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Dieser Beitrag soll den Besuchern der Kirche einen kleinen Einblick in die Geschichte ihrer künstlerischen Ausstattung geben, da z. Zt. kein neuer Kirchenführer angeboten werden kann. Das Kath. Pfarramt St. Mauritius Kippenheim (Pfarrer Eduard Neckermann) gab anlässlich der Konsekration der neuen Kirche am 29.11.1964 eine Festschrift heraus, die sich auch als Kirchenführer eignet. Sie berichtet ausführlich über die Geschichte der Pfarrei und über die Baugeschichte der neuen Kirche. Einige darin enthaltenen Angaben (z. B. über den spätgotischen Flügelaltar) müssten auf Grund neuer Forschungsergebnisse heute berichtigt und ergänzt werden. Es wäre wünschenswert, eventuell nach den geplanten Veränderungen im Kirchenraum oder nach der Vollendung der Rekonstruktion des spätgotischen Flügelaltares einen neuen Kirchenführer herauszugeben. Hierfür erscheinen weitere gründliche Archivstudien nötig, denn die früheren politischen und religiösen Verhältnisse in der Herrschaft Lahr-Mahlberg, zu der Kippenheim gehörte, waren zeitweise sehr verwickelt. Man muss auch damit rechnen, dass die schriftliche Überlieferung über Baugeschichte und Ausstattung der alten St. Mauritiuskirche lückenhaft ist, was die Sache zuätzlich erschwert.
Die Ettenheimer Glockengeschichte erweist sich infolge der zahlreichen Kriege und den damit verbundenen Zerstörungen (auch der Archive) als ziemlich verwickelt. Auch das Zerspringen mancher Glocken machte Neubeschaffungen oder Umgüsse erforderlich. Vieles geriet in Vergessenheit, und über die älteste Zeit ist so gut wie nichts mehr bekannt. Hilfreich sind vor allem die überlieferten Schriften des Paters Arbogast Arnold (17. Jahrh.)], zu dessen Zeit die im 30-jährigen Krieg zerstörte Pfarrkirche wieder aufgebaut wurde, und des Ettenheimer Chronisten J. C. Machleid (18. Jahrh.). Ohne auf alle Einzelheiten einzugehen, soll nachfolgend ein Überblick über die Ettenheimer Glocken und ihre Gießer gegeben werden.
Es ist eine Beerdigung, wie sie Unzhurst noch nie zuvor gesehen hat. In der Pfarrkirche St. Cyriak haben sich 45 Geistliche versammelt; in den harten Holzbänken sitzen nicht nur zahlreiche Gläubige aus dem Ort, Größen der Wissenschaft sind da, Professoren, Doktoren, und alle sind sie an diesem Apriltag 1949 hier, um Abschied zu nehmen von einem der Ihren. Das
gilt für den einfachen Mann aus dem Dorf wie den gelehrten Professor aus der Universitätsstadt. Denn Josef Sauer, der in der Nacht zum 13. April gestorben ist, hat Zeit seines Lebens scheinbar mühelos den Spagat zwischen bäuerlicher Herkunft und ruhmüberhäufter Laufbahn vollbracht. Der Unzhurster Bauernsohn ist zum Freiburger Universitätsrektor und Päpstlichen Hausprälat aufgestiegen, und doch zeigte seine innere Kompassnadel immer in die Heimat, der er zur Lichtgestalt wurde. 1948, am Cyriaksfest, hat die Gemeinde ihren großen Sohn zum Ehrenbürger ernannt. Wissenschaftler, Professoren, Freunde - sie fassen in Worte, was Sauer im Leben geleistet hat. Die Beerdigung selbst zelebriert Dekan Prälat Josef Fischer aus Bühl, der „dem geistig großen Sohn unserer mittelbadischen Heimat ein Wort der Pietät widmete für all seine Leistungen und besonders für die Liebe und Treue seiner Heimat gegenüber."
Der vorliegende Aufsatz soll das Wirken des Kirchenbaumeisters Karl Hörth in der Umgebung von Bühl thematisieren. Hörth war als Kirchenbaumeister maßgeblich am Bau der Kirchen in Vimbuch und Greffern sowie am Bau der Friedhofskapelle von Bühl, der Alban-Stolz-Kapelle, beteiligt. Im Zusammenhang mit dem Bau der Kirche in Vimbuch ist der so genannte „Vimbucher Kirchenstreit" ein wichtiges Kapitel. Er hat die Auseinandersetzung zwischen den Kirchenbaumeistern Hörth und Williard im Band 29 des Freiburger katholischen Kirchenblatts zum Thema und wird auch in der Erörterung berücksichtigt. Folglich ist das Thema auch über Bühl hinaus von Interesse. Intention des Beitrags ist es demnach, auf die Bedeutung Karl Hörths für die Kunst- und Kulturgeschichte der vorderen Ortenau hinzuweisen. Dies geschieht aufgrund der Quellenlage nicht in einem gleichmäßigen Umfang. Vielmehr wird das Hauptgewicht des Aufsatzes auf die Kirche in Vimbuch und der daraus resultierenden Auseinandersetzung zwischen Williard und Hörth um die Kirche in Vimbuch liegen, während die beiden anderen sakralen Bauwerke kürzer geschildert werden. Auch deshalb möge dieser Aufsatz Anlass dafür sein, dass sich weitere Interessenten der Kunst- und Kulturgeschichte der vorderen Ortenau mit Hörth, Williard oder anderen Kirchenbaumeistern beschäftigen. Den Anfang der thematischen Schilderung wird ein kurzer biographischer Abriss zu Hörth und zu Williard bilden.
Heute kaum mehr bekannt, und noch viel weniger beachtet, ist die Tatsache, dass unsere Evangelische Landeskirche in Baden erst im Jahr 1821 in ihrer heutigen Form, unter dem Namen „Vereinigte, Evangelisch-Protestantische Landeskirche in Baden" entstand, und welche kirchenrechtlichen bzw. theologischen Hintergründe und Parallelen diese bis heute in
Deutschland, ja eigentlich weltweit fast einzigartig gebliebene (Konsens-) Union hat. Die Unionsbestrebungen der Evangelischen Kirchen, wie sie in Deutschland zu Anfang des 19. Jahrhunderts auf breiter Basis entstand, müssen von der Union im Sinne des römisch-katholischen Kirchenrechts, wie dies im „Codex Iuris Canonici" seine Grundlage findet, unterschieden werden.
Wer die großen Marien-Wallfahrts-Orte im deutschsprachigen Raum - etwa Altötting in Bayern oder Mariazell in Österreich - besucht, ist sicher auch beeindruckt von den vielen Votiv-Tafeln, den Votiv-Gaben und den schriftlichen Bekenntnissen über erhaltene Hilfe in jeder Not. Deshalb ist es erstaunlich, dass man in der bedeutenden Wallfahrtskirche zu Lautenbach vergeblich nach solchen Beweisen der Volksfrömmigkeit sucht. Aber dies war nicht immer so. Im Archiv der Pfarrei Lautenbach befindet sich ein Manuskript, welches uns wertvolle Aufschlüsse liefert. Pater Adalbert Hardt, von 1740 bis zu
seinem Tode am 28. Dezember 1754 Rektor der Wallfahrtskapelle Unserer Lieben Frau zu Lautenbach, hat in seinem Werk „Kurzer doch gründlicher Bericht von der alten und berühmten Wallfahrth zu Maria in Lautenbach, so eine kleine stundt oberhalb Oberkirch im Breysgau gelegen, und denen Regulierten Chorherren Praemonstratenser Ordens in dem löblichen Gotteshaus Allerheiligen gehörig ist" im 17. Kapitel eine Vielzahl von „miraculosen Begebenheiten" überliefert. Er beschreibt darin zahlreiche Votiv-Tafeln und Votiv-Gaben und übermittelt uns die umfangreichen ursprünglichen Texte. Durch diese Fleißarbeit ist es möglich, das Einzugsgebiet der Lautenbacher Wallfahrt und die ganze Bandbreite der unterschiedlichsten Anliegen der Pilger kennen zu lernen.
Zahlreiche kulturkritische Veröffentlichungen befassen sich mit dem gestörten Verhältnis der Moderne zum Tod. Norbert Elias beschreibt aus zivilisationsgeschichtlicher Perspektive die Vereinsamung der Sterbenden. Schon mit fortschreitendem Alter und mit Beginn des körperlichen Verfalls sehen sich die Menschen heute an den Rand gedrängt. Der neuzeitliche Mensch, so Horst Eberhard Richter, glaubt durch Naturwissenschaft, Technik und Medizin die Natur zu beherrschen. Für die
mit der Aufklärung und der rationalen Welterklärung entstandene Allmachtsphantasie, die Richter als „Gotteskomplex" bezeichnet, ist die Vorstellung von der eigenen Endlichkeit schlechthin unerträglich. Preis dafür ist, was der Philosoph Pascal als schrecklichen Fluch der Moderne vorausgesehen hat: das einsame Sterben. Der Mensch, der mit Hilfe der Apparatemedizin am Leben gehalten wird, stirbt fern seines eigenen Lebenskreises auf der Intensivstation einer Klinik. Der Prozess der Säkularisierung hat den Tod als Übergang und Tor zu einer besseren Welt zu einem Sturz ins Nichts verwandelt. Der Tod ist nicht mehr der Abschluss und die Vollendung des Lebens, sondern bildet ein katastrophales, sinnloses Ereignis.
Andererseits schwinden die sozial tragenden Bindungen, die den Umgang mit Sterben und Tod erleichterten. Die Sterbenden bleiben oft allein, die Beisetzungen finden „im engsten Familienkreis" statt.
Zu Beginn der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts, als Familienforschung unter Bürgerlichen noch selten war, hatte Studienrat Helmuth Sehellenberg, der Vater der in Kork lebenden Diakonissenschwester Irmtraut, die Familienchronik der Sehellenbergs zusammengestellt. Darin brachte er auch Auszüge aus den „Lebenserinnerungen" seiner Tante Ida Crecelius geb. Sehellenberg (1854-1934). Die gesamten Aufzeichnungen, welche Ida Crecelius etwa 1925 auf einer alten Schreibmaschine niedergeschrieben hat, sind heute im Besitz von Schwester Irmtraut Sehellenberg. Ida Sehellenberg wurde 1854 in Deutschneureuth - heute Neureut - bei Karlsruhe geboren, wo ihr Vater Theodor Pfarrer war. Ida war die älteste von vier Geschwistern. Ihr Bruder Theodor, der am 9. Februar 1857 geboren wurde, starb bereits am 18. September desselben Jahres. Ihr Bruder Gotthold (1860) und ihre Schwester Luise (1861) kamen in Hesselhurst zur Welt. 1858 erhielt Theodor Sehellenberg die Pfarrstelle in Hesselhurst, 1869 wurde er in Kork Pfarrer und Dekan. lda erhielt eine gute Ausbildung in Freiburg am Institut Meyer, das von einer Freundin ihrer Mutter geleitet wurde. 1882 wurde sie in der Korker Kirche von ihrem Vater mit Albert Crecelius getraut. lda lebte mit ihrem Mann in Meersburg, Konstanz und bis 1916 in Freiburg, wo Albert Crecelius zum Domänenrat ernannt wurde. Beide erzogen ihre vier Kinder, drei Söhne und eine Tochter, in „gleichmäßiger Pflege von Körper, Geist und Gemüt". Zwei ihrer Söhne fielen im Ersten Weltkrieg, die ledige Tochter wurde Professorin in Heidelberg. Als Albert Crecelius pensioniert wurde, zogen er und seine Frau Ida nach Heidelberg. Nach dem Tod ihres Mannes 1924 lebte lda Crecelius bis zu ihrem Tod 1934 bei ihrer Tochter in Heidelberg, besuchte häufig Bekannte im Hanauerland und schrieb ihre Erinnerungen nieder.
Im Jahre 1726 stiftete der damalige Amtsschultheiß zu Lichtenau, Gottfried Christian Schulmeister, der Pfarrei Lichtenau ein dickes, in Leder gebundenes Buch nur aus leeren Seiten bestehend, damit die Pfarrer „alle vorfallenden Merkwürdigkeiten, sonderlich die, welche dieses Gericht angehen (damaliges Kirchspiel Lichtenau) darinnen aufgezeichnet werden möchten."
Die ersten Eintragungen in diese Chronik machte Pfarrer Johann Jacob Müller (Amtszeit: 1718-1753) Seine Aufzeichnungen hielten sich nicht an eine bestimmte Ordnung. Sogar die Jahreseinträge machten gelegentlich Sprünge nach vom und auch nach hinten. Entgegen der Absicht des Stifters bildete nicht die Lokalhistorie den Schwerpunkt der Chronik, sondern die weltpolitischen Ereignisse, besonders die Kriege (polnischer Erbfolgekrieg, österreichischer Erbfolgekrieg). Wie er, so haben es auch seine Nachfolger gehalten. Die Chronisten der Lichtenauer Pfarrchronik haben es aber durch ihre Ausflüge in die Weltpolitik möglich gemacht, den heutigen Leser nachempfinden zu lassen, welches Echo die große Politik bei einem Landpfarrer gefunden hat. Der Absicht dieser Arbeit entsprechend liegt also ihr Schwerpunkt im Aufsuchen der Passagen, welche die persönliche Note des Chronisten erkennen lassen. Doch wird es zu deren Verständnis nötig sein, auch das historische Umfeld dieser Abschnitte den besonderen Umständen entsprechend - mehr oder weniger umfangreich -
darzustellen. Berichte, die Geschehnisse im Kirchspiel Lichtenau selbst betreffen, sind in der Regel ganz zitiert worden, da hier die Chronisten als Augenzeugen auftreten. Pfarrer Müller war bei seinen persönlichen Stellungnahmen eher zurückhaltend.
Die Dörfer im Ried nehmen innerhalb der zersplitterten reichsritterschaftlichen Gebiete am Oberrhein eine Sonderstellung ein. Sie waren über zweihundert Jahre lang, vom späten Mittelalter bis nach dem Dreißigjährigen Krieg, unter der Herrschaft der Freien Reichsstadt Straßburg, gehörten zum Straßburger Landgebiet als „überrheinische Dörfer" wie die Amtsbezeichnung lautete. Doch die Beziehungen zu Straßburg, diesfalls zum Bistum Straßburg, sind weit älter. Um 1300 war Nonnenweier ein Kondominat, an dem das Bistum einen Anteil hatte, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation einen anderen. Bei allem Wechsel der Besitzverhältnisse und Anrechte - die Herren von Windeck und die von Geroldseck erwarben Rechte - setzten doch die Bischöfe von Straßburg ihre Ansprüche durch, bis 1401 das Bistum seinen Anteil an Nonnenweier an die mächtiger gewordene Freie Reichsstadt Straßburg verpfändete. Von da an waren die Dörfer Teil der „Landpflegerei" unter der Herrschaft des Magistrats Straßburgs. Erst 1663 sah sich der Magistrat, durch die Verschuldung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg, genötigt, die Dörfer rechts des Rheins zu verkaufen. Einer der militärischen Führer der protestantischen Partei im Dreißigjährigen Krieg, Johann Christoph von der Grün, Oberst und früher Adjudant Bernhards von Weimar, kaufte alle Rechte an Nomnenweier, Niederhausen, Allmannsweier und Wittenweier für 24.000 Reichsgulden.
Pfarrer Ludwig Müller von Bad-Peterstal war der erste Priester, der aus der Pfarrei Sankt Peter und Paul, Bad Peterstal, hervorging. Schon als Kind verspürte er den Wunsch, Priester zu werden. Der Weg zum Priester war hart, denn die Eltern waren arm und die finanziellen Sorgen groß. Pfarrer Ludwig Müller war ein frommer, gütiger und eifriger Priester. Besonders verehrte er den Heiligen Geist, die Dritte göttliche Person. Der am 1. Juli 1896 zum Priester geweihte Ludwig Müller starb am hochheiligen Dreifaltigkeitsfest, dem 27. Mai 1945. Pfarrer Ludwig Müller lebte in politisch schwerer Zeit. Er ist Vorbild, auch dann für die Wahrheit einzutreten, wenn damit Leid und Opfer verbunden sind.
Wir gehen zurück bis ins 19. Jahrhundert, als die Zeller noch kein Schwimmbad besaßen. Zu dieser Zeit wurde überall, wo ein Gumpen im Bach war, gebadet. Im Uferbereich wurden die Matten (Wiesen) durch die Badegäste zertrampelt. Das führte zu viel Ärgernis bei den Bauern, denn diese waren auf das Heu angewiesen. Früher, so um das Jahr 1854/1855, gab es noch kein Schwimmbad, wie man es heute kennt. Nur eine Art Stauvorrichtung und eine so genannte Stellfalle am Gewerbekanal dienten als Bad für die Bewohner von Zell am Harmersbach. In Zell wurde ausschließlich der Papierteich von den Erwachsenen und
der Loh- und Schleifteich von den Kindern benutzt. Der Papierteich lag außerhalb von Zell, dort, wo der Gewerbekanal zur Papierfabrik aus dem Harmersbach ausgeleitet wurde. Der Loh- und Schleifteich existierte an der Stelle, wo heute der Parkplatz vor dem Schwimmbadgebäude angelegt ist.
Seit knapp 275 Jahren wird in der Pfarrei Heilig Kreuz in Steinach am ersten Sonntag im August eines jeden Jahres mit einem feierlich umrahmten Gottesdienst am Vormittag in der Heilig-Kreuz-Kirche der Erzbruderschaft ,,Maria Trost" gedacht.
Diese Erzbruderschaft in Steinach wurde am 10. Juni 1731 von dem damaligen Pfarrer Johannes Michael Lang, einem eifrigen Seelsorger und Marienverehrer, der ab März 1726 bis Oktober 1749 Geistlicher in Steinach war und 1759 in Pfohren bei Donaueschingen starb, ins Leben gerufen. Sie stand unter dem Schutz der hl. Monika, des hl. Nikolaus von
Tolentino und des hl. Augustinus. Als Erkennungszeichen und als Zeichen der Verehrung trugen die Mitglieder der Bruderschaft bei Versammlungen, Prozessionen und Gottesdiensten einen schwarzen Ledergürtel.
Seit etwa drei Jahrzehnten versuchen sich Forschungen zur Sportgeschichte im Kanon der Geschichtswissenschaften zu etablieren, seit einigen Jahren geschieht dies mit zunehmender Akzeptanz und Beachtung. Lange Zeit hat die allgemeine Geschichtsschreibung den Sport als Untersuchungsgegenstand allerdings nicht zur Kenntnis genommen und die Erforschung
seiner historischen Abläufe den Sportwissenschaften überlassen. Als Erklärung hierfür wird eine generelle bildungsbürgerliche Distanz zum Sport angenommen. Es war in Deutschland - etwa im Gegensatz zu den englischsprachigen Ländern - lange Zeit keinesfalls selbstverständlich, Sport und Sportereignisse als integralen Bestandteil des kulturellen Lebens anzuerkennen. Im Gegenteil: der Sport und seine gesellschaftlichen Begleiterscheinungen wurden von vielen sogar als „Un-Kultur" eingestuft, mit der Folge, dass sich innerhalb der Geistes- und Kulturwissenschaften kaum Interesse an der Erforschung entsprechender Inhalte regte. Inzwischen hat sich die Situation fast grundlegend geändert. Es entstehen mehr
und mehr solide Arbeiten auf diesem Feld, so dass die Historiographie des Sports allmählich ihren früheren Exotenstatus abzustreifen beginnt. Neben den einzelnen Sportverbänden sind es vor allem wissenschaftliche Institute oder verschiedene Universitätsabteilungen, die entsprechende Forschungsarbeiten fördern und vorantreiben. Für Baden-Württemberg nimmt
in diesem Zusammenhang seit einigen Jahren das Institut für Sportgeschichte e. V. in Maulbronn eine innovative Stellung ein.
Seit Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 vermehrte sich im Deutschen Reich die umlaufende Geldmenge und führte zu einer kontinuierlichen Geldwertverschlechterung und sinkender Kaufkraft. Mit der militärischen Niederlage 1918 blähte sich die Geldmenge weiter auf. Nach Bekanntgabe der im Londoner Ultimatum von 1921 festgesetzten Höhe der alliierten Reparationsforderungen beschleunigte sich die Inflation nochmals. Als sie im November 1923 ihren Höhepunkt erreichte, waren die Ersparnisse zahlloser Familien vernichtet. Bis 1922 blieb der 1000-Mark-Schein der höchste Wert in der Nominalkette. Die Geldschein-Nominale erhöhten sich nun in schneller Folge, bis die Reichsbank im November als
den höchsten Wert einen Geldschein über 100 Billionen Mark (100.000.000.000.000 M, eine Eins mit 14 Nullen) drucken ließ. Zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs wurden riesige Mengen an Scheinen benötigt. Bis zu 133 Fremdfirmen mit 1.783 Druckmaschinen arbeiteten im Herbst 1923 für die Reichsdruckerei Tag und Nacht. Das dafür erforderliche Banknotenpapier wurde von 30 Papierfabriken produziert. Für den Druck stellten 29 galvanoplastische Werkstätten rund 400.000 Druckplatten her.
Heinrich Hansjakob gibt in den „Erinnerungen einer alten Schwarzwälderin" wieder, was er von Erzählungen im elterlichen Gasthaus, der „Stadtwirtschaft" in Haslach über seine Ahnen in Erfahrung bringen konnte. Er unterließ es aber, alle Angaben einer genauen Überprüfung in den Pfarrbüchern und Gemeindeakten zu unterziehen, und gab sie weiter, wie sie auf ihn gekommen waren: mehr dichterisch ausgestaltend und mit eigenen Kommentaren versehend als historisch-kritisch hinterfragend. Auf diese Weise mussten sich zwangsläufig Ungenauigkeiten, Lücken und Fehler einschleichen, die nur eine genaue Überprüfung der Akten (teilweise) korrigieren kann. So wusste er nicht (er übernimmt an dieser Stelle die Erzählung selbst), dass sein Vorfahr, der so plastisch beschriebene „Vogelhans" in Althornberg, Johann Faller, Vogt in Gremmelsbach war, während andererseits die Akten keine Angabe zu dessen Liebe zu den Vögeln und zum Handel mit Wild machen. Hansjakob wäre aber nicht Hansjakob gewesen, wenn er sich nicht gerühmt hätte, in seiner Ahnenreihe einen Vogt gehabt zu haben. Mit Sicherheit hätte er sich auch über seine Leistungen für seine Vogtei ausgesprochen.
Seit dem frühen Mittelalter war Wolfach Herrschaftssitz. Erstmals ist 1084 in einer Urkunde von den „Herren von Wolfach" die Rede, die ihren Stammsitz ursprünglich auf der Burg „Alt-Wolfach" hatten, von der heute nur noch Mauerreste vorhanden sind. Neben dieser Burg Wolfach entstand am Zusammenfluss von Kinzig und Wolf das gleichnamige Dorf, wo die Adelsfamilie die Grundherrschaft ausübte. Der Schwerpunkt des Ortes lag zunächst im Gebiet der heutigen Vorstadt. Im 13. Jahrhundert erfolgte dann auch die planmäßige Besiedlung des jenseitigen Kinzigbogens, wo heute die Altstadt liegt. Am südlichen Stadteingang hatten die Herren von Wolfach bereits um 1180 ein steinerndes Haus gebaut. Wahrscheinlich handelte es sich damals nur um eine kleine Tiefburg mit Bergfried und Palas, die zwischen dem Stadttor und dem Hungerturm in die spätere Stadtbefestigung eingebaut war. Der Platz war strategisch gut gewählt. Hier an der engsten Stelle im mittleren Kinzigtal am Zusammenfluss von Kinzig und Wolf waren sowohl der Land- wie auch der Wasserweg leicht zu kontrollieren. Hier konnten der Wasser- und der Brückenzoll erhoben und die durchreisenden Kaufleute zum Aufenthalt veranlasst werden. Das Schloss diente auch der Erhebung und Verwaltung der herrschaftlichen Abgaben und Steuern. Außerdem sollte das Schloss die Stadt vor Angriffen von der südlichen Landseite schützen. Darüber hinaus nutzten die Wolfacher Grafen die Stadtburg mehr und mehr als Zweitwohnsitz.
Das Gasthaus Zum Rebstock in Ohlsbach war Generationen hindurch Mittelpunkt des politischen, wirtschaftlichen und geselligen Lebens des Dorfes. Es geht zurück auf das nach 1760 von der Gemeinde erbaute Wirts- und Gemeindehaus, welches 1797 einschließlich Garten, Scheuer und Stallung aus Geldmangel für 5.482 Gulden mit Genehmigung des
Gengenbacher Rats versteigert wurde. Den Zuschlag erhielt Simon Stiegler mit der Auflage, den im Gebäude untergebrachten Schulraum, den Erdäpfelkeller und die Ratsstube nicht zu verändern und den „öffentlichen Verkehr" in diesen Räumen nicht zu behindern. Ferner: Die Glocke auf dem gemeindeeigenen Dachtürmchen zu bestimmten Zeiten zu läuten und die obere Stube für Gemeindeveranstaltungen oder Zusammenkünfte jedweder Art sauber und im Winter auf eigene Kosten geheizt zur Verfügung zu halten. Um die gewinnbringende Nutzung als Wirtshaus mit Schildgerechtigkeit zu gewährleisten, wurde festgeschrieben, alle Festlichkeiten und Weinkäufe hier abzuhalten - bei gleichen Preisen wie in Gengenbach - und eine weitere Wirtschaft in Ohlsbach nicht zuzulassen. 1830 zogen Schulzimmer und Ratsstube in das neugebaute Schulgebäude um, während Glocke, Uhr und Türmchen sowie der Gemeindeversammlungssaal (Rebstocksaal) noch lange, bis nach der Jahrhundertwende, am alten Ort verblieben und genutzt wurden.
Am 22. Februar, am Fest Petri Stuhlfeier, begeht man heute noch im Kinzigtal den Peterlistag. Dies ist ein Kinderfest, an dem die Schüler ab einer bestimmten Zeit (11.00 oder 12.00 Uhr) in einer Gemeinde den ganzen Tag schulfrei bekommen, um auf ihren Heischegang zu gehen. Es ist zeitlich nicht genau festzulegen, ab wann dieser Brauch beginnt, aber er hängt, nach mündlicher Überlieferung, mit der großen Schlangenplage zusammen. Nach dem 30-jährigen Krieg und den jeweiligen Pestjahren wurde das Land derart entvölkert, dass das Ungeziefer, besonders aber Kröten und Schlangen, in den leer stehenden Häusern Zuflucht suchten. Die Leute wurden in der folgenden Zeit der Plage kaum Herr und versprachen den Kindern jedes Jahr eine Gabe oder ein Almosen zu geben, wenn sie Jagd auf diese ungebetenen Gäste machten und sie vertreiben würden. Wie die Alten auch erzählten, sollten sie dreimal lärmend und schreiend um das Haus und Gehöft herumrennen und dabei mit einer Schelle oder Glocke das Ungeziefer aufscheuchen und verjagen. ,,Sie hän gmaint, wenn
sie recht schelle un rätsche mit denne Glocke, gän die Dierli furt. Wäge dem hämmir au noch die Glocke! ", erzählte 1949 eine Bäuerin aus Unterentersbach. Dazu sollten sie einen Bannspruch und einen Segensspruch aufsagen, der die Wirkung verstärken sollte. Erst dann bekamen sie ihre Gaben. Dieser Brauch wird heute im gesamten Harmersbachtal noch ausgeübt:
in Oberharmersbach, Unterharmersbach, Zell a. H., Oberentersbach, Unterentersbach und Biberach.
Für die USA war der 17. Januar 2006 ein besonders wichtiger Gedenktag der Nation: Erinnerte man sich doch hier des 300. Geburtstags eines für die Geschichte des Landes überragenden Mannes, des großen Erfinders, Politikers und Staatsmanns Benjamin Franklin ( 1706-1790) aus Philadelphla. Seine Bedeutung für die (späteren) Vereinigten Staaten von Amerika, aber
auch für Europa und darüber hinaus, war derart groß, dass die Fülle seiner Tätigkeiten und Leistungen später noch einmal erläutert werden soll. Für George Washington (1732-1799), den bekannten Feldherrn des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges und späteren ersten Präsidenten der USA, gab es eigentlich kein richtiges „Erinnerungsdatum". Dafür hatte dann aber der Kunstmarkt Anfang 2006 mit einem Paukenschlag gesorgt: Beim Auktionshaus Christie wurde völlig überraschend ein vorzügliches, lebensgroßes Porträt George Washingtons (vom amerikanischen Maler Charles Willson Peale, 1741-1827) angeboten - und dann über einen Händler einem nicht genannten Bieter zum spektakulären Preis von 21,3
Millionen US-Dollar zugeschlagen.
Unter den landschaftstypischen Schwarzwaldhäusern bieten die historischen Bauernhäuser Gutachs mit ihrem meist zweigeschossigen Wohnteil, den Balkonen (Veranden oder Trippeln) unter dem weitausladenden Walm, der die Frontseite des Hauses kaum überdeckt, einen herausragend imponierenden Anblick. Insbesondere die Gutacher Malerprofessoren Hasemann und Liebich waren es, die diese Häuser durch ihre Bilder und Künstlerpostkarten schon um die vorletzte Jahrhundertwende in aller Welt bekannt machten. Nach dem Urteil vieler Touristen sind die altehrwürdigen Bauernhäuser in und um Gutach die schmucksten unter den typischen Schwarzwaldhäusern. Das gilt insbesondere für die Sommerzeit, wenn die
blumengeschmückten Balkone in Kombination mit dem „warmen" braunen Holz ein sehr farbenfrohes Bild vermitteln.
Beim Baustellenaushub für den neuen Kindergarten neben der katholischen Stadtkirche in Wolfach wurden am Sonntag, den 14. August 1994, die ersten römischen Scherben gefunden. In der Folgezeit danach und bei gezielten Suchgrabungen kamen mehr als 70 Gefäßscherben römischer Herkunft im Bereich des Baugebietes zu Tage, die von Herrn Oberkonservator Prof. Dr. Fingerlin, Leiter der damaligen Außenstelle „Archäologische Denkmalpflege" in Freiburg, als einwandfrei römisch bestimmt wurden. Im Gebiet um die katholische Kirche und eventuell im Bereich der Vorstadt von Wolfach kann man deshalb eine römische oder römisch-keltische Siedlung vermuten, deren Fundamentreste beim Bau des Kindergartens nicht gefunden wurden. Auf der Suche nach solchen Gebäuden, bei denen nur noch die Grundmauern zu erwarten sind, wurden Sondierungsmaßnahmen mit Probegrabungen auf unbebauten Grundstücken vorgenommen, jedoch ohne Erfolg.
Es lag daher nahe, nach Abriss von Gebäuden im Rahmen der Vorstadtsanierung Suchgrabungen vorzunehmen, um ältere Besiedlungen feststellen zu können.
Der Bergbau bei Reichenbach wurde erstmalig 1468 und danach wieder 1482 erwähnt. Nachrichten über die Zeit bis Ende des 18. Jahrhunderts fehlten bisher. Vogelsang vermutete bereits 1867, dass Unterlagen vielleicht in den Archiven der Standesherrschaft von der Leyen gefunden werden können. Er sollte Recht haben. Auch Kirchheimer kannte keine historische Literatur über die 1705 den späteren Fürsten von der Leyen zugefallenen Gruben in der Herrschaft Geroldseck. Die Autoren freuen sich sehr, nach vielen Generationen diese Unterlagen aus dem Leyenschen Archiv nunmehr erstmalig mit dieser Publikation und zwei weiteren im „Erzgräber 1/2006 und 2/2006" veröffentlichen zu können. Zuvor sei zur Abrundung dieser Darstellungen auf bereits bekannte Literatur eingegangen: In den beiden Tälern befindet sich an der Grenze zwischen Gneis und Buntsandstein ein ausgedehnter Pingen- und Haldenzug mit nordsüdlichem Streichen. Auf den Halden findet sich Gneis mit Schwerspat, Bleiglanz, Pyromorphit, Mimetesit und Brauneisen. Als Bergbaugruben sind
anzuführen: Michael im Weiler, Silbereckle (Silberlöchle), St. Ludwig im Kaltenbronnen (neu!)
Österreich war klösterreich, sagt ein altes Witzwort. Aber klösterreich, an Klöstern reich, war auch Deutschland, auch Baden, ja, auch die Ortenau - noch im Jahre 1800. Da gab es etwa die Benediktiner in Schwarzach, Schuttern, Gengenbach und Ettenheimmünster; die Benediktinerinnen in Frauenalb; die Zisterzienserinnen in Lichtenthal; die Prämonstratenser in
Allerheiligen; die Sepulcrinerinnen in Baden-Baden; die Franziskaner bei Baden-Baden, in Rastatt, Seelbach und Offenburg; die Kapuziner in Baden-Baden, Offenburg, Oppenau, Oberkirch und Mahlberg; die Augustinerinnen in Rastatt und Ottersweier; die Piaristen in Rastatt ... Und nur zehn Jahre später, 1810, waren alle diese Klöster untergegangen, aufgehoben, aufgelöst (oder doch, wenn auch nur in wenigen Fällen, in weltliche Institute umgewandelt worden). Es gab in diesem Lande keine Orden mehr, auf lange Zeit nicht mehr.
Konrad Schmider (1859-1898)
(2006)
Die Stadt Wolfach gedenkt in diesen Tagen ihres Sohnes Konrad Schmider, der am 6. Juli 1898 beim Ausmalen de Schlosses in Mannheim auf tragische Weise ums Leben kam. Schmider, der nur 39 Jahre alt war, wurde 1859 geboren. Im gleichen Jahr starb in Haslach der unter dem Namen „Der närrische Maler von Haslach" bekannte Künstler Carl Sandhaas. Diese rein zufällige, fast nahtlose Aneinanderfügung zweier Künstlerlebensläufe wäre interessant genug, um Vergleiche anzustellen. Ich möchte nur auf einen einzigen Punkt aufmerksam machen. In der Biographie von Carl Sandhaas ist davon die Rede, er habe in seiner Münchener Zeit die Nähe des Malers Peter Cornelius gesucht. Damit sind wir auf den vielleicht bekanntesten Namen gestoßen, den man zuerst nennt, wenn man von den so genannten ,,Nazarenern" spricht. Wer waren diese Nazarener? Und
weil nun unser Konrad Schmider der jüngsten Gruppe dieser Kunstrichtung angehört, müssen wir zunächst den Begriff „Nazarener" erklären. Dann will ich versuchen, Ihnen in mehreren Schritten meine „Gedanken zum Umgang mit dem Lebenswerk eines Nazareners" vorzutragen.
Mit dem hellen, reinen Klang begleitete diese kleine Glocke auf der Friedhofskapelle St. Michael in Sasbach schon mehrere Generationen auf ihrem letzten Weg. Der Totengräber läutete dabei mit dem Glockenseil nach einem exakten Rhythmus, damit ein gleichmäßiges volles Geläut erklang. Bei der Renovierung der Kapelle 1969/70 bekam die Glocke einen elektrischen Antrieb. Im Türbogen der Kapelle ist die Jahreszahl 1515 eingemeißelt. Einige ältere Bürger von Sasbach haben eine besondere Verbindung und Erinnerung an diese kleine Glocke. In längst vergangenen Zeiten läutete diese kleine Glocke an der Kapelle zur heiligsten Dreifaltigkeit in der Wallfahrt, auf dem Hochfeld nördlich von Sasbach, so die mündliche Überlieferung. Viele Pilger baten hier um Hilfe in ihrer Not.
Gegenüber von Rheinmünster-Söllingen, auf der französischen Seite des Rheines, liegt das kleine Dorf Fort Louis mit einer kurzen, aber großen Geschichte. Heute leben etwa 500 Einwohner in diesem abgelegenen Ort, der nur durch eine Stichstraße vom benachbarten Röschwoog zu erreichen ist. Der Ort liegt auf einer ehemaligen Rheininsel, durch den früheren „Roten Rhein" (westlichster Rheinarm) fließt heute die Moder. Schon einige hundert Meter vor der Moderbrücke bemerkt man im Gelände eigenartige Erhebungen. Es sind die Reste eines mächtigen Vorwerkes, dem Fort d' Alsace. Die Straße führt über die Reste hinweg. Rechts und links davon sind noch deutlich die Festungsmauem erkennbar. Auch auf den modernen Karten sind die Vorwerke eingezeichnet. Nachdem man die Moder überquert hat, stößt man auf die Reste des noch größeren Forts Carre, der ehemaligen Zitadelle. Die Straße führt dann nach Süden, direkt auf das Dorf zu. Im Zentrum des Dorfes steht, gegenüber vom Rathaus, eine moderne Kirche. Die Straßen sind in Schachbrettform angelegt und erinnern zum Teil durch ihre Namen an das französische Königshaus der Bourbonen.
Der folgende Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungspraktikums im Stadtarchiv über die in Offenburg stationierten SS-Baubrigaden. Auf das Thema wurde ich durch einen Besuch im Museum des früheren Konzentrationslagers Natzweiler aufmerksam. In einer Karte des Museums war Offenburg als „Camp annexe" (Nebenlager) verzeichnet. Bei einer Recherche in diese Richtung stieß ich im Staatsarchiv Freiburg auf einen Bericht der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, demzufolge es in Offenburg kein Neben- oder Außenlager des KZ-Natzweiler gab und auch unklar sei, was sich stattdessen zur Zeit des Zweiten Weltkriegs in der im Bericht genannten Ihlenfeldkaserne befunden habe. Bei der weiteren Materialsuche entdeckte ich die Dissertation von Bernd Boll mit dem Titel „Kriegswirtschaft und Zwangsarbeit in Offenburg 1939 bis 1945". In diesem Buch ist auch von KZ-Häftlingen die Rede, welche in Offenburg für die Reparatur der Gleisanlagen und die Entschärfung von Blindgängern eingesetzt wurden. Diese Reparaturarbeiten wurden in Folge der Luftangriffe auf die Gleisanlagen nötig, um den militärischen Nachschub an die Westfront aufrechterhalten zu können. Bernd Boll bezeichnet diese Baubrigaden als rollende Konzentrationslager. Sie wurden mit KZ-Häftlingen der Stammlager Sachsenhausen, Flossenbürg und Buchenwald ausgestattet. Bis zum Ende des Krieges waren in Offenburg die 8., 9. und 10. SS-Baubrigade sowie ein Bauzug des Konzentrationslagers Flossenbürg stationiert.
Wenn man sich mit der Geschichte Offenburgs in der Zeit des Dritten Reiches befasst, stößt man immer wieder auf den Namen Rombach. Allerdings verbergen sich hinter diesem Namen zwei Personen, die nicht mit einander verwandt gewesen sind. Beiden Rombachs gemeinsam war die stark ausgeprägte nationalsozialistische Gesinnung; was sie unterschied, waren das Temperament und die Rigorosität, mit der sie diese Gesinnung in die Tat umsetzten. Beide waren Funktionsträger des nationalsozialistischen Regimes, pflegten aber einen unterschiedlichen politischen Stil, vermutlich als Folge einer divergierenden sozialen Herkunft und Sozialisation. Bevor ich auf das Verhältnis der beiden lokalen NS-Leute eingehe,
möchte ich einen Blick auf die Biographie des Offenburger Oberbürgermeisters werfen. Dabei werde ich an mehreren Stellen aus Wolfram Rombachs Lebenserinnerungen zitieren, die er Mitte der 1960er Jahre schrieb und später dem Stadtarchiv Offenburg zur Verfügung stellte. Bis zu seinem Tod blieben sie gesperrt.
Die Zahl der Objekte, die heute noch an die einst in Südbaden vorhandenen jüdischen Landgemeinden erinnern, ist gering. In den zurückliegenden Jahren konnten nur verhältnismäßig wenige Gegenstände ermittelt werden, die die Vemichtungspolitik des nationalsozialistischen Regimes überdauert haben. Mit den Papier-, Textil-, Leder- und Metallobjekten, die vor einigen Jahren bei Umbauarbeiten am ehemaligen Schmieheimer Synagogengebäude gefunden wurden, liegen im südbadischen Raum nun erstmals die Überreste der Genisa (pl. Genisot) einer jüdischen Landgemeinde vor. Eigentlich sind Genisot für die Einlagerung religiöser Schriften gedacht. Dennoch ist es keine Überraschung, dass in der Schmieheimer Genisa auch ein Wandkalender und sechs geheftete Taschenkalender gefunden wurden. Diese einst für profane Zwecke benutzten Druckwerke fanden sich in zahlreichen wieder entdeckten Genisot.[Für die Forschung ist dies ein Glücksfall, denn jüdische Kalender sind in den vergangenen Jahrhunderten nur selten in die Bestände von Bibliotheken aufgenommen worden. Ihr Wert als historische Quelle war den Zeitgenossen offenbar nicht bewusst. Sie ahnten nicht, dass die Einträge in den Kalendern späteren Generationen interessante Einblicke in das Alltagsleben der jüdischen Landbevölkerung im 18. und 19. Jahrhundert geben können. Anhand der sieben in der Schmieheimer Genisa überlieferten Kalender soll im Rahmen dieses Beitrags aufgezeigt werden, wie diese Druckwerke gestaltet waren, und welche Erkenntnisse sich aus den darin enthaltenen Einträgen gewinnen lassen. Zuvor soll jedoch in einer längeren Einführung auf die Funktion, die Geschichte und den Inhalt der Schmieheimer Genisa eingegangen werden.
Im Ettenheimer Ortsteil Altdorf, Schmieheimer Straße Nr. 7, findet sich ein Gebäude, das auf seinem Türsturz die Zahl 1806 trägt. Einheimische, die an der Ortsgeschichte interessiert sind, wissen, dass dieses Haus eine geraume Zeit die Israelitische Schule beherbergt hat. Das 200-jährige Jubiläum des ortsbildprägenden Hauses soll hier zum Anlass genommen werden, der Geschichte der Israelitischen Schule nachzugehen. Neben der Berücksichtigung ortsbedingter Besonderheiten soll auf jene gesetzlichen Regelungen hingewiesen werden, die auch die Verhältnisse an anderen Israelitischen Schulen im Großherzogtum Baden prägten. Zu Grund gelegt werden Archivalien, die sich bis 1996 im Generallandesarchiv Karlsruhe und seither im Staatsarchiv Freiburg befinden. Altdorf gehörte in der Zeit des Großherzogtums Baden zum Bezirksamt Ettenheim. Entsprechend finden sich in den Unterlagen dieser Behörde einschlägige Dokumente zum gewählten Thema. In der Zeit der Weimarer Republik kam Altdorf zum Landratsamt Lahr. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Staatsarchivs Freiburg sei an dieser Stelle für die Unterstützung dieser Arbeit freundlich gedankt.
Stiftungen boten seit jeher Begüterten die Möglichkeit, sich wohltätig in ihrem Gemeinwesen zu engagieren. Dahinter mochten religiöse Motive stehen oder der Wunsch, den erreichten gesellschaftlichen Status öffentlich zur Schau zu stellen, oder ein den eigenen Tod überdauerndes Renommee für die Nachwelt zu schaffen. Allgemein gab es in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts einen Stiftungsboom, und Offenburg war keine Ausnahme. Die Anna-von-Heimburg-Stiftung fällt somit in eine Zeit, in der die mittelbadische Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte. Bedingt durch die Industrialisierung wuchs die Bevölkerung von 3.831 Einwohnern im Jahre 1855 auf 7.274 Einwohner im Jahre 1880 an. Dieser Aufschwung hatte jedoch auch seine Schattenseiten. Die Versorgung der Armen und Kranken erwies sich zunehmend als schwieriger, denn in Folge der Landflucht als Grundbedingung für das beschriebene Wachstum waren
frühere feudale Versorgungssysteme gänzlich außer Kraft getreten, während gleichzeitig noch keine neuen Absicherungen existierten, etwa in Form der ab 1883 von Bismarck zur innenpolitischen Befriedung eingeführten Sozialversicherungen gegen Krankheit und Unfall, Invalidität und Alter. So konnte z.B. das St. Andreas-Hospital die Armenpflege nur noch schwer bewältigen, da das Geld nicht mehr reichte. Immer wieder ergingen an die Bürgerschaft Aufrufe zu stiften. Genau genommen wurden die Menschen zu einer Schenkung aufgefordert, denn es ging nicht ausschließlich darum, an einen Kapitalstock zu gelangen, dessen Erträge dem Spital hätten zufließen können, sondern darum, entweder das bereits vorhandene Vermögen über „Zustiftungen" aufzustocken oder Geldbeträge einzusammeln, welche direkt in die Armenpflege fließen sollten.
Das Thema „Gesundheit und Krankheit im mittelbadischen Raum" ist ein passender Anlass dafür, auf die bisherigen Abhandlungen zu diesem Thema in den bisher 85 Jahrgängen der „Ortenau" einzugehen. Im Hinblick auf die Gliederung soll zwischen den weltlichen und geistlichen Trägem der Institutionen, welche sich um das gesundheitliche Wohl der Menschen
verdient gemacht haben, unterschieden werden. Ferner stehen im dritten Kapitel die Kurzbiographien von wichtigen
Medizinern und Sanatoriumsgründern zur Erörterung an. Die Medizin im Mittelalter und der frühen Neuzeit beruhte oftmals auf dem Volksglauben. Deswegen erfährt auch das Kapitel „Volksmedizin in Altenheim" die notwendige Beachtung. Abschließend wird die Geschichte der Kurorte Peterstal und Griesbach im Vordergrund stehen.
Aus heutiger Sicht erscheinen uns „Schutzbriefe" völlig unverständlich, ja abergläubisch. In der Glaubenswelt unserer Vorfahren hatten die „Schutzbriefe" jedoch neben einer Vielzahl von kirchlichen Schutzmitteln durchaus Sinn. Sie waren Mittel zur Daseinsbewältigung, der Versuch, Kräfte und Mächte zum eigenen Vorteil zu nutzen, aber auch dem Bösen und den Bedrohungen der menschlichen Existenz wirksam zu begegnen.Die dem „Schutzbrief' zugrundeliegenden Anschauungen gehen kulturhistorisch teilweise auf vorchristliches und mittelalterliches Gedankengut zurück. Gefährliche Dämonen, Geister und Hexen bedrohen und beeinflussen das menschliche Dasein, so die Auffassung unserer Vorfahren.
Über dem Dachfirst, durch Kamin, Fenster, Tür und Tor konnten sich die unheilvollen Mächte Einlass verschaffen. Deshalb war es wichtig, die Wohnräume und Viehställe zu schützen und den ungebetenen Gästen mit einem Abwehr- und Gegenzauber zu begegnen. Die „Schutzbriefe", die an einem verborgenen Ort im Haus aufbewahrt oder direkt am Körper getragen wurden, sollten jedoch nicht nur Haus und Hof schützen, sondern den Menschen - unter Anrufung der drei göttlichen Personen - auch vor ganz allgemeiner Lebensgefahr wie Pest, Krieg, Unwetter und Feuer bewahren.
Hirudo medicinalis in Kehl
(2006)
Von den etwa 300 Egelarten, die es auf der Erde gibt, leben die meisten in Süßwasser. Je nach Größe, Anzahl und Bissstelle können sie für Fische und Amphibien, für badende Tiere oder Menschen unterschiedlich gefährlich sein. Umgekehrt hat sich der Mensch einige wenige Arten dieser Parasiten für medizinische Zwecke zunutze gemacht. Zu ihnen gehört der europäische, etwa zehn bis maximal fünfzehn Zentimeter lang werdende Medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis). Dieser Kieferegel lebt in flachem Süßwasser mit reichem Pflanzenbewuchs. Sein länglicher, borstenloser Körper ist fein geringelt: Auf der dünnen, Schleim absondernden Haut lassen sich äußerlich etwa einhundert Ringfurchen ausmachen. Anders als bei seinen entfernten Verwandten, den Regenwürmern, sind die beiden Körperenden zu muskulösen Saugnäpfen umgebildet: der vordere umschließt den Mund, der hintere, größere sitzt an der Bauchfläche. Auf festem Untergrund bewegt er sich mithilfe dieser Saugnäpfe raupenartig fort. Ein erwachsenes Tier kann auf diese Weise fast fünf Zentimeter pro Sekunde zurücklegen. Im Wasser schwimmen gesunde, hungrige Blutegel lebhaft mit wellenförmigen Bewegungen, ermüden aber rasch. Sowohl die Fortbewegung als auch die Hautatmung (bei einer Wassertemperatur von 20 Grad Celsius etwa 75 Atembewegungen pro Minute) ermöglichen ihnen Bündel von Längs-, Ring- und Diagonalmuskeln, die den größten Teil ihres Inneren ausfüllen und ihre Befehle von einem einfachen Nervensystem erhalten. Ein Gehirn gibt es nicht. Sobald diese „hirnlosen Muskelprotze" ihre Wirtstiere aufgespürt haben, die sie an ihren Schatten, ihrer Wärmeausstrahlung, Erschütterungen und chemischen Reizen erkennen, saugen sie sich an ihnen fest, um sich von ihren Körpersäften zu ernähren.
Leben unter dem Sondergesetz
(2006)
„Man hat ihnen die Berufe genommen, das Besitztum gestohlen, sie durften nicht erben oder vererben, sie durften nicht auf Parkbänken sitzen oder einen Kanarienvogel halten, keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen, keine Restaurants, keine Konzerte, Theater oder Kinos besuchen, für sie galten bestimmte Rassengesetze, ihnen wurden sämtliche staatsbürgerlichen Rechte entzogen, die Freizügigkeit wurde ihnen genommen, ihre Menschenrechte und ihre Menschenwürde in den Staub getreten, bis sie in Konzentrationslager deportiert wurden und in die Gaskammern kamen. Es waren Raubmorde, die das nationalsozialistische Regime an ihnen verübte, nur ein Teil konnte entkommen." So beginnt eines der grundlegenden Werke zur Geschichte der deutschen Judenverfolgung: Es dokumentiert alle Gesetze und Verfügungen, Erlasse, Befehle und Anordnungen, die zumeist in aller Offenheit, in der Öffentlichkeit und im Namen der Öffentlichkeit gegen die Juden formuliert und verwirklicht worden sind. Es waren allein im „Altreich" 1973 Sonderrechte, deren Umsetzung den deutschen Juden das Leben erschwerte, jene Maßnahmen im Osten nicht mitgezählt. Manche dieser Erlasse und Gesetze galten nur auf Landesebene, andere hatten nur für bestimmte Verwaltungseinheiten Gültigkeit. Doch die meisten betrafen alle deutsche Juden.
Dr. Leo Wolff aus Appenweier
(2006)
In Appenweier lag wie in anderen Landorten ähnlicher Größe die Betreuung der Kranken durch ausgebildete Helfer bis ins 19. Jahrhundert hinein im Wesentlichen in den Händen der Chirurgen, Wundärzte oder Barbiere, die wie die Hebammen einer gewissen staatlichen Aufsicht unterstanden. Für einen Arzt, der an einer Universität studiert hatte, besaß das Dorf offensichtlich noch wenig Anreiz. Als 1810 das zweite Landamt Offenburg in Appenweier eingerichtet wurde, war damit auch ein Physikat, die Stelle eines Bezirksarztes, verbunden. Dr. Jessele aus Offenburg übernahm diese Aufgabe, er war aber nicht bereit, seinen Wohnsitz aufs Land zu verlegen, auch nicht, als ihm das Ministerium mit einer Gehaltskürzung gedroht
hatte. Die Gemeindeverwaltung jedoch bemühte sich sehr, ihre Einwohner ordentlich medizinisch zu versorgen, und bot jedem qualifizierten Manne, wenn er sich im Ort niederließ, freie Wohnung im Rathaus mit Keller, Nebengebäude, Garten und Holzlieferung; er musste dafür allerdings die Ortsarmen ohne Entgelt behandeln. Erst 1829 hatten die Gemeindeväter
Erfolg. Wie sehr der Gemeinderat die ärztliche Arbeit schätzte, zeigt, dass er später die Leistungen um ein Wartegeld von 500 M erhöhte.
Am 11. Januar 2004, dem Vorabend ihres 60. Todestages, hatten sich in der Offenburger Kulturagentur „in der Sonne" zahlreiche Menschen eingefunden zu einer Gedenkstunde für die Ärztin Dr. med Hertha Wiegand geb. Lion, die in dieser Stadt und in den umliegenden Dörfern von 1919 bis zum Praxisentzug durch die Nazis 1938 als sozial engagierte Ärztin für
Frauen und Kinder praktiziert hatte und am 12. Januar 1944 - 53 Jahre alt und seit Jahren schwer krank - durch die Deportation von den Nazis in den Suizid getrieben worden war. Im Ritterhausmuseum Offenburg hing lange Jahre ein vom Maler Emil Brischle geschaffenes Porträt dieser Ärztin als damals etwa Achtunddreißigjähriger: schmales Frauengesicht, ernstes Lächeln, dunkler Pagenkopf vorm Hintergrund des Praxisinterieurs - ob der eine oder die andere der alten Offenburger die Ärztin so als Kindheitserinnerung behalten haben mochte? Seit 1992 trägt eine kleine Straße am westlichen Rand des Stadtteils „Kreuzschlag" den Namen Dr.-Hertha-Wiegand-Straße. Der Nachlass Dr. Hertha Wiegands wird seit dem 22.11.1919 im Archiv der Stadt Offenburg aufbewahrt, als Schenkung ihrer Tochter Dorothea Siegler-Wiegand (1964-1986 Leiterin der Stadtbücherei Offenburg). Dieser Nachlass ist der Öffentlichkeit noch nicht zugänglich, indes sind Bearbeitung und Findbuch-Katalogisierung nunmehr abgeschlossen.
,,Mörder" waren sie fast alle nicht, denn ihre braunen Kollegen von der Paragraphenfront hatten rechtzeitig im Krieg das Strafgesetzbuch geändert - kurz nach dem Überfall auf die Sowjetunion. Und nach dem Krieg hatten diese Experten, nunmehr in Bonn, wieder alles so arrangiert, dass man sie allenfalls als „Gehilfen" belangen konnte. ,,Täter" waren nach höchstrichterlicher Rechtsprechung nur die Herren Hitler, Hirnmler, Heydrich - denn die waren schon lange tot. Nur diese Haupttäter hätten grundsätzlich aus niedrigen Beweggründen gehandelt. Alle anderen, soweit sie nicht Exzesstäter waren, töteten nur „auf Befehl" und waren damit keine Mörder. Schon früh, gleich nach dem Krieg, wurde auf die unvorstellbaren Verbrechen des Berufsstandes hingewiesen, der schon kraft seines Berufseides diese Taten nicht hätte begehen dürfen. Dem Nürnberger Prozess 1946 folgten einige Prozesse gegen bestimmte Gruppen, u.a. gegen Ärzte. Aus dem Nürnberger Ärzteprozess stammen die Unterlagen, die im März 1947 in Heidelberg veröffentlicht wurden (Alexander Mitscherlich und Fred Mielke, Das Diktat der Menschenverachtung). In der Dokumentation ging es um die Tätigkeit von 23 SS-Ärzten und deutschen Wissenschaftlern: Medizinische Versuche in den Lagern, das „Euthanasie"-Programm und die „Jüdische Skelettsammlung für das Anatomische Institut der Reichsuniversität Straßburg". Der rassistische Alltag der Erbgesundheitsgerichte mit zehntausenden Verfahren kam dabei nicht vor.
Beim Verfassen - wie beim Lesen dieser Darstellung - steigen blankes Entsetzen und furchtbare Angst, Sprachlosigkeit und Empörung, Mitleid bis zur Unfassbarkeit in uns auf. Vor unserem inneren Auge enthüllen sich Fakten, welche der gesamten Menschheit unsäglicher Schmerz und ewige Mahnung zugleich sein müssten. Wie konnte es sein, dass Menschen, welche als Ärzte den hippokratischen Eid, zu helfen und zu heilen, abgelegt haben, in menschenverachtender Art und Weise anderen unsägliche Leiden und grausamsten Tod zugefügt haben, in einer Art und Weise, wie sich selbst Wölfe oder andere wilde Tiere gleicher Art nicht untereinander vernichten? Eines der zahllosen, schrecklichen Beispiele, wie unmenschlich
Menschen sein können, ist der KZ-Arzt Erich Wagner. Er lebte nach dem II. Weltkrieg zuerst unerkannt und unentdeckt in der Ortenau. Mitten unter uns, in Lahr: Verborgen blieb das verbrecherische Vorleben nicht weniger freundlicher Hausärzte von nebenan, die niemand fragte, woher sie eigentlich gekommen waren ... Wagner, dessen Frau ebenfalls Ärztin war und
eine Kassenzulassung besaß, hatte sich in Lahr um eine Privatzulassung bemüht und diese 1958 auch erhalten.
Erst im 19. Jahrhundert findet man Einträge und Aufzeichnungen über die medizinische Versorgung in Willstätt. Bis ins 20. Jahrhundert schenkte die Bevölkerung der Hygiene und Vorbeugung aus Unkenntnis und Geldmangel wenig Aufmerksamkeit. Seuchen traten häufig durch unsauberes Wasser, feuchte und kalte Wohnungen, mangelnde und schlechte Ernährung, sowie die immer wiederkehrenden Hochwasser auf. Die im Land zuständigen Bezirksämter bemühten sich durch Verordnungen um Reinlichkeit in Haus und Hof und führten regelmäßige Kontrollen über die Einhaltung der vorgeschriebenen Maßnahmen durch. Der Orts-Armenrat musste die Arzt- und Medikamentenkosten minderbemittelter Bürger übernehmen.
Hilfsbedürftige Personen und Mitbürger hat es zu jeder Zeit und sicherlich in jeder Gemeinde gegeben. Was heute die Städte und Gemeinden unter den vielfältigen Gesetzen der Sozialhilfe, dem Sozialgesetzbuch (SGB) mit Wohngeldgesetz, Pflege-Versicherungs-Gesetz, Bundesversorgungsgesetz (BVG), Hartz IV u.a.m. ihren Bürgern an Unterstützung zukommen lassen (müssen), wurde noch vor wenigen Jahrzehnten aus diversen Unterstützungskassen, Stiftungen, Spenden, aber auch durch direkte Unterstützung der jeweiligen Stabs- oder Gemeindekasse finanziert. Was Armut bei uns noch vor ca. 70 bis 80 Jahren bedeutete, das können sich die meisten heutigen Bürger kaum noch vorstellen. Hunger, Krankheit, Obdachlosigkeit, das waren schon immer die drei wichtigsten Kriterien, die das Einschreiten der Gemeinde oder einer sonstigen Hilfsorganisation erforderten. Die aus der alten „Herrschaft Staufenberg" hervorgegangene ehemalige ,,Stabsgemeinde" Durbach, auch „Samtgemeinde" genannt, hatte verschiedene Möglichkeiten, um hilfebedürftige Mitbürger zu unterstützen.
Am 13. Juli 1790 flüchtete Kardinal Louis Rene Edouard Prince de Rohan-Guemene, Fürstbischof von Straßburg, von der Revolution vertrieben in sein rechtsrheinisches Territorium nach Ettenheim. Hier residierte er bis zu seinem Tod im Jahr 1803. Wie er flohen viele Menschen aus allen Gesellschaftsschichten über den Rhein. Ettenheim wurde Haupterwerbsplatz für ein geplantes Emigrantenheer. Die rasche Ansammlung der vielen Fremden und Soldaten verursachte große Schwierigkeiten: Ihre Unterbringung war ein nahezu unlösbares Problem; die Neuankömmlinge wurden in Wirtshäusern einquartiert und, da diese rasch überfüllt waren, auf die Privathäuser verteilt; teilweise mussten die einheimischen Bürger ihre Wohnungen räumen. Provisorische Lager, auch dürftige Zeltlager, wurden errichtet. Zusätzliche Probleme traten durch widrige Witterungsverhältnisse auf. Durch den gewaltigen Zuzug von Fremden und den ständigen Durchzug von Soldaten wurden unbekannte ansteckende Krankheiten eingeschleppt. Seuchen brachen aus. Die Medizin, das Gesundheitswesen allgemein, wurde von besonderer Bedeutung für die Menschen vor Ort.
Die erste Jahreshälfte 1974 dürfte vielen vor allem durch die politischen Skandale auf internationaler und nationaler Ebene in Erinnerung geblieben sein: dem Rücktritt des spionagegeschädigten Bundeskanzlers Willy Brandt im Mai des Jahres und der Watergate-Affäre mit der anschließenden Abdankung des US-Präsidenten Nixon. Manch einer mag sich auch nostalgisch an Deutschlands Auftritt als große Fußballnation zurückerinnern, als man Anfang Juli 1974 die Fußballweltmeisterschaft im eigenen Land gewinnen konnte. Doch noch zu Anfang jenes Jahres rauschten andere Themen durch den Blätterwald der Boulevardpresse: Da gab es einen smarten jungen Israeli namens Uri Geller, der in Wim Thoelkes Sendung „3 x 9" auftrat, auf ungewöhnliche Art und Weise Uhren reparierte, Schlüssel unbrauchbar machte und dafür sorgte, dass sich in Deutschlands Küchenkommoden die Gabeln verbogen. Und es trat ein Mann ins Rampenlicht, der Tausende von Leuten
dazu brachte, in ein Dorf am Rande des Schwarzwalds zu fahren und ihn zu konsultieren: Josef Weber, der „Wunderheiler von Schutterwald".
Ich kam zu diesem Thema, weil ich von einem Bauernhof komme und uns das Aufarbeiten von Sturmflächen monatelang beschäftigt hat. Außerdem habe ich so viel an diesem Tag erlebt, als der Sturm Lothar über ganz Baden-Württemberg gefegt ist, dass ich es wohl nie mehr vergessen werde. Ich finde es sehr interessant, wie so ein Sturm entsteht. Und die großen
Forstgeräte, die aus Schweden, Belgien und Österreich ankamen, um die Sturmflächen aufzuarbeiten, faszinierten mich.
Für die Bauern, deren Wald zerstört wurde, war das natürlich nicht so erfreulich. Sie haben zum Teil ihre „Sparkasse", die sie jahrzehntelang gehegt und gepflegt hatten, auf einmal verloren. Der Preis des Holzes ist rapide gefallen und es war plötzlich nichts oder nur noch die Hälfte wert. Meine Familie und ich halfen bei meinem Onkel Hubert in Nordrach, die Sturmflächen aufzuarbeiten. Mir hat das Arbeiten im Wald viel Spaß gemacht. Wir haben auch oft Wanderungen und Fahrradtouren zu anderen Sturmflächen unternommen. Dabei sahen wir viele interessante Forstgeräte, wie z. B. Vollernter, Rückezug, Seilkran und Bagger. Da der Fotoapparat unser ständiger Begleiter war und in der Badischen Bauernzeitung immer wieder Artikel zum Thema zu lesen waren, hatte ich bald genug Material zusammen, um diesen Bildsteinaufsatz schreiben zu können.
Stupanus war ein Bergwerker aus Basel, gebürtig in Kollnau, und Eigentümer des österreichischen Eisenbergwerks zu Kollnau bei Waldkirch. Insbesondere im Hohengeroldseckischen war in dieser Zeit noch einiges Eisen vorhanden, das Stupanus angeboten wurde. Er beabsichtigte aber auch selbst, im Tal nach Eisenerz zu suchen. Die folgenden Ausführungen sind dem u. a. Fascikel aus dem Leyenschen Archiv entnommen. Am 24. Januar 1740 wendet sich der hohengeroldseckische Rat Schmelzer an seine Grafschaft. Dabei wird zunächst darauf hingewiesen, dass einige Untertanen wie Schmiede und Nagler zur Vornahme ihres Handwerks an der Schutter und an anderen Bächen Hammerschmieden an ihre Häuser oder Höfe gebaut haben. Für die Nutzung des Wassers waren diese Handwerker bereit, eine Vereinbarung mit der Herrschaft einzugehen. Nunmehr habe der Eigentümer des 6 Stunden entfernten Eisenbergwerks zu Kollnau, Herr Stupanus um Erlaubnis gebeten, Eisen in der Herrschaft auf Pacht niederzulegen.
Insbesondere das auf einer mehr als 100 Jahre alten Postkarte dominierende, sehr aufwendig gestaltete malerische Kreuz mit dem historischen Bauernhaus und der Kapelle im Hintergrund (Bild 1) machte den Verfasser dieses Beitrags neugierig. Wo war dieses Hofensemble zu finden? Wie alt mochten Haus, Kapelle und Kreuz sein? Gab es einen besonderen Anlass für das Errichten des Kreuzes, z.B. Krankheit in der Bauernfamilie, eine Seuche beim Vieh oder ein Gelöbnis? Wer gestaltete das Kreuz mit den vielen symbolischen Darstellungen aus der Leidensgeschichte Christi? Diese und viele weitere Fragen stellten sich. Um etwas Näheres hierzu in Erfahrung zu bringen, musste das Hofgut aber erst einmal gefunden werden. Da die Ansichtskarte weder den Hofnamen noch etwas über die geografische Lage des Hofs verrät, standen die Chancen, das Hofensemble jemals zu finden, von vornherein schlecht. Und so blieben auch alle Suchaktionen im gesamten mittleren Schwarzwald zunächst ohne Erfolg. Einen winzigen Lichtblick bot die Einprägung auf der Kartenrückseite: ,,J. G. Fleig, Photogr. Verl. Hornberg. No. 15". Aber auch der half zunächst nicht weiter. Die Hoffnung, das Hofgut jemals zu finden, sank gegen Null. Gab es diesen Hof überhaupt noch? War er zwischenzeitlich vielleicht schon bis zur Unkenntlichkeit modernisiert, zweckentfremdet genutzt, das Kreuz verwittert, verfault und deshalb abgebrochen?
Seit einigen Jahren ist das Projekt der landesweiten systematischen Erfassung der Kleindenkmale in Baden-Württemberg angelaufen. Von drei großen Vereinen (Schwarzwaldverein, Schwäbischer Albverein, Schwäbischer Heimatbund) mit Unterstützung der Gesellschaft zur Erhaltung und Erforschung der Kleindenkmale in Baden-Württemberg (GEEK) wurde das Vorhaben zusammen mit dem Landesdenkmalamt ins Leben gerufen. Die Kulturwissenschaftlerin Martina Blaschka betreut seither als Landeskoordinatorin das Projekt, über das sie in der „Denkmalpflege in Baden-Württemberg" ausführlich berichtet hat. Im Ortenaukreis hat die Erfassung bemerkenswerte Ergebnisse erbracht. Etwa 180 Personen haben tatkräftig dazu beigetragen, dass flächendeckend weit über 5600 Kleindenkmale in Wort und Bild dokumentiert werden konnten. Mitglieder von Vereinen, z. B. vom Historischen Verein für Mittelbaden oder vom Schwarzwaldverein, wie auch Personen, die außerhalb von Vereinen gewonnen werden konnten, haben sich ehrenamtlich eingebracht. Die Schirmherrschaft hat der
Landrat übernommen. Hervorzuheben ist die Unterstützung, die von behördlicher Seite aus erfolgte - wie etwa von den Verwaltungsspitzen (Bürgermeister, Ortsvorsteher), vom Forst oder der Vermessung. Letztlich war es die Bereitschaft eines jeden Einzelnen, seine eigene Zeit - umgerechnet in Stunden, Tage und Wochen - für das Projekt einzusetzen.
Der Kippenheimer Höfer-Fund
(2007)
Mit der offiziellen Übergabe von mehreren hundert professionell restaurierten und archlvisch erschlossenen Originalunterlagen als Depositum an das Kreisarchiv des Ortenaukreises am 24. September 2004 fand ein Projekt des Fördervereins Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V. seinen erfolgreichen Abschluss, das in Zusammenarbeit mit dem Hauptstaatsarchlv Stuttgart und durch die großzügige Förderung der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg einen in Form und Umfang einzigartigen Bestand zur Geschichte des Ortenauer Landjudentums der Forschung zugänglich macht. Mitte der 1990er-Jahre hatte der Kippenheimer Metzgermeister Hans Höfer während Renovierungsarbeiten auf dem Dachboden seines Hauses, verborgen unter alten Schindeln und teilweise eingewickelt in Einschlagpapiere, zahlreiche Dokumente und Schriftstücke gefunden, die sich der Familiengeschichte der im 19. Jahrhundert in diesem Haus lebenden jüdischen Familie Weil/Weill zuordnen ließen. Hans Höfer wandte sich mit seinem überraschenden Fund an den Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V. Nach einer längeren Vorlaufphase, in der das Material erstmals gesichtet wurde und vor allem Fragen zu den Besitzverhältnissen und der endgültigen Aufbewahrung geklärt werden mussten, konnte der Bestand zwischen 2003 und 2005 archivisch aufgearbeitet werden.