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Das Gutleuthaus oder Leprosorium war südöstlich vor der Stadt über dem linken Brigachufer erbaut worden. Das Haus ist auch als „die Siechen am Feld“ in der Zeit um 1322 erstmals genannt. In dem „Leprosorio“ oder Krankenspital wurden Aussätzige beiderlei Geschlechts ganz verpflegt. Nach dem Erlöschen des Aussatzes im Jahre 1480 wurde das Leprosorium weiterhin für Kranke benützt. Für Aussätzige waren im Mittelalter, wegen der
Langwierigkeit und Ansteckungsgefahr ihrer Krankheiten, vor den Toren der Stadt Spitäler und Gutleuthöfe erbaut worden. Von Zeit zu Zeit durften die Kranken in die Stadt, um Almosen zu sammeln. Laut einem Bericht im Buch: „Villingen, ein Führer durch die Stadt“ von Karl Kretz war ihnen später der Zutritt jedoch nur einmal während des Jahres gestattet, meist am Karfreitag.
Wehrhaftes Villingen
(2009)
Das Riettor wurde auch Franziskustor genannt in Anlehnung an das ehemalige Barfüßerkloster der Franziskaner, das südlich vom Tor gelegen war. Jedes der Villinger Stadttore bestand aus einem Torpaar, nämlich dem inneren, dem Haupttor und dem wesentlich niederen, dem Erkertor, auch Vortor genannt. Sie bildeten vom Marktplatz aus gesehen den Abschluss der zum Tor hin verjüngt führenden Hauptstraßen. Wie alle andern Tortürme besaß auch das Riettor mehrere Stockwerke. Das untere Stockwerk diente als Gefängnis, auch „Keffit“ genannt. 1843 wurde das Riet-Erkertor abgerissen. Das Riettor hat einen fast quadratischen Grundriss und ist 25 m hoch. Es besitzt eine gut erhaltene Eckbossen-Quaderung. Erbaut wurde es im Jahre 1233, als Villingen „Freie Reichsstadt“ war und unter der Herrschaft der Staufer stand. In dieser Zeit erhielt die Stadt ihre erste und heute noch erhaltene Ringmauer. Nach Aufkommen der Feuerwaffen wurde das Riettor im Jahre 1541 zu einem Geschützturm umgebaut. Bei der Belagerung von 1704 im Spanischen Erbfolgekrieg durch den französischen Marschall Tallard hat das Riettor eine entscheidende Bedeutung erlangt. Hier kam der feindliche infanteristische Sturmangriff durch die Tapferkeit der Stadtbesatzung und der Bürgerschaft zum Erliegen.
Im Auftrag von Erzherzog Albrecht VI., Regent in den habsburgischen Vorlanden und Bruder des Kaiser Friedrich III., selbstherrlich und verschwenderisch auftretend, wurden in Villingen im Jahre 1456 mit dem Gelehrten Matthäus Hummel
Verhandlungen zur Gründung der ersten Universität Freiburg im österreichischen Vorlande geführt und im Jahre 1457 vollendet.
Und so war dann Matthäus Hummel Mitgründer der Universität Freiburg und erster Rektor im Jahre 1460. Er war Doktor der Fakultät der „Freien Künste“, der Vorgängerin der philosophischen Fakultät, Doktor des kanonischen Rechts sowie ernannter Rektor der Theologen, Mediziner und der Juristen. Hummel wohnte in der Bickenstraße. Zur damaligen Zeit waren die Universitäten,
auch „Hohe Schulen“ genannt, Kirchenstiftungen. Und so lag es nahe, dass zahlreiche österreichische Kirchenlehen, darunter die der Münsterkirchen der Städte Freiburg, Breisach und Villingen dazu bestimmt wurden, die notwendigen materiellen Grundlagen für den Neubau zu erbringen.