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»Ich bin zwischen die Zeiten gefallen«, so schildert der schwäbische Literat Hermann Kurz (1813-1873) seine Situation zwischen Revolution und Realismus.[1] Und
so könnte man auch die Umstände beschreiben, in denen die evangelischen Hofprediger zur Zeit Herzog Eberhard Ludwigs - zuerst in Stuttgart, dann später in
Ludwigsburg- ihren Dienst taten: zwischen dem Gebot Gottes und den Gesetzen
des Gebieters, zwischen Thron und Altar, Kirche und Staat, zwischen dem
Lebensgefühl des Barock und der Lebenseinstellung des Protestantismus, zwischen Leben und Tod in der Hof- und Gruftkirche, zwischen der alten Residenz
Stuttgart und der neuen Residenz Ludwigsburg.
Zu 300 Jahren Ludwigsburger Stadtgeschichte gehören auch die Geschichten ihrer Kirchen. Konfessionen und Religionen gestalten das Leben in einer Stadt wesentlich mit, da Kultus und Kultur zusammenwirken. Dass sie als Kirchen hier gleich zu
Beginn im Plural genannt werden, ist zwar aus heutiger Sicht selbstverständlich, keineswegs jedoch aus den Anfängen der Ludwigsburger Geschichte. Als Schloss und Stadt Ludwigsburg heranwuchsen, war das Herzogtum Württemberg ein evangelisches Gemeinwesen lutherischer Prägung. Dies hatte die Reformation seit 1534 so entwickelt und wurde in der Großen Württembergischen Kirchenordnung von 1559 und dem Landtagsabschied von 1565 festgeschrieben, gültig als das Grundgesetz des evangelischen Württemberg bis zum Königreich 1806 und prägend weit darüber hinaus. So hatten seit der Reformation alle Landesbeamten in sämtlichen Dienstbereichen die so genannte Konkordienformel, die in Tübingen entstandene Bekenntniseinigung der Lutheraner, bei Dienstantritt zu unterzeichnen. Eine Trennung von Staat und Kirche gab es nicht, Bürgergemeinde und Kirchengemeinde waren eines, die Kirchenleitung eine herzogliche Behörde und der Herzog das Oberhaupt seiner Landeskirche, die damit die Form einer Staatskirche besaß. Dazu kam, dass Württemberg seit dem Tübinger Vertrag von 1514 eine ständische Verfassung hatte, was den Vertretern der Landstände, zu denen die Ehrbarkeit, die Städte und die Vorsteher der großen Klöster gehörten, eine große Machtstellung in der Landespolitik einräumte. Auch nach der Reformation waren unter den insgesamt 83 Mitgliedern des württembergischen Landtags 14 evangelische Prälaten als Leiter der Klosterschulen. Somit hatte die Landeskirche auf diesem Weg starken Einfluss auf die Landespolitik, notfalls auch gegen den Herzog, obwohl dieser Kirchenoberhaupt war! Ob diese Machtposition dem Auftrag der Kirche Jesu Christi, die das Evangelium frei und unabhängig auszurichten hat, dienlich war, steht noch einmal auf einem anderen Blatt.
Wie in den vergangenen Jahren erwies sich auch der sechste Mannheimer Auftritt bei dem europaweit durchgeführten „Tag des offenen Denkmals“ als Zugpferd im spätsommerlichen Veranstaltungskalender. „Alte Bauten - neue Chancen“ hatte die „Deutsche Stiftung Denkmalschutz“ auf ihre Fahnen geschrieben und hierzu wurde in Mannheim eine ganze Reihe von Beispielen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Elf Stationen mit fachkundigen kostenlosen Führungen umfaßte die historische Tour, die an diesem strahlend schönen Sonntag einige Hundertschaften von Interessenten mobilisierte.
Der 1. Juli 2005 markiert einen wichtigen Meilenstein in der Restaurierung des Stengelhofes. 5 Bewohner der Lebenshilfe Mannheim bezogen ein neues Zuhause in barocker Umgebung. Damit konnte ein weiterer Teil des ehemaligen Mustergutes gerettet werden, dessen Anfänge in das Jahr 1772 zurückreichen; somit das älteste Kulturdenkmal im Mannheimer Stadtteil Rheinau. Seinen kulturhistorischen Wert besitzt dieses Denkmal in der Tatsache, dass es sich um vermutlich das letzte bauliche
Zeugnis der westeuropäischen Landwirtschaftsreform handelt, die ab der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts auch in der Kurpfalz Fuß gefasst hatte.
Als die wertvollste architektonische Schöpfung unter den Bauten des Schwetzinger Gartens und als entzückende kleine Villa wird das Badhaus in einer Schrift über den Schloßgarten bezeichnet. Die darin ausgedrückte Bewunderung spiegelt sich schon in den Beschreibungen und Tagebucheintragungen aus der Erbauungszeit des Badhauses. 1780 wird das Badhaus „ein gar liebes Oertchen" genannt, während in der gleichen Schrift dem Apoll des in der Nähe des Badhauses stehenden
Tempels „ein erbärmlicher Hintern" attestiert wird. Ein Frauenzimmer schrieb 1789 von der „planmäßigen Harmonie der Bauten" und meint, die Zeichnungen zum Badhaus wären aus „Paphlos und Cythere geraubt". Über die Zeit hat das Gebäude seine Bewunderer und seine Anziehungskraft behalten und es zählt auch heute noch zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten des Schloßgartens.
Johann Peter Hebel
(2010)
In diesem Jahr erinnern wir uns gerne an den 250. Geburtstag von Johann Peter Hebel, den wortgewaltigen und sensiblen Schriftsteller, welcher vor allem der alemannischen Mundart erstmals einen festen Platz in der Literatur des deutschen Südwestens gegeben hat. Sein religiöses Weltbild und sein pädagogischer Eifer verbinden ihn »mit dem Aufklärungszeitalter
Lessings, und in mancher Beziehung ist er Matthias Claudius verwandt«; mit seiner Liebe zu Natur, Volk und Landschaft steht er auch der Romantik sehr nahe. Als Erzähler zeigt er bereits Züge des späteren Realismus.
Der Staufener Ölberg
(2011)
Einleitung
Seit Jahrhunderten feiern die Staufener Bürgerinnen und Bürger am 26. Juli – bzw. an dem darauf folgenden Sonntag – das Annafest. Seit den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts besuchen Staufener, die in anderen Orten wohnen, aus diesem Anlass oft mals ihr Heimatstädtchen. Heutzutage kommen zahlreiche Touristen und Menschen aus vielen Nachbarorten Ende Juli nach Staufen, um das bekannte Volksfest mitzufeiern.
Seit dem Sieg des Frankenkönigs Chlodwig über die Alemannen Ende des 5. nachchristlichen Jahrhunderts breitete sich das Christentum auch im Süden und Südwesten des heutigen Deutschlands aus. Es waren fränkische und iroschottische Wandermönche wie Trudpert, Fridolin, Gallus, Pirmin und andere, welche an den verschiedensten Orten in der
Oberrheinebene Einsiedeleien gegründet haben. Daraus entstanden im Laufe der Jahrhunderte Klöster mit Kirchen, woraus zum Teil sehr bedeutsame Ansiedlungen wie z. B. Münstertal, Bad Säckingen, St. Gallen und Pirmasens geworden sind. Die ältesten Kapellen und Kirchen aus jenen Gründerjahren existieren nicht mehr, doch finden sich in unserer Region noch eine Reihe sehr alter und ehrwürdiger Gotteshäuser: z. B. die drei Kirchen auf der Insel Reichenau, die Goldbachkapelle in Überlingen, die romanische Kirche in Sulzburg oder die Glöcklehofkapelle in Bad Krozingen. Ihr Alter beträgt um die 1000 Jahre und mehr.
Die Auseinandersetzungen um die Pläne, in Rastatt ein Denkmal für die 1849 erschossenen Aufständischen zu errichten, sind bekannt und ausreichend dokumentiert. Seit der standrechtlichen Erschießung von neunzehn Revolutionären in Rastatt im Zeitraum zwischen August und Oktober 1849 bemühten sich Bürger aus Rastatt, Verwandte und Freunde der Verurteilten, die Gräber der ohne Sarg und Gedenkzeichen auf dem Friedhof Rastatts Verscharrten zu erhalten und zu pflegen. Ab etwa 1873, im Kaiserreich, setzten Bestrebungen politischer Gesinnungsfreunde und Nachkommen der Erschossenen ein, eine Gedenkstätte und ein Denkmal zu errichten. Sie blieben, obgleich hartnäckig verfolgt, über fast fünfundzwanzig Jahre hinweg ohne Erfolg. Vor allem Militärbehörden, der preußische Festungskommandant von Rastatt, später das großherzogliche Innenministerium widersetzten sich den immer wieder aufgenommenen Bemühungen. Erst 1899 war es möglich, auf dem Friedhof von Rastatt, nicht allzu weit vom Ort der ursprünglichen Beerdigung, einen Gedenkstein, einen Monolithen, mit den Namen der Verurteilten zu errichten - auch im Kaiserreich nun ohne eine Feier oder auch nur eine Ansprache. Ein öffentliches Gedenken und damit eine Ehrung fand erst 1909 unter gewichtigen polizeilichen
Sicherungsmaßnahmen auf Betreiben von Sozialdemokraten statt. Die hier sehr gerafft dargestellten Vorgänge, die erst nach rund sechzig Jahren zum Erfolg führten, sind exemplarisch für alle Bemühungen, an Orten in Baden die Erinnerung an Ereignisse der Revolution von 1848-49 und an die daran Beteiligten wach zu halten. Das großherzogliche Haus, die preußische Militärverwaltung und die badische Ministerialbürokratie suchten systematisch ein Gedenken zu verhindern.