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Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das aus der Zusammenfügung der Universität Karlsruhe mit dem
Helmholtz-geförderten Forschungszentrum 2008 entstanden ist, untersuchen vier Arbeitsgruppen ein breites Spektrum an pathogenen, symbiontischen und saproben Pilzen mit molekularbiologischen Methoden. Prof. Reinhard Fischer und Mitarbeiter arbeiten an Wachstumsmechanismen und Lichtperzeption bei Aspergillus (Emericella) nidulans und Mechanismen der Mykotoxinproduktion bei Alternaria alternata als Beispiele saprober Schimmelpilze. Prof. Jörg Kämper und Mitarbeiter bearbeiten den Pilz des Maisbeulenbrandes als Modell für phytopathologische Interaktionen. Prof. Natalia Requena spezialisiert sich auf zelluläre Interaktionen zwischen arbuskulären Mykorrhiza-Pilzen und ihren Wirtspfanzen. Prof. Peter Nick versucht, den wertvollen Rebsorten Resistenzgene aus Wildarten einzubauen, um den benötigten Fungizideinsatz so stark wie möglich zu reduzieren.
Das Max Rubner-Institut befasst sich, neben anderen Aufgaben, mit dem Thema der Lebensmittelsicherheit. Chemische und mikrobielle Kontaminationen in Lebensmitteln werden wissenschaftlich bearbeitet. Die Kontamination durch Pilze stellt für gewisse Lebensmittel, insbesondere für pflanzliche Lebensmittel wie Obst und Gemüse, ein besonderes Problem dar, namentlich durch Bildung von Mykotoxinen. Im Max Rubner-Institut wird versucht, die molekularen Hintergründe der Mykotoxinbildung, die unter anderem stark durch die Bedingungen im Lebensmittel beeinfusst werden, aufzuklären und zu
verstehen. Ziel dieses Ansatzes ist die Entwicklung von Methoden, die die Kontamination der Lebensmittel durch Pilze verhindern bzw. die Bildung von Mykotoxinen vermeiden können. In diesem Zusammenhang werden besonders Arten der Gattungen Penicillium, Aspergillus, Fusarium und Alternaria bearbeitet.
2010 ist das Internationale Jahr der biologischen Vielfalt. Ausgerufen von den Vereinten Nationen, wurde es in Deutschland von Kanzlerin Angela Merkel im Berliner Naturkundemuseum mit den Worten eröffnet: „Die Frage der Erhaltung der biologischen Vielfalt hat dieselbe Dimension und Bedeutung wie die Frage des Klimaschutzes“.
Die Hornmilben (Acari: Oribatida) der Alpe Einödsberg im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen
(2010)
Aus Beifängen einer sechsjährigen Untersuchung der Boden-Makroarthropoden auf der Alpe Einödsberg wurden 9.302 Hornmilben als Vertreter der Boden-Mesofauna bestimmt. Ausgewertet wurden Oribatiden aus zu Beginn der Untersuchung (2003) beim Einsetzen von Barberfallen an 21 Standorten ausgestochenen und im Berlese-Tullgren-Apparat extrahierten
Bodenkernen; aus im Juni 2004 probeweise mit einem D-Vac-Apparat an 14 Standorten erhobenen Saugproben sowie aus dem Frühjahrsfang (Juni) 2005 der Bodenfallen an 26 Standorten. Die für eine Untersuchung der Mesofauna ungewöhnliche Kombination dieser Methoden erbrachte eine hohe Individuen- und Artenausbeute und ermöglichte aufgrund des Designs auch die Auswertung der Oribatiden-Taxozönose in Hinblick auf Unterschiede zwischen Habitattypen und auf Beweidungseffekte. Vor allem die Saugproben erbrachten hohe Individuenzahlen und eine erhebliche Erweiterung des Artenspektrums. Von den für das Gebiet nachgewiesenen 85 Arten sind 10 Arten neu für Deutschland: Phthiracarus bryobius Jacot, 1930, Phthiracarus montanus Perez-Iñigo, 1969, Phthiracarus spadix Niedbala, 1983, Platynothrus capilatus (Berlese, 1914), Epidamaeus berlesei (Michael, 1898), Oppiella (Moritzoppia) incisa (Mahunka & Mahunka-Papp, 2000), Ramusella fasciata (PaolI, 1908), Ramusella elliptica (Berlese, 1908), Trichoribates biarea Gjelstrup & Solhoy, 1994, und Trichoribates monticola (Trägardh, 1902). Da bisher noch keine systematische Aufnahme von Hornmilben aus dem deutschen Alpenraum vorliegt, wird hier eine kommentierte Artenliste vorgestellt. Die Oribatidenzönosen der Borstgrasrasen (Nardeten) in steiler Hanglage sowie der durch die zurück liegende, langjährige intensive Schafbeweidung am stärksten
veränderten Gratstandorte (Lägerfluren) zeigten jeweils eine charakteristische, deutlich von Grünerlen- und Fichtenstandorten verschiedene Artenzusammensetzung (Synusien). Charakterart für die Grat-Lägerfluren ist Oromurcia sudetica, die in Bodenfallen (häufig) und Bodenproben (wenige Ind.) ausschließlich an Gratstandorten gefangen wurde. Daneben charakterisieren auch die hohe Stetigkeit und teilweise extrem hohe Individuenzahlen (v.a. in Saugproben) von Scheloribates (Hemileius) initialis, einer bisher als Waldbewohner betrachteten Art, die Lägerfluren am Grat. Dieselbe Art
wurde aber auch an fast allen Nardetenstandorten in hoher Zahl gefangen. Charakterarten für die beweideten Nardeten sind Archipteria coleoptrata und Oribatula tibialis. Der Artenreichtum war mit 54 in den (ehemals beweideten) Borstgrasrasen deutlich höher als in den Lägerfluren am Grat (29 Arten). Am artenreichsten war der niemals beweidete Referenzstandort (Aveno-Nardetum: 37 Arten). In den anderen Habitattypen im Untersuchungsgebiet Fichtenwald und Grünerlensukzession wurden überwiegend Arten nachgewiesen, die in den von grasartigen Pflanzen dominierten Offenlandflächen nicht oder weniger häufig und stetig auftraten. Der Vergleich der Oribatidenzönosen von Standorten,
die während des Untersuchungszeitraums mit Rindern beweidet wurden, mit aktuell unbeweideten Standorten zeigte nur geringe Unterschiede. Auf unbeweideten und beweideten Nardetenstandorten wurden vergleichbare Artenzahlen nachgewiesen (48 bzw. 51 Arten). Die Artenidentität lag bei 0,65 (Sörensen-Index). In aktuell unbeweideten Lägerfluren wurden 25 Arten gefangen, in beweideten 19 Arten. Die Artidentität lag bei 0,68. Allerdings fand die Beweidung mit 70 bis 130 Rindern auf ca. 120 ha an den einzelnen Standorten im gesamten Untersuchungszeitraum nur über wenige Tage statt,
war also insbesondere im Vergleich mit der früheren Beweidung mit mehr als 2000 Schafen sehr extensiv.
Publikationen zum Vorkommen phytoparasitischer Kleinpilze in den deutschen Alpen gibt es nur wenige aus den letzten Jahrzehnten. In Vorbereitung einer „Checkliste und Roten Liste der phytoparasitischen Kleinpilze Deutschlands“ wurden deshalb in den vergangenen Jahren, vorwiegend 2008, im bayerischen und baden-württembergischen Teil der Allgäuer Alpen und deren Vorland Untersuchungen zum aktuellen Vorkommen dieser Pilze durchgeführt. Insgesamt konnten 274 Arten beobachtet und großteils belegt werden, darunter drei Flagellatenpilze (Chytridiomycota), 16 Falsche Mehltaupilze (Peronosporales), 60 Arten anamorpher Pilze („Hyphomycetes“, „Coelomycetes“), 37 Echte Mehltaupilze (Erysiphales), 10 sonstige Schlauchpilze (Ascomycota), 119 Rostpilze (Pucciniales) und 29 Brandpilze (Ustilaginales, Exobasidiales,
Microbotryales); insgesamt 396 verschiedene Pilz-Wirt-Kombinationen auf 262 Wirtsarten. Ferner wurden im
Untersuchungsgebiet vier für Deutschland neue Pilzarten gefunden (Plasmopara praetermissa Voglmayr, Fatehi & Constant., Septoria alpicola Sacc., Uromyces croci Pass., Anthracoidea rupestris Kukkonen). Eine Art, Aecidium philippianum M. Scholler auf Leontodon spp., wird als neu beschrieben. Des weiteren erbrachten die Untersuchungen sieben matrices novae und zahlreiche für Deutschland neue Wirte. In einer kommentierten Artenliste werden Informationen zu Häufgkeit, Verbreitung (einschließlich Fundangaben vom angrenzenden österreichischen Allgäu und weitere ergänzende Funddaten), zur Biologie, Taxonomie und Morphologie geliefert. Fotos von 15 Pilzarten vom Standort und mikroskopische Aufnahmen von Aecidium philippianum und Uromyces croci ergänzen die Übersicht.
Im Rahmen des Einödsberg-Projekts wurden von 2002 bis 2008 Flora und Vegetation einer beweideten Alpe bei Oberstdorf untersucht. Das Gebiet ist Teil des Natura 2000-Schutzgebietes „Allgäuer Hochalpen“ und weist besondere geologisch-geomorphologische und nutzungsspezifische Rahmenbedingungen auf, die die Vegetation bestimmen. Die potentiell natürliche Vegetation dürfte vorwiegend aus hochmontan-subalpinen Fichten-Grünerlenwäldern und Borstgrasrasentypen
im Auflösungsbereich des Waldes bestanden haben. Die aktuelle Vegetation hat auf Grund der edaphischen Voraussetzungen und der anthropogenen Nutzung ihren Schwerpunkt in Weidegesellschaften im Umfeld der Nardetalia. Alle nachgewiesenen Pflanzengesellschaften werden kurz beschrieben, soziologisch interpretiert und in einer Vegetationskarte dargestellt. Die Untersuchung der Flora lieferte ein Spektrum der für die Allgäuer Mergelberge typischen Kieselflora der
subalpinen und alpinen Stufe unter dem Einfluss jahrzehntelanger, intensiver Schafbeweidung. Diese hat zu einer Verarmung an Arten im Kernbereich des Weidegebietes geführt. Nur an wenig zugänglichen Refugialstandorten konnten Relikte der ursprünglichen Flora nachgewiesen werden. Diese Besonderheiten werden näher erörtert. Insgesamt werden 647 im Gebiet nachgewiesene Gefäßpflanzenarten aufgelistet und bewertet. Nach der Roten Liste Bayerns sind davon 58 Arten als „gefährdet“, 12 als „stark gefährdet“ und 3 als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft.
Am Linkerskopf in den Allgäuer Hochalpen sind wie in zahlreichen anderen Gebieten der deutschen Alpen die Grat- und Gipfelbereiche durch Jahrzehnte lange Schafbeweidung stark eutrophiert und massiv geschädigt. Darauf wurde auch im Rahmen der Alpenbiotopkartierung hingewiesen. Der Linkerskopf zählt zu den floristisch artenreichsten Gebieten Bayerns. Im Rahmen eines naturschutzfachlichen Projekts wurde deshalb die Beweidung oberhalb der Enzianhütte ab 2004
teilweise, seit 2005 vollständig eingestellt. Als Ersatz für die Gipfellagen wurde eine Fläche um die Linkersalpe mit Weidezaun abgegrenzt, in der die Schafe seit 2004 eingepfercht wurden. Als Pflegemaßnahme wurden in 2004 und 2005 stark verlägerte, von Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa) dominierte Bereiche um die Linkersalpe jeweils einmalig gemäht. 16 vegetationskundliche Dauerbeobachtungsflächen sollen den Einfluss der Nutzungsänderungen dokumentieren.
In durch die Beweidung stark degradierten Flächen der Linkersalpe ließen sich zwei Jahre nach der Nutzungsumstellung auf Mahd erste Tendenzen zur Aushagerung und Auflichtung der stark verfilzten Deschampsia-Bestände erkennen. In den durch Schafskot stark eutrophierten Gipfellagen des Linkerskopfes zeigte sich in der Vegetationsperiode 2005 ein erster Vernarbungsprozess. Zwar dominierten als Hauptbestandsbildner weiterhin die Stickstoffzeiger Alchemilla subcrenata und Poa alpina, jedoch konnten bereits einzelne wertgebende Arten, wie Ligusticum mutellinoides und Erigeron uniflorus in die Flächen einwandern. An den Extremstandorten der Windkanten und Gratlagen war der Schafskot bereits durch Winderosion und Schneeverfrachtung größtenteils abgetragen, so dass vermutlich auch der Stickstoffgehalt im Boden zurückgegangen ist oder zumindest nicht weiter erhöht wurde. Am benachbarten Einödsberg wurden ebenfalls vegetationskundliche Untersuchungen nach Nutzungsumstellung von intensiver Schafbeweidung auf extensive Rinderälpung durchgeführt. Auch dort zeigten sich erste Regenerationsprozesse der Vegetation. Damit liegen für die Allgäuer Hochalpen erste Erkenntnisse
zu ökologisch verträglicheren Nutzungsformen des bedeutendsten alpinen Diversitätszentrums der Bayerischen Alpen vor. Regelmäßige vegetationskundliche Aufnahmen der Dauerbeobachtungsflächen (ein Monitoring) erscheinen aus naturschutzfachlicher Sicht unverzichtbar, zumal bisher keinerlei vergleichbare Erkenntnisse aus dem alpinen Bereich der Bayerischen Alpen zur Verfügung stehen.
Im Rahmen eines Forschungsprojektes zum Einfluss der Beweidung auf die Flora und Fauna der Alpe Einödsberg in den Allgäuer Alpen wurden zwischen 2003 und 2008 die Laufkäfer (Coleoptera: Carabidae) untersucht. Es handelt sich dabei um die intensivsten Aufsammlungen mittels Bodenfallen in den Bayerischen Alpen. Im Rahmen des sechsjährigen Projektes wurden fast 40.000 Individuen von 65 Arten bestimmt. In diesem Artikel wird eine kommentierte Artenliste vorgestellt sowie die festgestellten Zönosen und die Phänologie der Arten diskutiert. Dabei entsprechen die phänologischen Daten mit einer ausgeprägten Frühjahrsaktivität nach der Schneeschmelze den Erwartungen für Hochgebirgsstandorte. Bei den festgestellten Arten und Zönosen konnten zum einen mehrere Arten in ungewöhnlicher Höhe nachgewiesen werden. Des weiteren zeigt
sich, dass die Trennung in Arten des Offenlandes und Waldarten für Gebirgsstandorte wenig sinnvoll ist und andere Faktoren, z.B. das Mikroklima, für die Präsenz oder Absenz von Arten bestimmend sind.
Von 2003 bis 2008 wurden im Weidegebiet der Alpe Einödsberg südlich von Oberstdorf Spinnen mit Bodenfallen erfasst. Ziel der Untersuchung war die Spinnen-Taxozönose der vorherrschenden Vegetationseinheit Borstgrasrasen zu erfassen und im Vergleich mit anderen im Gebiet auftretenden Offenlandgesellschaften (Lägerfluren, Milchkrautweiden, Fettweiden, alpine Kalkrasen) sowie Grünerlengebüschen und Fichtenwäldern zu charakterisieren. Von besonderem Interesse war die Beurteilung der Entwicklung der durch die vorausgehende intensive Schafbeweidung geprägten Spinnenfauna im Lauf der seit 2001 durchgeführten extensiven Beweidung mit Jungrindern. Dazu wurden auch nahe gelegene, seit längerem unbeweidete Referenzstandorte vergleichbarer Lage in den Allgäuer Alpen besammelt. Die Spinnenfauna der Alpe Einödsberg erscheint artenreich. Insgesamt wurden 158 Arten nachgewiesen, darunter zahlreiche bisher nur selten
gesammelte und gefährdete Arten. Zwischen 11 und 36 Arten wurden während einer Vegetationsperiode an einzelnen Standorten gefangen. Am artenreichsten waren die tief gelegenen Kalkrasen mit Latschen, die langjährig unbeweideten, gleichzeitig thermisch begünstigten Standorte, aber auch einige der am stärksten durch Schafbeweidung veränderten Gratstandorte. Typisch für alpine Gebiete ist die hohe Frühjahrsaktivität, die aber im Gebiet durch enorm hohe Fangzahlen der Männchen von vier Wolfspinnenarten (Alopecosa pulverulenta, Pardosa amentata, P. oreophila, P. riparia) extrem ausgeprägt war. Die extreme Dominanz dieser Arten kann wohl auf die langjährige intensive Schafbeweidung zurück geführt werden, hat aber erstaunlicherweise nicht zu einem erkennbaren Rückgang der Artenvielfalt, weder an einzelnen stark veränderten Standorten noch im gesamten beweideten Gebiet, geführt. Entsprechend hat auch die seit 2001 deutlich
extensivierte Beweidung zu keiner eindeutigen Veränderung der Artenvielfalt und Diversität der Spinnen im Untersuchungszeitraum geführt. Beobachtungen an einzelnen Standorten lassen dennoch vermuten, dass sich über längere Zeit die Dominanzverhältnisse ändern werden und weitere alpine Arten (wieder) einwandern können. So sind Effekte der Beweidung auf zwei Lycosiden-Arten erkennbar: die Charakterart subalpiner Almwiesen Pardosa riparia nahm ebenso wie die alpine Pardosa oreophila insgesamt zu, am stärksten unter Beweidung am Grat. Die kontrollierte Beweidung stellt ein geeignetes Mittel dar, eine zunehmende Verbuschung durch Grünerlen zu verhindern und ein Mosaik verschiedener Vegetationstypen, Störungsintensitäten und Kleinsthabitate als Grundlage einer hohen Artenvielfalt zu erhalten.
Wir berichten über ein abgeschlossenes 6-jähriges Projekt zur Bestandserhebung der Flora und Fauna auf einer beweideten Alpe im Allgäu. Die erhobenen Daten dienen als Grundlage für die Sicherung, Entwicklung und Restituierung der stark gefährdeten Lebensgemeinschaften im Natura 2000-Gebiet „Allgäuer Hochalpen“. Die vegetationskundlichen Untersuchungen zeigen einen Verlust von Artenvielfalt und eine Veränderung der Pflanzengemeinschaften durch die langjährige intensive Beweidung mit Schafen. Seit der vor Projektbeginn erfolgten Nutzungsumstellung auf extensive Rinderbeweidung mit experimentell nicht beweideten sowie gemähten Flächen haben sich in bestimmten Vegetationseinheiten die Deckung einzelner Arten und die Zusammensetzung der Artengemeinschaft je nach Nutzung unterschiedlich verändert. In den artenarmen Lägerfluren am Grat konnte v.a. durch Mahd die Rasenschmiele zu Gunsten anderer Arten zurückgedrängt werden. Insgesamt zeigen sowohl Mahd wie auch langfristig die Beweidung positive Effekte in den am stärksten von der früheren Schafbeweidung veränderten Flächen. In den Brachen war dagegen keine Veränderung zu beobachten. In den zoologischen Untersuchungen wurden laufaktive Arthropoden mit Bodenfallen erfasst und davon die Hundert- und Tausendfüßer (Chilopoda, Diplopoda), Spinnentiere (Araneae, Opiliones, Pseudoscorpiones,
Acari: Oribatida), Ameisen (Formicidae), Heuschrecken (Saltatoria) und Laufkäfer (Carabidae) ausgewertet. Tagfalter wurden durch Beobachtung mit Fernglas und vereinzelte Fänge erfasst. Die Ergebnisse zeigen eine große Artenvielfalt im Untersuchungsgebiet und ergaben viele neue Erkenntnisse zum Vorkommen naturschutzrelevanter Arten. Der Artenverlust durch die Vornutzung scheint geringer zu sein und die verlägerten, botanisch verarmten Gratstandorte sind noch
artenreich. Verändert ist aber die Struktur der Taxozönosen. So sind z.B. die Spinnenzönosen extrem von wenigen Wolfspinnenarten dominiert. Die geomorphologischen und mikroklimatischen Bedingungen üben einen starken Einfluss aus, die aktuelle extensive Beweidung zeigte weniger klare Effekte. Eine gerichtete Entwicklung (zunehmender Artenreichtum,
Erholung) der Tiergemeinschaften war bisher nur bei den Laufkäfern zu beobachten. Die stärkste Veränderung der Artenzusammensetzung der Pflanzen- und Tiergemeinschaften ist bei Nutzungsaufgabe durch die zu erwartende z.T. sehr rasch fortschreitende Ausbreitung der Grünerle zu erwarten.
In Waldböden sind nicht nur chemische und physikalische Eigenschaften für die Bodenbiozönose wichtig, sondern auch
die Dynamik der organischen Streuauflage. Diese kann durch die Erfassung von Variablen aus dem Stickstoff- und Kohlenstoff-Kreislauf charakterisiert werden. Untersucht wurden dazu vier Bodendauerbeobachtungsflächen im Niedersächsischen Flachland, die Probennahme fand vier mal jährlich über zwei Jahre statt (1998 - 2000). Der Abbau von Zellulose und die Stickstoffmineralisationsleistungen wurden ein mal ermittelt. Über Korrelationskoeffizienten wurden die Zusammenhänge zwischen den Variablen, die ein Maß für die Versauerung sind, dem historischen Alter der Wälder und den Endprodukten der Stickstoff-Mineralisation dargestellt. Es ergaben sich keine deutlichen Zusammenhänge zwischen dem Grad an Versauerung und den Abbauleistungen. Der Ammonium-Gehalt war positiv mit der Menge an organischem Material und negativ mit dem mikrobiellen Zelluloseabbau gekoppelt. Es konnte keine Förderung mikrobieller Leistungen durch Ammonium festgestellt werden. Bildung von Nitrat und die höchsten N-Umsatzraten wurden nur in ehemals als Acker genutzten Standorten nachgewiesen. Die Kontinuität des Lebensraums des Waldbodens in den historisch alten Wäldern war ein wichtiger Einflussfaktor für die N-Mineralisation.
The wolf spider genus Aglaoctenus is revised, and of the 12 original species only two are considered valid: A . castaneus
(Mello-Leitáo) and A. lagotis (Holmberg). Eight specific names are considered junior synonyms of A. lagotis: Porrimosa
granadensis (Keyserling), P. freiburguensis (Keyserling), P. diversa (O.P.-Cambridge), P. obscura (Keyserling), P. glieschi
(Mello-Leitáo), P. callipoda (Mello-Leitáo), Aglaoctenus bifasciatus Tullgren and A. harknessi (Chamberlin). Aglaoctenus
guianensis Caporiacco, described based on an immature specimen from French Guyana is considered species inquirenda
and Porrimosa securifera Tullgren, based on a female specimen from Argentina is transferred to Orinocosa Chamberlin.
The Aglaoctenus species are distributed exclusively in South America, except Chile.
Specimens belonging to the Neotropical genus Fauva (Staphylinidae: Osoriinae) were studied from the following collections: Institut Royal des Sciences Naturelles de Belgique, Bruxelles, Belgium (IRSN); Field Museum of Natural History, Chicago, USA (FMNH); and from a collection from Peru, made available by M. Verhaagh (Karlsruhe, Germany). The genus and four species are redescribed and the new species Fauva becki is described. The genus is divided into two species groups and a key to species is provided.
Neben Regenwürmern, denen weltweit eine besondere Rolle beim Abbau der organischen Substanz, der Nährstoffrückführung sowie der Bodenbildung und -Strukturierung zukommt, prägen in tropischen Landökosystemen Termiten und Ameisen als soziale Insekten durch ihren Individuen-und Artenreichtum die Bodenfauna. Als sogenannte Ökosystem-Ingenieure formen sie durch ihre Fraß-, Grab- und Nestbauaktivität sichtbar ihren Lebensraum und bestimmen zusammen mit den anderen Makrofauna-Vertretern (Regenwürmer, Asseln und Tausendfüßer) die Dynamik der Nährstoffkreisläufe.
The architectural features of the five Nasutitermes species occurring in a Neotropical floodplain (varzea) forest on llha de
Marchantaria in central Amazonia are described: external nest and runway architecture, nest volume, nest height above ground, nesting trees, degree of polycalism). These characteristics are used to build a tentative field key to the nest-building
termite species which should be tested for its usefulness for ecological studies of central Amazonian termites.
Four new species of scytodid spiders from Brazil are described: Scytodes becki sp.n. from Niquelandia and Scytodes
eleonorae sp.n. from Sao Domingos, both in the state of Goias; Scytodes skuki sp.n. from Aripuana, Mato Grosso and
Scytodes strussmannae sp.n. from Xapuri, Acre. Together with the synanthropic species S. globula Nicolet and the Brazilian species S. itapevi Brescovit & Rheims these four new species form a distinct group within the Neotropical Scytodes, herein named "globula group" New records for S. globula and S. itapevi are also reported.
Während eines Zeitraums von 5 Jahren (1981 - 1985) wurden Abundanz, Biomasse, Vertikalverteilung und Altersstadienverteilung der Enchytraeen eines Moderbuchenwalds im nördlichen Schwarzwald (Stadtwald Ettlingen) mittels Aufschlämmung erfasst (= Standardprogramm). Durchschnittlich leben an diesem Standort 46.000 lnd/m2 mit einer Biomasse von 1,31 g Trockengewicht (= 8,80 g Frischgewicht) pro m2. Die Populationsdynamik der Tiere verläuft, insbesondere bei der Biomasse, sehr regelmäßig mit Sommerminima und Wintermaxima und wird im Allgemeinen nur durch extreme klimatische Umstände verändert. Parallel zum Standardprogramm wurden auf unmittelbar benachbarten Flächen im Stadtwald Ettlingen im Rahmen des Chemikalienprogramms zwei Umweltchemikalien (PCP, 2,4,5-T) in jeweils 2 Konzentrationen (1 bzw. 5 g/m2) zweimonatlich für 2 Jahre (1982 - 83) ausgebracht. Während dieser Zeit sowie in der ebenfalls zweijährigen Erholungsphase (1984 - 85) wurden die Auswirkungen der Chemikalien auf die Populationsdynamik der Enchytraeen untersucht. In der Applikationsphase wurde die Zahl der Enchytraeen durch die Chemikalien stark reduziert. Die Wirkung trat dabei konzentrationsabhängig und schichtspezifisch auf. Außerdem beeinflussten die beiden Stoffe die Altersverteilung der Enchytraeen. Gewöhnungseffekte waren mit Ausnahme auf der 2,4,5-T(1)-Fläche nicht feststellbar. Wichtigster Faktor bei der Erklärung der Wirkung der Chemikalien ist ihr geochemisches Verhalten (Löslichkeit, Adsorption, Akkumulation) im Boden. Bis auf die Fläche mit der hohen PCP-Konzentration hatten sich Abundanz und Biomasse zwei Jahre nach Ende der Applikation weitgehend der Kontrolle wieder angeglichen. Dabei traten teilweise erhebliche Überschussreaktionen (mehrere hundert Prozent!) über Kontrollniveau auf, deren Höhe mit der vorhergehenden Wirkung umgekehrt korreliert war. Diese Zunahme ist eine Reaktion der Enchytraeenzönose auf den durch die Chemikalien bedingten Abbaurückstand der Streu, wie sie in ähnlicher Form in anderen Belastungssituationen auch gefunden wurde. Abschätzungen der energetischen Parameter (z.B. Respiration) der Enchytraeenzönose legen nahe, dass die gefundenen Beeinträchtigungen sich auch auf der Ebene ökosystemarer Funktionen (speziell des Streuabbaus) niederschlagen können. Die differenzierte Reaktion der Enchytraeen des Stadtwalds Ettlingen nach Applikation zweier Umweltchemikalien sowie Erfahrungen aus der Literatur belegen ihre Eignung als Monitororganismen in ökotoxikologischen Freilandstudien.
Die Wirkung des Fungizids Carbendazim auf den Streuabbau wurde am Beispiel des Abbaus von Heu, Buchenlaubstreu
und Cellulose untersucht. Carbendazim wurde in Labor-, Mikrokosmos- sowie in Freilandexperimenten in Konzentrationen
zwischen der maximalen praxis-üblichen und der 100-fachen Dosis eingesetzt. Bei allen drei untersuchten Substraten bewirkte Carbendazim einen verzögerten Abbau, der im Wesentlichen auf die toxische Wirkung von Carbendazim auf Lumbriciden zurückzuführen war. Die Effekte auf den mikrobiellen Streuabbau waren weniger deutlich und quantitativ nur nachweisbar, wenn keine Regenwürmer am Streuabbau beteiligt waren. Mikroorganismen und Mesofauna konnten die fehlende Abbauleistung der Regenwürmer im betrachteten Zeitraum quantitativ nicht kompensieren.
The mesofauna communities were assessed every three months (June 1997 to March 1999), in the litter and soil of a
polyculture system (POA and POC) and from a primary (FLO) and a secondary (SEC) forest. The highest densities were
obtained in POA, due to the dominance of Oribatida. The densities of Acari Oribatida and Collembola were notably lower in
the mineral soil. For non-Oribatid Acari, the same tendency was not clearly detected. In contrary to the other groups, the
highest densities of Collembola were found in FLO. In general, densities in the litter layer were higher. Therefore, strong differences were detected between 1997, an exceptionally dry year caused by the ”EI Niño” Southern Oscillation, and 1998.
The mesofauna population was lowest in 1997 Only in 1997, was the density in FLO, POA and POC higher in the soil fraction. The pattern in SEC was not the same because of the higher amount of litter. We hypothesized that the differences
between 1997 and 1998 were a result of: 1) a reaction of the mesofauna that migrated to the mineral soil during the
extremely dry period of 1997 and 2) a consequence of the litter layer reduction that occurred in 1997, causing lower mesofauna densities. Superimposed on the micro-climatic factors, we observed the influence of the condition of the litter layer on the mesofauna densities. Depending on the physical factors, there are years of high and others with low populations. Extremely wet years could also exert an influence on the soil mesofauna and studies of long-term periods are recommended. Although there was a tendency for the Acari Non-Oribatida biomass estimated in this study to be lower than in temperate forest, the values are however higher than values recorded for many tropical forests. On the contrary, Oribatida
and Collembola biomass were characterized by lower values compared to temperate forests.
The oligochaetes Dendrodrilus rubidus (intestine/chloragog), Cognettia sphagnetorum (whole specimens), and the gastropod
Arion subfuscus (midgut gland) collected in the Egge Mountains (North Rhine-Westphalia, Germany) accumulated cadmium
(Cd) above the level of that soil horizon they preferably live in. Cd was also detected in the fat body and ovarioles of several
carabid species (Carabus problematicus, Abax parallelipipedus, Pterostichus oblongopunctatus). Seasonal variations were
apparently dependent on the activity and reproduction of the species investigated. In some tissues of field collected Carabus problematicus (intestine, fat body, ovarioles) and of experimentally Cd-stressed Lumbricus terrestris (intestine/chloragog), Enchytraeus albidus (whole specimens), Arion subfuscus (midgut gland), but also in control tissues metallothioneins (MTs) could be detected. These proteins had a low molecular mass (6 to 11 kDa), a high Cd-binding capacity, a considerable amount of cysteine and a higher extinction at 254 nm compared to 280 nm. Cd-stress induced an additional synthesis of these proteins, which was roughly estimated using the cysteine content of the crude MT-fraction.
The beetle fauna of soil and litter in Amazon forest eco-systems was studied by means of Berlese-Tullgren extractions, at 8
sampling dates during 2 years in four experimental plots (one in primary forest, one in secondary forest and two polyculture
plots) of the Embrapa Amazonia Ocidental research centre near Manaus (Brazil). Beetle individuals were found in 99 % of
the extracted litter and soil cores. In total, we recorded 47 beetle families, of which 12 contributed to more than 90% of
the total individual numbers and beetle biomass, respectively. Most individuals recorded were very small averaging less than
2 mm body length. The total number of predator families was low (6 families, 13 %), when compared to that of the decomposers (29 families, 62 %). Only one family was considered herbivorous (Chrysomelidae, 2 %). 28 % of the decomposer families, but 67 % of the predator families ranged among the 12 most abundant beetle families. Among the 12 dominant beetle families the carnivorous Scydmaenidae, Staphylinidae, Carabidae and Pselaphidae represented 51 % of the abundance and 41 % of the biomass. In comparison to other macroarthropods (Chilopoda, Formicidae, Isoptera, Diplopoda)
the contribution of Coleoptera to the total of individual numbers or faunal biomass was rather small. We conclude that
although diversity of the soil dwelling beetles seems to be high, their total contribution to nutrient cycling may be of minor
importance.
We present a species list of spiders collected over a period of more than 5 years in a rainforest reserve in central Amazonia
-Reserva Ducke. The list is mainly based on intense sampling by several methods during two years and frequent visual
sampling during 5 years, but also includes records from other arachnologists and from the literature, in total containing 506
(morpho-)specles in 284 genera and 56 families. The species records from this Neotropical rainforest form the basis for a
biodiversity database for Amazonian spiders with specimens from several Brazilian collections and the collection of the
State Museum of Natural History Karlsruhe, where it is housed. This database will in the future facilitate species identification of Neotropical spider collections, allow comparison of morphospecles and serve as an important background for biodiversity evaluation in natural and anthropogenic habitats and the recognition of species distribution and loss. For further evaluation of the structure of Neotropical spider assemblages and their ecological function we present an analysis of the guild structure of the fauna of Reserva Ducke, although we also emphasize the lack of knowledge on natural history and behavior for many of the species.
This paper is the first of a series in which more information will be added to the existing on biogeographical distribution of oribatid mites. Here we describe a new species of a phthiracarid mite collected from forest floor litter in southwestern Nigeria. Differences between this species, Atropacarus (Hoplophorella) nigeriensis, and other Hoplophorella species are the foveoli on the aspis and notogaster, the shape of notogastric setae, as well as shapes and chaetotaxy of the genital and anal plates. More differences in taxonomically important features such as the morphological features of the infracapitulum and epimeron as well as leg chaetotaxy between this species and others could not be determined, not only because of lack of information on the latter in literature, but also because many type specimens are not available for dissection which must be done in order to reveal fine morphological details. Atropacarus (Hoplophorella) nigeriensis belongs to the "cucullata" group of Hoplophorella which possess one enlarged adanal seta. It differs from other members of this group in respect of adanoanal and tarsal chaetotaxy. Hoplophorella is considered as a subgenus of Atropacarus in this paper, because there is no evidence in literature that Hoplophorella as a group is a separate phylogenetic entity.
In this paper, we describe a new species of Mesoplophora collected from forest floor litter in southwestern Nigeria. Mesoplophora is a cosmopolitan genus of pytchoid mites that has been recorded from the Palaearctic region as well as Morocco
and Tchad in the Ethiopian region. M. ife an a is the first Mesoplophora species to be fully identified and described from Nigeria. Differences between this species, M. ifeana, and other Mesoplophora species recorded from Africa are observed in
respect of the number of spines on the sensillus, presence of two pairs of exobothridial setae and leg chaetotaxy. The lack of information on fine taxonomic details of adults and deutonymphs of M. africana from Tchad as well as the discrepancies in the description of certain morphological features such as organisation and chaetotaxy of the ventral plates as well as the nomenclature of setae on the aspis were noted. Attention was drawn to the unique combination of traits of both lower
and higher Oribatida in Mesoplophora, a trait which may be responsible for its ubiquitous distribution.
Naturmuseen haben traditionell die Aufgabe, Schätze der uns umgebenden Natur zu bewahren und der Öffentlichkeit einen Zugang zu ihnen zu eröffnen, der zuallererst auf Anschaulichkeit beruhen sollte. Hierfür ist das Auswahlprinzip des Naturalienkabinetts noch immer nicht überlebt: Der Besucher erwartet Großes, Schönes, Skurriles, Exotisches für ein ergötzliches Betrachten. Dort, wo die Grenzen der Erkennbarkeit (Ludwig Beck betont oft: der Mensch ist ein Augentier)
oder des Ekels und der Lächerlichkeit überschritten werden (die Regenwürmer hat schon Goethe zum Ziel faustischen Spottes gemacht), geht der Schauwert gegen Null. Welche Chance soll also das “einförmige Wurmgewimmel” im Boden, sollen millimeterkleine Bewohner der Bodenstreu im Besucherinteresse haben? So ähnlich hat wohl die Frage gelautet, die sich Direktor Dr. Erwin Jörg stellen musste, als sich 1975 ein Bodenzoologe um die Stelle des Leiters des Bereiches Zoologie im Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe bewarb. Schlimmer noch: Es war ein Professor der Universität Bochum, der seine Erfahrungen aus Südamerika bezog und unmissverständlich forderte, Bodenbiologie am Museum Karlsruhe zu etablieren. Was aber kann ein Universitätsmensch mit ausstellungsfernen Forschungsideen Nützliches an einem Museum leisten?
Whip spiders belong to a small arachnid order (Amblypygi) that is not well known. Their most conspicuous feature are
the elongated, extremely thin front legs (“whips“, or antenniform legs). These are no longer used for walking but are modified extremities carrying various sense organs - very much like the antennae of insects. Whereas hundreds of olfactory
hairs are concentrated near the tip of each antenniform leg, large bristles (contact chemoreceptors) are evenly distributed over the entire antenniform leg. The sensory hairs of each antenniform leg contribute about 30,000 small sensory
axons which proceed toward the central nervous system (CNS). The sensory fibers originating from the mechanoreceptive bristles make chemical synapses with a few giant interneurons in the periphery. The giant axons (10-20 pm in diameter) of these large interneurons transmit nerve impulses with a high velocity (6 m/s) to the CNS. The purpose of this fast pathway still needs to be determined. Originally it was thought that the fast giant axons would trigger quick escape reactions, but this was not confirmed in physiological experiments. However, other possible behaviors that may be aided by the giant interneurons are prey capture, fighting, and orientation. What makes whip spiders unique is that both synapses and giant neurons are located far out in the peripheral nervous system. In all other arthropods - except for some arachnids - synapses and giant fiber systems are always found inside the CNS, never in the periphery.
Wir stellen eine Zusammenfassung der Ergebnisse unserer Untersuchungen der südwestdeutschen Oribatidenfauna über 40 Jahre vor. Geographischer Schwerpunkt ist Baden-Württemberg, ökologischer Schwerpunkt sind Waldbiotope. Ergänzt werden diese Schwerpunkte durch einzelne Aufsammlungen in angrenzenden Gebieten wie den Allgäuer Alpen (Bayern), dem Pfälzer Wald, der Umgebung von Mainz und dem Soonwald (Rheinland-Pfalz). Die Taxonomie der 380 gefundenen Oribatidenarten ist in den meisten Fällen durch das Standardwerk von Weigmann (2006) abgedeckt; Funde von 20 Arten stellen Erstnachweise für
Deutschland dar und werden – soweit nicht in Weigmann behandelt – auf der Basis der Originalbeschreibungen vorgestellt. Darüber hinaus werden einige schwierig zu bestimmende Arten oder Formen diskutiert, ergänzend beschrieben und mit Zeichnungen illustriert.
In einer umfassenden Dokumentation werden sämtliche aktuell und historisch nachgewiesenen Flechten und flechtenbewohnenden Pilze des Odenwaldes behandelt und deren Verbreitung in Punktrasterkarten auf MTB-Quadrantenbasis dargestellt. Aktuell – in einem mehr als zwanzig Jahre umfassenden Beobachtungszeitraum – wurden 660 Flechtenarten und 78 flechtenbewohnende Pilzarten festgestellt. Dies sind für ein fast 2500 km2 großes, nur gut 600 m Meereshöhe erreichendes Gebiet sehr hohe Artenzahlen, die zum einen auf einer überdurchschnittlich gründlichen Erfassung beruhen, zum anderen mit einem flechtengünstigen Klima und der erheblichen Erholung der Flechtenvegetation im Untersuchungszeitraum infolge abnehmender SO2-Belastung zu erklären sind. Die höchste pro Messtischblatt-Quadrant ermittelte Artenzahl beträgt 319, pro Messtischblatt 425 – diese Zahlen übertreffen jene in vergleichbaren Regionen
der Bundesrepublik registrierten deutlich und reichen an die Nachweise im Schwarzwald in hochmontanen Lagen heran. Neu für den Odenwald sind 142 Arten. Für Hessen werden 55, für Baden-Württemberg 39 und für Bayern 32 Arten
von Flechten, flechtenbewohnenden und fakultativ lichenisierten Pilzen neu nachgewiesen, unter ihnen besonders viele flechtenbewohnende Pilze, die bislang wenig beachtet wurden.
Seen und Moore sind landschaftliche Perlen von außergewöhnlichem Reiz. Das mag gerade auch für den Schwarzwald zutreffen, in dessen dunkler Waldlandschaft die offenen Flächen besonders auffallen und ihr zusätzliche Anziehungskraft verleihen. Seen und Moore reichen in ihrer Bedeutung indessen weit über ihre heutige Funktion als Erholungsorte und Wasserspeicher hinaus, denn gegenüber anderen Standorten zeichnen sich diese Feuchtbiotope dadurch aus, dass sie Sedimente ablagern und Torf anhäufen. Darin sind anorganische und organische Reste aus der jeweiligen Bildungszeit enthalten und auf Dauer konserviert. Das bedeutet nichts anderes, als dass Seen und Moore ihre eigene Geschichte und auch die ihrer Umgebung aufzeichnen: Sie stellen Archive der Vergangenheit dar, die es nur zu entschlüsseln gilt, um eine Fülle von Informationen über zurückliegende Zeiten zu erhalten. Aus dieser Sicht ist klar, dass Seen und Moore ganz besonderen Schutz verdienen, denn bei ihrer Zerstörung oder auch nur gedankenlosen Veränderung gehen diese Informationen unwiederbringlich verloren. Auch durch nachträgliche „Reparatur“ dieser Biotope, etwa durch Renaturierung bereits entwässerter Moore, können solche Eingriffe in diese Archive nicht wieder rückgängig gemacht werden.
Springspinnen sind mit über 4500 bekannten Arten die weltweit größte Spinnenfamilie. Über Ökologie, Faunistik, Taxonomie und Systematik der südeuropäischen Salticiden ist bisher nur wenig bekannt. Die vorliegende Revision der Springspinnenfauna Griechenlands erbrachte nach Auswertung umfangreicher Aufsammlungen und bis dato existierender Publikationen den Nachweis von 121 Arten aus 39 Gattungen für das Untersuchungsgebiet. Basierend auf morphologischen Untersuchungen wurden die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den Gattungen und Arten diskutiert und die Unterfamilien z.T. neuformiert. Besonderer Wert wurde hierbei, neben Habitus- und Genitalmorphologie, auf die Gestalt der Schuppenhaare gelegt, die aufgrund ihrer morphologischen Unterschiede für eine systematische Einteilung der Spinnen mit herangezogen werden kann. In Griechenland sind zum jetzigen Forschungsstand etwa 50% aller in Europa und über 75% aller in Mitteleuropa nach gewiesenen Springspinnenarten verbreitet, die sich aus holomediterranen, euro-sibirischen, syrischen und afrikanischen Faunenelementen zusammensetzen. Die Verbreitung der Arten innerhalb Griechenlands wird anhand von Fundortkarten dargestellt. Die Fundortdaten gaben zum Teil Aufschluß über die bevorzugten Habitate der Spinnen, was Aussagen über deren ökologischen Präferenzen ermöglichte, die mit bisher vorhandenen Literaturangaben verglichen wurden.
Tectocepheus BERLESE, 1895 ist eine der häufigsten Oribatiden-Gattungen mit weltweitem und ubiquitärem Vorkommen, bei der trotz umfangreicher taxonomischer Literatur erhebliche Determinationsprobleme bestehen und die ökologische Differenzierung der Arten unklar ist. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die taxonomische Abgrenzung der Tectocepheus Arten neu zu definieren und diese in einen phylogenetisch-systematischen sowie einen ökologischen Zusammenhang zu stellen. Auf der Basis von 14000 biometrischen Werten und über 6000 qualitativ erfassten Merkmalsausprägungen der über 1200 adulten Individuen von 35 geographisch und ökologisch unterschiedlichen Standorten wurde die Variabilität der Merkmale der Gattung Tectocepheus erfaßt und statistisch ausgewertet (u.a. deskriptive Statistik, Clusteranalyse). Genaue lichtmikroskopische Zeichnungen von Total- und Detail-Ansichten definierter Lagen dienten zu detaillierten Merkmalsbeschreibungen und zur Merkmalsanalyse nach dem hierfür leicht modifizierten Verfahren von WOAS (1981b,1986, 1990). Ergänzend wurden rasterelektronenmikroskopische Untersuchungen an Adulten, lichtmikroskopische Untersuchungen von Typen- und anderem Originalmaterial sowie an Juvenilen durchgeführt. Innerhalb der Gattung Tectocepheus können nur zwei Arten morphologisch eindeutig anhand von dreizehn (davon sechs neuen) Merkmalen gegeneinander abgegrenzt werden. Aufgrund von Vergleichen mit Typusexemplaren und in Übereinstimmung mit den Internationalen Zoologischen Nomenklaturregeln sind sie als Tectocepheus velatus (MICHAEL, 1880) und Tectocepheus minor BERLESE, 1903 zu bezeichnen. Sowohl für T. velatus als auch für T. minor erwies sich eine ausführliche Wiederbeschreibung als notwendig. Die in der Literaturbeschriebenen Tectocepheus-Arten und Varietäten werden mit den vorliegenden Ergebnissen verglichen. Beide Arten, vor allem jedoch T. velatus, sind morphologisch auffallend variabel, besonders in der Prodorsumregion und hier wiederum im Bereich des Lamellargerüsts. T. velatus und T. minor scheinen sich in ihren ökologischen Ansprüchen zu unterscheiden, wobei T. minor offensichtlich Habitate mit ausgeglicheneren Temperaturen bevorzugt. Die parthenogenetische Fortpflanzungsform könnte eine der Ursachen für die morphologische Variabilität und die Fähigkeit, geographisch und ökologisch sehr unterschiedliche Habitate erfolgreich zu besiedeln, darstellen. Darüberhinaus wird die phylogenetisch-systematische Verwandtschaft der Gattung Tectocepheus diskutiert.
In der vorliegenden Arbeit wird der Versuch unternommen, an Hand von umfangreichem Präparatematerial einige Fragen zur Biogeographie, Taxonomie, Phylogenie und Ökologie der Plectiden zu klären. Die Gattung Plectus sensu lato, wie sie hier verstanden wird, umfaßt die Gattungen Plectus, Ceratoplectus und Chiloplectus sensu ANDRASSY 1984 sowie die Familie Wilsonematidae sensu GANGULY & KHAN, 1986. Letztere wird in dieser Arbeit aus Platzgründen nicht detailliert abgehandelt, so daß der Schwerpunkt der Arbeit auf den Gattungen Plectus, Ceratoplectus und Chiloplectus sensu ANDRASSY liegt. Hierzu wurden Tiere aus Neuaufsammlungen aus aller Welt sowie aus Sammlungen verschiedener Museen und Institute untersucht, die aus mehr als 70 Ländern bzw. größeren Inseln stammten. Die Arten der Gattung Plectus sensu lato (ohne Wilsonematidae sensu GANGULY & KHAN) sind weltweit anzutreffen. Es zeigt sich jedoch, daß sie in den Tropen nur spärlich vertreten sind, ihre Artenzahl in Richtung der gemäßigten und nördlichen Breiten zunimmt, wo sie in der Regel auch in höheren Individuendichten auftreten. Marine Arten sind unbekannt, es werden nur Land und Süßwasserbiotope besiedelt (abgesehen von einem einzigen Individuum, das im Brackwasserboden gefunden wurde). Bei terrestrischen Habitaten werden "natürliche Biotope" wie Wälder gegenüber Kulturboden wie Wiesen und Feldern bevorzugt. Es werden im folgenden Perioplectus labiosus (Sanwal, 1968) sowie 56 Arten der Gattung Plectus sensu lato beschrieben. Von diesen 56 Arten sind 15 neu. Mit einer einzigen Ausnahme ( Plectus (Ceratoplectus) lenis (ANDRASSY, 1985)) lagen mir von allen anderen Arten Präparate vor, so daß diese alle nach einheitlichem Standard dokumentiert und beschrieben werden konnten, was auch eine Vergleichbarkeit der Arten ermöglicht. Bei jeder Art wird zudem die Anzahl der untersuchten Tiere, die Anzahl der Fundorte sowie, falls verfügbar, auch weitere Information zu den Fundorten angegeben, bei größerer Anzahl von Fundorten in Form von Tabellen. Die Arten können mit Hilfe eines Schlüssels voneinander getrennt werden. Dieser Schlüssel ist den Artbeschreibungen vorangestellt. Um Mißverständnisse auszuräumen, werden einige wichtige, auch bei der Bestimmmung relevante Merkmale, in einem besonderen Abschnitt definiert. Eine Untersuchung der Verwandtschaftsverhältnisse ergibt, daß ein Großteil der bisherigen Gattungen und Familien nicht aufrecht erhalten werden kann, da ihre Definition jeder phylogenetischen Grundlage entbehrt. Auf Grund der natürlichen Verwandtschaftsverhältnisse ergibt sich folgendes: Die Plectoidea enthalten zwei Familien, einerseits die Anaplectidae n. fam. mit den beiden Gattungen Perioplectus Sanwal in GERLACH & RIEMANN, 1973 und Anaplectus DE CONINCK & SCHUURMANS-STEKHOVEN, 1933, andererseits die Plectidae ÖRLEY, 1880 mit den beiden Gattungen Chiloplectus ANDRASSY, 1984 und Plectus BASTIAN, 1865. Innerhalb der Gattung Plectus lassen sich verschiedene Artengruppen unterscheiden, eine davon umfaßt die bisherige Gattung Ceratoplectus ein schließlich der Wilsonematidae. Für diese läßt sich somit der Gattungs- bzw. der Familienrang nicht aufrechterhalten, sondern sie müssen in die Gattung Plectus eingegliedert werden. Dies wird ausführlich an Hand der Verteilung holapomorpher Merkmale auf die Gruppen begründet und die daraus folgen den nomenklatorisch notwendigen Änderungen werden dargestellt.
In dieser Arbeit beschreiben wir die Skelette und Skelettelemente der Hipparien, die von Jörg und Tobien zwischen 1950
und 1968 in Höwenegg bei Grabungen geborgen worden sind. Diese Fundstelle ist ca. 10,3 Millionen Jahre alt und in ihr sind mehrere fragmentarische aber eben auch vollständige Skelette von Rhinocerotiden, Cerviden, Traguliden, Boviden und insbesondere dem dreizehigen Urpferd Hippotherium primigenium überliefert. Die Beschreibung dieser vollständigen Skelette basiert zunächst auf einer anatomischen Analyse der einzelnen Skelettelemente. Dann werden die Meßwerte der kontinuierlichen Variablen dieser Elemente für die gesamte Höwenegg Population statistisch untersucht, und schließlich die Variabiltät der Ausprägung von 49 Schädel- und Zahnmerkmalen innerhalb dieser Population analysiert. Die Analysen der kontinuierlichen Variablen zeigen im allgemeinen nur eine geringe Streubreite, einige Parameter an den Schneidezähnen und an postcranialen Elementen ausgenommen. Die Verteilung der Merkmalsausprägungen innerhalb des untersuchten Materials zeigt eine weitestgehende Konstanz der Merkmale; geringe Variabilitäten können durch ontogenetische Faktoren erkärt werden. Berücksichtigt man z. B. den Abnutzungsgrad der Kauflächen der Zähne zeigen sich auch schon die meisten Zahnmerkmale allein hinreichend konstant, festzustellen, daß an dieser Fundstelle nur eine einzige Hipparion-Art festgestellt werden kann. Unsere Untersuchungen zeigen, daß das Höwenegg-Pferd nicht nur eines der ältesten Vertreter der Gruppe der Hipparien in Europa war, sondern zudem morphologisch noch äußerst urtümlich ist und stammesgeschichtlich nahe der Basis der Radiation der Hipparien in der Alten Welt steht. Seine Zähne sind noch relativ flachkronig, auf der Oberfläche stark gefaltet und durch tiefe mediolaterale Furchen gekennzeichnet. Dies deutet auf einen nur geringen Gras- und vermehrten Blattanteil in der aufgenommen Nahrung hin. Der Bewegunsapparat zeigt Anpassungen im Bereich der Wirbelsäule sowie der Extremitäten an Sprung- und schnelle Seitwärtsbewegungen. Beides sind notwendige Anpassungen für ein Tier dieser Größe, um in den warm-gemäßigten bis subtropischen mesophytischen Wäldern des mitteleuropäischen Vallesiums und frühen Turoliums überleben zu können.
Transkriptionsrichtlinien "Digitalisierung und Volltexterkennung der ehemals Reichenauer Inkunabeln"
(2024)
Im Rahmen des Projektes „Digitalisierung und Volltexterkennung der ehemals Reichenauer Inkunabeln“ digitalisierte die Badische Landesbibliothek die 243 Titel umfassende Inkunabelsammlung aus der ehemaligen Bibliothek des Klosters Reichenau und erschloss diese mit Hilfe des Texterkennungssystems Transkribus. Die Digitalisate und Volltexte sind über die Digitalen Sammlungen der Badischen Landesbibliothek verfügbar. Nachfolgende Transkriptionsrichtlinien wurden innerhalb des Projektes für die computergestützte Transkription von Inkunabeln und Frühdrucken definiert. Insbesondere liegen sie dem
Trainingsmaterial der auf der Transkribus-Plattform veröffentlichten Texterkennungsmodelle „Latin Incunabula (Reichenau)“ (Modell-ID 61337), „Latin/German Bilingual Incunabula (Reichenau)“ (Modell-ID 61316) und „German Incunabula (Reichenau)“ (Modell-ID 61285) zu Grunde. Das Projekt wurde von der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg gefördert.
Aus den mitteleozänen (lutetischen) Ölschiefern der Grube Messel bei Darmstadt (Hessen, Bundesrepublik Deutschland) werden die folgenden Knochenfische (Pisces, Teleostei) anatomisch eingehend beschrieben: Anguilla ignota n. sp. (Anguillidae), Palaeoperca proxima MICKLICH 1978 (Percichthyidae) und Amphiperca multiformis WEITZEL 1933 (Serranidae). Neben der Morphologie werden auch systematische, phylogenetische und funktionell-ökologische Fragestellungen erörtert. Die Schuppenoberflächenstrukturen werden als Grundlage eines Interpretationsversuches des Wachstumsablaufes bei Messeler Barschartigen herangezogen. Ferner werden pathologische Veränderungen am Dermalskelett beschrieben und in Verbindung zur mutmaßlichen Ökologie der betreffenden Arten diskutiert. Die verbesserte Kenntnis des Knochenbaus von Messeier Barschartigen läßt die Abgrenzung mindestens einer weiteren, für Messel bislang als taxonomische Einheit nicht bekannten Gruppe notwendig erscheinen. Dieser wäre ein Großteil der bis lang als Jugendstadien der Gattungen Amphiperca bzw. Plaeoperca angesprochenen Exemplare zuzurechnen.