zum
Ausdruck kommt, was die eigentliche Sache dieser Arbeit ist, nämlich zu
zeigen, wie der Acberner Bürgersohn Franz lgnaz Derendinger um die
Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert durch seinen Fleiß, durch sein Können, durch seine Menschenfreundlichkeit, aber auch mit etwas Glück zu
großen beruflichen und persönlichen Erfolgen gekommen ist, zum anderen, weil auf diese Weise, wenn auch nur auf zwei Vokabeln begrenzt, sowohl die geistige Durchdringung als auch die von jeher bestehende Verbindung zwischen den Landschaften und Menschen diesseits und jenseits des
Rheins, in Baden und im Elsass, auch sprachlich zumindest angedeutet
werden kann.
Prälatenturm in Gengenbach
(2002)
Bei der Erweiterung der Stadtbefestigung 1384 (Mauerinschrift neben dem
Turm) wurde ein Verteidigungsrondell eingebaut. Im 30-jährigen Krieg
zerstörten die Schweden 1643 diese Anlage. Der Reichsabt Benedikt
Rischer (1743-1763) hat dieses Rondell von seinem Vater Johann Jakob
Rischer, der Zimmermann und Baumeister war und unter dem bekannten
Baumeister Franz Beer den barocken Wiederaufbau des Klosters und der
Kirche mitgestaltet hat, wieder errichten Jassen. Es sollte ein Sommersitz
werden, wobei die Anlage mit einem 4. Stockwerk etwa um 1750 als Turm
gestaltet wurde.
Der kunstinteressierte Abt hatte die Innengestaltung im damaligen
Barock ausmalen lassen. Die Fresken sind in dem beliebten italienischen
Stil gestaltet worden, doch haben wir über den Maler keinerlei Anhaltspunkte.
Affental und Eisental
(2002)
Die Namen der beiden heute zur Stadt Bühl gehörigen Orte haben schon
manche Feder in Bewegung gesetzt. Die Deutungen und etymologischen
Erklärungen schienen auf den ersten Blick leicht und durchsichtig. Wie
Altschweier zu alt und Neuweier zu neu, wurde Eisental zu Eisen gestellt.
Mit einem Affen, obwohJ auf dem Etikett des weithin bekannten Weines zu
finden, wollte man Affental allerdings nicht in Verbindung bringen und
wich auf AVE-taJ aus. Schließlich besaßen ja auch die Zisterzienserinnen
vom Kloster LichtentaJ dort die größten Weingüter und weshalb sollte das
Ave-Maria-Läuten der dortigen Kapelle nicht Grund genug für eine derartige Herleitung sein?[1]
Mit großer Mehrheit hat der Deutsche Bundestag am 6. Juli 2000 das Gesetz zur Errichtung einer Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" verabschiedet. Es trat am 12. August 2000 in Kraft. Zweck der Stiftung ist es, über Partnerorganisationen Finanzmittel zur Gewährung von
Leistungen an ehemalige Zwangsarbeiter aus der Zeit des Nationalsozialismus bereitzustellen.
Eine wichtige Rolle bei der Beschaffung von Daten der Nachweise nehmen die Archive ein. Denn ohne die in Archiven verwahrten Unterlagen
können die meisten ehemaligen Zwangsarbeiter den Nachweis nicht erbringen.
Seit dem 1. September 1939 ist Krieg. Der Angriff der deutschen Wehrmacht auf Polen ist in vollem Gange. England und Frankreich erklären daraufhin Deutschland am 3. September 1939 den Krieg.
Zu den Familien mit wehrfähigen Männern flatterten Einberufungsbefehle. Die Grundnahrungsmittel wurden rationiert, Brot, Fleisch, Butter,
Zucker gab es nur auf Lebensmittelkarten zu kaufen. Dem „Normalverbraucher" stand die geringste Kalorienmenge zu. Schuhe und Kleidung
waren nur auf Bezugscheine erhältlich. Die Einheitsseife und Tabak gab es
auf Zuteilung zu kaufen.
Wolfacher Fasnetlieder
(2003)
Was wäre die Wolfacher Fasnet ohne Musik? Sei es bei den Umzügen, Fasnetspielen oder Bällen, beim Schnurren oder Narrentreiben - immer spielt die Musik eine gewichtige Rolle und erfüllt dabei die unterschiedlichsten Funktionen. Manche Fasnetlieder sind uralt, neue entstehen, verdrängen andere, werden wieder vergessen oder sind Ausgangspunkt neuer Bräuche.
Die „Schiltacher Steige"
(2003)
„Schiltacher Steige" wurde der schwierigste Abschnitt der mittelalterlichen West-Ost-Verbindung durch das Kinzigtal von Offenburg bis nach Rottweil genannt. Östlich von Schiltach musste dabei innerhalb weniger Kilometer ein Höhenunterschied von 400 Metern überwunden werden. Bisher war man davon ausgegangen, dass der ursprüngliche Verlauf dieser Steigstraße
dem heutigen zum Zollhaus hinauf entspricht. Zwei Fragen ließ diese These jedoch offen. Wieso gibt es auf der Höhe einen Flurnamen „Auf der Staig", obwohl der Endpunkt der heutigen Straße über 500 Meter entfernt liegt? Und wieso führte eine tecksche und später württembergische Straße über fürstenbergisches Territorium? Oder war ihr Verlauf anders als wie bisher angenommen? Antwort auf diese Fragen gibt das Lagerbuch 1591 von Lehengericht.
1976 veröffentlichte Hubert Kewitz im Jahrbuch „Die Ortenau" einen regionalgeschichtlich äußerst wertvollen, wegweisenden Aufsatz über die
Grenzbeschreibung der Ettenheimer Waldmark von „926". [1]
,, Terminalia silvulae ", so beginnt die alte Beschreibung der Ettenheimer Wa1dmark.[2] Die Schrift gehört in einen Überlieferungskomplex aus
der Frühgeschichte des Klosters Ettenheimmünster, angehängt an die auf
926 datierte Notitia Burchards I. über eine Streitbeilegung mit dem St.-
Margarethen-Stift in Waldkirch.
Waldkircher Gotteshausleute, so die Überlieferung, waren gewaltsam in
die Besitzungen von Ettenheimmünster eingedrungen, schädigten die dortigen Bewohner, indem sie auf deren Gütern unreife Früchte ernteten und
mitnahmen. Geschlichtet wurde der Streit von Burchard I., Herzog von
Alemannien.
Betritt man die Weber-Medical-Clinic in Olney/Illinois und lässt sich in
der Empfangshalle in einem der schweren Ledersessel nieder, so fällt der
Blick unwillkürlich auf eine Porträt-Gallerie. Links des Haupteingangs reihen
sich zehn ausdrucksvolle, kluge Männer-Gesichter aneinander, alles
Ärzte aus der Familie Weber, die einst am „Weber-Olney-Sanitarium"
praktizierten.
Den meisten Besuchern sind die Namen der Weber-Ärzte noch persönlich
bekannt, wenn nicht, so doch aus Erzählungen der Eltern oder aus Presseberichten vertraut.
Die Geschichte der Weber-Familie kennt in Olney jeder, der in dieser
20 000-Einwohner-Stadt schon längere Zeit wohnhaft ist. Aber nicht nur in
Olney und Umgebung, im ganzen südlichen Illinois genießen die Weber-Ärzte noch großes Ansehen. Ihre Leistung für die Entwicklung des Gesundheitswesens in Illinois ist unvergessen, wie die bis zum heutigen Tage
in regelmäßigen Zeitabständen erscheinenden Berichte in der Regionalpresse über die Pionierleistung der Weber-Ärzte beweisen. [1]
Die dramatischen Tage des Zusammenbruchs liegen jetzt weit über fünfzig
Jahre zurück. Die Zahl derer, die die schlimmen Tage vor der Kapitulation
und danach mit Bewusstsein miterlebt haben, verringert sich ständig. Aus
diesem Grunde mag die Veröffentlichung der Kriegschronik einer kleinen
mittelbadischen Stadt besonderes Interesse beanspruchen. Sie beruht zum
kleineren Teil auf Aktenstudium oder auf Auskünften von anderen; zum
weitaus größeren Teil hat der Verfasser die geschilderten Vorgänge an Ort
und Stelle, seit 16. Oktober 1944, miterlebt und unmittelbar schriftlich
festgehalten. Der Autor - mein Vater, Landgerichtsdirektor i. R. Dr. J. B.
Ferdinand, Chronist und Ehrenbürger der Stadt Ettenheim (1880-1967) -
hat die Niederschrift am 25. November 1945 abgeschlossen; sie umfasst
die Zeit von Kriegsbeginn im Jahre 1939 bis zum 1. November 1945.
Friedrich Weinbrenner (1766-1826), der große badische Baumeister, zählt
neben Karl-Friedrich Schinkel (1781-1841) in Preußen und Leo von Klenze (1784- 1864) in Bayern zu den Hauptvertretern des Klassizismus in
Deutschland. Einen Namen hat sich Weinbrenner nicht nur durch die einmalige Bauaufgabe gemacht, die ihm zufiel, nämlich der Ausbau der Residenzstadt Karlsruhe, sondern auch durch die Gründung einer Bauschule,
als Lehrer und Theoretiker, als Verfasser von zahlreichen Schriften, darunter sein „Architektonisches Lehrbuch", das in mehreren Heften ab 1810 erschien, seine „Entwürfe und Ergänzungen antiker Gebäude", eigene „Ausgeführte und projektierte Gebäude" ab 1822 veröffentlicht und sein theaterbautheoretisches Werk „Über Theater" von 1809, das ihn auch über Badens Grenzen hinaus bekannt machte. Als Leiter der obersten Baubehörde
war er von 1801 bis zu seinem Tod 1826 für das badische Bauwesen verantwortlich.
Bühlerhöhe und Stupinigi
(2002)
Langsam schreitet die grauhaarige Frau zum Rand der Terrasse. An der
Brüstung angekommen, schaut sie zunächst in die Ferne, über die Stadt
Bühl hinweg zu den Vogesen. Dann blickt sie nach unten. Steil fallen die
Felsen des Schwarzwalds zu ihren Füßen ins Oberrheintal ab. Einmal noch
dreht sieb Herta Isenbart um und betrachtet ihr Lebenswerk, das Schloss
im Bergwald, das sie zur Erinnerung an ihre große Liebe bauen ließ. Dann
stürzt sie lautlos in die Tiefe.
Qualvolle Stunden später erwacht die Millionärstochter im Krankenhaus
im nahen Baden-Baden. Wie durch ein Wunder überlebt sie ihre schweren
Verletzungen, zieht ins Hotel Stephanie und wird erneut von schweren Depressionen heimgesucht. Am 5. Juli 1918 nimmt sie eine Überdosis Schlaftabletten. Ihre Asche wird auf dem Koblenzer Friedhof an der Seite ihres
Mannes, Generalmajor Wilhelm Isenbart, beigesetzt.
Sehr geehrter Herr Landrat, Herr Bürgermeister,
meine Damen und Herren!
Als Sie, Frau Holzförster, mich vor einiger Zeit gefragt haben, ob ich bei
der Eröffnungsveranstaltung zur „Offenen Gartentür" etwas über die heimischen Holzarten in ihrer Verwendung auf dem Bauernhof sagen könnte,
dachte ich: warum denn nicht? Denn erstens bin ich hier in Gutach zwischen den Wäldern und den Obstbäumen geboren, zweitens hatte ich seit
meiner frühesten Kindheit engsten Kontakt zum Bauernhof, zur Land- und
Forstwirtschaft und drittens habe ich das Handwerk des Zimmermanns erlernt. Also dachte ich, das Thema Holz dürfte kein Problem sein. Deshalb
gab ich Ihnen, Frau Holzförster, damals spontan meine Zusage.
Je mehr ich mich aber mit diesem Thema beschäftigt habe, desto mehr
Holzarten sind mir auf gefallen, die alle auf ihre bewährte Weise von den
Menschen auf den Bauernhöfen genutzt worden sind.
Linden muss er gekannt haben. Nicht die Tamarisken, Paulownien, Datura.
Diese Schönheiten sind lange nach ihm gekommen. Aber Nussbäume muss
er gekannt haben. Rebstöcke natürlich. Veilchen. Maiglöckchen. Nießwurz.
1638 wird Grimmelshausen mit dem Krieg und seinen Kerlen an den
Oberrhein verschlagen, 1639 nach Offenburg als Musketier im kaiserl. Regiment des Hans Reinhard von Schauenburg. Etwa siebzehnjährig dürfte er
da sein, 1621 oder 1622 geboren, mithin jünger als der Krieg, mjthin darin
aufgewachsen. Ein Jahrzehnt danach - da ist der 30-jährige Krieg endlich
zu Ende - am 30. August 1649 setzt im Offenburger Kirchenbuch der Eintrag von Grimmelshausens Heirat mit der einundzwanzigjährigen Tochter
seines Regimentsvorgesetzten, Katharina Hennigerin, einen Schlussstrich
unter die unendlliche Litanei der Toteneintragungen. Gültiges Versprechen
ans Leben. Dem Todesschatten zum Trotz. Von den neun Kindern werden
ihm drei früh sterben. Aber sechs werden überleben. Er ist jetzt etwa siebenundzwanzigjährig. Was der Krieg ihn gelehrt hat, taugt das nun für den
Frieden? man kann geschwind in die Höll rennen/ aber wieder herauß zu
entrinnen / wird's Schnaufens und Bartwischens brauchen. [1] Am 7. September tritt Grirnmelshausen das Schaffneramt in Gaisbach (Oberkirch) im
Dienst seines früheren Regirnentschefs an.
Vor bald vierzig Jahren ist in der Zeitschrift ,Die Orten au' in mehreren Folgen Hans-Peter Sattlers Heidelberger Dissertation über ,Die Ritterschaft
der Ortenau in der spätmittelalterlichen Wirtschaftskrise' erschienen,[2] eine
Arbeit, die hernach viel und überregional zitiert wurde.[3] Literatur zur
Adelsgeschichte, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügte, war seinerzeit ausgesprochen rar. Seither aber ist es in der historischen Zunft Mode
geworden, die Vergangenheit des als Stand 1919 abgeschafften Adels zu
erforschen. Jährlich erscheinen Dutzende von Büchern zum Thema, und
jede Zeitschrift von Rang publiziert einschlägige Aufsätze in mehr oder
minder großer Zahl. So haben wir mittlerweile solide Kenntnisse von
Adelsgesellschaften und der freien Reichsritterschaft, von adligen Familienverhältnissen und Sozialbeziehungen, von Mentalitäten und Verhaltensweisen, von adligen Grundherrschaften, Finanzgebaren und Einkommensverhältnissen und von vielem anderem mehr.
[4]
Das Erscheinungsbild der Schwarzwaldlandschaft wird derart eng mit der Vorstellung einer zugehörigen traditionellen Bauernhausarchitektur verbunden, wie das wohl für keine andere Region Deutschlands zutrifft. Umso bedauerlicher ist es, dass - primär durch die wirtschaftlich schwierige Situation in der Landwirtschaft bedingt - besonders in den letzten Jahrzehnten relativ viele altehrwürdige und stattliche Schwarzwaldhöfe aufgegeben, zweckentfremdend genutzt oder gar abgebrochen wurden. Das gilt allerdings mehr für den Hochschwarzwald als für das Kinzig- und Gutachtal einschließlich Nebentäler. In diesen Tälern gibt es auch heute noch relativ viele mustergültig erhaltene alte Bauernhöfe. Dennoch sahen
und sehen sich nicht gerade wenige Landwirte außerstande, die notwendigen Bauunterhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen an ihren Höfen so durchführen zu lassen, dass sie denkmalpflegerischen Ansprüchen genügen und die alten Gebäude auch zukünftig eine zeitgemäße landwirtschaftliche Nutzung möglich machen. Das führte unter anderem auch dazu, dass einige der bis vor einigen Jahrzehnten noch relativ gut erhaltenen traditionellen Schwarzwaldhäuser inzwischen einer entstellenden „Modernisierung" zum Opfer fielen. In diesem Zusammenhang sind aber nicht nur die Landwirte, Heimat- und Denkmalschützer gefordert, sondern insbesondere auch die hier politisch Verantwortlichen, nämlich
durch angemessene Fördermaßnahmen dafür Sorge zu tragen, dass die noch erhaltenswerten traditionellen Schwarzwaldhäuser unter möglichster Schonung der alten Bausubstanz so saniert werden, dass sie für die Landwirte auf lange Zeit wieder funktionsgerecht sind und dadurch erhalten werden können.
Am 1. September 1939 griffen Truppen der deutschen Wehrmacht Polen an. Dies war der Beginn eines Krieges, der sich zum Zweiten Weltkrieg entwickelte. Das nationalsozialistische Regime hatte bereits seit der so genannten Machtergreifung im Jahre 1933 auf diesen Krieg hingearbeitet. Im Ersten Weltkrieg war die Bevölkerung im Reich nur in wenigen Gebieten direkt von Kriegshandlungen betroffen. Dies war nun ganz anders. Unzählige deutsche Städte und Dörfer waren im Laufe des Krieges von alliierten Luftangriffen betroffen, und am Ende des Krieges lagen große Teile dieser in Schutt und Asche. Die Reichsführung hatte sich entschlossen, den Krieg auch im eigenen Land weiterzuführen. Alliierte Truppen kämpften sich auf dem Reichsgebiet voran bis schließlich das ganze Deutsche Reich besetzt war. Auch das Kinzigtal blieb davon nicht ausgenommen.
Es dürfte wenig Schulen in Deutschland geben, die so gut erforscht sind wie die Reichsschule für Volksdeutsche, die von 1940 bis 1944 in der Illenau bei Achern eingerichtet war. Die dortige Heil- und Pflegeanstalt war im Zuge der Euthanasieaktionen geräumt worden. In den Jahren 1990/91 sind an der Universität Innsbruck gleich zwei Magisterarbeiten über die Schule in Achern entstanden. Beide Arbeiten beruhen nicht auf Archivstudien, sondern auf Interviews mit Schülerinnen, Lehrerinnen und Unterrichtsleiterinnen. Nachdem die Autorinnen Wieser und Mayr festgestellt hatten, dass sie am gleichen Thema arbeiten, einigten sie sich darauf, die Interviews mit den Schülerinnen in Südtirol regional aufzuteilen. Die Interviews mit Lehrerinnen und Direktorinnen in Deutschland führten sie gemeinsam, so dass die Ergebnisse der beiden Arbeiten nicht stark voneinander abweichen.
In Straßburg [1] weilte Kaiser Wilhelm II. bei seinem Besuch am 21. August
1889 bereits zum dritten Mal.[2] Er soll dabei nicht ungern auf das Wohl der
Reichslande Elsass-Lothringen, der Stadt Straßburg und des kaiserlichen
Statthalters Chlodwig Fürst von Hohenlohe-Schillingsfürst (er sollte von
1897- 1900 das Amt des Reichskanzlers bekleiden) seinen Becher gehoben
haben. Über Straßburg soll der „Reisekaiser" gesagt haben: ,,Die Stadt
heimelt Mich an". Überhaupt war Wilhelm II. der deutsche Kaiser, dessen
Reiselust zur bedeutendsten Grundlage seiner so großen Popularität geworden ist. Majestät zwar nicht unbedingt zum Anfassen, aber zum selbst Erleben von der Waterkant bis zu den Alpen, mit strahlender Uniform und
klingendem Spiel, mit markigen Worten und vaterländischem Gesang, das
war der Spiegel der Zeit, in welchen der „anständige Deutsche" so gern
hineinsah.
Nach der Durchsicht des Buches „Entdeckung der Mittelalterlichen Stadtplanung" von Klaus Humpert und Martin Scheck (Theiss Verlag) versuchte
ich, die von den Forschern gewonnenen Erkenntnisse auf die Gründungsstruktur von Stollhofen zu übertragen.
Die Forscher gehen davon aus, dass alle Gründungen im 12. bzw. 13. Jahrhundert nach dem gleichen Muster vermessen und angelegt wurden.
Dabei stieß ich ebenfalls auf die erstaunlichen Erkenntnisse, dass auch unser Stollhofen nach dem gleichen Kreisbogensystem, wie auch z.B. Villingen, Rottweil, Offenburg, Freiburg usw. ausgemessen worden war. Auch
ist das Messmaß von damals mit einem Fuß mit 32,4 cm bei allen damaligen Gründungen gleich.
Die Liebe siegt in Offenburg
(2003)
Im Jahr 1895 wurde Friedrich Walter Traube in Köln geboren. [1] Er ging in
Offenbµrg zur Schule und „trat ins Bankfach ein", wie er in einem Lebenslauf später schrieb. Doch zunächst kam der Krieg, und Fritz Traube wurde
Soldat. Von August 1914 bis Oktober 1919 sei er Infanterist gewesen, dabei dreimal verwundet und mit einigen Orden dekoriert worden. Nach Entlassung aus der englischen Kriegsgefangenschaft war er ab 1919 wieder in
Offenburg in einer Bank tätig. 1926 trat er in die NSDAP ein, doch im Mai
1929 trat er vorübergehend aus. Erst im Juli 1930 trat er wieder ein,[2] und
1931 auch in die SS. Im erwähnten Lebenslauf [3] schrieb er 1940, er sei deren „Begründer im Kreis Offenburg".
Die Auflösung des Klosters Ettenheimmünster geschah am 13. April 1803.
Der letzte Abt, Arbogast Heisler, zog sich, ausgestattet mit einem jährlichen Ruhegehalt von 4000 Gulden, als Pensionär in seine Geburtsstadt
Offenburg zurück.
Überzeugt, dass „ etwas Gutes zum Wohl der einst ihm anvertrauten Mitmenschen" bewirkt werden müsse, gründete Arbogast Heisler 1820 die
,, Prälatische Armenstiftung zu St. Landelin ", aus der die Armen in den Orten der ehemaligen Klosterherrschaft unterstützt werden sollten.
6000 Gulden Stiftungskapital vermachte Abt Heisler den Armen der
fünf Gemeinden Münchweier, Münstertal, Schweighausen, Dörlinbach und
Wittelbach.
Die Stiftung, deren umfangreiche Statuten am 3. Januar 1820 von Arbogast Heisler unterschrieben und gesiegelt wurden, sollte jedoch nicht nur
dazu dienen, die Armut unter den einstigen Klosterangehörigen zu lindem,
sondern auch auf ewige Zeiten an die Benediktinermönche im Münstertal
erinnern.
Beim Blättern in alten Chroniken und Dorf- oder Stadtgeschichten fallen
immer wieder Katastrophenberichte ins Auge, bei denen vor allem über
Hochwässer und deren Folgen berichtet wird. So schilderte Philipp Ruppert eine Hochwasserkatastrophe in Achern: ,,Zwei Jahre später (1570), am
Freitag und Samstag vor Nikolaus, riß eine Überschwemmung zu Kappel,
Ober- und Unterachern alle Stege und Brücken fort bis auf die Landbrücke
und brach über das Feld den Kirchweg hinunter in das Dorf ein. Durch diese Überschwemmung war das Wehr im Feldbach sehr schadhaft geworden
und es mußte 1575 mit vieler Mühe und großen Kosten ein neues angelegt
werden." [1]
Anlässlich der Neuordnung des Stadtarchivs in Wolfach in den Jahren
1983/84 fand sich obige Schrift mit 90 Seiten Umfang zuunterst im letzten
Regal.
Diese Schrift ist in dem Archivalien-Verzeichnis von Franz Disch [2], der
im Jahre 1920 die Chronik der Stadt Wolfach fertig gestellt hatte, nicht
aufgenommen worden und war bisher nirgends erwähnt.
17 Jahre nach Auffindung wurde durch den Verfasser in Zusammenarbeit mit Martin Rupprecht, Wolfach, eine Abschrift gefertigt, die nahezu
einer Übersetzung gleichkam, waren doch einige Schwierigkeiten bei der
Entzifferung der nahezu 200 Jahre alten Schriftzüge zu meistern.
Zum Verständnis der Stuck-Rechnung von 1809 ist es hilfreich, die geschichtliche Entwicklung Jahre zuvor zu betrachten.
Der Regensburger Reichstag von 1803 verfügte die Säkularisation.
Schon zuvor nahm jedoch das Haus Fürstenberg am 23.9.1802 die in seinem Herrschaftsgebiet liegenden Klöster in „Zivilbesitz", so auch das
Frauenkloster Wittichen.
Eine große Renovation oder Wiedereinrichtung des Münsters fand 1905 bis 1909 statt.
Die vom Lilienwirt und Bildschnitzer Josef Anton Schupp von 1715 bis 1719 geschaffenen Apostelfiguren wurden während dieser Renovation von Weißburger und Kubanek (Freiburg) repräsentativ
gerahmt. In die Zwischenräume von Apostel zu Apostel malte Theodor Baierl aus München die Bilder
von den sieben Schmerzen (Nordwand) und den sieben Freuden Mariens (Südwand). Die Bilder der
Südwand hat Kurt Müller (im Jahresheft 43, 2020 vorgestellt.
Wenn Gäste von Irgendwo unsere schöne alte
Stadt besuchen und an einer Stadtführung teilnehmen, sehen und erfahren sie Neues. Wenn
Einheimische das Gleiche tun, sehen und erfahren sie oft ebenso Neues. Bei einer Stadtführung
fällt es ihnen wie „Schuppen von den Augen“,
dass man an diesem oder jenem Ort der Stadt
schon bei zahllosen Gelegenheiten achtlos vorbeilief, ohne von den lokalen Besonderheiten zu
wissen und die Geschichte dahinter zu kennen.
Im städtischen Forstamt Villingen befindet sich
ein über 200 Jahre altes Aktenstück, das auf seinen etwa 150 Seiten einen Einblick in die damaligen forstlichen Verhältnisse der Stadt bietet.
In den Anfängen des staatlich reglementierten
Forstwesens war es der großherzoglich badische
Forstmeister von Drais, der in mehreren Visitationen die örtliche Verhältnisse in Augenschein
nahm und bis dahin nicht gekannte Ordnungsprinzipien und Vorschriften zur Anwendung
brachte.
Der Aktentitel (siehe Abb. 2) verrät den Zweck
seines behördlichen Auftretens: Es ging um das Bürgerholz, die allgemeine Forstkultur, um forstpolizeiliche Anordnungen sowie um die Zuständigen und Verantwortlichen der Stadtverwaltung.
Der amtierende Forstinspektor war Friedrich
Freiherr von Drais, Begründer der ersten badischen Forstlehranstalt in Pforzheim. Sein Neffe
Karl Friedrich war der Erfinder der Laufmaschine
(„Draisine“), der Urform des Fahrrades.
Die Pauluskirche
(2021)
Der erste offizielle evangelische Gottesdienst
mit den wenigen protestantischen Einwohnern
in Villingen wurde am Sonntag, dem 12. Februar 1854, vormittags um 10.30 Uhr im Saal des
Strafgerichtsgebäudes von Villingen in der Niederen Straße 94 gefeiert.
Allerdings war 1537 – 1539 während der Pestflucht der Freiburger Universität schon einmal
ganz kurz durch Magister Blasius Müller im
Münster „lutherisch gepredigt“ worden (Heinrich Neu, Bd. 2, S. 422). Wie Isabel Schaeffer
in ihrer Staatsexamensarbeit über die Pestflucht
der Universität Freiburg nach Villingen darlegt,
fielen damals die Reaktionen des Villinger Rates
und des Münsterpfarrers auf Müllers Predigten,
der als Freiburger Hochschullehrer in Villingen
Grammatik unterrichtete, nahezu vernichtend
aus. In den Senatsprotokollen der Universität
Freiburg von 1535 und 1536 kann man lesen,
dass die schriftlich kundgetane Empörung des
Münsterpfarrers Laurentius Hering im Senat
geteilt wurde.
Zeugnisse aus schwerer Zeit
(2021)
Vielerorts wurde im Jahre 2020 an die letzte
Phase des Zweiten Weltkrieges (1939 – 1945) und
an die erste Nachkriegszeit erinnert. Gern bin ich
der Einladung von Herrn Prof. Edgar Tritschler
nachgekommen, wenig bekannte Dokumente aus
dem Dekanat Villingen den Lesern dieses Jahrbuchs vorzustellen. Am 17. Mai 1945, bald nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht (8.5.1945),
forderte Conrad Gröber (1872 – 1948, Erzbischof
von Freiburg 1932 – 1947) die Pfarrer der Erzdiözese Freiburg auf, Ereignisse in der Pfarrei vor,
während und nach der Besetzung zu schildern;
weiter sei zu berichten über Schäden an kirchlichen Gebäuden, über die allgemeine Lage und das Verhalten ehemaliger Nationalsozialisten.
Die in die Pflicht Genommenen verfügten über
große Freiheit; sogar zum Tabuthema „Vergewaltigungen“ sollten sie sich äußern!
In meinem Beitrag „Geschichtsschreibung
zum Nationalsozialismus in Villingen-Schwenningen“
anlässlich der 2017 statt gefundenen
Tagung „Kommunen im Nationalsozialismus“
habe ich dargelegt, dass das dunkelste Kapitel der
Villinger Stadtgeschichte, die Periode des Nationalsozialismus, noch mehr erhellt werden muss.
Dazu zählt insbesondere die Zeit des 2. Weltkriegs. Die Geschichte des Villinger Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stammlagers (Stalag) VB ist
dabei nahezu ein schwarzer Fleck. Im Anschluss
an die Tagung hat das Stadtarchiv Villingen-Schwenningen das ‘Büro für Unternehmens- und
Stadtgeschichte Zeitlupe‘ in Freiburg beauftragt, eine grundlegende Studie zur „Geschichte des
Villinger Kasernengeländes“ mit dem Schwerpunkt Stalag VB anzufertigen, die seit 2019 vorliegt.
Dabei mangelt es nicht an Quellen, zumal
der 1. Lageroffizier Johannes Götz (1892-1984)
zu Lebzeiten einen umfangreichen archivischen
Nachlass
dem Stadtarchiv übergeben hat. Das
Thema Kriegsgefangenenlager hat auch einen
aktuellen Bezug, da das Gelände zurzeit einer
zivilen Nutzung zugeführt wird.
So lautete die Überschrift eines Zeitungsartikels, der 2006 über unseren Integrationskurs
in Villingen gemacht wurde. Laut Angaben der
Volkshochschule war es der zweite Kurs in Villingen, der erste begann in Schwenningen am
4. April 2005. Mittlerweile sind wir bei der stolzen Zahl von annähernd 185 Integrationskursen
angelangt, die seit 2005 an der vhs Villingen-Schwenningen unterrichtet werden, überdies gibt
es seit 2005 die sogenannten Alphabetisierungskurse, die ebenfalls in die Kategorie der Integrationskurse gehören. In den Integrationskursen finden sich neben
Geflüchteten auch EU-Bürger und sogenannte
„verpflichtete Drittstaatler“ ein, die über den
„Familiennachzug“ zu uns kommen, z.B. Teilnehmer aus der Türkei oder aus Indien. In
jedem Kurs haben wir Schülerinnen und Schüler
aus einer Vielzahl verschiedenster Länder. Die
Zusammensetzung der Kurse ändert sich auch
mit der politischen Situation in unserer Welt.
100 Jahre DJK Villingen
(2021)
Die Geburtsstunde des Dachverbands aller
DJK-Vereine datiert, ebenso wie die des lokalen
Hauptvereins, aus dem Jahre 1920. Initiator war
der Düsseldorfer Generalpräses C. Mosterts, ein
katholischer Jugendseelsorger, der den Dachverband in Würzburg gründete, wobei es einige Vereine bundesweit gibt, die weitaus älter sind. Er
prägte zwei Sätze, denen sich der Sportvorstand
bis heute verpflichtet fühlt: „Sport um der Menschen Willen“ und „Der Sinn der Leibesübung
muss der Geist sein, ihn, der an den Leib gebunden, von dessen Last zu befreien, ihn frisch, froh
und frei zu machen, damit er ganz Herr im Menschen sei“.
In einer Zeit des geistigen Aufbruchs, nach
Ende des ersten Weltkriegs, lagen die Wurzeln
in der Jugendbewegung. Erste Sportgruppen
entstanden bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Pfarrgemeinden (u.a. der katholische Gesellenverein Kolping und der katholische Lehrlingsverein). Als Vorbilder dienten
auch bürgerliche- und Arbeitersportgruppen.
Damit war die Villinger DJK aufgenommen im
„Reichsverband für Leibesübungen in katholischen Vereinen“.
Die Gemarkung des
Dorfes Villingen liegt
wie seine Nachbarorte
Langd, Ruppertsburg
und Laubach naturräumlich auf der Grenze
zwischen dem vulkanisch entstandenen
Vogelsberg im Osten
mit seinen großen Wäldern und den agrarisch
ertragreicheren offenen
Tallandschaften von Horloff und Wetter im Westen. Beide Bäche, im Vogelsberg entsprungen,
fließen in die ebenfalls aus dem hohen Vogelsberg
stammende Nidda. Diese mündet bei Frankfurt-Höchst in den Main. Villingens Kirche als Dorfkern ist erbaut auf einer flachen Terrasse oberhalb
der Horloff, die am Dorfrand vorbeifließt. Dieser
liegt in Höhe von 149 m, Dorffläche steigt an bis
167 m. Höchste Erhebung in der Gemarkung
ist der bewaldete Dreiherrenstein, 289 m hoch.
Größe der Gemarkung 13,02 qkm = 1302 ha,
davon 603 ha Wald.
Im Bundesarchiv Berlin lagern Akten aus der Zeit des Dritten Reiches über die Beschlagnahme von Büchern. Viele Listen von Sammlungen aus jüdischem Besitz sind es, die hier dokumentiert sind. Denn in der Pogromnacht des Novembers 1938 wurden nicht nur Scheiben eingeschlagen, Menschen gequält und Synagogen verbrannt oder geplündert, sondern es wurden auch
Bücher in großem Ausmaß gestohlen. Typisch deutscher Ordnungssinn: das Diebesgut wurde (vollständig?) notiert und aufgelistet. Dann wurde alles nach Berlin geschickt, die Bücher wurden in der Emser Straße bzw. Eisenacher Straße eingelagert für die Spezialsammlung des Reichssicherheitshauptamtes. Diese Bibliothek gliederte sich u. a. in die Abteilungen:
Kirche, Freimaurerei, Marxismus und Judentum. Der Gesamtbestand betrug zwei bis drei Millionen Bände.
Grußwort zur Vorstellung des Buches über die Synagoge Kippenheim, vorgetragen am 10. November 2002
(2003)
Wenn ich heute an meinem 80. Geburtstag nach Kippenheim gekommen bin, um Ihnen als Nachfahre von Kippenheimer Juden meinen Dank für Ihre große Mühe und Ihren Einsatz für die Erhaltung und Würdigung der Zeugen aus Stein abzustatten, welche die einstmalige Anwesenheit von Juden an diesem lieblichen Ort dokumentieren, so bedarf dies einer Rechtfertigung.
Die beiden Stadtteile Haslach
und Wöschhalde sind im Norden des Stadtbezirks Villingen in etwa 3 km Entfernung von der
Stadtmitte in drei Phasen („Haslach“ ab Ende
der 50er Jahre, „Wöschhalde-Nord“ ab Anfang
der 70er Jahre und „Wöschhalde-Süd“ ab Ende
der 80er Jahre) als reine Wohngebiete realisiert
worden.
Die beiden, durch einen Grüngürtel getrennten
Stadtteile, wurden eher als „Wohn- und Schlafstadtteile“ konzipiert.
Die Bebauung ist gemischt. Neben Einfamilienhäusern, Bungalows und Reihenhäusern prägen große Mehrfamilienhäuser insbesondere das
Bild der „Wöschhalde-Nord“, die ausschließlich
als Flachdachbauten gebaut wurden. Im „Haslach“ und der „Wöschhalde-Süd“ befinden sich
jeweils mit einem Satteldach bebaute Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser und geringgeschossige Mehrfamilienhäuser. In der Folge siedelte sich in den Stadtteilen nur
wenig Infrastruktur, wie Läden, Gaststätten, Firmen
und Services an.
Villingen hat seine wesentlichen Züge mit
dem markanten Straßenkreuz, den Tortürmen
und der Stadtmauer durch die Jahrhunderte
bewahrt. Dennoch hat sich das Antlitz der Stadt
immer wieder grundlegend gewandelt. Viele einst
wohlbekannte Orte sind längst in Vergessenheit
geraten, und wo es keine Zeitzeugen mehr gibt,
muss die Geschichte aus verstreuten Notizen
und wenigen, von der Zeit gezeichneten Relikten rekonstruiert werden. So ist es auch mit dem
Villinger Schützenhaus, das sich vor Jahrhunderten auf dem längst verschwundenen Lindenwasen
befand – und von dem noch heute einige Objekte
im Franziskanermuseum zeugen.
,,Meine Herren, vielleicht der älteste Parlamentarier in diesem Haus, habe ich nicht geglaubt, am neigenden Abend meines öffentlichen Lebens noch bei einem solchen Gesetz auftreten und dagegen meine Überzeugung aussprechen zu müssen." Als Franz Josef Buß (B.) sich mit diesen einleitenden Worten an die Abgeordneten des Reichstags in Berlin wandte, war er 71 Jahre alt. Der Wahlkreis Tauberbischofsheim hatte ihn mittels direkter, gleicher, allgemeiner und geheimer Wahl in die neue Reichshauptstadt entsandt. Mit 13.603 gegen 8.114 ließ der betagte B. als Kandidat der jungen Zentrumspartei seinen liberalen Gegenspieler hinter sich.
Zur Erinnerung an dieses Ereignis, von dem
auch Menschen aus Villingen betroffen waren,
wurde eine Veranstaltungsreihe organisiert.
VS-Villingen. „Es ist unsere Aufgabe zu erinnern: an die, die unter dieser Diktatur gelitten
haben und ermordet wurden und an die, die
diese Verbrechen begangen haben. Wir dürfen
nicht vergessen“, heißt es im Grußwort des Oberbürgermeisters Jürgen Roth. Das katholische
Bildungszentrum, die evangelische Erwachsenenbildung und die Volkshochschule VS haben
eine Veranstaltungsreihe zum Gedenken an die
Deportation der Juden aus Baden in das Lager
Gurs in Frankreich am 22. Oktober 1940 organisiert. Viele Unterstützer sind mit dabei, und wollen zeigen: Wir stehen hinter dieser Idee. Darunter finden sich zum Beispiel der Geschichts- und
Heimatverein Villingen und das Amt für Kultur
VS. Dieses historische Ereignis hat zudem regionalen Bezug. Unter den Verschleppten waren
auch Villinger, Donaueschinger und Triberger.
Für viele der Deportierten ging der Weg später
weiter in die Vernichtungslager in Osteuropa …
Die Werke von Horaz
(2021)
Die Wissenschaftliche Spezialbibliothek des
Stadtarchivs und der Museen Villingen-Schwenningen besitzt eine Inkunabel mit den Werken
von Horaz aus dem Jahr 1498, gedruckt in Straßburg bei Johann Grüninger.
Horaz (v.Ch. 65 – v.Ch. 8) war einer der bedeutendsten römischen Dichter zur Zeit von Kaiser
Augustus.
Dieses Buch kam 1878 durch eine Schenkung
von Pfarrer Johann Oberle (1807 – 1891) aus
Dauchingen in die Altertümersammlung der Stadt Villingen und ist somit Teil des Altbestandes der Archivbibliothek.
Durch einen Zufall wurde im Jahr 2018 eine
Besonderheit in diesem Frühdruck entdeckt, er
enthält überwiegend gedruckte, aber auch handschriftliche Textblätter.
Die ersten gedruckten Bücher in der Zeit von
1454 bis 1500, die man heute als Wiegendruck
oder Inkunabeln bezeichnet, unterscheiden
sich äußerlich kaum von den handschriftlichen
Büchern aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
,,Die heutige deutsche Reichsregierung könnte sich an dem Senat von Harmersbach, dessen Oberhaupt ein Metzger und dessen Mitglieder Bauern waren, ein Muster nehmen." So lautete der Kommentar zu einer von Reichsvogt und Altern Rat erlassenen„ zeitgemäßen Bekanntmachung, die der Pfarrer auch von der Kanzel verlesen soll". Man ahnt schon, aus wessen Feder der Kommentar stammt: Heinrich Hansjakob schrieb ihn in seiner 1891 erschienenen Erzählung „Der letzte Reichsvogt". Er schildert darin die Geschichte des Hansjörg Bruder, der, von Beruf Metzger, 1771 Wirt der „Stube" in Oberharmersbach wurde. Hansjakob nennt sie „das politische Zentrum", ,,das Kasino der Reichsbauernschaft vom Harmersbachtal". Hier konnte der Mann hinterm Schanktisch offensichtlich erfolgreich mitmischen, sodass er 1776 vom Zwölferrat als Kandidat für das Amt des Reichsvogtes aufgestellt wurde, allerdings unter der Bedingung, dass er im Falle seiner Wahl abe der stuben sein sollte. Ein Teil der Gemeinde hatte sich für einen Gegenkandidaten stark gemacht. Die Entscheidung musste der Abt von Gengenbach treffen. Er sprach sich für den Hansjörg Bruder aus. Der neu ernannte Reichsvogt erwirkte beim Rat sogar einen weiteren Fünfjahresvertrag als Stubenwirt. Unter seinem Dach tagte, wie gewohnt, das Vogtsgericht, während der Abt an seinem üblichen Gerichtstag den offenen Platz vor der Kirche bevorzugte.
Am Marktplatz, dem markantesten Platz Villingens, am Schnittpunkt der Hauptachsen in
der historischen Innenstadt, ist auf einer Höhe
von etwa 4 Metern am Haus Obere Straße 1 die
Statue einer Frau sichtbar.
Diese Figur bemerkt sicherlich jeder, der den
Marktplatz passiert, und sie ist ebenso ein beliebtes Fotomotiv. Die Statue zeigt eine Frau im
mittleren Alter im prächtigen Gewand einer Patrizierin im Stil der Renaissance Anfang des 16.
Jahrhunderts. Zusammen mit dem Haus und dem Renaissanceerker verleitet dies dazu anzunehmen, dass das komplette Ensemble aus der
Renaissancezeit stammt.
Das Haus ist jedoch erst Anfang des 20. Jahrhunderts im Auftrag von Josef Boss erbaut worden.