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Unter dieser Überschrift als Thema einer Naturschutztagung in Braunschweig im Frühjahr 2000 erreichte schon vor 20 Jahren ein Problem eine höhere Aufmerksamkeit, das heute als neues Forschungsfeld „Invasionsökologie“ die Hochschulen beschäftigt. Eine Flut von Büchern und Zeitschriftenartikeln ging daraus hervor, gelegentlich mit hohen Emotionen gekoppelt, um auch „Laien“ zu erreichen. Im Web of Science stieg die Zahl wissenschaftlicher Aufsätze zum Für und Wider einwandernder Pflanzen und Tiere von rund 500 im Jahr 2000 auf 3.500 in 2006! Inzwischen ist sie wohl unübersehbar. „Unheimliche Eroberer“ – so ein Buchtitel – heißen sie, in England gar „aliens“. Fast immer wird mit dem „Fremden“, mit dem, „was nicht einheimisch ist“, sofort mehr oder weniger Schreckliches in Verbindung gebracht, meist ohne eine Begründung liefern zu können. Ganz gewiss ist der prachtvolle Buchsbaumzünsler kein Freund der Gärtner oder die Beifußblättrige Ambrosie keine Freude für Allergiker, aber der Götterbaum oder die Feuerlibelle kann man durchaus als Bereicherung unserer Parks oder Gewässer ansehen. Es gibt in Mitteleuropa rund 11.000 „nicht einheimische Arten“, und da kommen praktisch täglich neue dazu, mal die Roßkastanienminiermotte, mal der Asiatische Marienkäfer oder die Amerikanische Kiefernwanze.
War der Fund des Placodus gigas 1915 Zufall oder Glück? Wenn die Vermutung zutrifft, Glück würde sofort ein Lächeln aufs Gesicht zaubern und beim Zufall sich dieses erst später einstellen, dann dürfte vor etwas mehr als einhundert Jahren bei Hermann König wohl beides eingetreten sein. Naturwissenschaftler argumentieren nämlich, dass bei berechenbaren und vorhersagbaren Ereignissen nicht von Zufall gesprochen werden kann. Berechenbar war jedenfalls Königs Fahrt nach Steinsfurt und seine Absicht, im dortigen Steinbruch bei der Suche nach aussagekräftigen, uralten Fossilien fündig zu werden. Kriegsbedingt besaß der Heidelberger Journalist dafür sehr günstige Bedingungen. Er wusste von einem seiner
vorherigen erfolgreichen Besuche dort, dass er hier im Muschelkalk fündig werden könnte. Zudem gesellte sich das Glück in Form des positiven Ausgangs dazu. Das gefundene, von den Arbeitern bereits in hunderte Stücke zerschlagene Fossil, ermöglichte ihm und den Naturwissenschaftlern in der Folgezeit vor allem das große Glück, mit dem Steinsfurter Fossilfund
bedeutende wissenschaftliche Schritte in der Paläontologie nachvollziehen zu können. Es war nämlich das erste und bis heute einzige fast komplette Skelett eines Placodus gigas weltweit. Vom ans Tageslicht-Befördern bis hin zur Aufstellung im Frankfurter Senckenberg-Museum ereigneten sich um das älteste bekannte Lebewesen Sinsheims und unserer Region jedoch erst noch eine Kette seltener, überraschender und zufälliger Geschehnisse.
1250 Jahre Kraichgau
(2020)
Landauf, landab, im Kraichgau wie im ganzen Südwesten von Deutschland, begehen 2020 Städte und Gemeinden ihre 1250-Jahr-Feiern: 2015 Bensheim, 2016 Schwetzingen, 2017 Bretten gemeinsam mit seinem Stadtteil Diedelsheim, 2018 Östringen, 2019 Gemmingen, Odenheim, Helmsheim, Richen und Singen bei Remchingen, 2020 schließlich Sinsheim, Walldorf, Heidelsheim, Menzingen und Neibsheim. Die Aufzählung ließe sich für die kommenden Jahre beliebig fortsetzen, ebenso wie sie rückblickend weit entfernt ist von jeder Vollständigkeit. Eine Zeitung sprach unlängst von einer regelrechten „Ballung von 1250-Jahr-Feiern“.
Seit etwa 30 Jahren haben in den westlichen Industrieländern Freizeitparks, d. h.
privatwirtschaftliche Anlagen mit verschiedenen Einrichtungen für Erholung und
Entspannung, eine wachsende Bedeutung gewonnen. Dennoch sind über diese
spezielle Freizeitangebotsform bislang nur wenige wissenschaftliche Arbeiten vorzufinden.
Auf diese Lücke, die u. a. von RUPPERT mit der Bemerkung
umrissen wurde, ,,Die Raumwirksamkeit privatwirtschaftlicher Unternehmen und
Organisationen (ist) von der Geographie noch keineswegs ausreichend erkannt" ,
zielte eine im Jahr 1983 durchgeführte Untersuchung über Einzugsgebiet und
Besucherstruktur des EUROPA-PARK in Rust/Baden.
Grenzgänger, so will jedermann wissen, stellen auf dem Arbeitsmarkt eines
fremden Staates eine Manövriermasse dar, die man nach Belieben auf- oder
abbauen kann. Die Schwankungen in ihrem Zahlenbestand scheinen solche
Vorstellungen zu stützen: Anstieg in Boom-, Rückgang in Rezessionsphasen,
einmal hochwillkommen, dann wieder unbequeme Arbeitsplatzkonkurrenten.
Häufig wirft man den Grenzarbeitnehmern vor, daß sie ihre Arbeitskraft unter
dem orts- und branchenüblichen Niveau anbieten. Erhaltung von strukturschwachen
Wirtschaftszweigen kann die Folge sein, wo Änderungen dringend
notwendig wären.
Der befestigte Wohnsitz des Adels im Mittelalter, das also, was wir gemeinhin
mit dem Wort „Burg" zu bezeichnen pflegen, ist bis heute ein Phänomen geblieben,
das beachtliches und breites Interesse findet, das geradezu „populär"
ist - und das, obwohl die ursprünglichen Funktionen dieses Bautyps bereits
vor etwa fünf Jahrhunderten praktisch entfallen sind. Wenn sich seit dem
19. Jahrhundert der Typus des sogenannten „Burgenfreundes" entwickeln
konnte, also des Nicht-Wissenschaftlers, der aus seiner Begeisterung heraus
verschiedenartige Formen der Auseinandersetzung mit dem Objekt entwickelte,
so hat dies zweifellos vor allem mit jenen Burgen und Burgresten
zu tun, die man noch sehen und erfassen kann.
Die Ortenau
(1988)
Die geographische, kulturelle und geschichtliche Verbundenheit des Elsaß mit
Baden manifestiert sich in der Gleichartigkeit der Mundarten rechts und links
des Rheins. Wenn Theodor Frings von der Korrespondenz der Dialektlandschaften
rechts und links des Rheins spricht (1926, S. 184 ), dann trifft dies
nicht nur auf den Nieder- und Mittelrhein, sondern auch auf den mittelbadischen
Oberrhein zu.
Im Zuge der jüngsten Lehrplanrevision sollen landeskundliche und landesgeschichtliche
Stoffe im Schulunterricht wieder eine stärkere Berücksichtigung
erfahren und zwar in Form fächerübergreifender Themenstellungen.
Dabei soll über bloßes Faktenwissen hinaus den Schülern die eigene Kulturtradition
bewußt gemacht und die eigene Identitätsfindung erleichtert werden.
Um diesen Intentionen zu entsprechen und damit auch dem Auftrag der
Landesverfassung (Artikel 12, Abs. 1) gerecht zu werden, steht den Lehrern
in Baden-Württemberg ein umfangreiches Schrifttum zur Verfügung, vor allem
die Publikationen der traditionsreichen amtlichen Landesbeschreibung.
Im folgenden soll in groben Strichen die Geschichte der Südwestdeutschen
Landeskunde und die Entwicklung der Landesbeschreibung dargestellt werden.
Ihre Kenntnis scheint mir nicht nur für Pädagogen, sondern auch für Heimatforscher
und andere landeskundlich interessierte Personen wichtig zu sein.
Überall entstehen
auch „Geschichtswerkstätten" oder Arbeitskreise zur Regionalgeschichte,
die beanspruchen, neue Wege der Geschichtsforschung zu begehen. [...]
Die Historikerzunft hat auf diese neue Bewegung wenig begeistert reagiert.
Dabei geht es nicht nur um Bedenken, weil viele „Laien" nun Geschichtsforschung
betreiben (,,können die das überhaupt?"), auch nicht nur darum, daß
erstaunlich viele erwerbslose Lehrer und Privatdozenten unter den Aktiven
sind, sondern darüber hinaus um grundsätzliche Probleme.
Eine Folge von Papstflucht und Herzogsächtung: Freiburg wird 1415 für zwölf Jahre Reichsstadt
(2017)
Am 1. September 1413 bestätigte der in Chur weilende König Sigismund der Stadt Freiburg im
Breisgau auf deren Bitten alle ihre Freiheiten, Rechte, guten Gewohnheiten, Briefe und Privilegien, die sie von römischen Kaisern und Königen empfangen hatte. Am selben Tag tat er dies auch
für die seit 1330 an Habsburg verpfändeten Reichsstädte Breisach, Neuenburg, Schaffhausen und
Rheinfelden. Die Annäherung zwischen König Sigismund und der habsburgischen Territorialstadt Freiburg erfolgte rund anderthalb Jahre vor der spektakulären Flucht Papst Johannesʼ XXIII.
und Herzog Friedrichs IV. von Österreich aus Konstanz im März 1415, mit deren Auswirkungen
auf den Oberrhein sich das im Juni 2015 vom Alemannischen Institut veranstaltete Kolloquium
beschäftigte. Der angesprochene Kontakt verdient Beachtung im Vorfeld von Freiburgs zwölfjähriger Zeit als Reichsstadt infolge der Ächtung des Habsburgers: Wenn Sigismund damals
Freiburg und den an Habsburg verpfändeten Reichsstädten seine Gunst erwies, motiviert durch
die territorialpolitisch und familiär bedingten heftigen Spannungen zwischen ihm und dem mächtigen Landesfürsten Herzog Friedrich IV. im Süden des Reiches, so baute er damit symbolisches
Kapital auf, das ihm wenig später Nutzen brachte.