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,,Die heutige deutsche Reichsregierung könnte sich an dem Senat von Harmersbach, dessen Oberhaupt ein Metzger und dessen Mitglieder Bauern waren, ein Muster nehmen." So lautete der Kommentar zu einer von Reichsvogt und Altern Rat erlassenen„ zeitgemäßen Bekanntmachung, die der Pfarrer auch von der Kanzel verlesen soll". Man ahnt schon, aus wessen Feder der Kommentar stammt: Heinrich Hansjakob schrieb ihn in seiner 1891 erschienenen Erzählung „Der letzte Reichsvogt". Er schildert darin die Geschichte des Hansjörg Bruder, der, von Beruf Metzger, 1771 Wirt der „Stube" in Oberharmersbach wurde. Hansjakob nennt sie „das politische Zentrum", ,,das Kasino der Reichsbauernschaft vom Harmersbachtal". Hier konnte der Mann hinterm Schanktisch offensichtlich erfolgreich mitmischen, sodass er 1776 vom Zwölferrat als Kandidat für das Amt des Reichsvogtes aufgestellt wurde, allerdings unter der Bedingung, dass er im Falle seiner Wahl abe der stuben sein sollte. Ein Teil der Gemeinde hatte sich für einen Gegenkandidaten stark gemacht. Die Entscheidung musste der Abt von Gengenbach treffen. Er sprach sich für den Hansjörg Bruder aus. Der neu ernannte Reichsvogt erwirkte beim Rat sogar einen weiteren Fünfjahresvertrag als Stubenwirt. Unter seinem Dach tagte, wie gewohnt, das Vogtsgericht, während der Abt an seinem üblichen Gerichtstag den offenen Platz vor der Kirche bevorzugte.
Am Marktplatz, dem markantesten Platz Villingens, am Schnittpunkt der Hauptachsen in
der historischen Innenstadt, ist auf einer Höhe
von etwa 4 Metern am Haus Obere Straße 1 die
Statue einer Frau sichtbar.
Diese Figur bemerkt sicherlich jeder, der den
Marktplatz passiert, und sie ist ebenso ein beliebtes Fotomotiv. Die Statue zeigt eine Frau im
mittleren Alter im prächtigen Gewand einer Patrizierin im Stil der Renaissance Anfang des 16.
Jahrhunderts. Zusammen mit dem Haus und dem Renaissanceerker verleitet dies dazu anzunehmen, dass das komplette Ensemble aus der
Renaissancezeit stammt.
Das Haus ist jedoch erst Anfang des 20. Jahrhunderts im Auftrag von Josef Boss erbaut worden.
Kulturgeschichte ist komplex und entwickelt
sich in allmählichen, regional in ihren politischen
und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sehr
unterschiedlich und ungleichmäßig verlaufenden
sozialen Prozessen.
In der UNESCO-Weltkonferenz über Kulturpolitik in Mexiko-City 1982
wurde Kultur als „Gesamtheit der unverwechselbaren geistigen, materiellen, intellektuellen und
emotionalen Eigenschaften“ angesehen, „die eine
Gesellschaft oder eine soziale Gruppe kennzeichnen, und die über Kunst und Literatur hinaus
auch Lebensformen, Formen des Zusammenlebens, Wertesysteme Traditionen und Überzeugungen umfasst.“
Um die Kulturbauten auf dem
Goldenbühlhügel in ihrer kulturgeschichtlichen
Bedeutung verstehen zu können, muss daher ein
methodisch vielschichtiges und differenziertes
analytisches Instrumentarium für eine ganzheitliche Interpretation von Schulbau und Kirchen- bzw. Gemeindezentrenbau in historischer
Gemengelage pädagogischer, theologisch-liturgischer und städtebaulicher Entwicklungen und
Reformbestrebungen des 20. Jahrhunderts angewandt werden. Funktion und Gestalt der Bauten
sollen im Kontext sich parallel zu einander entwickelnden pluralistischen Vielfalt der traditionalistischen und der nach Reformen strebenden
unterschiedlich entwickelnden Denkströmungen
ihrer Entstehungszeit, die ein vielseitiges Repertoire unterschiedlicher Gestaltungsmöglichkeiten zulassen, analysiert werden.
,,Nie wird des Erasmus' Name in Vergessenheit geraten." Diese Prophezeiung konnte man kaum ernst nehmen, als sie 1499 kein Geringerer als ein Professor der ehrwürdigen Universität Oxford, John Colet, aussprach. Damals war Erasmus nur ein Regularkanoniker, also ein Mönch, wenn auch der besonderen Art, der nicht aus seinem in Holland gelegenen Kloster entsprungen war, aber nur noch sehr lose Beziehungen nach dorthin unterhielt. Tatsächlich sollte Colet Recht behalten. Schon zu seinen Lebzeiten wurde Erasmus berühmt und galt weit und breit als einer der gescheitesten Menschen Europas. Bis heute versuchen weiterhin zahlreiche Forscher, seine Persönlichkeit, seine Gedankenwelt und seine Werke zu ergründen. Wollte man alle wissenschaftlichen Arbeiten lesen, die über ihn geschrieben worden sind, müsste man ein riesiges Feld beackern, umfasst doch die Bibliographie mehr als 20.000 Bücher und Artikel.
Das Heiligenzeller Schloss ist überhaupt keines, es handelt sich vielmehr um eine Propstei, einen Sprengel des ehemaligen Klosters Schuttern, das von der Heiligenzeller Bevölkerung liebevoll als „Schlössle" bezeichnet wird. Das Gebäude wurde im Jahre 1984 von der Gemeinde Friesenheim restauriert und dient heute mit der St. Georgskapelle der Gemeinde als
Kulturzentrum.
Hesselhurster Geschichte(n)
(2004)
17 junge Menschen zwischen 12 und 18 Jahren aus Hesselhurst haben Dorfgeschichte recherchiert und dokumentiert. Sie waren Teilnehmer an einem freiwilligen Jugendprojekt, gefördert und unterstützt von der Landesstiftung Baden-Württemberg und dem Paritätischen Bildungswerk. In 900 Stunden haben die jungen Leute die Geschichte des Dorfes erforscht. Sie haben in Archiven gestöbert, ältere Mitbürger gefragt, vieles aufgeschrieben und nachgefragt. Sie haben viel Neues über ihr Dorf erfahren. Auf viele Fragen haben sie Antwort erhalten, einige sind offen geblieben, neue sind aufgetreten. Wir erheben mit den Ergebnissen dieser Arbeit nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.
Am 15. August 1740 kam die Gruppe in Leipzig an, um von dort aus nach Bayreuth, sozusagen zu einem Verwandtenbesuch, weiterzureisen. Am 17. August dort angekommen, reiste man über Würzburg und Frankfurt am Main, Durlach und Rastatt weiter nach Kehl, wo die Reisenden am 23. August 1740 eintrafen und von hier aus Strasbourg einen Besuch abstatteten. Dort stieg Graf Dufour im Gasthof „Zum Heiligen Kreuz" ab, Graf Schaffgotsch im Gasthof „Zum Raben". In ihrer Begleitung befand sich auch ein Herr von Pfuhl, welcher eigentlich Algarotti hieß und zum engsten Kreis um den preußischen König Friedrich II. gehörte. Auch Prinz Leopold von Anhalt-Dessau soll den Abstecher nach Frankreich mitgemacht haben. Unbekannt ist, wie groß das Gefolge der reisenden Grafen ansonsten noch war.
Es ist der 20. September 1697. Der Friede von Rijswijk wird unterzeichnet. Der neunjährige Krieg ist zu Ende. Er wird auch pfälzischer Erbfolgekrieg genannt, wurde doch um die Rechtsnachfolge des verstorbenen Kurfürsten Karl von der Pfalz gestritten. In seiner 47-jährigen Regierungszeit ist es für Kaiser Leopold I. von Habsburg ein schwerer Tag. Er anerkennt die Herrschaft Frankreichs über das Elsass, verzichtet auf Straßburg. Immerhin werden ihm Freiburg i. Br. und Philippsburg, sowie die Festungen am Rhein, Breisach und Kehl, zurückgegeben, welche Ludwig XIV. sich nach dem Westfälischen Frieden, der 1648 dem 30-jährigen Krieg ein Ende gesetzt hatte, angeeignet hatte. Auch die rechtsufrigen Festungen Hüningen und Fort Louis waren Gegenstand des Streites gewesen. Dem deutschen Kaiser verbleibt das linksufrige Fricktal mit „Kaiseraugst", Rheinfelden und Laufenburg.
Im Jahr 1979 ging das Haus des alemannischen Landschaftsmalers und Mundartdichters Eugen Falk-Breitenbach mit seinem gesamten Inventar in den Besitz der Stadt Hausach im Kinzigtal über. Bis zum heutigen Tage unverändert, scheint es noch die Atmosphäre des früheren Bewohners zu atmen. Nur selten bleibt ein solches Ensemble ohne schwerwiegende Eingriffe bestehen. Zum 25. Todestag des Malers Eugen Falk-Breitenbach eröffnete die Stadt Hausach am Samstag, 21. August 2004, in der ehemaligen Bahnmeisterei (Eisenbahnstr. 9) eine Ausstellung zu Leben und Werk des badischen „Malerpoeten".
Beim Nominierungsparteitag der baden-württembergischen CDU 1953 in Freudenstadt schlug der Vorsitzende der südbadischen CDU, Anton Dichtel, den Freiburger Juraprofessor und Rechtsanwalt Hans Furler für einen relativ aussichtslosen Listenplatz auf der Landesliste vor. Sein Weggefährte, der spätere Bundeskanzler Kiesinger, erinnerte sich später daran, dass
Furler gar nicht ernsthaft den Wunsch hatte, gewählt zu werden, sondern nur der „guten Sache dienen " wollte. Da die Christdemokraten mehr als 45 % der Wählerstimmen erhielten, zog Furler über die Landesliste in den Bundestag ein. Als homo novus machte er als Berichterstatter des Auswärtigen Ausschusses bei der Debatte des Parlamentes über die Pariser Verträge 1955 auf sich aufmerksam. Dem Bonner Beobachter Walter Henkels fiel an Furler nicht nur dessen Äußeres - sein schöner Kopf mit der hohen Stirn und die grau melierte Künstlermähne auf, sondern seine überragenden Fähigkeiten, mit der er in kürzester Zeit in die Spitzengruppe der Fraktion vorgestoßen war. Seit 1957 vertrat er den Wahlkreis Offenburg.
Das Kinzigtal vor 100 Jahren
(2004)
Auch für den Heimatforscher gilt der alte Spruch: ,,Zu den Quellen!", wenn es darum geht, Neues zu erforschen, zu entdecken oder Verschollenes zu finden. Zahlreiche große und kleine Archive halten Quellenmaterial bereit. Doch auch die Tageszeitungen können als ausgezeichnete Quellen herangezogen werden. Was heute aktuell, ist morgen bereits Geschichte. Fast alle Zeitungsverlage archivieren jahrgangsweise ihre Ausgaben, meist in gebundener Buchform. Bei
entsprechender Vorsprache können die Ausgaben eingesehen werden. Vor allem bei Gemeinde- oder Vereinsjubiläen können zeitgenössische Berichte als verlässliche „Zeitzeugen" benutzt werden. Für einen monatlichen Jahrhundertrückblick für das Kinzigtal habe ich mir die Ausgaben des „Der Kinzigthäler" - Verlagsort Wolfach - für das Jahr 1903 ausgewählt. Da diese Zeitung auch als „Amts- Verkündigungs-Blatt für den Amts- und Amtsgerichts-Bezirk Wolfach" diente, mussten die Gemeinden die laufenden Zeitungen sammeln und jahrgangsweise binden und archivieren lassen. Das erleichtert die Durchsicht bzw. die Erarbeitung. Dabei habe ich festgehalten, was heute noch allgemein von Interesse sein könnte.
,,Der badische Silcher", so wurde der Komponist des bekannten Volksliedes „0 Schwarzwald o Heimat", der in Gengenbach am 29. April 1837 geboren wurde, schon zu Lebzeiten genannt. Das alte alemannische Geschlecht der Isenmanns wurde schon 1588 in den Kirchenbücher von Gengenbach urkundlich erwähnt. Sie haben sich in der ganzen Ortenau niedergelassen. Die Urgroßeltern des Komponisten waren Bürger in Nordrach, die sich um die Landwirtschaft verdient gemacht haben. Christoph Isenmann, der in Zell geboren wurde, kaufte sich mit seiner Frau Verena geb. Herrmann aus Nordrach einen Hof um 1753, der lange als Isenmannhof bekannt war. Der Großvater Josef, der 1768 in Nordrach geboren wurde, erlernte das Bäckerhandwerk. Er zog nach Gengenbach und gründete mit seiner Frau Karotine geb. Vetter, eine Bäckerei. Er ist bei der Geburt seiner Kinder als Klosterbeck im Taufregister eingetragen. Von seinen neun Kindern sollte Sohn Josef Bäcker lernen und das Geschäft weiterführen. Er war der Vater des Komponisten Carl Isenmann. Verheiratet war er mit Magdalena Kopp aus Friesenheim.
Die Auseinandersetzungen um die Pläne, in Rastatt ein Denkmal für die 1849 erschossenen Aufständischen zu errichten, sind bekannt und ausreichend dokumentiert. Seit der standrechtlichen Erschießung von neunzehn Revolutionären in Rastatt im Zeitraum zwischen August und Oktober 1849 bemühten sich Bürger aus Rastatt, Verwandte und Freunde der Verurteilten, die Gräber der ohne Sarg und Gedenkzeichen auf dem Friedhof Rastatts Verscharrten zu erhalten und zu pflegen. Ab etwa 1873, im Kaiserreich, setzten Bestrebungen politischer Gesinnungsfreunde und Nachkommen der Erschossenen ein, eine Gedenkstätte und ein Denkmal zu errichten. Sie blieben, obgleich hartnäckig verfolgt, über fast fünfundzwanzig Jahre hinweg ohne Erfolg. Vor allem Militärbehörden, der preußische Festungskommandant von Rastatt, später das großherzogliche Innenministerium widersetzten sich den immer wieder aufgenommenen Bemühungen. Erst 1899 war es möglich, auf dem Friedhof von Rastatt, nicht allzu weit vom Ort der ursprünglichen Beerdigung, einen Gedenkstein, einen Monolithen, mit den Namen der Verurteilten zu errichten - auch im Kaiserreich nun ohne eine Feier oder auch nur eine Ansprache. Ein öffentliches Gedenken und damit eine Ehrung fand erst 1909 unter gewichtigen polizeilichen
Sicherungsmaßnahmen auf Betreiben von Sozialdemokraten statt. Die hier sehr gerafft dargestellten Vorgänge, die erst nach rund sechzig Jahren zum Erfolg führten, sind exemplarisch für alle Bemühungen, an Orten in Baden die Erinnerung an Ereignisse der Revolution von 1848-49 und an die daran Beteiligten wach zu halten. Das großherzogliche Haus, die preußische Militärverwaltung und die badische Ministerialbürokratie suchten systematisch ein Gedenken zu verhindern.
Freimaurer in der Ortenau
(2004)
Wenn hier aus der Geschichte nicht nur der Lahrer Freimaurerloge „Allvater zum freien Gedanken" berichtet werden soll, so gilt es zuerst über das Wesen der Freimaurerei richtigstellende Aufklärung zu geben. Intolerante Ignoranz, meist noch immer nachwirkendes Gift der Blutsaat aus den Gedankenbildern Hitlers, Ludendorffs, Streichers und Goebbels prägt noch heute viel zu oft das Zerrbild der Freimaurerei. Bei vielen ein Gedankenepos, das eigentlich auch den Begriff des Zerrbildes nicht verdient, weil es aus Bruchstücken, aus Legenden, aus Informationen vom „Hörensagen" besteht. Objektive und sachliche Informationen, obwohl frei zugänglich, werden in den seltensten Fällen zu Rate gezogen. So bleibt Freimaurerei die große Unbekannte, beargwöhnt und belächelt, still verehrt und laut verfemt, oft bestaunt und mindestens genauso oft verkannt.
Die Grundlage der humanitären Freimaurerei sind die „Alten Pflichten" des englischen Geistlichen Reverend James Anderson, welcher sie am 25. März 1722 erstmals veröffentlichte. Sie verpflichten den Freimaurer auf einen sittlichen Lebenswandel. Die christliche Freimaurerei verlangt dazu ein individuelles Gottesbekenntnis ohne Konfessionsgebundenheit. Beide Richtungen stehen noch heute nebeneinander, sind sich jedoch eng verbunden und sehen sich insgesamt als Einheit.
Sklavenarbeit in Offenburg
(2004)
Am 25. oder 26. März 1945 kam der 18-jährige Marko Moskowitz als KZ-Häftling und Sklavenarbeiter in die Stadt Offenburg. Er gehörte einem Transport mit etwa 580 bis 650 Häftlingen an, der wenige Tage zuvor im oberpfälzischen Konzentrationslager Flossenbürg zusammengestellt und daraufhin nach Offenburg überführt wurde. Das Häftlingskommando, jetzt der Kommandantur des KZ Natzweiler unterstellt, war in die Stadt verlegt worden, um auf dem Bahngelände Blindgänger abgeworfener Bomben zu entschärfen sowie Aufräum- und Reparaturarbeiten durchzuführen. Die
Geschehnisse um diesen Flossenbürger Häftlingstrupp wurden schon mehrfach beschrieben, zumal damit eines der bedrückendsten Ereignisse der NS-Geschichte in der Stadt Offenburg verbunden ist: das Massaker an 41 KZ-Gefangenen am 12. April 1945 durch SS-Wachpersonal. Marko Moskowitz überlebte die Wochen als Sklavenarbeiter in Offenburg und
konnte am 20. April 1945 während eines Evakuierungstransports in Freiheit gelangen. Die Umstände des Arbeitseinsatzes der Flossenbürger KZHäftlinge in Offenburg sind inzwischen weitgehend bekannt. Noch immer fehlen jedoch genaue Angaben über die Zahl der nach Offenburg transportierten Gefangenen sowie nähere Kenntnisse über deren individuelle Einzelschicksale. Nur ein Bruchteil der Häftlingsnamen sind bislang dokumentiert, zu fast keinem der Gefangenen sind darüber hinaus gehende Informationen bekannt. Ein Dokument aus dem Holocaust Memorial Museum in Washington macht diesbezüglich auf das Schicksal eines der Offenburger Häftlinge, des ungarischen Juden Marko Moskowitz, aufmerksam.
Man kann es kaum noch glauben, dass dies einmal möglich war: dass es damals, unter Hitler, jeden treffen konnte, jederzeit, und ohne jeden Grund. Und besonders schnell traf es die, die den Herrschenden ohnehin ein Dom im Auge waren; nämlich die, die sich, statt dem neuen Staat, der Kirche widmen und weihen wollten. Niemand wird je wissen, wie viele von ihnen ihr Leben lassen mussten; ihre Zahl geht in die Tausende. Allein ins KZ Dachau wurden, allein aus der Erzdiözese Freiburg, 21 Priester eingewiesen, von denen 16 überlebten. Aber ihnen, den Geretteten, hatte es oft die Sprache verschlagen; zu sagen, was sie erlebt und erlitten hatten, war gewiss nicht leicht, und wer wollte es hören? So nahmen sie ihre Erinnerungen mit ins Grab. Um so wertvoller sind die, die sich erhalten haben - wie die einer im Kinzigtal geborenen, in Bühl eingetretenen und eingekleideten Ordensschwester, die als Schutzhäftling Nr. 25150 im KZ Ravensbrück gefangen saß; Erinnerungen, die in dieser Form bisher unbekannt waren und in ihr hier zum ersten Mal bekannt gemacht werden.
An der Stelle des heutigen Gebäudes des Acher- und Bühler Boten in der Hauptstraße 55 in Bühl stand ursprünglich das renommierte Gasthaus „Zum Hirschen". Die Schildgerechtigkeit wurde diesem Wirtshaus vermutlich bereits in der Zeit vor dem 30-jährigen Krieg verliehen. 1626 wird Georg Klaiber als Wirt des „Hirschen" urkundlich erwähnt. Damals hielt das Landkapitel Ottersweier in diesem Gasthaus regelmäßig seine Konferenzen ab. Als Besitzer des „Hirschen" werden Johannes Lichtenauer (1650), Hans Adam Klaiber (1684), Christoph Klaiber (1727) und Leopold Edelmann (1804) genannt. Sebastian Reinfried war von 1807 bis 1848 Eigentümer des „Hirschen". Ihm folgten die Familien Moscherosch und Martini (1862 bis 1897). 1897 ging das Gasthaus durch Kauf in den Besitz der Gesellschaft Unitas über. Diese entstand aus dem Zusammenschluss mehrerer katholischer Vereine. Sie wollten sich durch den Kauf des „Hirschen" einen Rahmen für ihre Veranstaltungen geben. Die Gesellschaft beschloss, auf dem großen Grundstück hinter der Gaststätte, das bis zur heutigen Friedrichstraße reichte, ein geräumiges Vereinshaus zu bauen. 1898 wurde dieser Neubau nach Plänen des Architekten Johannes Schroth vom Erzbischöflichen Bauamt Karlsruhe errichtet. Er erhielt zu Ehren Großherzog Friedrichs von Baden den Namen Friedrichsbau.
Schon um 1597 wird eine „Talkapelle" in Bühlertal mit den beiden Patronen St. Wendelin und St. Michael erwähnt. Diese Kapelle lag in dem Ortsteil „Freihöfen", dem heutigen Ortsmittelpunkt von Bühlertal-Untertal. Das Tal, damals noch sehr dünn besiedelt, gehörte zu den beiden Pfarreien Kappelwindeck und Bühl. Die Grenze zwischen den beiden Pfarreien verlief durch die Bühlot, den Bach, der dem Tal und der späteren Gemeinde den Namen gab. Somit waren alle Bewohner nördlich des Baches der Pfarrei Bühl und südlich der Pfarrei Kappelwindeck zugehörig. Auch das Begräbnisrecht blieb bei den jeweiligen Pfarrkirchen. Die Toten mussten im Friedhof in Kappelwindeck bzw. in Bühl beerdigt werden. Nachdem um die Bühler
Kirche der Friedhof überbelegt war, legte man um 1605 zwischen Bühl und Kappelwindeck den heutigen Bühler Friedhof an. Die Kapelle in Bühlertal lag an der nördlichen Bachseite und gehörte somit zur Pfarrei Bühl. 1721 wurde die Kapelle in Bühlertal erneuert, üblicherweise war sie mit einer Schutzmauer versehen.
Die Grabdenkmäler auf dem im Jahre 1572 auf Kappler Gemarkung neu angelegten Bühler Friedhof sind nicht nur Zeugnisse frommen Gedenkens für die Verstorbenen, sondern haben auch seit langem als wertvolle steinerne Urkunden das Interesse der Historiker und Kunstgeschichtler geweckt. Im Jahre 1900 ließ der Mooser Pfarrer und Bühler Historiker Karl Reinfried im Acher- und Bühler Boten eine Artikelserie unter dem Titel „Der Bühler Friedhof und die Friedhofkapelle" in den Nummern 248-253 erscheinen. Fast ein Jahrhundert später im Jahre 1995 verfasste Sascha Falk im Auftrag des Stadtgeschichtlichen Instituts eine umfangreiche Bestandsaufnahme der kunsthistorisch bedeutsamen Zeugnisse: ,,Grab- und Gedenksteine des Bühler Friedhofs". Eine Dokumentation der Grabinschriften bis zum Jahr 1650 wird zur Zeit von der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften erstellt.
Der Ruster „Musikbaron"
(2004)
Nicht sehr schmeichelhaft ist es, was über den „Musikbaron" Franz Friedrich Sigismund August Böcklin von Böcklinsau in der 1812 bis 1814 erschienenen zweiten Auflage von Franz Ludwig Gerbers „Lexikon der Tonkünstler" steht. Umgekehrt hat „The New Grove", eines der bedeutendsten Musiklexika unserer Zeit, dem Musikbaron einen in positivem Grundton gehaltenen Artikel von deutlich mehr als einer halben Spalte gewidmet - und somit den Schluss nahegelegt, dass er nicht ganz unbedeutend gewesen sein dürfte.
Schutterns letzter Abt, Placidus III., entstammte dem Renchtal. Am 1. Mai 1745 wurde er in Oberkirch mit dem Taufnamen Philippus Jakobus geboren, die Eltern waren Franz Heinrich Bacheberle, Bürger und Kaufmann in Oberkirch, und Maria Eva Curtin. Philippus besuchte das Gymnasium des Klosters Schuttem, trat dort als Novize ein und erhielt am 17. März 1768 die Priesterweihe. Viele klösterliche Aufgaben wurden ihm übertragen, er war Professor der Sprachen und der Geschichte, Subprior, dann Prior bis zu seiner Wahl zum Abt, und Propst in Wippertskirch, einer dem Kloster gehörenden Propstei am Kaiserstuhl. Mit dem Benediktiner und Historiker Gallus Metzler vom Stift St. Gallen war er befreundet. Am 27. Juni 1786 trat der bisherige Abt Schuttems, Carolus Vogel, der seit 1751 regiert hatte, von seinem Amt zurück. Ihm folgte Placidus III.
Bacheberle, einstimmig vom gesamten Konvent zum neuen Klostervorsteher gewählt.
Die Anfänge einer neuhochdeutschen Schriftsprache gehen zurück auf eine Kanzleisprache, die ab Mitte des 14. Jahrhunderts durch Einflussnahme der Kaiser Karl IV., Sigismund und Maximilian Eingang in die Schreibstuben der Reichstage, Kammergerichte, Reichsstädte und Fürstenhöfe fand und die mundartlichen Besonderheiten allmählich zurücktreten ließ. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts hatte sich, dieser Entwicklung folgend, auch die Verwaltungs- und Beamtensprache des kurfürstlich-sächsischen Hofes, im Gebiet des Mitteldeutschen gelegen, der kaiserlichen Kanzleisprache angenähert. Das war die Situation, als Luther 1521 mit der Übersetzung der Bibel begann. Im Verlauf dieser bis zu seinem Lebensende dauernden Arbeit schuf er auf der Grundlage der obersächsischen Kanzleisprache und durch
Verwendung des Meißener Wortschatzes - gepaart mit der ihm eigenen, großen, künstlerischen Gestaltungskraft - eine farbige, volkstümliche, ausdrucksvolle Sprache, die bestimmt sein sollte, die Dialektgrenzen zu überwinden. Dabei stellte sich als glückliche Fügung heraus, dass das Mitteldeutsch dazu ausersehen war, das niederdeutsche und das oberdeutsche
Sprachgebiet miteinander zu verbinden. Luthers Sprache verbreitete sich dank der neuen Buchdruckkunst mit enormer Schnelligkeit über ganz Deutschland; ihre Bedeutung als wichtigste Grundlage der hochdeutschen Schriftsprache steht außer Zweifel.
Heute mag es uns sonderbar vorkommen, dass Beziehungen bestanden haben zwischen badischen Abteien, wie Gengenbach oder Schwarzach, und elsässischen Dörfern. Jedoch war es der Fall. So zum Beispiel besaß die Abtei Schwarzach mehrere Eigenkirchen im Elsass: Dangolsheim, Dossenheim, Drusenheim, Schwindratzheim (mit Annexe Mommenheim) und Stutzheim. Über tausend Jahre stand die Abtei mit Dangolsheim in Verbindung. So kommt es, dass die Geschichte dieses Dorfes, auf religiöser und wirtschaftlicher Ebene, vom achten Jahrhundert bis zur Revolution mit jener der Abtei eng verbunden war.
Die Abtei Schuttern
(2004)
Im Jahr 1972 kam in der ehemaligen Benediktinerabteikirche Schuttem, im Zuge von archäologischen Sondagen, einer der aufsehenerregendsten Befunde in der Ortenau zu Tage. Es handelte sich um die Bruchstücke eines Mosaikmedaillons, das deutlich auf karolingisch-ottonische Vorbilder zurückgriff. Den damaligen wissenschaftlichen Betreuern der archäologischen Untersuchung, dem Oberkonservator Herrn Dr. Peter Schmidt-Thome und dem vor Ort tätigen Wissenschaftler, dem Architekten Herrn Karl List, wurde sehr bald klar, dass die bis dahin als Legende geltende frühchristliche Gründung der Abteikirche einen Kern an Wahrheit enthielt. Folgerichtig entschied man sich für die Ausdehnung der archäologischen
Untersuchung auf den gesamten Kirchenraum und auf einige Bereiche außerhalb. Mehrere Grabungskampagnen wurden durchgeführt und 1975 abgeschlossen. Die Autorin beschäftigt sich im Rahmen einer Dissertation mit der Auswertung der Grabungsbefunde. Der vorläufige Stand der Arbeit wird im folgenden Text vorgestellt.
Auswanderung aus Großweier
(2004)
Die Auswanderung aus Großweier beginnt etwa um 1780, als die ersten Personen nach Ungarn ziehen. Leider gibt es nicht sehr viele schriftliche Dokumente und nur selten findet man in den Kirchenbüchern einen Hinweis wie bei Friedrich Hauns: ,,tota farnilia in Hungaria est". Unter Verwendung der Angaben in dem Buch von Werner Hacker „Auswanderung aus Baden und dem Breisgau" in Verbindung mit den Kirchenbüchern habe ich festgestellt, dass etwa 40 Personen zwischen 1780 und 1800 Großweier in Richtung Osten verlassen haben. Es müssen aber auch welche nach Algerien ausgewandert sein, denn in einer Randnotiz im Kirchenbuch findet sich der Eintrag, dass der 1821 geborene Franz Bauer in Blidah (Algerien) verstorben sei. Der Hauptstrom der Auswanderer geht aber Richtung Westen, nach Amerika. Zwischen 1830 und 1890 verlassen etwa 350 Personen ihr Heimatdorf, um in Amerika ein neues Leben aufzubauen. Dass das nicht immer leicht war, zeigt ein Brief, den Anselm Pfeiffer an Mathias Pfeiffer, meinen Ur-Großvater, geschrieben hat.
Wer kennt „Neu-Deutschland"?
(2004)
Gesucht wird mit der Frage „Wer kennt ,Neu-Deutschland"' keine Zeitung oder eine Bezeichnung für die Bundesrepublik nach 1989, sondern ein Ort irgendwo in Kanada, wo ein Ferdinand Siefert leben sollte. Eine Frage, vor der der Beamte des „Großherzoglichen Ministeriums des Großherzoglichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten" im Juli 1868 kapitulierte, als er einem Offenburger Notar mitteilen musste ,, ... daß nach den hier vorliegenden Ortsverzeichnissen eine Stadt ,Neu-Deutschland' in Canada nicht existiert." Der Teilzettel mit der Berechnung des Erbteils für Ferdinand Siefert blieb in der Akte in Karlsruhe, das Erbe in Baden.
Das Projekt „Der Traum von der Freiheit" - Dokumentation Offenburger Auswanderer des Historischen Vereins Offenburg e. V. startete im März 2002 mit einem Aufruf im Offenburger Tageblatt. Darin wurden interessierte Bürgerinnen und Bürger gesucht, die sich ehrenamtlich an einem Geschichtsprojekt beteiligen wollten. Das Interesse war groß. 20 Personen erschienen zu einem ersten Informationsabend. Bis auf vier beteiligten sich schließlich alle daran. Später kamen weitere historisch Interessierte hinzu. Ziel des Projekts war es, neue Formen des bürgerschaftlichen Engagements in der Kultur zu entwickeln und in der Praxis zu überprüfen, inwieweit Geschichtsarbeit mit Ehrenamtlichen professionalisiert werden kann.
Erste Bedingung war die Schaffung einer finanziellen Basis. Dies ermöglichte die Offenburger Bürgerstiftung St. Andreas mit einer Fördersumme von 8.000 . Weitere Sponsoren waren das Elektrizitätswerk Mittelbaden, die Volksbank Offenburg und das Stadtarchiv Offenburg. Zweite Bedingung war die Einbindung in das landesweite Projekt ,,Wanderungsbewegungen im deutschen Südwesten im Umfeld der Revolution von 1848/49", an dem u. a. die Staatsarchive Freiburg und Karlsruhe, die Universität Karlsruhe und die AG Archive im Städtetag Baden-Württemberg beteiligt sind und das Projekt ebenfalls finanziell fördert.
Ende Mai 1935 lag an den Zeitungsständen außerhalb Deutschlands wieder die wöchentliche Illustrierte für Arbeiter, seit 1925 unter dem Namen AIZ bekannt, die seit 1933 nicht mehr in Deutschland erscheinen durfte - wie so viele Zeitungen und Zeitschriften. Nun erschien sie in Prag, mittlerweile im 14. Jahrgang. Die Nummer 21 vom 23. Mai 1935 hatte für ein kommunistisches Blatt ein ungewöhnliches Titelbild: Das ganze Blatt füllte ein SS-Mann in voller Montur, daneben waren zwei seiner Ausweise abgebildet. Daraus war zu erkennen, dass er aus Offenburg stammte und ein zwar sehr junger, doch schon „alter Kämpfer" war: „Der SS-Sturmbann II/86 bescheinigt hiermit dem SS-Mann Hans Bächle, daß er während der Kampfzeit 1931/32 als Angehöriger der H.J. während seiner Freizeit als Gehilfe auf der Geschäftsstelle der Ortsgruppe Offenburg der NSDAP (Völkische Buchhandlung) dem damaligen Geschäftsführer Otto Sorge wertvolle Dienste durch sein
stets hilfsbereites Einspringen bei dringenden Arbeiten geleistet hat. Bächle konnte trotz seiner Jugend zu wichtigen Arbeiten für die Bewegung herangezogen werden und hat sich stets als durchaus zuverlässig bewiesen. (. .. ) 8.9.34 Sorge, SS-Truppführer im Stabe II/86, s.Zt. Geschäftsführer der Ortsgruppe Offenburg der NSDAP. Der Führer des Sturmbanns II/80, m.d.F b. Göring, SS-Sturmführer." Die Schlagzeilen darunter - Das Geständnis eines SS-Mannes - ,,Ich war Wächter im Gestapo-Gefängnis Columbiahaus!" - Grosser Bildbericht im Innern dieses Blattes. - verwiesen auf den längeren Beitrag im Heft. Auch er war mit Fotos anschaulich gestaltet. Die Originale dieser Fotos sind jetzt, 2004, wieder aufgetaucht - im Nachlass jenes schwarz uniformierten einstigen Jünglings. Sie lagen jahrzehntelang in einer Nähmaschine am Rande Offenburgs, in einer Blechdose.
Familiengeheimnisse
(2021)
Fastnacht ist kein Brauchtum, sondern eine
Lebenseinstellung: So würde wohl mancher
überzeugte Fastnachter beschreiben, was ihm die
„fünfte Jahreszeit“ bedeutet. Tatsächlich besitzt
die Fastnacht im schwäbisch-alemannischen
Raum eine weit über die Brauchtumspflege
hinausgehende soziale und teils auch politische
Bedeutung, die ihr einen herausragenden Stellenwert im regionalen Selbstverständnis verleiht.
Dies ist bekannt und wird teilweise augenzwinkernd, teilweise mit Unverständnis zur Kenntnis
genommen. Was jedoch vielen Menschen nicht
bewusst ist, ist die Tatsache, dass nicht wenige
Objekte der Alltagskultur auch eine fastnächtlichen Bedeutungsebene aufweisen.
Als Freiburg im Jahr 1120 das Marktrecht erhielt, war ein Aufschwung des städtischen Lebens gewjss zu erwarten. Neben dem wirtschaftlichen Erstarken bedeutete das vor allem auch die
Zuwanderung von Bürgern, die Errichtung von Häusern und anderen Bauwerken und eine
allgemeine Verdichtung des sozialen Lebens. Im 14. Jahrhundert hatte die Stadt Freiburg die
maximale Einwohnerzahl von 9.000 errejcht, die dann bis zum Ende des 15. Jahrhunderts auf
ca. 6.000 Einwohner absank. 1 Das Zusammenleben vieler Menschen auf engem Raum und unter
schlechten hygienischen Bedingungen, wie es in einer mittelalterlichen Stadt der Fall war,
begünstigte die Entwicklung von Krankheiten und Seuchen. Der Aussatz z.B. ist nach der Ansicht
von Ernst Theodor Nauck in Freiburg seit 1252 überliefert.2 Hinzu kamen gebärende
Frauen, Verletzte, altersschwache Menschen und elternlose Kinder. Man darf davon ausgehen,
dass es im mittelalterlichen Freiburg eine beträchtliche Zahl an hilfsbedürftigen Personen gegeben
hat, die auf die öffentliche und kirchliche Fürsorge angewiesen waren.
In der bisherigen Betrachtung galt die Rheinaue als ein vom Fluss geprägter Landschaftsteil
des Rheintales, der sehr spät erst durch den Menschen grundlegend verändert wurde. Bilder aus
dem 19. Jahrhundert wie da Gemälde von Peter Birmann, einem Basler Landschaftsmaler, zeigen den Rhein zwischen Istein und Basel als weitgehend unberührte Naturlandschaft.
Von solchen Bildern ausgehend hält ich auch in der regionalen Sichtweise die Vorstellung von
der Naturaue Rhein von urwaldähnlichen Auewäldern, von unzugänglichen ungenutzten Inseln und Uferbereichen. Besonders im Naturschutz und in Teilen der Bevölkerung am Rhein
wird diese Vorstellung aufrechterhalten. Dabei gibt es für das frühe 19. Jahrhundert aus zeitgenössischer Betrachtungsweise Dokumente der Landschaftsmalerei, die zeigen, dass die
Landschaft der Rheinaue frei von Urwäldern war und ganz anders ausgesehen hat als Peter Birmann sie in romantischer Verklärung inszeniert und überliefert hat.
Anlass zu dieser Arbeit gab ein Artikel von Manuela Müller in der „Badischen Zeitung" vom
13. Oktober 2004. In der Reihe „Wohnen im Denkmal (8)" wurde dort über „Die Erbprinzenstraße 15/ Alternativer Lebensraum im bürgerlich-städtischen Wohnbau der Gründerzeit" berichtet. Die angeschlossene Info-Box für den Leser enthielt unter anderem folgende Daten:
"Geschichte
1882: Die Erbprinzenstraße entsteht, erste Häuser sind die Nr. 1, 2 und 4.
1883: Das Haus 15 wird für die „Stahlhandlung en gros" August Bühne und Companion erbaut.
1885: Johann Carl Christoph Schleip, aus Thüringen stammender Gutsbesitzer, Konzertmeister,
später Privatier erwirbt das Haus und vermietet es."
Diese Angaben stehen im Widerspruch zur schriftlich überlieferten Lebensgeschichte des Urgroßvaters meines Mannes, Johann Carl Christoph Schleip, die uns als Hochzeitsgeschenk der
Familienältesten, Sunniva Bayne,
vorliegt. Da auch in neuerer Literatur keinerlei Hinweise auf
die Entstehung der Erbprinzenstraße und der daran erbauten Häuser aufzufinden waren, war
davon auszugehen, da die bezüglich mehr oder weniger Unkenntnis vorherrschte. Eine Korrektur von Seiten der „Badischen Zeitung" wurde abgelehnt. Ich hielt es daher für meine
Pflicht, genauer zu recherchieren und die Dinge in den richtigen Kontext zu stellen, zumal da
Doppelhaus Erbprinzenstraße Nr. 13/15 1982/83 al Baudenkmal der Gründerzeit in die Liste
der Kulturdenkmäler Baden-Württemberg aufgenommen wurde und die Familie des Erbauers, Johann Carl Christoph Schleip, in engem Zu ammenhang mit dem bekannten „Grabmal
des Mädchens mit den immer frischen Blumen" auf dem Alten Friedhof in Freiburg steht.
Hitlers Umbauprogramme für Berlin, Nürnberg oder München zu nationalsozialistischen Vorzeigemetropolen gerieten in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr in den Fokus detaillierter
kunsthistorischer und geschichtswissenschaftlicher Forschung. Die größenwahnsinnige Bauwut beschränkte sich jedoch keineswegs auf einige ausgesuchte Großstädte: Eine neuere Studie belegt etwa am Beispiel Posen (heute Poznan), da Hitler selbst während des Krieges eine
führenden Architekten noch mit ehrgeizigen Projekten auf gerade erobertem Terrain beauftragte. In mancherlei Hinsicht kann Straßburg dabei als westliches Gegenstück zu Posen betrachtet werden: Kaum zufällig sollte in beiden Städten eine Reichsuniversität eröffnet werden
und kaum zufällig sollten die jeweiligen Gauleiter auf Geheiß des „Führers" innerhalb von zehn
Jahren die umliegenden Gebiete germanisieren bzw. entwelschen.
Im Sommer 1940 entwarf Hitler die Grundlinien eines gewaltigen Bauprojektes für die elsässische Metropole, des en Ausführung er seinem ,.Leibarchitekten" Alben Speer anvertraute.
Al Gegenstück zum mittelalterlichen, vom Münster dominierten „Alten Straßburg" würde
fortan das „Neue Straßburg" von der Gigantomanie des „Tausendjährigen Reiches" zeugen.
Freiburg i. Br. hat als Sitz von Buchdruckereien und Verlagen eine lange und bewegte Geschichte. Bis in die Gegenwart, man denke an Namen wie Herder oder Rombach, genießt
Freiburg als Druck- und Verlagsort im deutschen Sprachraum große Bekanntheit. Wenigen ist
dagegen die Tatsache geläufig, dass in Freiburg in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
ein jüdischer Drucker, Israel Sifroni (auch Zifroni), mindestens sechs Bücher in hebräischer
und jiddischer Sprache veröffentlicht hat. Alle diese Bücher sind in hebräischen Lettern gedruckt, auch die jiddischen, da das Jiddische - obwohl eine auf dem Deutschen fußende Sprache - traditionell mit hebräischen Buchstaben geschrieben wird. Dass ein jüdischer Drucker
im 16. Jahrhundert in Freiburg wirkte, ist besonders bemerkenswert, weil nach den historischen Darstellungen Juden die Niederlassung in den habsburgisch-vorderösterreichischen
Gebieten in dieser Zeit allgemein untersagt war. Der folgende Beitrag soll nun - soweit es
die spärlichen Quellen erlauben - das Leben und Werk Israel Sifronis nachzeichnen, wobei
vor allem sein Wirken im Breisgau und die von ihm gedruckten Werke im Mittelpunkt
stehen sollen.
Blumen statt Bomben?
(2006)
Auszüge aus dem zeitgenössischen Gedicht „Le dernier cri " von Erich Kästner schildern
eindrucksvoll die Situation der Frauen im Krieg und in der Nachkriegszeit.
In der Forschung war das Thema dagegen lange vernachlässigt worden und rückte erst seit
den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts verstärkt in das Blickfeld der Geschichtswissenschaft.
Die Nachkriegsgeschichte von Frauen wird als „Geschichte der Enttäuschungen und Demütigungen" gesehen, es ist die Rede von der „Restaurierung der Geschlechterverhältnisse" in
den 50er-Jahren oder einem „gigantischen Rollback in Sachen Frauenbild". In jüngster Zeit
beurteilt man die Stellung der Frau in der Nachkriegszeit allerdings auch positiver und wertet diese Jahre als wichtige Etappe der Frauenemanzipation. Im Folgenden soll am Beispiel Freiburgs geprüft werden, welche Sichtweise der historischen Realität eher entspricht. Wie erlebten die Freiburgerinnen das Ende des Krieges? Bedeutete die „Stunde Null" Zusammenbruch
oder Befreiung für die Frauen? Ein besonderes Augenmerk der Untersuchung wird dabei auf
den Muttertag gelegt, der einen guten Indikator für das geltende Frauenbild darstellt.
1726 wurde in Rastatt Prinzessin Elisabeth Eleonora Augusta von Baden-Baden geboren. Sie erwarb 1765 die Herrschaft Lichteneck und lebte bis zu ihrem Tod 1789 überwiegend in Riegel, nur die Wintermonate und die letzten drei Lebensjahre verbrachte sie
in Freiburg. Hier besaß sie bei Ihrem Tod drei Häuser und beeinflusste, wie Heinrich Schreiber berichtet, das kulturelle Leben in der Stadt: ,,Wesentlich trug zur Förderung der Musik (...)
die Kapelle bei, welche die Prinzessin Elisabeth von Baden-Baden (...) , zur Tafel und zu Konzerten an ihrer Hofhaltung zu Freiburg angestellt hatte; deren Virtuosen auch nach ihrem Tod
größtenteils daselbst zurückblieben und die musikalischen Abende, zumal in den Häusern de
Adels fortsetzten". Aber es gibt noch weitere Hinweise auf ihre Beziehung zu Freiburg in der
Literatur, z.B. in einem Aufsatz von Joseph Ludolf Wohleb oder bei Karl Bannwarth, der in
ihr die Stifterin einer Votivtafel für St. Ottilien (1756) sah. Der Riegeler Pfarrer Ferdinand
Gießler konzentrierte sich dagegen bei einer Beschäftigung mit Prinzessin Elisabeth auf
deren Aufenthalt in Riegel. Darüber hinaus wird sie in der Literatur nur vereinzelt erwähnt.
Anhand der bisher vorliegenden Forschungsergebnisse und den Quellen soll nachfolgend versucht werden, eine Übersicht über das Leben der Prinzessin zu geben.
Wer war Graf Bertold, der im Jahre 999 von Kaiser Otto III. das Marktrecht für Villingen erhielt?
(1999)
Graf Bertold oder „Bezelin von Villingen" — ein Ahnherr der Zähringer: Was können wir über die Person und die Identität
des Grafen Bertold sagen, der im Jahre 999 von Kaiser Otto III. ein Marktprivileg für Villingen erlangte? Es ist nicht viel, was in dieser Hinsicht als gesichert gelten kann, und weil wir den in der
Urkunde begünstigten Bertold als historische Persönlichkeit nicht recht zu fassen und einzuordnen vermögen, gelang es bisher auch kaum, die Verbindungen des Grafen mit Villingen zu
beschreiben oder gar zu erklären, warum er das Privileg ausgerechnet für diesen Ort auf der Baar erhalten hat.
Besinnung und Aufbruch
(1999)
Unter den Benediktinerklöstern stellt St. Georgen eine Besonderheit dar. Obgleich in der Reformation aufgehoben, ging es als Institution nicht unter, sondern bestand von 1538 bis 1806 in der Stadt Villingen fort. Eine städtische Nachgeschichte ist
ungewöhnlich bei einem Orden, der ursprünglich der ländlich-adligen Sphäre zugehört. Für das Kloster wie für die Stadt sind jene annähernd 270 Jahre eine wichtige Epoche: St. Georgen entfaltete erst in ihr seine größte geistliche und künstlerische
Kraft; dadurch wurde seinerseits Villingen in Geistesleben wie Stadtbild nachhaltig geprägt
Zum Historiker wird jemand nicht schon durch Interessen oder Themen, sondern durch seine Methoden. Hermann Preiser kennt sich aus in der einschlägigen Fachliteratur, vor allem aber verfügt
er über einen umfassenden Einblick in die Quellen. Geschäftsreisen hat er nach Möglichkeit auch dazu genutzt, auswärtige Archive und Bibliotheken zu besuchen. Unzählige Stunden seiner Freizeit hat er an solchen Orten, in Pfarrhäusern
oder Museen zugebracht und hier Bücher exzerpiert oder eine Unmenge von Quellen abgeschrieben. Die Handschriften vergangener Jahrhunderte, Aufzeichnungen in altem Deutsch oder Latein waren für ihn kein Problem.
Im 18. Jahrhundert ergaben sich durch die staats-kirchenpolitischen Entscheidungen der Habsburger Monarchie weitreichende Änderungen für alle Ordensgemeinschaften. Besonders Joseph II. griff stark in die geistlichen Belange ein. Er regierte ganz im Sinne der Aufklärung und war strikt gegen eine Einmischung seitens der römischen Kurie ausgerichtet. In der Rückschau erscheine seine Politik teilweise als Vorwegnahme der Säkularisation und diente dieser teilweise zur Legitimation. Viele Klöster wurden aufgehoben. Dieser Prozess begann schon unter Maria Theresia mit der Auflösung des Jesuitenordens und erfasste dann unter ihrem Sohn Joseph II. alle kontemplativen Gemeinschaften. Es blieben nur diejenigen übrig, di e dem Gemeinwohl di enten z. B. durch Krankenpflege, Unterricht etc.
Der staatliche Eingriff erstreckte sich auf weite Teile des klösterlichen Lebens.
Vom Münsterplarz in Villingen führt beim Alten Rathaus eine vielbegangene Passage in die Rietstraße. In dem alten Mauerstein über deren Eingang steht eine Hausnummer, die gar nicht in
unser heutiges Nummernsystem passt. Diese alten Hausnummern wurden im Juli 1786 eingeführt. 593 Gebäude wurden damals in der Innenstadt gezählt. Bis 1904 erhöhte sich die Zahl auf 599.
Die Geschichte der Friedhöfe spiegele die wandelnden Einstellungen der Gesellschaft zum Tod: Friedhöfe sind ebenso Zeitdokumente wie schriftliche Quellen, Bauten und Kunstwerke, die uns Aufschluss über vergangene, vorhergegangene Einstellungen und Vorstellungen unserer Vorfahren geben können. Kaum eine Epoche hat sich so intensiv und bildhaft mit Sterben und Tod auseinandergesetzt wie das Mittelalter.
Auf der Wiese des Franz Karl Storz im Gewann Unter Öschle steht die Birlis-Kapelle. Sie hat ihren Namen von einem Hof im Dorf. Das kleine Gotteshaus war in seiner heutigen Gestalt 1834 vom Birlishof-Bauer Benedikt Rottier und dessen Ehefrau Maria errichtet worden. Davon berichtet ein bündig mit der Mauer in die Wand eingelassenes Stifterkreuz. Seither hatte die Kapelle unter dem Zahn der Zeit gelitten. Um die Mitte der 1990er Jahre machten sich der jetzige Birlishof-Besitzer Marein Blum und F. K. Storz daran, sie umfassend zu sanieren und ihr Inneres zu restaurieren. Der mit der Neufassung des Altars beschäftigte Restaurator sagte ihm, es handle sich um ein sogenanntes Sühnekreuz. Solche Kreuze haben eine jahrhundertelange Tradition, und man findet sie vom 13. bis zum 16. Jahrhundert. Sie heißen deswegen so, weil sie als Folge der gewaltsamen Tötung eines Menschen in Erfüllung der Bedingungen eines Sühnevertrages errichtet wurden.
Das Gotteshaus ist die einstige Kirche der politisch und wirtschaftlich einflussreichen Johanniter, deren Orden seit 1257 (1253) zwischen Gerber- und Bickenstraße sowie der östlichen Ringmauer auf einem großzügig bemessenen Platz die
verschiedenen Gebäude der Villinger Kommende errichtet hatte. Der einschiffige Kirchenbau, eine Saalkirche mit Chor, entstand um die Wende des 13. Jahrhunderts.
Das Aufkommen der verschiedenen Trachten gehe in der Regel auf das Ende des 18. Jahrhunderts zurück. Hauptsächlich wurde die Tracht in ländlichen Gegenden getragen. Sie unterscheidet sich nach Landschaften, Konfessionen und dem Familienstand
der Trägerin sowie auch in Werktags- und Sonntagstracht. Ebenfalls spiegele sich die Zugehörigkeit zur jeweiligen Herrschaft im Aussehen der Tracht wider. Die Tracht wird als Traditionsgut angesehen. Die Tracht der Altvillingerin stammt aus der Zeit, als Villingen dem Hause Habsburg unterstand und über Jahrhunderte zu den vorderösterreichischen Landen gehörte (1326-1803). Dies ist im Besonderen an den Radhauben zu erkennen, die ebenfalls in den Städten Radolfzell, Überlingen,
Markdorf, Meersburg, Bad Buchau, Konstanz, Saulgau und andere mehr, heute noch getragen werden. In früheren Zeiten war das Tragen der Tracht an Sonn- und Feiertagen, Festtagen und
bei besonderen Anlässen und Empfängen von Persönlichkeiten üblich.
Kaum ein anderes Thema hat in den zurückliegenden Jahren in der geschichtswissenschaftlichen Forschung eine größere Bedeutung eingenommen und mehr Einzelstudien hervorgebracht wie das Thema „Zwangsarbeit im Dritten Reich". Durch die medienwirksamen Debatten um die Errichtung (2000) und Tätigkeit der vom Bund und der deutschen Wirtschaft getragenen Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" ist dieser bedeutende historische Forschungsgegenstand auch in die breite Öffentlichkeit transportiert worden. Im Folgenden wird versucht, den in diesen Zusammenhängen verhältnismäßig wenig untersuchten Bereich „Zwangsarbeit auf dem Land" im Rahmen einer regionalgeschichtlichen Rundfahrt zu sechs verschiedenen historischen Stätten in der südwestlichen Ortenau zu behandeln und damit eine Projektidee vorzustellen, die sich als geschichtsdidaktischer Ansatz insbesondere an Multiplikator/innen in der Jugend- und Erwachsenenbildung richtet.
Ein kleines deutsches Dorf in Südwestsibirien mit dem Namen Hauf ist unser Geburtsort. Vor 105 Jahren gründeten die ersten Umsiedler aus dem Wolgagebiet diese Ortschaft in der Nähe von Omsk. Ich habe das Dorf auf mehreren Seiten meines Buches „Der lange Weg aus Sibirien" beschrieben. Es war wohl klein, aber von allen Geschehnissen in Russland betroffen - so wollte es die russische Geschichte. Noch nach dem 2. Weltkrieg zählte das Dorf 50 Höfe. Alle Bewohner waren Deutsche, und es waren
nicht nur ihre Namen deutsch, sondern auch ihre Sprache. So blieb es bis in die 70er-Jahre, als dort eine Geflügelfabrik gebaut wurde und das Dorf, das zum deutschen Rayon Asowo gehört, mehr als doppelt so groß wurde. Mehrmals wurde versucht, den deutschen Namen der Ortschaft durch einen russischen zu ersetzen, doch die alten Bewohner setzten sich erfolgreich für die Beibehaltung des alten Namens ein. So ist es bis heute geblieben, auch wenn es dort inzwischen nur noch ganz wenige Deutsche gibt.
Der Sieg des kaiserlichen Heeres über die Türken vor Wien (1683) markiert den Anfang der Rückeroberung Ungarns. Da das Land durch die von 1529 bis 1687 andauernde osmanische Besetzung weitgehend entvölkert war, beschloss die habsburgische Verwaltung eine rasche Neubesiedlung der zurückgewonnenen Donautiefebene. Für das menschenleere, brachliegende Land sollten tüchtige Handwerker und Bauern aus dem Deutschen Reich angeworben werden, so die Vorstellung der Wiener Hofkammer und die der geistlichen und weltlichen Großgrundbesitzer. Die Kolonisten sollten aber nicht nur die Grenze gegen die Türken militärisch sichern helfen, sondern auch die landwirtschaftlichen Fortschritte des europäischen Westens nach Südosteuropa bringen. Erste umfassende Maßnahme einer planmäßigen Ansiedlungspolitik
war das „Impopulationspatent" des Kaisers Leopold I. von 1698. Als Konsequenz dieses siedlungspolitischen Vorhabens entstanden in den folgenden Jahrzehnten mehrere deutsche Siedlungsgebiete.
1926 empfahl die französische Kommission für die Grenzverteidigung ,,Commission de defense des frontieres" den Bau einer befestigten Verteidigungslinie gegen Deutschland. Vier Jahre später wurden die dafür nötigen Kredite in Höhe 2,9 Milliarden Franken von der französischen Kammer in Paris gewährt. Dies geschah auf Vorschlag des damaligen Kriegsministers Andre Maginot (1877-1932); so ging sein Name als „Ligne Maginot" in die Geschichte ein, obgleich der tatsächliche Urheber sein Amtsvorgänger Paul Painleve war. 1930 begannen die Arbeiten. 25.000 Zivil- und Militärpersonen wurden dafür eingesetzt. Bis zur (vorläufigen) Fertigstellung 1932 wurden allerdings weit mehr, nämlich 5 Milliarden Franken verbraucht. Die Bauarbeiten im Elsass entlang des Rheins, der ja eine natürliche Verteidigungslinie darstellt, beschränkte sich auf kleinere Bunker); in Schoenenbourg, gelegen zwischen Weißenburg und Hagenau, und in Hohwald inmitten der Vogesen wurden starke Befestigungen gebaut, besonders aber im nördlichen Elsass und Lothringen. Metz wurde Zentralort der Maginot-Linie und dadurch die größte befestigte Stadt der damaligen Welt!
Wird ein Gasthof 550 Jahre alt, sollte ein so außergewöhnliches Ereignis auch gebührend gefeiert
werden. Dies beabsichtigte die Familie Keller im Jahr 2004, wollte aber zur Sicherheit
die erste Nennung ihres Gasthauses „Schwarzer Adler" überprüft haben.* Seit 1454
bestehe es schon, schrieb Archivpfleger Dr. Fauler in den 1970er-Jahren, ohne allerdings eine
Quelle anzugeben. Umfangreiche Recherchen waren notwendig, um diese Angabe zu überprüfen.
Auf der Suche nach der berühmten "Stecknadel im Heuhaufen" musste das Umfeld des
Dorfes Oberbergen, seiner Herrschaft und einer Besitzer bis weit ins Mittelalter untersucht werden. Außerdem sollte hierbei auch versucht werden, den Ursprung der jetzigen Familie
Keller so weit wie möglich zurückzuverfolgen. Die Geschichte diese Gasthauses ist daher
auch gleichzeitig ein Stück Familiengeschichte, die hier bis zum ersten Besitzer des "Schwarzen Adlers", Franz Anton Keller dargestellt wird. Die Fortsetzung bis in die jüngste
Zeit wird in einer eigenen Publikation erfolgen.