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Zu den Beständen des Stadtarchivs Bretten gehört ein kulturgeschichtlich wertvolles Büchlein mit dem barock ausladenden Titel Andächtige Uebung der Todangst-Bruderschaft Unseres am H. Kreuz sterbenden Erlösers Jesu Christi, welche zu gemeiner Auferbauung und zu Erlangung eines seligen Sterbstündleins aufgerichtet und gehalten wird zu Bretten in der Pfarrkirche zum H. Martyrer Laurentius, Welche im Jahr 1771 von einem hiesigen Bürger gestiftet, von Ihro
Hochfürstlichen Eminenz Franz Christoph genehmigt, und 1772 den 1. Jenner angefangen, nachgehends aber von Jhro Päbstl. Heiligkeit Pius VI. im Jahr 1775 den 11. Merz bestättiget, und auf den ersten Sonntag jeden Monats nebst zwey Titularfesten mit vollkommenen Ablässen begnädiget worden. 1776. Das Andachtsbüchlein hat ein Format von 13x8,5 cm, umfasst 56 paginierte Seiten und ist in Kursiv gedruckt.
Wenn der Vorhang fällt
(2005)
Häuser erzählen Geschichte: Familiengeschichte, Alltagsgeschichte, Wirtschaftsgeschichte - all dies verbirgt sich zwischen alten Mauern und zwischen den Zeilen alter Grundbuch- und Liegenschaftsunterlagen. Die Geschichte des in Diedelsheim mehr als 200 Jahre mit „Realwirthsgerechtigkeit“, „Schildgerechtigkeit“ und „Saalwirthsgerechtigkeit“ betriebenen Gasthauses „Zum Löwen“ ist ein gutes Beispiel dafür.
Im Schreiben und Sammeln von Bildpostkarten bzw. Ansichtskarten dokumentiert sich seit 1890 in breiten Bevölkerungskreisen eine erhöhte Reiselust und Mobilität. Die Ansichtskarte entwickelte sich in wenigen Jahren zu einem weit verbreiteten, vor allem preiswerten Kommunikationsmittel, nur vergleichbar etwa mit dem Siegeszug der Handys seit Mitte der 90er Jahre. Es herrschte in jenen Jahren eine regelrechte Manie, sich über Ansichtskarten auszutauschen und Aufmerksamkeit zu wecken. Die drucktechnische und grafische Entwicklung sowie künstlerische Ausgestaltung der
Ansichtskarten, die angesichts sprunghaft gestiegener Nachfrage in immer größeren Auflagen kostengünstig hergestellt und verkauft wurden, führte dazu, dass nicht nur jeder Winkel in Städten und Gemeinden werbewirksam abfotografiert und
touristisch vermarktet wurde, sondern dass auch das kommunale Vereins- und Kulturleben, wie auch sportliche Ereignisse (Rad- und Autorennen) sowie Gewerbe- und Industrieausstellungen sich nur allzu bereitwillig dieses neuen Mediums bedienten, um regional und überregional das eigene Anliegen herauszustellen, um so in einer breiten Öffentlichkeit zu werben und Beachtung zu finden. Das jahrzehntelange Sammeln von Ansichtskarten des Oberamts Bretten führte zwangsläufig beim Verfasser auch zum Erwerb weniger, aber hoch interessanter sog. Schüler-Ereigniskarten der ehemaligen (Ober)-Realschule in Bretten, deren Behandlung Gegenstand der nachfolgenden Ausführungen sein soll.
Bretten schaut in die Welt
(2005)
Filme sterben schneller. Aus der Blütezeit des Stummfilms sind selbst Schlüsselwerke wie Fritz Langs „Metropolis" nur fragmentarisch erhalten. Von den Filmen vor dem ersten Weltkrieg kennt man oft nur noch die Titel. So wurde diese Epoche des „Frühen Films“ lange unterschätzt und kaum wahrgenommen. Doch gerade in den ersten beiden Jahrzehnten des 20.
Jahrhunderts hat sich der Kinofilm zu einer neuen Kunstform und zu einer machtvollen Industrie entwickelt. Eine Legende der Geschichtsschreibung verlegt den Ort dieser Entwicklung in die Großstädte. Zweifellos fanden dort die ersten Filmvorstellungen statt, gab es dort das meiste Publikum, und es kann nicht überraschen, daß in den Städten um 1905 die ersten Kinozweckbauten entstanden. So ist auch die städtische Entwicklung des neuen Mediums besser dokumentiert; das frühe Kino auf dem Land hingegen ist sogar vor Ort oft vergessen.
Brettens Schicksal war im Laufe der Geschichte immer wieder der Verkehr. Der Erlangung der Stadtrechte - 1254 wird „bretheheim“, das spätere Bretten, erstmals als „oppidum“ erwähnt, für die Jahre danach lassen sich alle Charakteristika einer typischen mittelalterlichen Stadt wie eigenes Stadtsiegel, Ratsverfassung und wehrhafter Mauerring belegen - ging bereits im 12. Jahrhundert das Marktrecht voraus, das ohne eine auch verkehrlich bedingte zentralörtliche Funktion kaum von Dauer gewesen wäre. Ihren spätmittelalterlichen Reichtum verdankte die Stadt der Lage an drei überörtlich bedeutsamen Handelsstrassen, die von Westen nach Osten Paris mit Prag, von Nordwesten nach Südosten die Messestadt Frankfurt mit der Fuggerstadt Augsburg und von Norden nach Süden die rheinischen Handels- und Bischofsstädte mit der Schweiz verbanden und sich auf dem Brettener Marktplatz kreuzten. Nur folgerichtig war es daher, dass Bretten nach der massiven Beeinträchtigung dieser traditionellen Verkehrsverbindungen infolge der Kriege des 16. und 17. Jahrhunderts (Landshuter Erbfolgekrieg, Dreißigjähriger Krieg und Pfälzer Erbfolgekrieg mit Brand der Stadt) seines früheren Wohlstandes und seiner einstigen Bedeutung verlustig ging und im 18. sowie im frühen 19. Jahrhundert in einem Zustand verharrte, den der Stadthistoriker Alfred Straub als den einer „Landstadt in Stagnation“ beschrieb. Folgerrichtig war es vor diesem Hintergrund
aber auch, dass die Schaffung von neuen Verkehrsverbindungen in Gestalt der Eisenbahn seit Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer Revitalisierung des wirtschaftlichen Lebens in Bretten und zu einem - wenn auch verspäteten - Industrialisierungsschub führte und in Bretten begeistert begrüßt wurde.
Will man Zeugnis ablegen über die wirtschaftliche Entwicklung Brettens, die ergriffenen Chancen ihrer Bürger und den bewiesenen Wagemut und Fleiss derselben, so ist dies nur möglich und kann entsprechen gewürdigt werden, wenn man die
gesamtwirtschaftlichen Entwicklungstendenzen und ordnungspolitischen Rahmenbedingungen aufzeigt, die seit den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts das wirtschaftliche Geschehen in Deutschland beeinflussten.
Ideen der Aufklärung und unterschiedliche Betrachtungsweisen der Französischen Revolution führen um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert in Europa zu politischen Strömungen vor allem des Konservativismus und des Liberalismus. Auf diesen Grundlagen entstehen in den deutschen Staaten erste, unorganisierte Gesinnungsgemeinschaften. Aus den politischen Ideen erwachsen politische Bewegungen, die gewisse gemeinsame Grundüberzeugungen über die Gestaltung von Staat und Gesellschaft entwickeln. Diese Bewegungen sind - jedenfalls im Großherzogtum Baden - auf die II. Kammer des Landtags als
der politischen Institution bezogen, in der die jeweiligen führenden Persönlichkeiten ihre Anschauungen öffentlich machen können.
Feste zu feiern gehört zu den Urbedürfnissen der Menschen. Der Sinn der Feste liegt weniger in der Erholung vom Alltag als in der Erhebung der Feiernden über den Alltag. Familie, Verein, Gemeinde, Land, alle brauchen Feste, um ihre soziale Identität zu erhalten und zu kräftigen. Außerdem schaffen Feste Ausnahmesituationen, können von Zwängen befreien, als Ventile wirken, tatsächliche oder vermeintliche Mängel ausgleichen.
Nachrichtenaustausch erfolgte zu allen Zeiten. Schon aus vorgeschichtlicher Zeit sind Handelswege bekannt, auf denen
Waren und Nachrichten befördert wurden. Mehrere durchzogen Europa in Nord-Süd-Richtung. Diese dienten hauptsächlich den Salztransporten und dem Bernsteinhandel. Einer führte aus dem Hamburger Raum von der Nordsee kommend über
Weser, hessisches Bergland, den Main und den Oberrheingraben, das Isere- und Rhonetal bis zum Mittelmeer, wobei sich eine Vielzahl Querverbindungen als Zubringer und Verteiler zu Nebenwegen entwickelten.
Landsknechte in Bretten
(2003)
Als die Stadt Bretten, das damalige Brettheim, während des Landshuter Erbfolgekrieges im Frühsommer des Jahres 1504 durch das Heer des württembergisehen Herzogs Ulrich belagert wurde, kam neben den bewaffneten Bürgern und den in der Stadt versammelten Angehörigen der Kraichgauer Ritterschaft vor allem den von Kurfürst Philipp, dem kurpfälzischen Landesherren, entsandten Landsknechten eine tragende Rolle bei der Verteidigung zu. In ausführlicher Weise und mit zahlreichen detaillierten
Angaben berichtet darüber die wichtigste noch erhaltene zeitgenössische Quelle zum Verlauf der Belagerung: die von Melanchthons Bruder Georg Schwartzerdt aufgrund der Erinnerung von Augenzeugen verfasste Chronik.
Die Belagerung Brettens (des damaligen „Brettheim“) durch das Heer Herzog Ulrichs von Württemberg im Rahmen
des Landshuter Erbfolgekrieges von 1504 stellt eines der einschneidendsten Ereignisse der Stadtgeschichte dar und wirkt (keineswegs nur in der Erinnerung) auf vielfältige Weise bis heute fort. Allerdings sind die seinerzeitigen lokalen Ereignisse, derer 2004 im Rahmen von verschiedenen Jubiläumsaktivitäten gedacht wird, kaum in ihrer gesamten Dimension und Tragweite zu verstehen, wenn man bei einer rein stadtgeschichtlichen Sichtweise und Interpretation verharrt. Die Belagerung der kurpfälzischen Amtsstadt im Frühsommer 1504 war viel mehr ein Mosaikstein im Muster sehr viel größerer und weiter reichender Konflikte, die sich bereits in den beiden vorangegangenen Jahrhunderten allmählich angebahnt hatten
und die nach Ausbruch des Krieges ihre Entladung auf zahlreichen Schauplätzen im gesamten süd- und südwestdeutschen Raum fanden. Das in vielerlei Hinsicht folgenreiche Brettener Geschehen jener Zeit, das in seinen Einzelvon am ausführlichsten in der Chronik von Melanchthons Bruder Georg Schwartzerdt überliefert ist, lässt sich daher - insbesondere auch hinsichtlich seiner längerfristigen Auswirkungen - nur im Kontext der Gesamtereignisse jener Zeit erklären und bewerten.
Die autonome Bürgergemeinde mit ihrem spezifischen Stadtrecht machte zusammen mit der Konzentration von Handel und Gewerbe die mittelalterliche Stadt aus. Jede Stadt hatte ihre eigene Form der Selbstverwaltung mit eigenen Privilegien. Die Entstehung der Kommune, der Stadtgemeinde, unterschied sich durch Rechtsqualität und Topographie deutlich vom Umland. Die Konzentration von Handel und Gewerbe, das Marktrecht, die Verdichtung von Wohn- und Gewerbebau auf
relativ kleinem Raum gegenüber dem weiträumigen Dorf, die Stadtmauer als Schutzinstrument, die besondere Rechtsstellung der Bürger in einem besonderen Status und die städtische Verfassung waren weitere Merkmale der Stadt.
Das "Oppidum de Bretheim"
(2003)
Die heutige Große Kreisstadt Bretten ist eine moderne Stadt mit rund 28 000 Einwohnern. Es handelt sich bei ihr - so die
Webseite der Kommune - um ein „aufstrebendes Mittelzentrum", dessen Wirtschaftsstruktur ein „Branchenmix mit zahlreichen innovativen Firmen" kennzeichnet. Neben der Modernität steht in Bretten aber die Tradition. Offensichtlich blickt das 767 im Lorscher Codex erstmals erwähnte Breteheim mit Stolz auf seine mehr als 1200-jährige Vergangenheit und begründet seine Identität in nicht unwesentlichem Maße über die Geschichte.
Der Kraichgau läßt sich bereits im ausgehenden Hochmittelalter als eine ländliche Kulturlandschaft mit sehr guten Siedlungslagen, fruchtbaren Lößböden und einer ausreichenden Wasserversorgung charakterisieren. Daneben hat diese Landschaft schon früh eine nachhaltige Ausprägung als Verkehrsdurchgangslandschaft erfahren, die eine nachhaltige
Besiedelung, Siedlungsdurchdringung und wirtschaftliche Erschließung des Kraichgauer Hügellandes erlaubten. Ein ab dem 11. Jahrhundert eintretendes anhaltendes Bevölkerungswachstum, mutmaßlich als Folge verbesserter klimatischer Bedingungen, höherer Bodenerträge und größerer Bewirtschaftungsflächen durch Ausdehnung der Rodungstätigkeit
löste weitere für die siedlungsgeschichtliche Entwicklung dieses Kulturraumes ganz entscheidenden Wachstumsimpulse
und -prozesse aus, die die eigenständige Entwicklung des Marktfleckens Bretten zum wirtschaftlichen Mittelpunkt im Kraichgau nachhaltig ingangsetzte. Dies führte dann auch bereits im 11. Jahrhundert im Zuge einer Bevölkerungskonzentration in diesem Marktflecken zur Wahrnehmung und Übernahme gewisser zentralörtlicher Aufgaben lange vor dem eigentlichen
Stadtwerdungsprozeß Brettens.
Heimische Orchideen
(2001)
Die Farbenpracht und die bizarre Gestalt der heimischen Orchideen betören das Auge. Nur wenige Pflanzen können sich mit der Farbenpracht und den reizvollen Formen der heimischen Orchideen messen. Meine erste Begegnung mit Ragwurzarten, die in Bretten leider nicht blühen, werde ich nie vergessen. Weltweit gibt es etwa 700 Gattungen von Orchideen mit ca. 25.000 bis 30.000 Arten mit Schwerpunkt in den Tropen. In Europa gibt es etwa 200 Arten von Orchideen. Die meisten haben die Eiszeit im Mittelmeerraum überstanden. Ca. 60 Arten haben den Sprung über die Alpen wieder geschafft. In Deutschland gibt es ca. 35 Arten. Auf der Gemarkung Bretten und Gondelsheim haben wir 12 Orchideenarten gefunden.
Der Fanfaren- und Trommlerzug Bretten 1504 e. V. feiert heute das 5O-jährige Jubiläum seiner Nachkriegsgründung. Dies ist, gerade angesichts des äußerst regen Vereinslebens des Fanfarenzuges während dieser ganzen Zeit, zunächst einmal ein stolzes Datum, auch wenn der Fanfarenzug keineswegs der älteste Verein in unserer Stadt ist.
Münzen im Aberglauben
(2001)
Im Zusammenhang mit der seit Frühjahr 1997 durch die ehrenamtlich wirkende Bürgerinitiative „Brettener Heimat- und Denkmalpflege" begonnenen grundlegenden Sanierung des „Schweizer Hofs", einem imposanten, für die Brettener Stadt- und Hausgeschichte bedeutsamen Baudenkmal konnte am 26.8.1999 ein höchst bemerkenswerter Fund gemacht werden. Es handelt sich hierbei um eine aus neun Silberpfennigen in Kreuzform zusammengelötete, mit einer Trageöse versehenen Komposition von 47mm x 33 mm Seitenlänge im Gesamtgewicht von ca. 2,9 - 3,0 g, der, wie nachfolgend ausgeführt, nachweislich Geldamulettcharakter zukommt.
Den Namen Eugen Wenz wird man in jedem Lexikon und in allen homöopathischen oder naturheilkundlichen Fachbüchern vergebens suchen. Eugen Wenz ist also völlig unbekannt in der historischen Forschung. Aber auch in seiner eigenen Zeit hat Eugen Wenz wenig von sich reden gemacht, obwohl er 42 Jahre lang, von 1895 bis 1937, als Laienheiler praktiziert hat und
obwohl er unermüdlich Flugblätter, Broschüren und Bücher verfasst und herausgegeben hat. Wenn Wenz aber so unbedeutend und unbemerkt war, warum also, so fragen Sie sich vielleicht zurecht, beschäftige ich mich dann seit über zwei
Jahren mit Wenz?
Vor der Kapelle auf dem Adelberg in Bretten-Neibsheim steht ein Hochkreuz aus dem Jahre 1885. Auf beiden Seitenfronten des Sockels hat sich der Handwerker verewigt: „Ludwig Meffle, Stein- und Bildhauer in Bretten“. Das war der Anlass, nach weiteren Arbeiten dieses Steinbearbeiters zu suchen. Mit der Einführung der Gewerbefreiheit in Baden im Jahre 1862 wurden die Zünfte aufgelöst. Für die Gründung eines Gewerbebetriebes war keine Meisterprüfung mehr nötig und wohl auch nicht möglich, da die privatrechtlichen Innungen in Großstädten erst um 1885 gegründet wurden. Ludwig Meffle hat sich in Rechnungen und Zeitungsanzeigen nie als Meister bezeichnet. Der von der Großherzoglichen Landesgewerbehalle
eingerichtete Ausschuss zur Veranstaltung von Lehrlingsprüfungen veröffentlichte 1883 eine Lehrlingsprüfungsordnung, die jedoch nur eine Empfehlung darstellte. Steinhauer hatten nach dem 1. Lehrjahr einen Würfel von einem Fuß aus Sand- oder Kalkstein zu behauen. Ein Stück Säulenschaft von 70 cm Länge und 25 cm Durchmesser musste nach dem 2. Lehrjahr aus Sandstein behauen werden. Nach dem 3. Lehrjahr war eine Zeichnung einer runden Wendeltreppe anzufertigen und eine Stufe aus Gips oder Sandstein in 1/10 natürlicher Größe herzustellen.
Die steinernen Bänke, die man auch heute noch am Wegesrand findet, sind die Raststätte unserer Vorfahren. Man nannte
sie je nach Gegend Gruhen, Grubbänke oder auch Krugstatt. Bei uns sind es einfach Ruhbänke. Früher, als die Wege noch nicht so gut waren, und man nicht immer einen Wagen mitziehen konnte, mussten die Handwerker und Händler oder
auch Marktfrauen ihre Waren auf dem Rücken oder auch auf dem Kopfe mittragen. Die Bänke dienten dazu, diese oft schweren Körbe oder Krätten, wie man sie damals auch nannte, abzusetzen, um sie nach der Rast wieder ohne fremde Hilfe aufnehmen zu können. Das an der Ruhbank oft angesetzte Bänkchen, das etwas niedriger war, diente zum Ausruhen und zur Erholung des geschundenen Rückens. Die meisten Ruhbänke wurden zwischen 1700 und 1870 aufgestellt. So auch die Ruhbank im Hausertal (Im Feller), die das Datum 1861 und wahrscheinlich die Initialen des Steinmetzes eingemeißelt hat, was früher oft üblich war. Zwei weitere Ruhbänke stehen „Im Salzhofen" bei den Aussiedlerhöfen und an der Derdinger Straße bei den Hetzenbaumhöfen (Lufinado) . Alle Ruhbänke standen meist an guten Verbindungswegen oder an Kreuzungen, zwischen zwei Ortschaften oder Flecken, wie man damals und auch noch heute kleine Ortschaften nannte, z.B. zwischen Rinklingen und Ruit oder Bauschlott, Bretten und Knittlingen oder von Bretten über den Postweg - Hausertal - Feiler - Gölshausen.
Die sogenannte Kunstkammer hat ihre eigene Tradition. Sie mag entstanden sein durch Anregungen, die das griechische und römische Altertum gegeben hat, fiel ihre größte Zeit doch in die Epoche der Renaissance. Die 'Ent-Weihung' von Tempeln oder doch der Einzug fremder Herren in ihre Cella steht am Anfang des Sammelns. Die großen Heiligtümer der antiken Welt seien beispielhaft genannt. Temenoi der Hera und Meter in Olympia bargen römische Kaiserporträts, aber auch spätklassische oder hellenistische Marmorwerke, darunter die hochgerühmte Genregruppe des Hermes, der das Dionysoskind trägt. Kaum eine der Sammlungen des 16. und 17. Jahrhunderts verschloss sich der Aufnahme antiker Kunstwerke, ihrer Aussagekraft als zeitüberdauerndem Dokument. Auf diese Weise entstand auch das Florentinische Studiolo im Palazzo Vecchio, dem Sitz der Stadtverwaltung. War nun der Brettener Georg Wörner ein Sammler von dieser Art oder hat er sich weit blickend und verstehend die eigene Welt erschlossen? Geben Ereignisse aus seinem Leben Auskunft darüber?
Im Jahre 1999 richtete sich der Blick vermehrt auf den Amthof des ehemaligen Zisterzienserklosters Herrenalb in Oberderdingen. Anlaß dafür war einerseits der weitgehende Abschluß der Sanierung der Bauten, der sich in der Wiedereinweihung der evangelischen Laurentiuskirche manifestierte, andererseits aber auch die 850-Jahrfeier der Gründung der Zisterzienserabtei im Albtal. Das Interesse der Öffentlichkeit sollte dabei sowohl auf den Amthof als
Einzeldenkmal gelenkt werden als auch die regionalen historischen Zusammenhänge reflektieren. Die Zisterziensermönche des Klosters Herrenalb legten mit dem ihrer Ordensgemeinschaft eigenen Fleiß und Wirtschaftssinn den Grund zu der Anlage, die der württembergische Hof mit seiner Verwaltung bis in das letzte Jahrhundert hinein betrieb und die nach Jahrzehntelangem Niedergang durch die jetzt weitgehend abgeschlossene Sanierung als Sitz der Ortsverwaltung und Heimstätte der Kirchengemeinde wieder das Zentrum des Ortes ist.
In den Beständen des Brettener Stadtarchivs befindet sich unter der Bestandsnummer B 506 ein handgeschriebenes
gebundenes Buch mit dem Titel „Meisterbuch der löblichen Rotgerber-Zunft“. Es ist eines von nur wenigen noch verbliebenen Zeugnissen des Jahrhunderte lang in Bretten stark vertretenen und wirtschaftlich bedeutsamen Gerberhandwerks. Seit Juni 1994, als das in bürgerschaftlicher Selbsthilfe sanierte Gerberhaus in der Gerbergasse 10 der Öffentlichkeit als handwerks- und baugeschichtliches Museum vorgestellt werden konnte, wird dieses Zunftbuch dort in einer Vitrine gezeigt. Seine Bedeutung als wichtige Quelle für die Brettener Sozial- und Personengeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts ist Thema dieses Beitrages.
Das Kapuzinerhospiz in Bretten hat „nicht allein lokalhistorische Bedeutung". Es ist auch „beispielhaft für die kirchlich-kulturellen Zustände des gemischt-konfessionellen Kurstaates am Rhein im 18. Jahrhundert". Aus landes- wie stadtgeschichtlichen Gründen hält es Hermann Schmid für gerechtfertigt, sich mit der Entstehung der kapuzinischen Ordensniederlassung und dem Wirken der darin wohnenden Mönche zu beschäftigen.
Die Kurpfalz hatte nach dem 30jährigen Krieg über viele Jahrzehnte hinweg wie kein anderes Territorium - von Preußen
abgesehen - eine gewaltige Einwanderung, nicht nur aus vielen Teilen Deutschlands, sondern aus nahezu ganz Europa erlebt. Sie gehörte zu den durch den Krieg am schlimmsten heimgesuchten Territorien und hatte Bevölkerungsverluste zwischen 50 und 70 % hinnehmen müssen; die Bevölkerung war entweder umgebracht worden oder verhungert, an Seuchen gestorben oder geflüchtet. Ganze Landstriche waren verwüstet - Heidelberg zählte bei Kriegsende noch 300 Bürger. In der linksrheinischen Pfalz nahm der Bevölkerungsschwund ähnliche, zum Teil sogar noch katastrophalere Dimensionen an. In
Bretten lebten im Jahre 1650 von den ursprünglich 340 Bürgern und Wittweibern noch 173; in den Städten und Dörfern der Umgebung war es kaum anders.
Die Täufer in der Kurpfalz
(2001)
Nachdem man sich aus gegebenem Anlass in jüngster Zeit verstärkt mit den Geschicken der Waldenser beschäftigt hat, bietet sich ein vergleichender Blick auf die Täufer an. Die Parallelen, vor allem in der Geschichte der Verfolgung, sind nicht zu übersehen. Für unsere heutige Sicht könnte freilich ein wesentlicher Unterschied von Bedeutung sein: Die Verfolgung der
Waldenser hatte schon früh, im Mittelalter, begonnen und spielte sich in einigermaßen fernen Ländern und unter sehr dezidiert katholischen Herrschern ab. Für uns hat das alles eine gewisse beruhigende Distanz. In unserer näheren Umgebung sehen wir die Waldenser sodann als mehr oder weniger freundlich eingeladene und aufgenommene Flüchtlinge und Neubürger. Von beunruhigender Nähe ist dagegen, was wir von den Täufern erfahren: Die Verfolgung geschah unter anderem in dem Territorium, zu dem damals Bretten gehörte. Wir hören die Namen bekannter Kurfürsten wie etwa Ludwig V. oder Ottheinrich und haben es mit Luther, Melanchthon und Heidelberger Theologen zu tun.
Zoll auf Brettens Straßen
(2001)
Angesichts der günstigen Lage Brettens an zwei bedeutenden Handelsstraßen (Reichsstraßen) und seiner prädestinierten Stellung als Grenzstadt der unteren Pfalz zu Württemberg überrascht es nicht, daß bereits urkundlich für Bretten im Jahre 1379 ein Brettener Zolltarif erwähnt wird. Unter Zoll ist hierbei eine mit Geleits- und Marktrechten verbundene fiskalische Abgabe zu verstehen, die ausschließlich dem kurpfälzischen Landesherrn zustand. Bereits im November 1402 verlieh Pfalzgraf Ruprecht III (1398-1410) in seiner Eigenschaft als deutscher König der Stadt Bretten Wegzoll- und Weggeldberechtigung für den durch seine Gemarkung und durch die Stadt durchziehenden Warenverkehr und den Handel auf dem Markt zu Bretten. Diese Berechtigung erfolgte widerruflich und unter der Auflage, daß die Stadt, wie schon in früheren Zeiten, das gesamte Aufkommen aus Wege- und Brückenzoll in den Ausbau und in die Instandsetzung der Straßen und Brücken auf ihrer Gemarkung reinvestierte, um den Fuhrleuten und Kaufleuten geordnete Straßenverhältnisse zur Verfügung zu stellen.
Brettener Spuren
(2022)
Schau-ins-Land. – 14 (1888)
(1888)
Schau-ins-Land. – 16 (1890)
(1891)
Schau-ins-Land. – 19 (1892)
(1892)
Schau-ins-Land. – 18 (1892)
(1892)
Schau-ins-Land. – 17 (1891)
(1892)
Schau-ins-Land. – 15 (1889)
(1890)
Schau-ins-Land. – 12 (1885)
(1885)
Schau-ins-Land. – 11 (1884)
(1884)
Schau-ins-Land. – 10 (1883)
(1883)