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Die Brücke. – 2 (1987)
(1987)
Die Brücke. – 1 (1986)
(1986)
Die Geschichte des Elsaß in fränkischer, vor allem in merowingischer Zeit
ist voller Lücken. Bis in die Mitte des 8. Jahrhunderts sind es wesentlich
Nachrichten über Klostergründungen und Klosterausstattungen und selbst
da ist nicht alles geklärt und vieles noch umstritten, so etwa die Gründungsdaten
von· Weißenburg und selbst von Münster im Gregoriental, ganz
zu schweigen etwa von den Problemen um Maursmünster und um Haslach.
Darüber hinaus bleiben nur wenige, meist ganz isolierte Nachrichten,
gleichsam vereinzelte Steinchen aus einem zerstörten Mosaikbild, das mit
Hilfe eben dieser bescheidenen Reste mühsam rekonstruiert werden soll.
800 Jahre Ziegelhausen
(2021)
Die erste urkundliche Erwähnung eines Gemeinwesens ist ein wichtiges Datum, doch es sagt nicht viel über die Lebensgrundlagen der Menschen von damals aus. In einer Rückschau fragen wir, was die Natur in einer bergigen, waldbestandenen Landschaft, durch die sich ein Fluss hindurchgegraben hat, den Menschen zum Leben bietet. Bodengegebenheiten, Klima und Bewuchs sind gewiss die natürlichen Voraussetzungen für menschliche Existenz, doch darf die menschliche Kreativität bei der Ressourcenerschließung nicht unterschätzt werden. Die Ziegelhäuser Gegend war Teil der Urgemarkung Handschuhsheim. Diese umfasste das Gebiet an der Bergstraße südlich Dossenheims bis zum Neckar und ostwärts bis zu den Höhenzügen vor dem Steinachtal. Nach dem siebten Jahrhundert löste sich Neuenheim davon ab. Deren Gemarkung reichte den Neckar aufwärts bis zu dem noch nicht namentlich bekannten Ziegelhausen.
Tabakanbau und Tabakverarbeitung waren seit dem 19. Jahrhundert und bis in die 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts gerade für die kleinbäuerliche Landwirtschaft in Baden und in der Südpfalz ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Heidelberg entwickelte sich dabei zu einem der wichtigsten Standorte der Tabakverarbeitung in Nordbaden und besaß mit den Firmen Landfried, Liebhold und Maier zu Beginn des 20. Jahrhunderts die drei größten Fabriken in Nordbaden. Sie waren alle drei originäre Heidelberger Betriebe, die um die Jahrhundertwende in Bergheim neue Produktionsstätten erbauten. In Zusammenhang mit dem Artikel von Andreas Schenk in diesem Jahrbuch über den Architekten Fritz Nathan behandelt dieser Beitrag die Geschichte der Firma Hochherr in der Kaiserstraße 78 und deren „Arisierung“ in Heidelberg.
100 Jahre Pfaffengrund
(2021)
Heidelbergs historisches Stadtbild, das von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs weitgehend verschont wurde, lockt jedes Jahr Millionen Besucher*innen an. Die Stadt ist durch ihre historischen Gebäude nicht nur malerisch schön; anhand der Gebäude können Besucher*innen auch Einblicke in die wechselvolle und spannende Stadtgeschichte Heidelbergs nehmen. Diese Faszination für das historische Stadtbild und die Geschichte Heidelbergs zeigt sich nicht zuletzt an dem großen Interesse an geführten Stadttouren, die sich vor der Corona-Pandemie einer stetig größer werdenden Beliebtheit erfreuten. Umso erstaunlicher ist es, dass Heidelberg bis dato kaum digitale Angebote entwickelt hat, damit Besucher*innen die Stadt und ihre Geschichte auf eigene Faust erkunden können. Andere Städte haben den digitalen Raum längst als „Erweiterung“ des Stadtraums entdeckt, um darin ihre Geschichte zu erzählen. So hat beispielsweise das Landesamt für Denkmalpflege in Bremen bereits 2006 über 150 QR-Codes in der Stadt verteilt, die Interessierten per Smartphone auf Webseiten leitet, auf denen sie sich in kurzen Texten über die Bremer (Bau-)Geschichte informieren können. Wie ließe sich Heidelberger Stadtgeschichte mithilfe digitaler Technik so erzählen, dass Einwohner*innen und Besucher*innen sie in einem Stadtspaziergang selbst erkunden können? Dieser Frage wollten wir, drei Geschichtsstudierende an der Universität Heidelberg, nachgehen. Gefördert von der Stadt-Heidelberg-Stiftung arbeiteten wir im Frühjahr und Sommer 2020 an dem Projekt, einen digital
unterstützten „Spaziergang durch die Stadtgeschichte“ zu entwickeln. Mit diesem Werkstattbericht möchten wir über die Umsetzung dieses Projekts informieren.
1. Im Jahre 774 schenkte Karl der Große seinem Hofkaplan F ulrad
von St. Denis aus dem königlichen Fiskus Kinzheim eine große Waldmark in den Vogesen zu beiden Seiten des Lebertals, und zwar
für die von Fulrad „in sua proprietate ... infra finis Audaldovillare" gegründete cella Fulradovillare; entsprechend der
Waldnatur der Schenkung sind Fisch- und Vogelfang und Weiderecht die
besonders herausgestellten Nutzungsrechte. [...] In der Folgezeit erscheint die Schenkung Karls stets im Besitz von
Leberau und dann in dem des Herzogs von Lothringen, nachdem dieser
die Klostervogtei über Leberau gewonnen hatte. Die Cella St. Pilt wird
zum Anhängsel von Leberau und war wohl zeitweise in dieses inkorporiert.
Jedenfalls ist so St. Pilt, nicht aber Orschweiler, auf dessen Bann es bis ins
18. Jh. lag, mit dem Herzogtum Lothringen vereint gewesen, obwohl es
nicht im Bereich der Schenkung von 774 errichtet worden war.
Erst vor wenigen Jahren hat Bayern begonnen, sich ein historisches Ortsnamenbuch
zu schaffen und damit die Kommission für bayerische Landesgeschichte
bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften beauftragt.
Welche Lücke sich damit zu schließen beginnt, glauben wir in Baden zu wissen,
die wir nun schon ein halbes Jahrhundert das für seine Zeit geradezu
mustergültige, noch heute unentbehrliche Topographische Wörterbuch des
Großherzogtums Baden von ALBERT KRIEGER schon in zweiter Auflage besitzen.
Dafür kommen nun dem bayerischen Werk Leistungen und Erfahrungen
eines halben Jahrhunderts zugute.
Beiträge zur Weiler-Frage
(1954)
Die Erkenntnis, daß der Sinn- und Formgehalt einer Ortsbezeichnung aus
dem Bewußtsein des Volkes verschwindet, sobald sie zum Ortnamen erstarrt
ist, erlaubt uns eine neue Stellungnahme zu einem wesentlichen Punkte der
freilich schon etwas älteren -weiler-Theorien von HANS WITTE und OTTO
BEHAGHEL, die aber, soweit ich sehe, bis heute noch beibehalten und nur
von einem Teil der Forscher aufgegeben worden sind. Beide meinen nämlich,
daß es zu der Zeit, da die -weiler-Ortsnamen in den Urkunden erscheinen,
noch kein deutsches Appellativum „Weiler" gegeben habe, dieses vielmehr
erst in späterer Zeit aus dem Ortsnamen abstrahiert, abgeleitet worden sei.
Beide begründen damit ihre Auffassung von der keltoromanischen oder
römischen Herkunft der -weiler-Ortsnamen; von den Deutschen könnten sie
nicht gebildet sein, weil es ein deutsches Lehnwort „Weiler" damals noch
nicht gab.
1. In älteren Urkunden- und topographischen Wörterbüchern ist die
Methode der Ortsnamenidentifizierung oft noch nicht voll ausgebildet.
Man glaubt Ortsnamen, für die man in heutigen Namen keine genaue Entsprechung
findet, wenigstens in ähnlich klingenden Namen wiederzufinden;
die Unsicherheit zeigt sich gelegentlich darin, daß man mehrere Möglichkeiten
offen läßt; so schlägt z. B. Wartmann für ein 837 genanntes
Reinberc drei Möglichkeiten vor: Reimensberg (Kirch-Gem. Affaltrangen,
Thurgau), Remensberg (K.G. Wuppenau, Th.), Ransberg (K.G. Oberglatt,
St. Gall. ) oder für das von seinem Vater Adalram dem Tradenten vererbte
novale Adalrammiswilare sogar vier: Altschwil (K.G. Krinau, St. G.),
Anschwil (K.G. St.- Josefen, St. G.), Amriswil (Thurg.), das aber schon als
Amalgeriswilare erscheint, Alterswil (K.G. Oberglatt, St. G.), das aber
schon als Altricheswilare erwähnt wird. Schon die beiden letzten Beispiele
müssen Bedenken erregen, weil moderne Namen aufgezählt werden, auf
die andere ältere Namen viel besser passen.
Der Bergrain ist ein Sporn der Niederterrasse, der gebildet wird von
der Rheinaue und der des Feuerbaches. An seinem Fuß liegt das Dorf
Kirchen, das inzwischen mit seinem Nachbarort zu der Gemeinde Efringen-
Kirchen im Landkreis Lörrach zusammengeschlossen wurde. [...]
An der Südwestseite der Hochfläche steigt die Straße Kirchen-Eimeldingen
aus der Stromaue herauf zur Niederterrasse. Längs dieser Straße befindet
sich eine nunmehr aufgegebene Kiesgrube von großem Ausmaß. Sie wird
sicher schon lange betrieben. In dem Ortsplan eines Grundbuches aus den
Fünfzigerjahren des 19. Jahrhunderts, der auf dem Rathause liegt, ist sie
längst noch nicht so weit neben der Straße in die Niederterrasse hinein
vorgetrieben.
Der erste Fund aus dem Bereich der Kiesgrube wird aus dem Jahre 1880
gemeldet. Es handelt sich um ein alamannisches Plattengrab. Einige weitere
Gräber dieser Art wurden um die Jahrhundertwende beobachtet.
Die vorliegende Studie widmet sich der Entwicklung der Heidelberger Chemiefirma Teroson von einem kleinen Familienbetrieb zu einem mittelständischen Industrieunternehmen. Geprägt wurde dieser Aufstieg zwischen 1930 und dem Beginn der 1950er Jahre von Erich Ross, dem Firmenchef der 2. Generation. Welche Haltung nahm er gegenüber der NS-Ideologie und dem NS-Staat ein? War er ein überzeugter Anhänger des Nationalsozialismus oder ein tüchtiger Unternehmer, der sein Verhalten im Interesse der Firma dem NS-System anpasste? In welchem Maße begünstigten der Wirtschaftsaufschwung der 1930er Jahre, die Aufrüstung und die Kriegswirtschaft den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens? Wie überstand Ross die Zeit der amerikanischen Besatzung und wie führte er den Ausbau der Firma in der frühen Bundesrepublik fort?
Nach 1945 wollten manche Institutionen, Firmen und Privatpersonen die jüngste Geschichte ihres Betriebs, Geschäfts oder ihrer Immobilie lieber nicht thematisieren. Die „Arisierung“ in der NS-Zeit war tabu. Auf eine Definitions-Diskussion des Begriffs „Arisierung“, der in jüngster Zeit eine, durchaus begründbare, Erweiterung in den Kultur- und Kunstbereich erfahren hat, soll hier verzichtet werden. Für die vorliegende Untersuchung ist der mit offenem oder subtilem Druck erzwungene Übergang von Eigentum jüdischer Einwohner in nichtjüdische Hand gemeint. Hierzu zählt auch manch „freiwilliger“ Verkauf in der NS-Zeit, der bei genauerem Hinsehen so freiwillig nicht war. Es handelte sich um Notverkäufe, die der Finanzierung der lebensrettenden Flucht ins Exil dienen sollten. Die Verkaufsverhandlungen verliefen unter unfairen Bedingungen, der Preis wurde weit unter den Marktwert gedrückt. Im Grunde sind diese Vorgänge besonders infame Formen von Enteignung. Während Nutznießer und Profiteure der „Entjudungen“ rasch Gras über die Vorgänge wachsen lassen wollten, mussten die Opfer in den Nachkriegsjahren meist einen zähen und langen Kampf um ihre Ansprüche auf Entschädigung und „Wiedergutmachung“ führen. Die Öffentlichkeit schien lange am Thema „Arisierung“ wenig interessiert. Firmengeschichten wiesen für die Jahre 1933–1945 bemerkenswerte Lücken auf oder griffen zu euphemistischen Formulierungen und nebulösen Darstellungen, die nichts erklärten. Langsam erst kam die Aufarbeitung der wahren Hintergründe in Gang, und ungeschönte Chroniken einzelner Firmen und Ortschaften entstanden. Doch es bleibt noch viel zu recherchieren, auch für Heidelberg steht eine detaillierte und umfassende Darstellung der „Arisierungen“ noch aus. Ein ungewöhnlicher und interessanter Fall ist die „Arisierung“ der damals in Heidelberg ansässigen Handelsfirma mit dem offiziellen Namen „Hopfenhandlung Leon Weil – Mitinhaber Max Eisemann“. Die Quellenlage zu diesen Vorgängen ist sehr gut. Dokumente aus dem Archiv der Firma Hildegard Eisemann KG, dem Stadtarchiv Heidelberg und dem Generallandesarchiv Karlsruhe ergänzen sich und lassen in
der Zusammenschau ein detailliertes und nahezu lückenloses Bild dieser besonderen „Entjudung“ entstehen.
Kirchheim, 1. April 1920
(2020)
Am 1. April 2020 jährte sich die Eingemeindung Kirchheims nach Heidelberg zum einhundertsten Mal. Diese wurde also in der politisch unruhigen Zeit kurz nach dem Ersten Weltkrieg vollzogen. Entscheidende Weichenstellungen waren teilweise schon während des Krieges erfolgt. Dass in dieser Zeit ein solcher Schritt gewagt wurde, mag überraschen. Die Annahme scheint plausibel, die Gemeinden hätten damals andere Sorgen gehabt. Im Folgenden soll daher neben dem Ablauf des Eingemeindungsprozesses auch der Zusammenhang mit den Zeitverhältnissen untersucht werden: Inwieweit haben Krieg und Nachkriegszeit Verlauf und Zeitpunkt der Eingemeindung beeinflusst? Darüber hinaus soll untersucht werden, wie die Eingemeindung Kirchheims zu allgemeinen Linien der Stadtpolitik und Stadtentwicklung Heidelbergs in Beziehung stand. Weiterhin soll nach Haltungen und Einstellungen gefragt werden, die zur Eingemeindung auf lokaler Ebene bestanden. Kirchheim befand sich damals strukturell auf dem Weg von einem landwirtschaftlich geprägten Dorf zum Arbeiterwohnort. Daraus ergibt sich die Frage, ob in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen unterschiedliche Meinungen bestanden.
Immer noch sind Pfarrhäuser im romantischen Unterbewusstsein der Bevölkerung efeuumrankte, von großen alten Linden- oder Eichenbäumen bewachte repräsentative Anwesen. Da und dort werden Pfarrhäuser auch als ein Ort von christlicher Tugend und politischer Moral angesehen. Diese in der Bevölkerung noch immer weit verbreitete idealisierende Vorstellung vom Pfarrhaus als Gesellschaftsideal hat ihren Ursprung auch darin, dass es über viele Jahrhunderte hinweg nicht nur das Wohnhaus des Pfarrers, sondern vor allem auf den Dörfern auch eine wichtige Gemeinschaftseinrichtung war. Vielfach war es gar die einzige Kultur tragende Institution in der Gemeinde und gehörte deshalb über viele Jahrhunderte zum elementaren dörflichen oder städtischen Erscheinungsbild. Zumal das Pfarrhaus regelmäßig mit dem kirchlichen Areal räumlich verbunden war und somit sehr häufig eine bauliche Einheit bildet. Bereits Ludwig der Fromme bestimmte 818, dass zu jeder Kirche ein Hof, Pfarrhaus und Garten gehörte. Das Pfarrhaus, zumindest auf dem Lande, war deshalb in starkem Maß auf Selbstversorgung eingestellt und hatte je nach Lage eine kleinere oder größere Landwirtschaft. Deshalb hatten die Pfarrer nicht nur ein geistliches Amt zu versehen, sondern mussten zugleich im praktischen Leben auch mit Ackerbau und Viehzucht vertraut sein. Im Laufe dieser zwischenzeitlich fast 1.200-jährigen Geschichte wurde das Pfarrhaus überall zu einem öffentlichen und gastlichen Haus. Denn die Menschen suchten beim Pfarrer nicht nur in geistlichen Dingen Rat, sondern wandten sich auch in praktischen Fragen an ihn. Und so wurden das Pfarrhaus im Laufe der Jahre auch ein Ort, an der Kirche außerhalb des Gottesdienstes erreichbar war und wo sich Persönliches und Dienstliches der Menschen miteinander verbandt.
Auf Grund der Gemeindereform besteht die Gemeinde Friesenheim seit dem 1. Januar 1975 neben dem Kernort Friesenheim auch aus den Ortschaften Heiligenzell, Oberschopfheim, Oberweier und Schuttern. In den fünf Ortschaften gibt es in jedem Ort eine katholische Kirchengemeinde mit Kirche und Pfarrhaus. Der Kernort Friesenheim hat dazu noch eine Evangelische Kirchengemeinde, ebenfalls mit Kirche und Pfarrhaus. Mit Blick auf die zurückgehende Zahl der Gläubigen und der Priester im aktiven Dienst wurden im Erzbistum Freiburg alle 1.075 Pfarrgemeinden zu Seelsorgeeinheiten zusammengefasst. Im Erzbistum Freiburg soll es in Zukunft nur noch 225 Seelsorgeeinheiten geben. Die katholische Seelsorgeeinheit Friesenheim wurde am 31.8.2003 mit ca. 7.000 Katholiken ins Leben gerufen. Zu ihr gehören die Kirchengemeinden St. Laurentius Friesenheim, Herz Jesu Heiligenzell, St. Leodegar Oberschopfheim, St. Michael Oberweier und Mariä Himmelfahrt Schuttern.
Im vergangenen Jahr hatte Walter Caroli mit Beispielen zur Politik im Lahr des frühen 18. Jahrhunderts erstmals das Lahrer Gemeinderatsprotokoll der Jahre 1701 bis 1704 vorgestellt. In diesem Jahr sollen das Wirtschafts- und Finanzleben näher betrachtet werden, um einen weiteren Eindruck von der Vielfältigkeit und Faszination dieser Quelle zu vermitteln. Eine kleine Einleitung sei den Beispielen vorangeschickt.
In großen Zügen ist der Gang der alemannischen Besiedlung der Nordostschweiz
aus der bereits bestehenden Literatur bekannt. Wenn daher versucht
werden soll, im Folgenden diesen Vorgang nochmals zu schildern, hat
dies verschiedene Gründe.
Zusammen mit der Verarbeitung der vorhandenen Literatur möchten wir
von der geographischen Seite her und unter Berücksichtigung der geographischen
Faktoren zur Lösung der zahlreichen Probleme beitragen, die sich in
einer alten Kulturlandschaft ergeben. Das Studium der Entwicklung der
Kulturfandschaft ist eine der vornehmsten Aufgaben der Geographie. Sie hat
sich dabei auf die Ergebnisse zahlreicher Spezialgebiete zu stützen, die sehr
oft unsicher sind und sich noch häufiger widersprechen. Gleichzeitig wird eine Übersicht über den heutigen Stand der Kenntnisse möglich sein. Andererseits
sind wir uns bewußt, daß auch unsere Darlegungen nicht vollständig sein
können und wohl auch in einzelnen Punkten Widerspruch finden werden.
Wenn aber dadurch die Problematik des alemannischen Siedlungsvorganges
neu ins Blickfeld gerückt wird oder gar Nachbarwissenschaften angeregt
werden, die Verhältnisse genauer abzuklären, ist bereits viel gewonnen.
1250 Jahre Kirchheim
(2019)
Neben Wieblingen reihte sich im Jahr 2017 Kirchheim als zweiter Heidelberger Stadtteil ein unter die vielen Ortschaften der Rhein-Neckar-Region, die in diesen Jahren das 1250. Jubiläum ihrer urkundlichen Ersterwähnung feiern. Diese Häufung geht zurück auf zahlreiche Schenkungen an das im Jahr 764 gegründete Kloster Lorsch. Ausführlich ist dies im Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins 2018 im Zusammenhang mit dem Wieblinger Jubiläum beschrieben. Im Falle von Kirchheim sind als Schenkende urkundlich die Eheleute Rupertus und Pietrad von Oftersheim genannt. Zudem verwendet die Schenkungsurkunde den Begriff der „Kirchheimer Mark“ im Sinne eines mehrere Ortschaften umfassenden Verwaltungs- oder Herrschaftsbezirkes. Die hier zu Tage tretende herausgehobene Bedeutung Kirchheims dürfte auch zur Entstehung des Gerichtsbezirkes der „Kirchheimer Zent“ geführt haben, der bis zum Ende der Kurpfalz 1803 bestand. Dass Kirchheim sehr früh Kirchort gewesen sein dürfte, ergibt sich aus dem Ortsnamen. Ein erster Kirchenbau am Standort der heutigen evangelischen Petruskirche wird für die Zeit um 600 vermutet.
Bewegte Zeiten
(2019)
„Vor 15 Jahren war das Bunsen-Gymnasium noch ein mehr geschlossenes Gebilde als heute. Das Wort ,geschlossen‘ trug damals noch einen positiven Akzent. Es bedeutete Einheit der Teile von einer Mitte her, die nicht nur gegeben, sondern auch aufzubauen war. Es bedeutete weiter Zugehörigkeit zu einem in seinem Grund nicht bezweifelten gemeinschaftlichen Unternehmen, ja, es bedeutete auch Loyalität, nicht nur der beamteten Lehrer, sondern auch der meisten Schüler.“ In seinen „Reflexionen“ nach dem freiwilligen Rückzug vom Amt des Schulleiters
beließ es Josef Schwarz (geb. 1914; Schulleiter 1. August 1956 bis 31. Juli 1970) aber nicht bei diesem eher verklärenden Rückblick. Er analysierte auch die Veränderungen des Schullebens seit Mitte der 1960er Jahre: „Schule in Verschiedenheit“, „Schule in Offenheit“, „Schule in Bewegung“ – Entwicklungen, in denen er eine Chance für die Zukunft sah.
Nur eine blassgraue Eintrittskarte vom 5. November 1948 ist erhalten, dazu ein Zettel mit dem Programm des ersten musica-viva-Studiokonzerts im Rathaussaal, zwei Kompositionen von Paul Hindemith. „Die junge Magd“ für Alt, Flöte, Klarinette und Streichquartett nach Gedichten von Georg Trakl sowie die Kammermusik Nr. 1 op. 24. Den Heidelberger Ohren werden allein schon mit der Instrumentierung bislang unerhörte Klänge präsentiert: ein Bläserquartett und ein Streichquartett kombiniert mit Klavier, dazu Akkordeon, eine Sirene, eine mit Sand gefüllte Blechbüchse sowie andere nicht ganz salonfähige Instrumente. In den zwölf Jahren nationalsozialistischer Rassen- und Kulturpolitik war dergleichen als „entartete Musik“ und undeutsch verpönt und verboten, jetzt in der jungen Demokratie merkt man, wie vieles man auf allen Feldern der Kultur versäumt hat. Man ist begierig nach dem Neuen.
Die Wiedereröffnung der Universitäten nach dem Zweiten Weltkrieg war ein zentraler Bestandteil des demokratischen Neubeginns in Deutschland. In Heidelberg bildete sich zeitnah nach dem Einmarsch der amerikanischen Truppen der sogenannte Dreizehnerausschuss aus „unbelasteten“ Professoren, der die Wiedereröffnung der Universität maßgeblich vorantrieb. Ihm gehörte auch der Historiker Fritz (Friedrich
Wilhelm) Ernst (1905–1963) an. In der Forschung wurde sein Einsatz für die Universität hervorgehoben. Auch die Nachrufe auf Ernst loben seine „Leistungen für das Wiedererstehen und Wiedererstarken unserer geliebten Ruperto-Carola nach dem Zweiten Weltkrieg, der er seine ganze Kraft und zum guten Teil die Substanz seiner zarten sensiblen Nerven geopfert hat“, so beispielsweise Karl Engisch in einer Gedenkrede. Bei der Wiedereröffnung des Historischen Seminars und bei der Besetzung der historischen Lehrstühle hatte Ernst als einzig verbliebener Ordinarius entscheidenden Einfluss. Im Folgenden soll untersucht werden, welche Institutionen und welche Kriterien auf die Personalentscheidungen nach 1945 einwirkten – so bei der Wiedereingliederung der Historiker Willy Andreas (1884–1967) sowie Walther
Peter Fuchs (1905–1997) in den Lehrkörper der Universität. Dabei sind die Rolle der betroffenen Wissenschaftler im NS-Regime und der Ablauf der Entnazifizierungsverfahren in den Blick zu nehmen. Welche Institutionen – US-Militärverwaltung, Universitätsorgane, Kultusbehörde – setzten jeweils ihre Vorstellungen durch? Waren die Personalentscheidungen durch sachlich fundierte Auswahlkriterien oder auch durch persönliche Sympathien bzw. Animositäten bestimmt?
Die „Rheingränz-Carte“ aus der Zeit um 1838 ist nicht nur ein wichtiges Zeitdokument, es gibt dem heimatkundlich und historisch Interessierten auch wertvolle Hinweise über Besiedlung und Entwicklung der hiesigen Landschaft. Sie zeigt sehr deutlich, dass der Rhein kein formierter, sondern ein infolge seines starken Gefälles wilder, ungebändigter Strom war, der sich in vielfachen Verästelungen nach beiden Seiten in Armen und Kehlen zerteilte und auch eine große Zahl von Inseln, Grienen und Wörthen umfloss. Diese Rheininseln wurden von der Bevölkerung für die damaligen Verhältnisse überaus intensiv genutzt. In einem Bericht von 1773 heißt es: „... ich traf durchaus in allen Rheininseln, wo ich hinkam, Huf- und Rindviecher an, welches den jungen Aufwuchs wie Spargeln zusammenfraß ...“ Dies obwohl die Inseln immer wieder durch auftretendes Hochwasser weggeschwemmt wurden, Flussbögen abgeschnitten, Kiesbänke aufgeworfen und wieder fortgetragen wurden. Manches Dorf, das zu nahe am Rhein stand oder dem sich der Rhein im Laufe der Jahrhunderte zu sehr genähert hatte, wurde weggespült, oder die vom Hochwasser bedrohten Gehöfte mussten abgetragen und an einer anderen, höher gelegenen Stelle im Dorf wieder aufgebaut werden.
Chronik eines Festjahres
(2017)
Wenn Rohrbach, wie viele andere Orte in der Kurpfalz in diesen Jahren, seine 1250- Jahrfeier begehen konnte, so ist dies auf die erste Erwähnung Rohrbachs in einer Urkunde des Klosters Lorsch zurückzuführen, datiert auf den 30. Dezember 766, in der festgehalten wird, dass das Ehepaar Theuthardus und Richgardis seinen Besitz im Lobdengau, nämlich je einen Weinberg in Rohrbach und Nußloch, dem Kloster schenkte. Diese Schenkung erfolge „auf göttliche Eingebung, zu unserem Seelenheil und um der Wiedervergeltung in der Ewigkeit willen“.
"Wir wollen Gerechtigkeit!"
(2017)
Im Jahr 2017 jährten sich zwei wichtige Ereignisse in der Geschichte der Bürgerrechtsbewegung deutscher Sinti und Roma: Vor 35 Jahren gründete sich der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma mit Sitz in Heidelberg und vor 20 Jahren wurde die weltweit erste Dauerausstellung zum Völkermord an der Minderheit feierlich im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma eröffnet. Diese Ergebnisse bürgerrechtlicher Initiativen mussten von Sinti und Roma selbst hart erkämpft werden: Nachdem die Minderheit der deutschen Sinti und Roma nach 1945 weiter ausgegrenzt, entrechtet und marginalisiert worden war, trat die nach der NS-Verfolgung geborene Generation seit den 1970er-Jahren den Kontinuitäten antiziganistischer Diskriminierungsstrukturen in bundesrepublikanischen Behörden und der westdeutschen Gesellschaft entschlossen entgegen. In den 1980er-Jahren institutionalisierte sich die Bürgerrechtsarbeit von hier aus zunächst auf Bundesebene, später auch im internationalen Rahmen. Dieser Beitrag wirft einen Blick auf die Anfänge dieser Entwicklung, die maßgeblich in Heidelberg entstanden und bislang in der Stadtgeschichte kaum präsent sind.
Wer heutigentags von Besancon aus das malerische Tal des Doubs hinauffährt
und dann bei Voujeaucourt den Fluß verläßt, um in das flache
Mömpelgarder Hügelland einzubiegen, wird rasch gewahr, daß sich nicht nur
die natürliche Landschaft ändert. Auch die Kulturlandschaft zeigt fast unvermittelt
ein anderes Gesicht. Wenn eben in Burgund noch altertümliche Städtchen,
stille Dörfer, zerfallende Burgruinen den Weg säumten, so drängen sich
jetzt die größer gewordenen Siedlungen dicht an dicht. Kaum kann man zuweilen
unterscheiden, wo die eine endet, die andere beginnt. [...] Das Mömpelgarder Land ist im Lauf der letzten hundert Jahre einer der bedeutendsten
Industriebezirke Ostfrankreichs geworden. Inmitten all des
Neuen, vielfach rasch und unorganisch Gewachsenen, unter der Masse der von
auswärts zugezogenen Arbeiterbevölkerung, fällt es heute nicht leicht, die
geschichtliche Eigenart dieser Landschaft und ihrer eingesessenen Bewohner
aufzuspüren.
„One thinks Heidelberg by day - with its surroundings - is the last possibility of the beautiful; but when he sees Heidelberg by night, a fallen Milky Way, with that glittering railway constellation pinned to the border, he requires to consider upon the verdict.“ Mit diesen Worten beschrieb der US-amerikanische Schriftsteller Samuel Langhorne Clemens, besser bekannt unter seinem Pseudonym Mark Twain, die Stadt Heidelberg im Großherzogtum Baden als „das Höchstmögliche an Schönheit“. Im Rahmen seiner sechzehnmonatigen Europareise verweilte er ab Mai 1878 einen Großteil des Sommers in Heidelberg und hielt seine Erlebnisse in einem Reisebericht für die Nachwelt fest. ‚A tramp abroad‘ bestätigt Heidelbergs Ruf als internationalen Sehnsuchtsort und als Inbegriff der Romantik. Twain reiht sich damit nahtlos in die endlose Reihe von Künstlern, Dichtern und Persönlichkeiten ein, welche Heidelberg beschrieben, bedichtet, abgebildet oder besungen haben. Spätestens seit dem Ende der Napoleonischen Kriege und den damit einhergehenden Friedensbemühungen der europäischen Großmächte durch den Wiener Kongress von 1814 erwachte in
Europa eine neue Reiselust und Heidelberg wurde zum Reiseziel schlechthin. Bereits im Postkutschenzeitalter war die „Vaterlandsstädte Ländlichschönste“ für die reisefreudigen und privilegierten Schichten ein absolutes Muss. Mit dem Durchbruch der Eisenbahn als neuem Verkehrsmittel traten indes grundlegende Veränderungen im Reiseverkehr ein. Die touristische Reise wurde schneller, sicherer und bezahlbarer und es kam rasch zu einer Erweiterung der reisenden Personenkreise. Die Eisenbahn als modernes Personenbeförderungsmittel und ihre Auswirkungen auf den Fremdenverkehr stellten Heidelberg deshalb innerhalb weniger Jahrzehnte vor zahlreiche Herausforderungen. Die völlige Umwälzung des Heidelberger Fremdenverkehrs vom Bau der ersten Eisenbahnlinie nach Heidelberg im Jahr 1840 bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 ist Gegenstand der vorliegenden Untersuchung.
„Sconaugiam, quae est abbatia ordinis Cisterciensis duabus circiter milliaribus Heidelberga distans“ − diese Entfernungsangabe entnehmen wir der um 1220 entstandenen Lebensbeschreibung des hl. Eberhard. Der spätere Abt des Frauenklosters Kumbd im Hunsrück begleitete in seiner Jugend Pfalzgraf Konrad und seine Söhne Friedrich und Konrad und pendelte mit der pfalzgräflichen Familie zwischen Heidelberg und den wittelsbachischen Besitztümern am Rhein. Seine Lebensbeschreibung bietet daher interessante Einblicke in die Umgebung des Pfalzgrafen am Ende des 12. Jahrhunderts − eine Zeit, für die weitere Prosaquellen äußerst rar gesät sind. Eberhard hatte in seiner Jugend eine nächtliche Vision, die in ihm den
Wunsch weckte, einem Klosterorden beizutreten. Er reiste also auf eigene Faust nach Schönau – hier die Erwähnung des Klosters im obigen Zitat – und bat dort um Aufnahme in den Zisterzienserorden. Der Schönauer Abt Gottfried (belegt von 1182 bis 1192) schickte ihn jedoch wieder zurück, da Eberhard für die Aufnahme noch zu jung gewesen sei und darüber hinaus seine Eltern nicht einverstanden waren. Trotzdem versuchte Eberhard es noch zwei weitere Male, beim dritten Mal wurde er von seinem aufgebrachten Bruder Heinrich in Schönau aufgefunden und zurückgebracht.
vor 500 Jahren 1518, 26. April Luthers Disputation vor dem Generalkapitel der Augustinermönche in Heidelberg;
vor 400 Jahren 1618, 23. Mai Beginn des 30-jährigen Krieges: Aufstand der böhmischen Stände und Wahl Friedrichs V. von der Pfalz zum König von
Böhmen (September 1619), Sept. bis Nov. Komet über Heidelberg; vor 370 Jahren 1648, 24. Okt. Die Pfalz erhält im Westfälischen Frieden die achte Kurwürde.
1250 Jahre Wieblingen
(2018)
In die lange Reihe der Ortsjubiläen in unserer Region, in denen jeweils die erste schriftliche Erwähnung des Ortes im Lorscher Urkundenbuch gefeiert wird, konnte sich im Jahr 2017 auch der Heidelberger Stadtteil Wieblingen einreihen. Denn am 27. Februar 2017 jährte es sich zum 1250. Male, dass im damaligen Kloster Lorsch eine Frau namens Rutlindis ihr Handzeichen unter eine Urkunde setzte, mit der sie ihren Besitz in „Wibilinga“, dem heutigen Wieblingen, dem Kloster vermachte. Wieblingen ist also im Jahre 767 nicht etwa gegründet worden, sondern wurde nur erstmals urkundlich erwähnt. Der Ort selbst ist etwa 200 Jahre älter.
Der studentische Verein „Heidelberger Lupe e.V. – Verein für Historische Forschung und Geschichtsvermittlung“ wurde im Frühjahr 2016 gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, die Regionalgeschichte Heidelbergs im Nationalsozialismus zu erforschen und didaktische Zugänge und Methoden für den Schulunterricht zu entwickeln. Er entstand aus einer Projektidee in Kooperation mit dem Arbeitsbereich Minderheitengeschichte und Bürgerrechte in Europa am Lehrstuhl für Zeitgeschichte (Historisches Seminar der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg) und mit der Jüdischen Kultusgemeinde Heidelberg. Er ist ein Zusammenschluss aus Studierenden und Absolventinnen und Absolventen der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg sowie der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Bereits im Sommersemester 2015 hatte ein Teil der Gruppe im Rahmen eines Seminars eine Ausstellung mit dem Titel „Herausgerissen – Deportation von Heidelbergern 1940“ konzipiert. Mit ihr beleuchteten wir die Deportationen der Heidelberger Juden und Sinti im Jahr 1940 anhand von regionalhistorischen Quellen und Orten. Die Ausstellung war im Foyer des Rathauses zu sehen und wird seither als Wanderausstellung an Heidelberger Schulen verliehen.
„Militär und Industrie“ gilt gemeinhin als ein spannungsreiches Begriffspaar. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein pflegte das Bürgertum ebenso wie andere nichtadelige Gesellschaftsschichten und Klassen eine mal stärker, mal schwächer ausgeprägte Abneigung gegen alles Militärische. Thomas Nipperdey formulierte zusammenfassend: „[Zwischen] 1848 und den 60er Jahren [war] eher das Misstrauen gegenüber dem Militär dominant gewesen. Das Militär war teuer, es war privilegiert und exklusiv, anti-zivil und anti-bürgerlich, es war anti-parlamentarisch, innenpolitische Waffe der Gegenrevolution und des Staatsstreichs.“ Kurz: Militär galt als unproduktiv, parasitär, undemokratisch und zerstörerisch. Bekanntlich änderte sich das in den 1860er Jahren, doch das gleichzeitige Mit- und Nebeneinander von Industrie und Militär bemerkte noch sehr kritisch um 1900 der katholische Pfarrer und badische Abgeordnete Heinrich Hansjakob.
Während die Historie vieler Heidelberger Universitätsgebäude auf eine ausführliche Weise Beachtung findet, so gilt dies nicht für die Geschichte desjenigen Gebäudes, das inzwischen eine der zentralen Einrichtungen der Universität Heidelberg, nämlich die Universitätsverwaltung, beherbergt. Dass sich in den Gemäuern des Gebäudes Seminarstraße 2, vis-à-vis des Historischen und Romanischen Seminars, in den Jahren 1945 bis 1978 ein selbstverwaltetes Studentenwohnheim befand, ist heute den Studenten, die das Haus zu Immatrikulationszwecken aufsuchen, kaum noch bekannt. Das Collegium Academicum scheint weitgehend und auch bewusst aus der Darstellung der Geschichte von Stadt und Universität ausgeschlossen zu sein.