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Obwohl biografisch-kunsthistorisch gut dokumentiert, birgt der Heidelberger Bergfriedhof versteckte Details, die sich erst nach vielfachem Hinschauen offenbaren und nach einigen Recherchen ihre Geschichte erzählen. Im Gräberfeld O steht ein Grabstein, ringsum mit Ornamenten des Historismus verziert, der aber eine erst 1939 angelegte Grabstelle markiert. Die Rückseite führt dann in ein anderes Jahrhundert. Zu sehen ist das Porträt eines Verbindungsstudenten, darunter die Inschrift: „August Stöpel / cand. rer. nat. / 1858−1881 / Gest. in Göttingen“.
Helios in Heidelberg
(2018)
Die Verlegung des am Rande der Altstadt gelegenen Hauptbahnhofs war schon am Anfang des 20. Jahrhunderts in Erwägung gezogen, aber nie verwirklicht worden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Problem wieder aufgegriffen. Der weiter nach Westen verlegte neue Standort sollte mit der Stadt durch eine Prachtstraße verbunden werden, an der Geschäfte, Restaurants und Cafés die Passanten zum Bummeln und Verweilen einladen sollten. Wie wir heute wissen, wurde aus der Kurfürstenanlage (Namensgebung 1959) allerdings vor allem nur eine stark befahrene vierspurige Verkehrsader. Mit der Anlage des Bahnhofgebäudes setzte der Architekt einen städtebaulich ordnenden Akzent, der zwischen der Hauptrichtung der Gleise (etwa Nordwest-Südost) und der geplanten Prachtstraße (etwa Ost-West) vermitteln und zudem als optisches Ende dieser Straße fungieren sollte.
Nur wenige Tage nach Ausrufung der Zweiten Französischen Republik am 25. Februar 1848 und einen Tag nach der Volksversammlung in der Mannheimer Aula fand im Vereinslokal der Harmonie am 28. Februar eine Bürgerversammlung statt, in der wie in Mannheim eine Petition an die Zweite Kammer des Badischen Landtags formuliert wurde, die eine allgemeine Volksbewaffnung mit freier Wahl der Offiziere, die Freiheit der Presse und die Einrichtung von Schwurgerichten forderte. Mit dem Rechtsprofessor Karl Theodor Welcker war die Universität hier durch einen Hauptredner vertreten. Einen Tag später wurde sie selbst Ort einer Volksversammlung, als die Petition am 29. Februar in der offenbar vollbesetzten Aula (heute Alten
Aula) der Universität Heidelberg gebilligt wurde – unter dem Vorsitz des bedeutenden Rechtswissenschaftlers Carl Mittermaier. Entsprechende Eingaben richtete auch der große Senat der Universität Heidelberg an den Großherzog und die Erste Kammer, in der die Universität zugleich mit einem Sitz vertreten war.
Richard Wagner ist in seinem Leben viel gereist – sowohl aus freien Stücken als auch unfreiwillig, in Begleitung seiner Familie und alleine. Er war dabei mehrfach auf der Flucht, zeitweise vor Gläubigern, vor ungünstigen Umständen, manchmal aber auch vor sich selbst, getrieben von einer inneren Rastlosigkeit. Sein Leben gestaltete sich häufig schwierig, war über lange Zeit geprägt von Existenzsorgen und einem stets gegenwärtigen Kampf um und für das eigene Werk. Eine gewisse Ruhe fand er ab 1864 durch die Unterstützung seines großen Gönners Ludwig II. von Bayern. Hinter dem damals 51-jährigen Komponisten lagen zahlreiche Irrwege, Umzüge, wechselnde Wohnsitze, bezogen mit seiner ersten Ehefrau Minna, in späteren Jahren dann getrennt von ihr. Nicht selten glaubte er anfangs an eine feste Niederlassung, richtete sich häuslich ein, ließ Hausrat und sogar den Erard-Flügel u.a. nach Venedig, Luzern, Paris, Wien nachkommen – und brach dann doch wieder seine Zelte ab. Erst im Jahre 1866 deutet sich mit dem Einzug in das gemietete Landhaus in Tribschen eine gewisse Beständigkeit, ja Sesshaftigkeit an. In seinem ersten eigenen Haus, der „Villa Wahnfried“ in Bayreuth, wohnte er ab April 1874 mit seiner zweiten Frau Cosima, deren Töchtern aus ihrer ersten Ehe mit dem Pianisten und Dirigenten Hans von Bülow sowie den drei gemeinsamen Kindern Isolde, Eva und Siegfried.
Tabula gratulatoria
(2018)
Wir vom Verein Heidelberger Gästeführer gratulieren dem Heidelberger Geschichtsverein herzlichst zum 25-jährigen Bestehen. Seit seiner Gründung sind zahlreiche Gästeführer Mitglied im Geschichtsverein und fühlen sich beiden Vereinen aufgrund des gemeinsamen Interesses an der regionalen Historie verbunden. Das jährlich erscheinende Jahrbuch, die Website mit seiner unglaublich reichhaltigen Enzyklopädie, die regelmäßigen Terminankündigungen und die legendären Mumm-Buselmeier-Stadtführungen sind eine unerschöpfliche Quelle für unsere eigenen Stadtführungen. Wir wünschen für die kommenden 25 Jahre viel Erfolg! Dino Quaas, Heidelberger Gästeführer e.V.
vor 500 Jahren 1518, 26. April Luthers Disputation vor dem Generalkapitel der Augustinermönche in Heidelberg;
vor 400 Jahren 1618, 23. Mai Beginn des 30-jährigen Krieges: Aufstand der böhmischen Stände und Wahl Friedrichs V. von der Pfalz zum König von
Böhmen (September 1619), Sept. bis Nov. Komet über Heidelberg; vor 370 Jahren 1648, 24. Okt. Die Pfalz erhält im Westfälischen Frieden die achte Kurwürde.
Erinnern und Gedenken
(2018)
Geschichtsunterricht ist idealerweise quellenbasiert. Lässt sich doch nur aus Quellen lernen, was die Zeitgeschichte ausmacht und was unsere Identität bis heute nachhaltig prägt. In der 9. Klasse des Gymnasiums ist die NS-Zeit Pflichtprogramm. Dieses Thema kann fächerübergreifend unter Einbezug von Religion, Kunst und Musik unterrichtet werden. So wird die Gleichschaltung des gesamten Alltags im Nationalsozialismus deutlich. In Gemeinschaftskunde der 9. Klasse bezieht sich der Bereich „Recht und Gesetz“ darauf. Da das NS-Regime Gesetzesänderungen auf dem Boden
der Verfassung vollzog, wirft dies vor allem aus heutiger Sicht die Frage auf, ob das, was auf dem Boden des Gesetzes geschieht, auch immer „Recht“ ist.
In einer Zeit, die bald ohne Zeitzeugen sein wird, die uns das Geschehene vor Augen führen, muss verstärkt daran gearbeitet werden, die Erinnerungskultur am Leben zu erhalten. Dabei sind Ansätze gefragt, die unsere schnelllebige Zeit überdauern und dem raschen Konsum von Bildern trotzen. Da Quellen alleine mitunter nicht für sich sprechen, ist die intensive Beschäftigung mit einem Projekt eine Möglichkeit, Nachhaltigkeit zu schaffen.
Die Forschung über Friedrich Ebert krankt seit jeher an fehlenden Quellen. Ein Nachlass ist nicht vorhanden. Sowohl seine Witwe Louise als auch sein ältester Sohn Friedrich Ebert junior wurden während des Zweiten Weltkrieges in Berlin ausgebombt; darüber hinaus wurden wichtige Archivbestände der Reichspräsidialkanzlei während des sogenannten Dritten Reiches ausgesondert und zerstört. Während der Sammlermarkt nach wie vor mit NS-Devotionalien überschwemmt wird, werden vergleichsweise nur wenige Dokumente und Memorabilia aus dem Umfeld der Sozialdemokratie angeboten, nicht zuletzt, da ein großer Teil von ihnen zu Beginn der Hitler-Diktatur aus Angst vor Verfolgung vernichtet wurde. In der ständigen Ausstellung des Ebert-Hauses können deshalb kaum dreidimensionale Originale über den ersten Reichspräsidenten und die Geschichte der Arbeiterbewegung präsentiert werden. Umso erfreulicher war die Entdeckung, dass Anfang Juni 2016 auf der Seite des bekanntesten Internet-Auktionshauses eine große Porträtbüste des Begründers der deutschen und internationalen Sozialdemokratie, Ferdinand Lassalle, angeboten wurde. Die der Kaufanzeige beigefügten Fotos zeigten eine gut erhaltene, stattliche (rund 80 cm hohe und 50 cm breite), vermutlich aus der Zeit vor 1918 stammende Büste aus Gips. Der Startpreis der Auktion betrug lediglich einen Euro. Nach einem spannenden Bieterwettbewerb konnte die Lassalle-Büste dann am 11. Juni 2016 für 351,00 Euro plus 19,90 Euro für Porto und Verpackung, also zusammen für 370,90 Euro, vom Ebert-Haus ersteigert werden. Den heiklen Transport überstand das fragile Artefakt unbeschädigt und bestätigte beim Auspacken den Eindruck, den es bereits auf den Fotos gemacht hatte, den eines ästhetischen und ausdrucksstarken Kunstwerkes.
1250 Jahre Wieblingen
(2018)
In die lange Reihe der Ortsjubiläen in unserer Region, in denen jeweils die erste schriftliche Erwähnung des Ortes im Lorscher Urkundenbuch gefeiert wird, konnte sich im Jahr 2017 auch der Heidelberger Stadtteil Wieblingen einreihen. Denn am 27. Februar 2017 jährte es sich zum 1250. Male, dass im damaligen Kloster Lorsch eine Frau namens Rutlindis ihr Handzeichen unter eine Urkunde setzte, mit der sie ihren Besitz in „Wibilinga“, dem heutigen Wieblingen, dem Kloster vermachte. Wieblingen ist also im Jahre 767 nicht etwa gegründet worden, sondern wurde nur erstmals urkundlich erwähnt. Der Ort selbst ist etwa 200 Jahre älter.
35 Jahre Heidelberg-Rehovot
(2018)
„Dass Heidelberg und Rehovot zueinander fanden, verdanken wir den Wissenschaftlern, insbesondere den Kernphysikern vom Max-Planck-Institut und deren Kollegen vom Weizmann-Institut in Rehovot“, resümierte der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg Reinhold Zundel anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft im Jahr 2003. Wie und unter welchen Rahmenbedingungen dies geschah, soll der folgende Bericht aufzeigen. Internationale Städtepartnerschaften binden die jeweiligen Stadtgesellschaften in die gegenseitigen Beziehungen ihrer Länder ein. In Universitätsstädten kommt der Anstoß dazu oft von den Hochschulen und dem akademischen Umfeld. Spezifisch für die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel – und damit für deutsch-israelische Städtepartnerschaften – sind die Themen der deutschen Vergangenheit einerseits und des Nahostkonflikts andererseits in ihrer engen Verflechtung. Inwieweit sich dies in der Städtepartnerschaft Heidelberg-Rehovot widerspiegelt, soll ebenfalls aufgezeigt werden.