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Worin liegt die Faszination von Flughäfen? Vielleicht in den Widersprüchen, zwischen denen sie existieren: Sie sind, ebenso wie Bahnhöfe, Orte des Ortswechsels. Sie stehen am Beginn oder am Ende einer Reise, in ihnen spiegelt sich das
Fernweh ebenso wie die Freude der Wiederkehr. Zwar sprechen wir bis heute von
„Gates“, von Toren, so als würden Flughäfen nur einen Übergangspunkt markieren, doch besitzen sie ihren jeweils eigenen Genius Loci und sind, gerade in
unserer Zeit, ebenso sehr Orte des Aufenthalts wie der Abwesenheit.
Dass auch Villingen einmal einen Verkehrsflugplatz besaß, ist nicht mehr
vielen bekannt. Kaum verwunderlich, denn die Glanzzeit dieses aeronautischen
Knotenpunktes währte kurz, und als letzte verbliebene Erinnerung trägt eine
Pizzeria am ehemaligen Standort bis heute den verirrt klingenden Namen „Flughafen“. Doch dort, wo heute Sportfans ihren Spielern zujubeln, erhoben sich
tatsächlich einst Flugzeuge in den Himmel, und von hier mag so manche Reise
bis ans andere Ende der Welt geführt haben.
Bei gemeinsamen Nachforschungen über
Goldschmiede-Arbeiten im Breisgau erfuhr ich
schon 1977 von meinem Freund Alfred Erhart1,
Goldschmied und Metallbildhauer, dass
das Freiburger Collegium Borromaeum eine
interessante Monstranz besitze. Deren Meistermarke
war damals allerdings nicht zu identifizieren
und auch deren Herkunft gab einige
Rätsel auf. Erst jetzt war es mir möglich, den
entstandenen Fragen nachzugehen.
DIE MONSTRANZ
Sie ist aus Silber geschaffen und teilweise
vergoldet, mit zwölf Glassteinen besetzt. Insgesamt
71,5 cm hoch, 33 cm breit, während
der Fuß 28 x 21,5 cm misst.2 Eindeutig ist
durch das am Fußrand eingestempelte Beschauzeichen
die Entstehung der Monstranz in
Augsburg zwischen 1747 und 1749 gesichert.
Die daneben liegende, klar erkennbare Meistermarke
gibt uns außerdem den Goldschmied
bekannt. Im Monstranzfuß wurde ein Kartuschenspiegel
der Vorderseite mit dem fein
gravierten Stifterwappen geschmückt. Fragen
zur Entstehung und Herkunft der Monstranz
lassen sich damit beantworten.
Reinhold Schneider zwischen Existenz und Literatur, Andenken und wissenschaftlicher Rezeption
(2008)
Lebensbeschreibungen oder Abhandlungen
zu Reinhold Schneiders Leben und Werk
beginnen in den letzten Jahren auffälligerweise
mit Fragen wie: „Wer ist Reinhold Schneider?“
(Thiede) „Wer war Reinhold Schneider“? (von
Lanzenauer) oder „Mit wem haben wir es hier
zu tun“? (Kuschel). Diese für etablierte Schriftsteller
ungewöhnlichen Fragen zeigen wohl
unter anderem an, dass Reinhold Schneider
„heute in Deutschland weithin vergessen ist“.
Der vehemente Einsatz Leo Wohlebs für ein
selbständiges Baden hat den Blick vieler Zeitbetrachter
verstellt und dabei die sozialpolitischen
Leistungen des Staatspräsidenten in den
Hintergrund treten lassen. Aber gerade dessen
Einsatz für einen sozial wirksamen Staat
bringen die Wesenszüge des Mannes zum Vorschein,
dem die Frage der sozialen Gerechtigkeit
als Student, als Pädagoge und vor allem als
Politiker beim Wiederaufbau der Staatlichkeit
im deutschen Südwesten ein zentrales Anliegen
war.
Leo Wohleb wurde in der katholisch geprägten
Tradition in Freiburg erzogen1. Der
elterliche Wohnsitz gehörte zur Pfarrei St.
Martin, in der Heinrich Hansjakob von 1884
bis 1913 tätig war.
Ein Baum und eine Schaukel
(2008)
Dass die Eindrücke, die man als Kind empfing,
nicht verlöschen, selbst „in ihren kleinsten
Teilen“ nicht, hat schon Goethe behauptet
(und in seinen autobiographischen Schriften
auch bewiesen). „Man denkt doch am längsten
dran, was einem in der Jugend begegnet ist“2,
heißt es auch bei Johann Peter Hebel; was der
sogenannte Hausfreund freilich ganz natürlich
findet, denn „man hat am längsten Zeit, daran
zu denken“3. Und woran denkt man dann? An
Ereignisse, Erlebnisse, an Menschen und an
Dinge; ja, auch an Dinge, die etwas bedeuteten,
auch wenn man oft nicht wusste, was es war;
vielleicht war es ja das Leben, das eigene,
selbst.
Die Landschaft der Oberrheinaue und ihre
Auewälder haben seit dem 30-jährigen Krieg
bewegte Zeiten erlebt, über die wenig bekannt
ist. Allgemein wird angenommen, die Rheinaue
sei bis zur Korrektion des Flusses durch
den badischen Ingenieur Tulla unzugänglich,
versumpft, häufig überschwemmt und weitgehend
untauglich für die Landnutzung gewesen.
Deshalb hätten sich auch bis ins 19. Jahrhundert
urwaldartige Weichholz- und Eichen-
Ulmenwälder halten können, die großflächig
bei der Flusskorrektion vernichtet wurden.
Eingehende Untersuchungen der Forstlichen
Versuchsanstalt in Freiburg haben hierzu neue
Erkenntnisse gebracht, über die berichtet wird.
Die historische Landschaftsentwicklung der
deutsch-französischen Oberrheinaue zwischen
Basel und Karlsruhe und die Landschaftsentwicklung
der Oberrheinaue zwischen Karlsruhe
und Mainz sind an zahlreichen Rheinabschnitten
untersucht.
… als vielgestaltige Zeichen privaten oder
staatlichen Anspruchs
„Fahnen und Flaggen, Grenzsteine und
-pfähle, Siegel und Wappen begegnen jedermann
als vielgestaltige Zeichen privaten oder
staatlichen Anspruchs. Sie gestatten eine
schnelle Orientierung am geschichtlichen
Werdegang eines Ortes, einer Landschaft oder
eines Geschlechtes, bieten aber auch dem
Bewohner oder Besucher einer Region eine
gute Gelegenheit zum weiteren Kennenlernen
seiner Umwelt, die nicht zuletzt von historischen
Voraussetzungen bestimmt ist“.2
Am ehesten wird der Bürger wohl bei einer
Verlängerung seines Ausweises, bei einer
amtlichen Beglaubigung oder in Verbindung
mit dem Schulzeugnis mit einem Siegel in
Berührung kommen.
Baden
(2008)
Nach langen Jahren des Lebens in der Fremde, wenn das Auge sich
schon fast an den Horizont der Ebene gewöhnt hat, fühlt es plötzlich
die Nähe der Bergwände als wunderbares Glück. Der Duft des Frühjahrs
verschleiert die steilen, waldbekleideten Hänge, die hinter südlichen
Nadelhölzern und weitverstreuten Blütenbäumen schimmern; der
Raum schließt sich wieder, der so lange und vielleicht allzu lange offen
war, und zugleich zieht die Ebene weit draußen mit den wandernden
Wolken, dem dann und wann aufdämmernden Gebirgskamm jenseits
des Rheines und dem blitzenden Stromlicht um so mächtiger hinaus.
Das ist ja die Heimat immer gewesen: Umschlossenheit und ruhelose
Sehnsucht; Hingabe an das Nächste, Vertrauteste und Verlangen nach
der Weite, die doch nur der durchdringt, der sein Erbe mit sich trägt.
Aber wahres Erbe will langsam errungen sein; und vielleicht gehört ein
ganzes Leben dazu, daß wir den Ort begreifen, an dem wir geboren
werden.
In dem folgenden Beitrag tritt eine Mannheimer
Frauengestalt und Persönlichkeit in
den Vordergrund, deren wechselvolles Leben
sich vom ausgehenden 19. bis weit in die zweite
Hälfte des 20. Jahrhunderts erstreckt: Gisella
Lanz-Giulini, italienischer Abstammung, Angehörige
des Großbürgertums, Fabrikantengattin,
Oststadtbewohnerin und Bauherrin.
Bildnisse und Architekturen geben einen
Einblick in ihre Lebensabschnitte in Mannheim
von 1885 bis 1931 und von 1957 bis 1973. Diese
werden zwischen 1931 und 1957 durch den Aufenthalt
auf dem familieneigenen Anwesen
Schloss Marbach in Öhningen-Wangen am
Bodensee und durch eine vorübergehende
Wohnzeit in Heidelberg unterbrochen.
Der angehende Schriftsteller Reinhold
Schneider hatte im Jahre 1933 sein umfangreiches
historiographisches Werk über die
Hohenzollern vorgelegt. Einige Zeit später ließ
ihn sein Verleger Jakob Hegner wissen, dass
der bekannte Kulturphilosoph Leopold Ziegler
sich lobend über dieses Buch geäußert habe.
Schneider nahm das zum Anlass, an Ziegler
Dankeszeilen zu senden: … es ist für mich eine
sehr große Freude, von Ihnen anerkannt zu
werden. Es ist der Anbeginn einer lebenslangen
Freundschaft.
Am 13. Mai 1903, wird Reinhold Schneider
im Hotel Messmer in Baden-Baden geboren.
Sein Vater Wilhelm Schneider und seine
Mutter Wilhelma geb. Messmer führen dieses
Hotel, das sich seit Generationen in Familienbesitz
befindet. In der Stiftskirche der Bäderstadt
erhält Reinhold die katholische Taufe von
Kaplan Henninger. Von einem Besuch der
Volksschule mag die Mutter nichts wissen,
gemeinsam mit dem zwei Jahre älteren Bruder
wird Reinhold einige Jahre lang von einer Privatlehrerin
unterrichtet, deren Dachstockwohnung
in der Baden-Badener Altstadt die
beiden täglich erklimmen müssen. Ab Sommer
1912 besucht Reinhold die Baden-Badener
Oberrealschule. Späterhin wird er sie als eine
Art Bildungsburg am Berghang bezeichnen, in
der man bloß eine Synthese des verwässerten
deutschen Idealismus mit den Naturwissenschaften
versuche.
In Heidelberg, der alten kurpfälzischen
Residenz am Neckar, plant derzeit eine Gruppe
von ansässigen Unternehmern, den Lustgarten
des Kurfürsten Friedrich V. aus dem Anfang
des 17. Jahrhunderts, den „Hortus Palatinus“,
zu rekonstruieren und in ein betriebswirtschaftlich
orientiertes Marketingkonzept des
Schlosses einzubinden. Die Unternehmer, allen
voran Phora-Gründer Hans-Joachim Wessendorf,
Prof. Klaus Tschira und Manfred Lautenschläger
sehen sich selbst nicht als Investoren,
sondern als „Mäzene“, die der Stadt mit ihrem
Engagement ein Geschenk machen wollen.
Was hat es mit diesem Hortus Palatinus auf
sich?
Reinhold Schneider ist heute in Deutschland
weithin vergessen, zumindest bei der
jüngeren und insbesondere bei der studentischen
Generation. Die Gründe hierfür liegen
zunächst im großen gesellschaftlichen Kontext:
in der Entchristianisierung, in der Erblindung
der Lesenden für christliche Dimensionen,
eine Erblindung, die der antichristlichen,
zumindest achristlichen Grundausrichtung
heutiger Philosophie in Europa
zuzuschreiben ist. Die Folge war, zumindest
im deutschsprachigen Raum, ein generelles
Verblassen der Anziehungskraft des Renouveau
chrétien. Reinhold Schneider teilt dieses Los
mit den anderen seinerzeit bedeutenden
christlichen Namen wie etwa Gertrud von Le
Fort, Elisabeth Langgässer, Rudolf Alexander
Schröder, Werner Bergengruen, Jochen Klepper
und deren Mitstreiter. Autoren aus der
zweiten Reihe gar sind dem Gedächtnis fast
gänzlich verschwunden. Wer kennt noch, um
allein ihn zu nennen, das Werk des im Kriege
gefallenen Siegbert Stehmann?
Er teilt seit weit über einem halben Jahrtausend die Schicksale der Stadt Bruchsal, er hat die freudigen Tage gesehen und die schlimmen. Ja, er ist gewissermaßen selbst ein Symbol der wechselvollen Stadthistorie und ein starkes Stück Geschichte mitten im Zentrum von Bruchsal. Vor genau 650 Jahren wurde der markante Bergfried, dieser mächtige mittelalterliche Burgturm des Alten Schlosses der Speyerer Fürstbischöfe, erstmals dokumentiert. Und er hat eine äußerst massive "Geburtsurkunde": Eingemauert auf halber Höhe ist an seiner Ostseite bis heute das Steinrelief des Bischofs Gerhard II. von Ehrenberg mit der lateinischen Jahreszahl MCCCLVIII (1358) zu erkennen. Was übrigens nicht ausschließt, dass die ersten baulichen Ursprünge des Bergfrieds sogar noch viel weiter in die Vergangenheit zurückdatieren.
Foto und Optik Singer
(2019)
In den alten Kirchenregistern erscheinen die Singer als Gewerbetreibende, als Landwirte, als Lehrer und als Musiker. Die Wiege des Firmengründers Josef Singer stand in dem bescheidenen elterlichen Hause in der Haus-Kraut-Gasse 15. Bei den kümmerlichen Einkünften, die damals der Vater als Briefträger bezog, lernte er schon als Schulkind das einfache und genügsame Leben kennen. Nach der Lehrzeit in der Blumenstockschen Uhrmacherwerkstätte, zog es ihn hinaus in die Ferne und nach längerer Wanderschaft findet er in Wien eine Bleibe. Vieles Neue und Interessante gibt es hier zu sehen und kennenzulernen. Als er zum Militärdienst eingezogen wird muss er zu einem Infanterieregiment nach Passau. Seine Absicht, sich danach in Paris und Hamburg umzusehen, konnte er nicht verwirklichen. Der Vater ist krank und ruft den Sohn zur
Unterstützung nach Hause.
Das Beständigste an einer Stadt ist der Wandel, was nicht nur für das alte Villingen sondern längst auch für VS gilt. Ein Wandel über Jahrhunderte, der mit vielen Handwerkernamen verbunden war und ist, ist die Tatsache, dass vor mehreren Jahrzehnten die letzte Schmiede-Werkstatt schloss, die von Hans Stern (1926 – 2008) in der Rietstraße betrieben wurde.
Ein familiärer Kreislauf: vom Kaltenbach Beck aus Gütenbach zur Familie Güntert. „Falken”, „Antonius-Keller”, „zur Traube”, Drogerie Bottling, Modeboutique „Elegance”, Spielwaren Bauer, Kaufhaus Raff, „Torstüble”, Metzgerei Wöhrle, Bäcker Hoch und Bäcker Busch – was sich über Jahrzehnte veränderte, beweist uns stets die wechselnde Gegenwart und die gelegentliche Erinnerung bestimmt oft ein wenig auch die Nostalgie. Dazu zählt auch eine lange Zeit unbekannte historische Vergangenheit der Riethstraße #593: einem Haus, das seit 2014 in Besitz und Eigentum ist von Clemens und Claudia Güntert. Ein Haus auch, das einst bereits von seiner Ur-Ur-Urgroßmutter Mathilde Volk, geb. Rießle, verw. Scherzinger und ihrem 2. Ehemann Anton Volk (Heirat 1864) erworben wurde (ein Kaufdatum ist unbekannt).
Der Titel dieses Aufsatzes fordert zum Widerspruch auf.1 Man denkt sogleich an Joseph Victor von Scheffel, den Donaueschinger Hofbibliothekar der Jahre 1857 bis 1859, der mit seinen Gedichten „Biedermanns Abendgemütlichkeit“
und „Bummelmeiers Klage“ zum Geburtshelfer des Begriffs Biedermeier wurde. Je länger er in Donaueschingen lebte, umso spöttischer wurden die Töne, die er für die Stadt und ihre Bürger übrig hatte. Er fühlte sich von den Beamten der
fürstlichen Verwaltung eingeengt, bei der ungewohnten Arbeit als Bibliothekar mit Regeln und Kontrollen malträtiert. Im Ort selbst, so urteilte er, nähme die Kleinstädterei „kolossale Dimensionen“ an. Damit meinte er die unsäglich vielen gesellschaftlichen Verpflichtungen, Höflichkeitsbesuche, ständiges Händeschütteln und Grüßen, aber auch Klatsch und Tratsch.
Schülerkarten aus Triberg
(2018)
Den in ganz Deutschland weit verbreiteten Brauch, zum bestandenen Einjährigen und zum Abitur selbst verfertigte Postkarten an Verwandte und Freunde zu versenden, praktizierten auch die Triberger Einjährigen der damaligen Realschule, des heutigen Schwarzwald-Gymnasiums.
Bisher sind von dieser Triberger Realschule vier Einjährigenkarten aus den Jahren 1912, 1913, 1916 und 1917 bekannt geworden. Sie sollen im Folgenden kurz mit motivgleichen Schülerkarten aus der Umgebung vorgestellt werden in der Hoffnung, dass es vielleicht doch noch gelingt, weitere Karten aus dieser Schule – sofern sie angefertigt wurden – ausfindig zu machen.
Bei einem Projekt, das im dicht besiedelten Baden-Württemberg über 500 Hektar
Fläche einbezieht, kommt es natürlich darauf an, kulturelle Besonderheiten zu
beachten, Natur- und Umweltschutz zu berücksichtigen sowie den Dialog mit der
Bürgerschaft in Immendingen und in der gesamten Region zu suchen.
So war es der Daimler AG von Anfang an wichtig, die Planungen für das
Prüf- und Technologiezentrum im Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern,
den Vertretern der Naturschutzverbände und selbstredend mit der Kommune,
den umliegenden Nachbargemeinden, dem Landratsamt Tuttlingen, dem Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg und dem Regierungspräsidium Freiburg
zu präzisieren. Somit wurden zu Beginn auch keine fertigen Pläne vorgelegt, an
die dann die Landschaft angepasst werden musste, sondern in einem gemeinsamen Prozess von Unternehmen und Öffentlichkeit wurden die konkreten technischen Anliegen der Daimler AG in eine umfassende Planung umgesetzt.
Diesem Grundsatz folgend konnten die notwendigen Erdbewegungen halbiert
und Herausforderungen wie eine Wildtierpassage gemeistert sowie der Stellenwert von Magerwiesen berücksichtigt werden. In gleicher Weise wurden die
Wünsche der Anwohner nach Lärmschutz und einer möglichst geringen zusätzlichen Verkehrsbelastung in die Planungen einbezogen.
Anfang Oktober 1956, also außerhalb der Musiktage, sprach im Fürstenberg-Gymnasium der Meßkircher Komponist und Musiklehrer Ludwig Fischer-Schwaner mit Tonbeispielen über Musik in der Stunde unserer Zeit, die Strömungen der zeitgenössischen Tonkunst analysierend und die „Bedeutung der
Musik für das Menschsein“ hervorhebend. Auf diese Weise vertiefte er das, was Paul Hindemith 1928 speziell für Donaueschingen, jener „Stätte ernstester und
selbstloser Arbeit“, festgestellt hatte: dass es ihre wichtigste Aufgabe sei, „weiteste Kreise unseres Volkes zur neuen Musik zu erziehen“.
[Röhlinwald:] vom Zankapfel zum Vorzeigeobjekt – eine forstgeschichtliche Fährtenlese (Teil 3)
(2018)
KARL HASEL (1909–2001), der Göttinger Professor der Forstgeschichte mit
badischen Wurzeln, hatte dem Verfasser eines Tages ein Bündel Konzeptpapier
in DIN-A5-Format überlassen, beiderseits beschrieben in dünner, mitunter kaum
leserlicher Maschinenschrift, Abschriften aus Akten des Karlsruher Generallandesarchivs (GLA). Seine Besuche dort hatten einem forstpolitisch heiklen Fall
gegolten: Sie dienten dem jahrzehntelangen Streit zwischen der Gemeinde Sankt
Georgen im Schwarzwald und der großherzoglich badischen Forstverwaltung.
Es ging um den Röhlinwald, um dessen Nutzung so erbittert gerungen
wurde. In Teil 1 des Beitrags (Schriften der Baar, Band 59) wurde die kirchenrätliche Obhut unter württembergischer Herrschaft seit dem 16. Jahrhundert
beleuchtet, aber auch die Holznot besonders im 18. Jahrhundert sowie Sturm- und Borkenkäferschäden.
Im Teil 2 (Schriften der Baar, Band 60) stand der zähe Rechtsstreit um die
Nutzungsrechte im Mittelpunkt, der erst beigelegt werden konnte, nachdem
die Forstseite den gesteigerten Brennholzbedarf der Sankt Georgener Bürger
akzeptiert hatte und es zu einer Aufteilung des Staatswaldes gekommen war.
Im vorliegenden Schlussteil wird ein Happy End beschrieben: wie aus dem
heruntergewirtschafteten ehemaligen Klosterwald trotz vielerlei Wendungen im
nun praktizierten Waldbau schließlich ein Vorzeigeobjekt wurde.
Dieser Beitrag knüpft an den Aufsatz an, der unter dem Titel Nutznießer und Täter – Villingen in der Zeit des Nationalsozialismus in den Schriften der Baar
(Band 60, 2017) erschienen ist. In diesem Aufsatz wurden sowohl die Machtübernahme der Nationalsozialisten im Verlauf der ersten Monate des Jahres 1933 und die Durchsetzung
nationalsozialistischer Politik durch die Bürgermeister Hermann Schneider und Karl Berckmüller mit Hilfe ihrer in städtische Ämter gekommenen Parteigenossen als auch die im Laufe der Jahre sichtbar gewordenen innerparteilichen Machtkämpfe dargestellt. Er endet mit dem Einmarsch der französischen Truppen am 20. April 1945 in Villingen und der Übergabe der Stadt durch den Bürgermeister-Stellvertreter HERMANN RIEDEL, nachdem führende Parteigrößen der Kreis- und Gauleitung die Stadt fluchtartig verlassen hatten.
Der Stadtbezirk Schwenningen der Stadt Villingen-Schwenningen, ehemals Schwenningen am Neckar, besitzt ein reiches archäologisches Erbe, dessen älteste
Relikte ins Paläolithikum weisen. Die ersten Heimatforscher, die sich über die schriftliche Überlieferung hinauswagten und den Boden als historische Quelle entdeckten, waren – wie überall in Deutschland – keine studierten Historiker, sondern interessierte Laien. Vor allem mit zwei Namen verbindet sich die Pionierzeit der Archäologie an der Neckarquelle: Friedrich von Alberti und Hermann Rupp. Sie stehen im Mittelpunkt dieser Arbeit, mit der die Forschungsgeschichte vor dem Zweiten Weltkrieg (von etwa 1825 bis 1939) beleuchtet und
ihre Bedeutung kritisch gewürdigt werden soll.
Die drei in Deutschland brütenden Weihenarten Rohrweihe, Kornweihe und Wiesenweihe (Circus aeruginosus, C. cyaneus und C. pygargus) haben in Europa eine ähnliche Brutverbreitung. Sie reicht von der Iberischen Halbinsel bis weit nach Osteuropa, dabei bestehen vor allem in Mitteleuropa
große Verbreitungslücken. Die drei Weihen unterscheiden sich sehr wesentlich in ihrem Zugverhalten. Die Rohrweihe, die in Deutschland den größten Brutbestand der drei Arten hat, überwintert hauptsächlich in Westafrika. Sie ist regelmäßig zu den Zugzeiten im Frühjahr und vor allem im Herbst auf der Baar zu beobachten. Die Wiesenweihe ist ausgesprochener Langstreckenzieher und hat ihr Winterquartier südlich der Sahara. Auch sie erscheint auf dem Zug in unserem Raum, wird jedoch deutlich seltener als Rohr- und Kornweihe festgestellt.
Jedes Mal, wenn ich in Donaueschingen in den Museumsweg einbiege, fühle ich mich umfangen von Naturschönheit und Ruhe. Das Wasser der Brigach, die alte Baumallee und die schützenden Mauern führen einen, wie Begleiter, bis zum Museum Art.Plus. Schließlich öffnet sich die Allee und gibt den Blick frei auf das schöne klassizistische Gebäude. Über dem Eingang steht in großen Lettern: MUSEUM
Am 16. Januar 819 stellt ein Schreiber namens Hiltiger in „villa, que dicitur leffinga“ eine Urkunde aus, die auf einem unscheinbaren Pergament in einfachem Urkundenlatein eine für die damaligen Verhältnisse unspektakuläre Gütervereinbarung festhält. Obwohl diese Urkunde für die Geschichte Löffingens von besonderer Bedeutung ist, da sie die früheste Erwähnung des Ortsnamens „leffinga“ dokumentiert, ist eine intensivere oder gar monografische Auseinandersetzung mit ihr bisher ausgeblieben. Mit Blick auf das Löffinger Festjahr 2019, das sich immerhin auf das Datum der Urkunde stützt, ist es Zeit, diesem Mangel ein wenig abzuhelfen. Das soll im Folgenden versucht werden.
Eine Ära geht zu Ende
(2019)
Am 1. April 1991 übernahm Dr. Heinrich Maulhardt das Amt des Stadtarchivars in Villingen-Schwenningen. Ende September 2018 wurde er in den Ruhestand verabschiedet. In die ersten Jahre seiner Tätigkeit fielen die Neukonzeption und Einrichtung der Dauerausstellung des Franziskanermuseums. Im Jahr 1993 gelang es ihm, die bis dahin verstreuten Unterlagen des Stadtarchivs in einem Gebäude zusammenzufassen. Die Zugänglichkeit zum Archivgut erleichterte sich damit erheblich. Seither hat er vielfältige Initiativen ergriffen, um die Situation des Provisoriums in der Lantwattenstraße 4 in eine fachgerechte
dauerhafte Lösung zu überführen. Im Jahr 2001 verlieh das Landesarchiv der Stadt Villingen-Schwenningen ein gemeinsames Wappen. Nicht zuletzt Heinrich Maulhardt hatte großen Anteil an diesem Erfolg.
Wer meint, dass diese Frage mit Frömmigkeitsformen der Vergangenheit zu tun habe, den wird ein Blick ins Internet mit vielen Bildern und Texten belehren, dass der Herrgottswinkel zwar seit Jahrhunderten in katholischen Häusern eine Rolle spielt, aber
durchaus auch heute noch in vielen Wohnstuben zu finden ist. Meist in der Zimmerecke an der Fensterseite am Ende des
langen Familientisches ist das Kreuz aufgestellt, umgeben von Mariendarstellungen, von Heiligenbildern oder auch von Bildern verstorbener Angehöriger.
Das leuchtende Kreuz in der Mitte des Wandbildes ist Zeichen des Menschensohnes, wenn er im Glanz seiner Herrlichkeit wiederkommt, um das Weltgericht zu halten. Von diesem himmlischen Glanz sind die Menschen umfangen, die aus dem
Mund Jesu die Worte hören dürfen: „Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, empfangt das Reich als Erbe, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist! Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen… Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan…”
Unsere Tageszeitung berichtete 2012 von treuen Urlaubsgästen: Helmut und Ursula Kayan aus Redwood City in Kalifornien verbringen seit einigen Jahren regelmäßig erholsame Tage in Mönchweiler, Helmuts alter Heimat. Helmut Kayan ist 1927 in Mönchweiler geboren und hat hier in schwierigen Zeiten seine Kindheit und Jugend verbracht. Nach kurzem Kriegseinsatz in den letzten Monaten 1944/45 und amerikanischer Gefangenschaft kehrte der 19jährige unversehrt heim und fand in den erlernten Beruf als Werkzeugmacher zurück. Er gründete mit seinem Bruder in Mönchweiler eine Zulieferfirma für mechanische Bauteile. Doch die Zeiten waren schlecht. Ein drückender Schuldenberg lastete bald auf dem kleinen Unternehmen. Helmut fasste einen kühnen Entschluss: Er wollte in die USA auswandern und von dort versuchen, seinem Bruder beim Schuldenabbau zu helfen. Der abenteuerliche Plan gelang. Nach einem längeren Zeitraum waren die alten Verbindlichkeiten gelöscht.
Die Firma Winkler, so behaupten Kenner, sei in der Mitte des 20. Jahrhunderts weltweit der bedeutendste Hersteller von Bäckereimaschinen gewesen. Ihre Anfänge in Villingen knüpften an das Bäckereihandwerk und dessen Traditionen an. In der Nachkriegszeit bis 1967 konnte Winkler seine Produktion gewaltig ausbauen. „Wie kein anderer Industriezweig war es dieser Branche der Grundnahrungsmittelindustrie vergönnt, am Aufstieg unserer jungen Nation teilzunehmen.”
Im Anfang des 10. Jahrhunderts etablierte sich nach der Belagerung des Hohentwiel und der Schlacht bei Wahlwies (915) gegen die Herrschaft Konrads I. (911 – 918), des ersten nichtkarolingischen Königs in Ostfranken, das (alemannisch-)
schwäbische Herzogtum unter Herzog Erchangar (915 – 917). Erchangar und sein Bruder Berthold wurden zwar 917 gefangen genommen und wohl in Aldingen hingerichtet, jedoch führte Burkhard (I., 917 – 926) aus der Familie der Markgrafen von (Chur-) Rätien das Herzogtum weiter.
Die Museen in Villingen-Schwenningen gehen mit der Zeit. Nachdem schon eine App zu Erkundung des Magdalenenbergs eingerichtet worden ist, können Besucher des Franziskanermuseum ihren Rundgang nun mithilfe eines Audioguides vertiefen. Kostenlos erhält man an der Kasse ein kleines Gerät, mit oder ohne Kopfhörern, auf dem die drei Bereiche des Museums ausgewählt werden können.
1998 wurde mit dem neuen gläsernen Foyer im Franziskaner die Abteilung „Mensch, Arbeit, Technik” eröffnet. Sie befindet sich im Verbindungsgang zwischen Franziskaner-Klostergebäude und dem sogenannten Waisenhaus. Diese interaktiv konzipierte Ausstellung zeigt Werkzeuge, bzw. Produkte von Arbeit von der Steinzeit bis heute. Zeitgenössische literarische Quellen – als Texte auf die Fenster gedruckt – geben Kommentare und eine weitere Einordnung des Gezeigten. Endpunkt dieser Entwicklung ist das elektro-mechanische Objekt „Jüngling von New York” des Künstlers Wolfhart Hähnel (geboren 1944). Von Anfang an rief es Entzücken hervor. Es produzierte aber auch Missverständnisse: Besucher hängten und hängen ihre Mäntel und Jacken an den „Kleiderständer”, der Teil des Kunstwerks ist.
Südwest und Fernost
(2019)
Beim Gedanken an Berührungspunkte zwischen Villingen und dem Fernen Osten mögen einem zunächst die indischen, chinesischen und vietnamesischen Restaurants in den Sinn kommen, die heute ganz selbstverständlich zum Stadtbild gehören. Was aber hatten die Zähringerstadt und die fernen Kulturen Ostasiens historisch miteinander zu tun? Von hier brachen weder bedeutende Weltreisende wie Marco Polo auf, noch legten die Schiffe der Ostindien-Kompanie an den Ufern der Brigach an, und dennoch finden sich Spuren einer Ostasien-Begeisterung, wie sie vor allem um die Jahrhundertwende in ganz Europa zu beobachten war. Die Spurensuche führt in gutbürgerliche Gaststuben, in Kolonialwarenläden und auf Schlachtfelder am anderen Ende der Welt.
Im Jahr 1929 beschloss der Militär- und Kriegerverein Tannheim, bei der Gemeinde den Antrag auf Finanzierung eines Kriegerdenkmals zu stellen. Der Bürgerausschuss genehmigte am 19. Januar 1929 einstimmig Gelder aus den
laufenden Wirtschaftsmitteln. „Da sich jedoch die finanzielle Lage der Gemeinde infolge schlechten Erlöses aus Holz verschärft hat(te)”, wurde diese Möglichkeit ausgeschossen.
Was ist ein Kulturdenkmal?
(2019)
Unter einem Denkmal stellt man sich gemeinhin eine Skulptur auf einem Sockel vor. Der Sockel trägt eine Inschrift, die uns erklärt, welche berühmte Persönlichkeit dargestellt ist; wem das Denkmal gesetzt wurde. Die meisten dieser Denkmäler wurden im 19. Jahrhundert in städtischen Grünanlagen aufgestellt. Wie Nationaldenkmäler, Krieger- oder Gefallenendenkmäler, Grabsteine oder Grabplatten sind es bewusst gesetzte Erinnerungsmale oder Gedenkmale an eine Person bzw. an ein historisches Ereignis. Doch sind diese Denkmäler nicht automatisch auch gleichzeitig Kulturdenkmale. Aber sie können durchaus die Kriterien eines Kulturdenkmales erfüllen und damit im Sinne eines Denkmalschutzgesetzes denkmalfähig und denkmalwürdig sein.
„Vertrauen ist die Zuversicht, mit der man sich auf einen Andern verläßt. Der Erzieher soll seinen Zöglingen Vertrauen beweisen, wo sie es irgend verdienen, oft sogar, um sie dessen würdig zu machen.” So heißt es in einem Universal-Lexikon der Erziehungs- und Unterrichtslehre für ältere und jüngere christliche Volksschullehrer aus dem Jahr 1842. In den allgemeinen Lexika dieser Zeit findet man im übrigen das Stichwort „Vertrauen” nicht.
Das Jahrzehnt der großen, der unvergesslichen Ereignisse, aber auch das Jahrzehnt der Gegensätze ging zu Ende. Die Bundesrepublik war etabliert, die erste Wirtschaftskrise gemeistert und die Gastarbeiter hatten ihre Speisen und
Lebensgewohnheiten eingeführt, die auch die Gewohnheiten der Einheimischen umgestalteten und zur Wohlstandsgesellschaft beitrugen. Die ab 1950 zugewiesenen Flüchtlinge waren weitestgehend integriert. Die endgültige Teilung Deutschlands durch den Mauerbau und die Grenzsicherungsmaßnahmen waren von hier aus ein geschichtliches Ereignis, aber weit weg. Nah dagegen war das Wiedererstarken der Rechten Bewegung, die NPD, die in viele Kommunal- und Landesparlamente einzog. Zur Landtagswahl 1968 hatten 5 Parteien Kandidaten aufgestellt: CDU Karl Brachat; SPD Hans Frank; FDP/DVP Johannes Isslei; DL (Demokratische Liste) Walter Egle; NPD Horst Kuranski. Die NPD erreichte 9,8 Prozent und zog in den Landtag von Baden-Württemberg ein. Auf der anderen Seite protestierten die Studenten gegen die erstarrten Strukturen in Universitäten und Gesellschaft, die „braune” Vergangenheit und die Notstandsgesetze. Da die nächsten Universitäten Tübingen und Freiburg waren, spürte man in Villingen von diesen Unruhen weniger. Allerdings löste auch hier der Mord an Martin Luther King einen Schock aus, und man bejubelte den ersten Flug von Menschen zum Mond und den ersten Schritt Neil Armstrongs am 21. Juli 1969 auf dem Mond.
Wenn ein Kulturwissenschaftler die freundliche Einladung erhält, etwas zum Jubiläum eines Geschichts- und Heimatvereins anmerken zu dürfen, so liegt es nahe, dass er einfach die drei Kernbegriffe des Schreibanlasses herausgreift und sie mit der schlichten Fragentriade „warum – wozu – weshalb” konfrontiert. Also: Warum ein Jubiläum? Wozu Geschichte? Weshalb Heimat? Eben zu diesen drei Feldern sollen hier in gleicher Reihung je ein paar Denkanstöße skizziert werden. Soviel zu den inhaltlichen Schritten des folgenden Beitrags.
Der Geschichts- und Heimatverein kann 2019 auf 50 Jahre seiner Neugründung im Jahre 1969 zurückblicken. Jubiläen sind nicht nur Gründe zum Feiern. Sie sind auch Anlässe zum Nachdenken. Jubiläen sind Schwellen zwischen der Vergangenheit und der Zukunft: Schwellen, die uns dazu bringen, inne zu halten, zurückzuschauen auf das, was geschah, zu bedenken, was davon gut und was nicht so gut war. Dieses Be-Denken des Vergangenen muss nicht allein rückwärts gerichtet bleiben. Vielmehr kann und soll es uns auch dazu ermutigen, den Blick von der Vergangenheit wieder in die Zukunft zu richten und, wenn nötig, Korrekturen vorzunehmen, oder gar neue Ziele abzustecken. Jubiläen sind zwar Schwellen, aber keine Hemmschwellen. Geschichte ist das, was uns alle angeht. Wer sich mit Geschichte befasst, versucht, das Gegenwärtige ins klärende Licht geschichtlicher Erfahrungen zu rücken. Das können Ereignisse in Politik und Geschichte sein, aber sie müssen es nicht sein. Das Bewahren dieser Ereignisse ist nicht im Zuge nostalgischer Gefühle entstanden, sondern steht für eine ungebrochene bodenständige Überlieferung. Selbstbewusste Menschen stehen dahinter.
Geschichte erfahren
(2019)
Schon der Name des Geschichts- und Heimatvereins unterstreicht den Satz von Marcel Proust: Folgt man den Spuren fremder und vergangener Kulturen, lernt man die eigene Region besser zu erfassen und zu verstehen. Zumal in einer Stadt,
wo auf dem Magdalenenberg, dem größten hallstatt zeitlichen Grabhügel Mitteleuropas sich das Bild eines keltischen Fürstenhofes bietet. Wen reizt dies nicht zu „erfahren”, wo dieses Volk herkam und an welchen anderen Orten es seine Spuren hinterließ. Schließlich kommt das Wort „Erfahrung” von „fahren”, was zeigt, dass der Mensch seit je das Bedürfnis hatte, sich zu bewegen, um damit seinen Erfahrungsschatz zu vergrößern. Der Autor hatte das Glück und Privileg, Mitglieder des GHV Villingen seit nunmehr 10 Jahren auf den „Fährten” – kommt auch von „fahren” – fremder Völker und Zeiten begleiten zu dürfen. Auch wenn uns heute schnelle Jets und komfortable Reisebusse schnell ans Ziel unserer Wünsche bringen, so fühlt sich der geschichtsbewusste Reisende doch in der Tradition eines Phänomens, das wie kein anderes die Kultur der Menschheit weiter gebracht hat.
50 Jahre GHV
(2019)
Die Gründungsversammlung des Geschichts- und Heimatvereins Villingen fand am 10. Juni 1969 mit ca. 200 Personen statt. Dr. Nepomuk Hässler wurde zum 1. Ehrenmitglied ernannt und erhielt gleichzeitig das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Hans Brüstle wurde erster Vorsitzender und in einem ersten Schritt wurden 7 Arbeitsgemeinschaften gebildet. Bereits am 1. August nahm der Verein öffentlich Stellung gegen Pläne der Stadt wegen des Abrisses des historischen Baudenkmals „Mauer am Spitalgarten”. 1973 wurde die „Aktions- und Arbeitsgemeinschaft Stadtplanung- und sanierung Villingen” gegründet. Am 12. 11. 1976 trat Hans Brüstle als Vorsitzender zurück, Dr. Faas wurde erster Vorsitzender. Hans Brüstle wurde zum ersten Ehrenvorsitzenden ernannt, verstarb aber leider schon am 2. Dezember 1976. 1981 lud der Verein zum Festakt aus Anlass des 75. Geburtstags von Hans Hauser ein und ernannte ihn zum Ehrenmitglied. Von 1983 bis 1986 arbeitete der Arbeitskreis Innenstadt als „Initiative Münsterplatz” an Ideen und Planung für die Neugestaltung des
Münsterplatzes.
Mit den besten Wünschen an die sehr geehrten Mitglieder für das Jahr 1974 schloss Hans Brüstle im Dezember 1973 für die Vorstandschaft des noch jungen Geschichts- und Heimatverein die Rundschreiben-Kopie – gedruckt als ehemals übliche Blau-Matrize – und meldete zuvor auf grad mal sechs Zeilen: „Zum Jahresabschluss erhalten Sie als Vereinsgabe eine kleine Schrift, die in bunter Folge einige Beiträge aus dem Leben Villingens enthält. Das darin enthaltene Verzeichnis der Villinger Künstler und Kunsthandwerker kann Ihnen jederzeit als Nachschlagewerk dienen. Wir hoffen, Ihnen damit eine Freude zu bereiten. Mit
den besten Wünschen für 1974”
Am 10. Juni 1969 fand die Gründungsversammlung des heutigen Geschichts- und Heimatvereins Villingen e.V. statt. Der Verein feiert im Jahr 2019 seinen 50. Geburtstag. Es ist sicher verwunderlich, dass bei der jahrhundertelangen, sehr
umfangreichen und wertvollen Geschichte dieser Stadt erst vor 50 Jahren dieser Verein gegründet wurde. Andererseits können wir dankbar sein, dass es damals einigen geschichtsbewussten und -interessierten Persönlichkeiten wichtig war, diese für die Stadt und deren Geschichts- und Heimaterforschung wichtige Aufgabe einem ins Vereinsregister eingetragenen Verein zu übertragen. Dieser Bericht soll Einblick geben über die Geschichts- und Heimatforschung in Villingen vor der Entstehung des Vereins bis zur Gründung im Jahr 1969 und den Beginn der Arbeit im Verein.
Schreiner, Ordenspriester, Teilnehmer am Konzil: Heinrich Bliestle aus Vöhrenbach (1896 – 1987)
(2019)
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war es vor allem die katholische Kirche, die
in den unteren Schichten nach Begabungen suchte, sie förderte und dann in ihre
Dienste stellte. Sie bot so denen eine Chance, die sonst vielleicht keine gehabt hätten: Sie konnten Priester, auch Ordenspriester, Ordensbruder, Ordensschwester
werden. So kamen sie oft weit herum, oft hoch hinauf, und manche blieben
ihrer Herkunft stets verbunden. Heinrich Bliestle ist dafür ein Beispiel, an das zu
erinnern sich lohnt.
„Niemand saß ‚zu Recht‘ im KZ“, stellte der Beirat der „Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ am 12. Dezember 2016 in einer öffentlichen Erklärung fest, „auch Menschen mit dem schwarzen und dem grünen Winkel nicht.“ Der Beirat, in dem Verbände von NS-Verfolgten, historische Forschungseinrichtungen, Museen, Gedenkstätten und andere Initiativen zusammengeschlossen sind, plädierte für eine „längst überfällige Erinnerung an verdrängte Opfer des NS-Unrechts“. Aktuell fordert eine Petition an den Deutschen Bundestag, diese Opfer endlich anzuerkennen. Zu diesen „verdrängten Opfern“ zählt Kilian Götz, der einzige Löffinger, der in einem Konzentrationslager ermordet wurde. Er ist bis heute nicht als Opfer des NS-Regimes anerkannt und rehabilitiert.
Was Kunst überhaupt heißt und wie sie verstanden werden kann – darüber lässt sich trefflich streiten. Und besonders Gespräche über im Dritten Reich geschaffene Kunst laufen gelegentlich ab wie vor Gericht, wo sich Kläger und Verteidiger wegen „Raubkunst“ oder „entarteter“ Kunst, wegen „Auftragskunst“ oder „Tendenzkunst“ duellieren können. Zu letzteren mag einer die Mutter-Kind-Skulptur auf der Brunnenschale am Donaueschinger Karlsgarten an der Bahnhofstraße gegenüber dem Bahnhof rechnen.
Hatte doch die Stadt Donaueschingen – und nicht das Fürstenhaus, wie es in einem Aufsatz heißt – unter dem nationalsozialistischen Bürgermeister Eberhard Sedlmeyer den durch heroisch-realistische Arbeiten für Partei und Staat
hervorgetretenen Bildhauer Emil Sutor2 damit betraut, zu Ehren des Goldhochzeitjubiläums des Fürstenpaares Maximilian Egon II. und Irma (am 19. Juni 1939) die Bronze-Figur zu schaffen.