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Schon öfter haben mich Freunde und Bekannte gefragt, was mich denn dazu bewogen hätte, seit mindestens 30 Jahren, zwar nicht anhaltend, doch immer wieder, über Stefan George und seinen Dunkelmännerkreis nachzudenken. Woher dieses seltsame Interesse stamme? Ob ich etwa schwul sei? Vermutlich war ich als Vaterloser, zumal in jüngeren, studentischen Jahren, inständig auf der Suche nach einem geistigen Vater, einem gütigen Lehrer, der mich anleitete und formte. Aber hätte ich mich auch einem selbsternannten „Meister“ unterworfen und das strenge Ritual der Initiation in den Männerbund akzeptiert? Einerseits faszinierte mich die Idee einer jungen Elite, einer „Runde“, eines Kreises der „Geistigen“ durchaus, die Vorstellung, und sei es nur für Momente, zu den Auserwählten zu zählen, zu den Wenigen, die einander bei Kerzenlicht Gedichte vorlasen, im Gegensatz zu den Vielen, die Schlagermusik hörten. Als ebenso arroganter wie unsicherer Jüngling konnte ich mich mit Versen Georges identifizieren, die von einer enormen Anmaßung zeugten, etwa: „Und heute bellt allein des volkes räude“ oder: „Euch all trifft tod. Schon eure zahl ist frevel“, oder „kein schlimmrer feind der völker als die mitte!“ (alle zitiert aus dem Band „Der Siebente Ring“). Das saß, das wirkte wie ein Faustschlag ins moralisierende Zeitgeistgeschwätz und könnte noch heute bei sogenannten guten Demokraten Empörung provozieren.
Im Unterschied zu den weiteren Vorträgen dieser Reihe spreche ich nicht über Texte, sondern über zwei Lebensläufe. Es geht um Theodor Haubach (1896−1945) und Emil Henk (1893−1969). Nach meiner Begrifflichkeit waren beide Georgeaner, auch wenn sie dem Meister selbst persönlich nie begegnet sind. Ihr geistiger Mentor war Friedrich Gundolf, in dessen Kolleg sie saßen und mit dem sie befreundet waren. Noch bevor Haubach 1919 zum Studium nach Heidelberg kam, kannte er Henk, vermutlich von Wandervogelbegegnungen. In Heidelberg trafen sie sich in Gundolfs Vorlesung und im Freundeskreis um Carl Zuckmayer. Haubach war, als er 1923 nach Hamburg ging, bereits SPD-Mitglied, Henk wurde es bald darauf in Heidelberg. Beide wirkten publizistisch gegen den aufkommenden Nationalsozialismus, beide begannen 1933 unverzüglich mit aktivem Widerstand. 1934 bis 1936 waren sie in Haft. Anschließend richteten sie ihr Berufsleben auf künftiges illegales Handeln aus und suchten ab 1941 neue Kontakte. Am 20. Juli 1944, dem Tag des Stauffenberg-Attentats, waren sie zusammen im Allgäu, in den Tagen danach in Heidelberg. Haubach wurde als Mitglied des Kreisauer Kreises am 23. Januar 1945 in Plötzensee hingerichtet. Henk dagegen blieb unentdeckt. Ausgewählt habe ich diese beiden Lebensläufe, weil sie erstens mit Heidelberg verbunden sind und weil sie zweitens Antworten geben können auf die Frage nach der politischen Ausstrahlung des Werks Stefan Georges nach dessen Tod 1933. Haubach und Henk hatten bis 1933 sicherlich weitere Impulse erhalten. Aber die
Unbeirrbarkeit, mit der sie dem aufkommenden Nationalsozialismus entgegen traten, ist auch zu verstehen als Frucht der Lehren, die sie bei Gundolf/George erfahren haben. Das kann ich nicht im strengen Sinn beweisen, will es aber biografisch-historisch nachvollziehbar machen.
Dreipfeil gegen Hakenkreuz
(2018)
Schulverweis
(2018)
„Isch bin mit sechs Russe im Grawwe ferdisch geworde, da werd isch mit Eusch a noch ferdisch werdde!“ Wenn der Hausmeister die Tür zu der lärmenden und mit den Tafelschwämmen werfenden Klasse aufriss, war es besser, auf Abstand zu gehen, sonst bekam man leicht eine Ohrfeige verpasst. Herr Güntner war ein kräftiger Mann, trotz des durch eine Kriegsverletzung gelähmten linken Arms. Wenn es beim Verkauf der Schulmilch turbulent zuging, schrie er die SchülerInnen an: „Isch drig‘ eisch die Hüüf ins Kreiz“, deshalb hieß er „Gaul“. Ich berichte im Folgenden über die Ereignisse des Jahres 1968 am Kurfürst-Friedrich-Gymnasium Heidelberg als einer der damals 17-jährigen öffentlich sichtbaren AkteurInnen, die der Schule verwiesen wurden.
„Sconaugiam, quae est abbatia ordinis Cisterciensis duabus circiter milliaribus Heidelberga distans“ − diese Entfernungsangabe entnehmen wir der um 1220 entstandenen Lebensbeschreibung des hl. Eberhard. Der spätere Abt des Frauenklosters Kumbd im Hunsrück begleitete in seiner Jugend Pfalzgraf Konrad und seine Söhne Friedrich und Konrad und pendelte mit der pfalzgräflichen Familie zwischen Heidelberg und den wittelsbachischen Besitztümern am Rhein. Seine Lebensbeschreibung bietet daher interessante Einblicke in die Umgebung des Pfalzgrafen am Ende des 12. Jahrhunderts − eine Zeit, für die weitere Prosaquellen äußerst rar gesät sind. Eberhard hatte in seiner Jugend eine nächtliche Vision, die in ihm den
Wunsch weckte, einem Klosterorden beizutreten. Er reiste also auf eigene Faust nach Schönau – hier die Erwähnung des Klosters im obigen Zitat – und bat dort um Aufnahme in den Zisterzienserorden. Der Schönauer Abt Gottfried (belegt von 1182 bis 1192) schickte ihn jedoch wieder zurück, da Eberhard für die Aufnahme noch zu jung gewesen sei und darüber hinaus seine Eltern nicht einverstanden waren. Trotzdem versuchte Eberhard es noch zwei weitere Male, beim dritten Mal wurde er von seinem aufgebrachten Bruder Heinrich in Schönau aufgefunden und zurückgebracht.
Obwohl biografisch-kunsthistorisch gut dokumentiert, birgt der Heidelberger Bergfriedhof versteckte Details, die sich erst nach vielfachem Hinschauen offenbaren und nach einigen Recherchen ihre Geschichte erzählen. Im Gräberfeld O steht ein Grabstein, ringsum mit Ornamenten des Historismus verziert, der aber eine erst 1939 angelegte Grabstelle markiert. Die Rückseite führt dann in ein anderes Jahrhundert. Zu sehen ist das Porträt eines Verbindungsstudenten, darunter die Inschrift: „August Stöpel / cand. rer. nat. / 1858−1881 / Gest. in Göttingen“.
Helios in Heidelberg
(2018)
Die Verlegung des am Rande der Altstadt gelegenen Hauptbahnhofs war schon am Anfang des 20. Jahrhunderts in Erwägung gezogen, aber nie verwirklicht worden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Problem wieder aufgegriffen. Der weiter nach Westen verlegte neue Standort sollte mit der Stadt durch eine Prachtstraße verbunden werden, an der Geschäfte, Restaurants und Cafés die Passanten zum Bummeln und Verweilen einladen sollten. Wie wir heute wissen, wurde aus der Kurfürstenanlage (Namensgebung 1959) allerdings vor allem nur eine stark befahrene vierspurige Verkehrsader. Mit der Anlage des Bahnhofgebäudes setzte der Architekt einen städtebaulich ordnenden Akzent, der zwischen der Hauptrichtung der Gleise (etwa Nordwest-Südost) und der geplanten Prachtstraße (etwa Ost-West) vermitteln und zudem als optisches Ende dieser Straße fungieren sollte.
Nur wenige Tage nach Ausrufung der Zweiten Französischen Republik am 25. Februar 1848 und einen Tag nach der Volksversammlung in der Mannheimer Aula fand im Vereinslokal der Harmonie am 28. Februar eine Bürgerversammlung statt, in der wie in Mannheim eine Petition an die Zweite Kammer des Badischen Landtags formuliert wurde, die eine allgemeine Volksbewaffnung mit freier Wahl der Offiziere, die Freiheit der Presse und die Einrichtung von Schwurgerichten forderte. Mit dem Rechtsprofessor Karl Theodor Welcker war die Universität hier durch einen Hauptredner vertreten. Einen Tag später wurde sie selbst Ort einer Volksversammlung, als die Petition am 29. Februar in der offenbar vollbesetzten Aula (heute Alten
Aula) der Universität Heidelberg gebilligt wurde – unter dem Vorsitz des bedeutenden Rechtswissenschaftlers Carl Mittermaier. Entsprechende Eingaben richtete auch der große Senat der Universität Heidelberg an den Großherzog und die Erste Kammer, in der die Universität zugleich mit einem Sitz vertreten war.
Richard Wagner ist in seinem Leben viel gereist – sowohl aus freien Stücken als auch unfreiwillig, in Begleitung seiner Familie und alleine. Er war dabei mehrfach auf der Flucht, zeitweise vor Gläubigern, vor ungünstigen Umständen, manchmal aber auch vor sich selbst, getrieben von einer inneren Rastlosigkeit. Sein Leben gestaltete sich häufig schwierig, war über lange Zeit geprägt von Existenzsorgen und einem stets gegenwärtigen Kampf um und für das eigene Werk. Eine gewisse Ruhe fand er ab 1864 durch die Unterstützung seines großen Gönners Ludwig II. von Bayern. Hinter dem damals 51-jährigen Komponisten lagen zahlreiche Irrwege, Umzüge, wechselnde Wohnsitze, bezogen mit seiner ersten Ehefrau Minna, in späteren Jahren dann getrennt von ihr. Nicht selten glaubte er anfangs an eine feste Niederlassung, richtete sich häuslich ein, ließ Hausrat und sogar den Erard-Flügel u.a. nach Venedig, Luzern, Paris, Wien nachkommen – und brach dann doch wieder seine Zelte ab. Erst im Jahre 1866 deutet sich mit dem Einzug in das gemietete Landhaus in Tribschen eine gewisse Beständigkeit, ja Sesshaftigkeit an. In seinem ersten eigenen Haus, der „Villa Wahnfried“ in Bayreuth, wohnte er ab April 1874 mit seiner zweiten Frau Cosima, deren Töchtern aus ihrer ersten Ehe mit dem Pianisten und Dirigenten Hans von Bülow sowie den drei gemeinsamen Kindern Isolde, Eva und Siegfried.
Tabula gratulatoria
(2018)
Wir vom Verein Heidelberger Gästeführer gratulieren dem Heidelberger Geschichtsverein herzlichst zum 25-jährigen Bestehen. Seit seiner Gründung sind zahlreiche Gästeführer Mitglied im Geschichtsverein und fühlen sich beiden Vereinen aufgrund des gemeinsamen Interesses an der regionalen Historie verbunden. Das jährlich erscheinende Jahrbuch, die Website mit seiner unglaublich reichhaltigen Enzyklopädie, die regelmäßigen Terminankündigungen und die legendären Mumm-Buselmeier-Stadtführungen sind eine unerschöpfliche Quelle für unsere eigenen Stadtführungen. Wir wünschen für die kommenden 25 Jahre viel Erfolg! Dino Quaas, Heidelberger Gästeführer e.V.
vor 500 Jahren 1518, 26. April Luthers Disputation vor dem Generalkapitel der Augustinermönche in Heidelberg;
vor 400 Jahren 1618, 23. Mai Beginn des 30-jährigen Krieges: Aufstand der böhmischen Stände und Wahl Friedrichs V. von der Pfalz zum König von
Böhmen (September 1619), Sept. bis Nov. Komet über Heidelberg; vor 370 Jahren 1648, 24. Okt. Die Pfalz erhält im Westfälischen Frieden die achte Kurwürde.
Erinnern und Gedenken
(2018)
Geschichtsunterricht ist idealerweise quellenbasiert. Lässt sich doch nur aus Quellen lernen, was die Zeitgeschichte ausmacht und was unsere Identität bis heute nachhaltig prägt. In der 9. Klasse des Gymnasiums ist die NS-Zeit Pflichtprogramm. Dieses Thema kann fächerübergreifend unter Einbezug von Religion, Kunst und Musik unterrichtet werden. So wird die Gleichschaltung des gesamten Alltags im Nationalsozialismus deutlich. In Gemeinschaftskunde der 9. Klasse bezieht sich der Bereich „Recht und Gesetz“ darauf. Da das NS-Regime Gesetzesänderungen auf dem Boden
der Verfassung vollzog, wirft dies vor allem aus heutiger Sicht die Frage auf, ob das, was auf dem Boden des Gesetzes geschieht, auch immer „Recht“ ist.
In einer Zeit, die bald ohne Zeitzeugen sein wird, die uns das Geschehene vor Augen führen, muss verstärkt daran gearbeitet werden, die Erinnerungskultur am Leben zu erhalten. Dabei sind Ansätze gefragt, die unsere schnelllebige Zeit überdauern und dem raschen Konsum von Bildern trotzen. Da Quellen alleine mitunter nicht für sich sprechen, ist die intensive Beschäftigung mit einem Projekt eine Möglichkeit, Nachhaltigkeit zu schaffen.
Die Forschung über Friedrich Ebert krankt seit jeher an fehlenden Quellen. Ein Nachlass ist nicht vorhanden. Sowohl seine Witwe Louise als auch sein ältester Sohn Friedrich Ebert junior wurden während des Zweiten Weltkrieges in Berlin ausgebombt; darüber hinaus wurden wichtige Archivbestände der Reichspräsidialkanzlei während des sogenannten Dritten Reiches ausgesondert und zerstört. Während der Sammlermarkt nach wie vor mit NS-Devotionalien überschwemmt wird, werden vergleichsweise nur wenige Dokumente und Memorabilia aus dem Umfeld der Sozialdemokratie angeboten, nicht zuletzt, da ein großer Teil von ihnen zu Beginn der Hitler-Diktatur aus Angst vor Verfolgung vernichtet wurde. In der ständigen Ausstellung des Ebert-Hauses können deshalb kaum dreidimensionale Originale über den ersten Reichspräsidenten und die Geschichte der Arbeiterbewegung präsentiert werden. Umso erfreulicher war die Entdeckung, dass Anfang Juni 2016 auf der Seite des bekanntesten Internet-Auktionshauses eine große Porträtbüste des Begründers der deutschen und internationalen Sozialdemokratie, Ferdinand Lassalle, angeboten wurde. Die der Kaufanzeige beigefügten Fotos zeigten eine gut erhaltene, stattliche (rund 80 cm hohe und 50 cm breite), vermutlich aus der Zeit vor 1918 stammende Büste aus Gips. Der Startpreis der Auktion betrug lediglich einen Euro. Nach einem spannenden Bieterwettbewerb konnte die Lassalle-Büste dann am 11. Juni 2016 für 351,00 Euro plus 19,90 Euro für Porto und Verpackung, also zusammen für 370,90 Euro, vom Ebert-Haus ersteigert werden. Den heiklen Transport überstand das fragile Artefakt unbeschädigt und bestätigte beim Auspacken den Eindruck, den es bereits auf den Fotos gemacht hatte, den eines ästhetischen und ausdrucksstarken Kunstwerkes.
1250 Jahre Wieblingen
(2018)
In die lange Reihe der Ortsjubiläen in unserer Region, in denen jeweils die erste schriftliche Erwähnung des Ortes im Lorscher Urkundenbuch gefeiert wird, konnte sich im Jahr 2017 auch der Heidelberger Stadtteil Wieblingen einreihen. Denn am 27. Februar 2017 jährte es sich zum 1250. Male, dass im damaligen Kloster Lorsch eine Frau namens Rutlindis ihr Handzeichen unter eine Urkunde setzte, mit der sie ihren Besitz in „Wibilinga“, dem heutigen Wieblingen, dem Kloster vermachte. Wieblingen ist also im Jahre 767 nicht etwa gegründet worden, sondern wurde nur erstmals urkundlich erwähnt. Der Ort selbst ist etwa 200 Jahre älter.
35 Jahre Heidelberg-Rehovot
(2018)
„Dass Heidelberg und Rehovot zueinander fanden, verdanken wir den Wissenschaftlern, insbesondere den Kernphysikern vom Max-Planck-Institut und deren Kollegen vom Weizmann-Institut in Rehovot“, resümierte der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg Reinhold Zundel anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft im Jahr 2003. Wie und unter welchen Rahmenbedingungen dies geschah, soll der folgende Bericht aufzeigen. Internationale Städtepartnerschaften binden die jeweiligen Stadtgesellschaften in die gegenseitigen Beziehungen ihrer Länder ein. In Universitätsstädten kommt der Anstoß dazu oft von den Hochschulen und dem akademischen Umfeld. Spezifisch für die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel – und damit für deutsch-israelische Städtepartnerschaften – sind die Themen der deutschen Vergangenheit einerseits und des Nahostkonflikts andererseits in ihrer engen Verflechtung. Inwieweit sich dies in der Städtepartnerschaft Heidelberg-Rehovot widerspiegelt, soll ebenfalls aufgezeigt werden.
Der studentische Verein „Heidelberger Lupe e.V. – Verein für Historische Forschung und Geschichtsvermittlung“ wurde im Frühjahr 2016 gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, die Regionalgeschichte Heidelbergs im Nationalsozialismus zu erforschen und didaktische Zugänge und Methoden für den Schulunterricht zu entwickeln. Er entstand aus einer Projektidee in Kooperation mit dem Arbeitsbereich Minderheitengeschichte und Bürgerrechte in Europa am Lehrstuhl für Zeitgeschichte (Historisches Seminar der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg) und mit der Jüdischen Kultusgemeinde Heidelberg. Er ist ein Zusammenschluss aus Studierenden und Absolventinnen und Absolventen der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg sowie der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Bereits im Sommersemester 2015 hatte ein Teil der Gruppe im Rahmen eines Seminars eine Ausstellung mit dem Titel „Herausgerissen – Deportation von Heidelbergern 1940“ konzipiert. Mit ihr beleuchteten wir die Deportationen der Heidelberger Juden und Sinti im Jahr 1940 anhand von regionalhistorischen Quellen und Orten. Die Ausstellung war im Foyer des Rathauses zu sehen und wird seither als Wanderausstellung an Heidelberger Schulen verliehen.
Peter Anselm Riedl war ein international angesehener Kunsthistoriker und ein streitbarer Geist, der es klug verstand, die Finger an den richtigen Stellen in die Wunden zu legen. Bewegte er sich in seinen ersten Schaffensjahren auf, seiner Zunft entsprechend, „sicherem“ wissenschaftlichem Terrain – er nahm sich historischen Kirchenbauten, vor allem derer in Siena an − so „weitete“ sich sein Blick mit zunehmender Erfahrung, indem er die „Objekte kunsthistorischer Begierde“ in einen Alltagskontext setzte. In der Sehnsucht nach Italien liegen die Städtebauer und die Kunsthistoriker in ihrer Suche nach den Wurzeln des „Wahren und Guten“ gar nicht so weit auseinander. Auch wir wurden während unseres Studiums nicht nur zum Zeichnen nach Italien geschickt, galten uns die Italiener, wenn es um das Entwerfen ging, als Vorbilder, gleich ob die großen Baumeister der Renaissance, wie Brunelleschi, Alberti oder Palladio, ob umstrittene Architekten der Moderne wie Adalberto Libera oder Giuseppe Terragni oder ob Zeitgenossen wie Vittorio Gregotti oder Georgio Grassi. Wir studierten deren Schriften und „kopierten“ ihre Entwürfe.
Schon von Kindesbeinen an, als ich ein kleiner Ministrant war, ist mir die Gedenktafel an der Sakristeiwand unserer katholischen Kirche vertraut. Darauf ist ein Reliefbild von einem prächtigen Baum zu sehen und es steht zu lesen: „Auguste Pattberg, geb. von Kettner, geboren am 24. Februar 1769 in Neunkirchen, gestorben am 4. Juli 1850 in Heidelberg. Es steht ein Baum im Odenwald. Dem Gedächtnis der Romantikerin des kleinen Odenwaldes und der Mitarbeiterin an der Liedersammlung ‚Des Knaben Wunderhorn’ geweiht. Odenwaldklub und Gemeinde Neunkirchen 1929.“ Damals war mir allerdings noch nicht bewusst, welche Bewandtnis es mit diesen Zeilen hat. Auch die Auskünfte der älteren Generation zu dieser Person waren verschwommen und ungenau. Erst später wurde mir bekannt, dass Auguste Pattberg aus meinem Heimatort einen nicht ganz unwichtigen Beitrag zur deutschen Literaturgeschichte geleistet hatte. Heutzutage werden mit der Liedersammlung „Des Knaben Wunderhorn“ nur noch die strahlenden Namen Achim von Arnim und Clemens Brentano assoziiert. Auguste Pattberg, die hierzu immerhin 17 Volkslieder beisteuerte, ist nahezu vergessen. Nur noch in Neunkirchen und Neckarelz und bei wenigen Heidelbergern steht sie in, wenn auch blasser, Erinnerung. In Mosbach-Neckarelz ist zumindest noch ihr Name durch das Auguste-Pattberg-Gymnasium und die Pattberg-Hauptschule gegenwärtig.
Andreas Grundler war im Hauptberuf Arzt, Zeitgenossen rühmten ihn auch als Dichter und Komponisten. Die Kenntnis und Rezeption seines musikalischen Schaffens schon zu Lebzeiten und die erhaltenen Werke belegen, dass er keinesfalls „nur als Ehemann der gelehrten Humanistin Olympia Fulvia Morata bekannt geblieben ist“, wenn auch ein Großteil seiner Biographie aus der hinterlassenen Korrespondenz seiner italienischen Gattin erschlossen werden musste. Olympia Fulvia Morata (1526–1555), Tochter der Lucrezia und des Fulvio Pellegrino Morato aus Mantua, wurde
zuerst durch den Vater „in allen Wissenschaften, die zur Bildung des Menschen notwendig sind“ erzogen und erhielt danach gemeinsam mit der Herzogstochter Anna d‘Este Unterricht am glanzvollen Hof von Ferrara. Bald priesen gelehrte Literaten die erstaunlichen Leistungen des „frühreifen und überbegabten Mädchens“ in den lateinischen und griechischen Sprachen. Olympia heiratete im Alter von etwa 24 Jahren Andreas Grundler, der 1549 in Ferrara den Doktorgrad in Philosophie und Medizin erworben hatte. Ihr kurzer, gemeinsamer Lebensweg führte sie nach Schweinfurt, wo
der Ehemann rund vier Jahre als Arzt wirkte, bis die Stadt im „Markgräfler Krieg“ völlig zerstört wurde (12./13. Juni 1554). Ihre Flucht um das nackte Überleben endete in Heidelberg, und Grundler erhielt eine Professur an der medizinischen Fakultät der Universität. Über einen Lehrauftrag für Griechisch an seine Gattin Olympia gibt es keine gesicherten Nachrichten, ihr Ruhm wurde aber bald nach dem frühen Tod durch Editionen ihrer Briefe und Schriften begründet. Die erste Ausgabe, zusammengestellt von dem alten Freund Celio Secondo Curione, erschien 1558 in Basel, wo Curione Latein und Griechisch lehrte; bis 1580 folgten drei erweiterte Auflagen. Diese Drucke machten Olympia im humanistisch-literarischen Europa weithin bekannt. Selbst im katholischen Umfeld wurde ihre hohe Gelehrsamkeit anerkannt, die Neigung „dieser Syrene“ zur „Häresie Calvins“, von der sie die Jugendfreundin Anna d’Este zu überzeugen versuchte, aber scharf kritisiert. Alle Ansätze zu einer Biographie des Ehepaars Grundler/
Morata basieren weitgehend auf den von Curione veröffentlichen Briefen. Die meisten hat Olympia geschrieben, und da sie aus ihrer Sicht der Ereignisse und in ihrer Sprache das gemeinsame Lebensbild prägte, steht sie auch in allen späteren Editionen im Vordergrund.