Filtern
Erscheinungsjahr
- 2009 (237) (entfernen)
Dokumenttyp
Sprache
- Deutsch (237) (entfernen)
Gehört zur Bibliographie
- nein (237) (entfernen)
Schlagworte
- Geschichte (20)
- Baden (14)
- Calvin, Jean 〈1509-1564〉 (8)
- Nationalsozialismus (8)
- Zeitschrift (8)
- Landesverein Badische Heimat (7)
- Ludwigsburg (7)
- Offenburg (7)
- Villingen-Schwenningen-Villingen (7)
- Evangelische Landeskirche in Baden (6)
Die guten Schwestern
(2009)
Wir hier in Rastatt erinnern uns doch noch gut an die guten Schwestern: an Adelaria, Aldrich, Bruno, Christa, Dionysia, Ida, Johannita, Luisiana - oder etwa nicht? Sie hießen „Niederbronner Schwestern" nach ihrem Mutterhaus im Elsaß, oder „Bühler Schwestern" nach dem Mutterhaus ihrer badisch-hessischen Provinz, oder „Schwestern vom Allerheiligsten Heiland", wohnten im Marienhaus in der Engelstraße und wirkten in der Nähschule und der häuslichen Krankenpflege; ihre Mitschwestern vom selben Orden führten das Waisenhaus am Leopoldring und den Kindergarten am Rohrersteg. Und es gab auch noch die „Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul" oder „Vinzentinerinnen" mit ihren großen weißen Flügelhauben, die im Konvikt, im Altersheim, im Krankenhaus und im Kindergarten in der Engelstraße tätig waren. Und es gab die „Schwestern vom Guten Hirten", die sich im Maria-Viktoria-Stift um schwererziehbare Mädchen kümmerten. Aber jetzt gibt es in Rastatt gar keine Schwestern mehr; und auch in den anderen Städten und Dörfern in der Ortenau, zu deren Bild sie einst gehörten, sieht man sie nicht mehr.
Am 21. März 2009 jährte sich zum 150. Mal der Geburtstag des ersten Offenburger Oberbürgermeisters Friedrich Wilhelm (Fritz) Hermann. Dieses Datum gibt Anlass, nach der Bedeutung dieses Kommunalpolitikers zu fragen: Welche Initiativen seiner Amtszeit sind für Offenburg von bleibender Bedeutung? Was hat Hermann als Stadtoberhaupt zur Stadtentwicklung
beigetragen? Welche Gesinnung lässt sich hinter dem politischen Einsatz, der Fritz Hermann auf kommunal- und landespolitischer Ebene auszeichnete, für Stadtentwicklung und soziale Belange erkennen? Diese Reihe von Fragen gewinnt nicht nur durch die Dauer seiner Amtszeit von knapp 30 Jahren (1893-1921) an Bedeutung. Sie verdient auch deshalb Aufmerksamkeit, weil sich in dieser Amtszeit nicht nur die positiven Entwicklungen der Wilhelminischen Epoche auf lokaler Ebene widerspiegeln, sondern auch, weil die tiefe Krise des Ersten Weltkrieges und der Nachkriegszeit das Leben des Offenburger Gemeinwesens tief berührte. Grundlage für die folgenden Ausführungen ist neben biografischen Dokumenten und einzelnen Offenburger Quellen das Schriftgut zur Mitgliedschaft Hermanns in der Ersten Kammer des Badischen Landtags.
Während über die Fischerzünfte in Altenheim, Auenheim und Straßburg mehrfach publiziert worden ist, wissen wir über die frühere Fischerei im Kehler Gebiet bisher nur wenig. Dass aber auch in Kehl (sowie Sundheim und dem einstigen Iringheim/ Hundsfelden) Fischfang berufsmäßig betrieben worden ist, kann man sich unschwer vorstellen. Denn Fisch war in der
Vergangenheit überall am Rhein ein gleichermaßen wichtiges und unverzichtbares Nahrungsmittel. Eine Fischerzunft scheint im engeren Kehler Gebiet (Dorf und Stadt Kehl) zwar nie bestanden zu haben, doch müssen es schon eine größere Zahl von Fischern gewesen sein, dass die Straßburger Fischerzunft - sie hatte weit über 100 Zunftmitglieder - sich mit ihnen
wiederholt auseinandersetzte. Solche Auseinandersetzungen mit Straßburger Beteiligung über die gegenseitigen Fischereirechte, bei denen es auch zu handfestem Streit, Gefangennahmen bis hin zu vereinzelten Schießereien kam, dokumentieren die Fischereiakten rheinauf und rheinab.
Ein Kupferstich des 17. Jahrhunderts, der eine Schlacht zwischen französischen und kaiserlichen Truppen vor und bei Willstätt im Jahre 1675 darstellt, gibt manche Rätsel auf. Von dieser Schlacht, bei der diesem Stich zufolge etwa 4000 französische Soldaten gefallen oder verwundet worden sind, ist in den gängigen Darstellungen zur badischen Geschichte keine Rede. Nur Regionalhistoriker berichten davon und stellen den Verlauf anders dar als der Kupferstich. Zunächst in Kürze die historischen Zusammenhänge. Das denkwürdigste Ereignis des Holländischen Krieges, der am Oberrhein mit einem Angriff französischer Brandschiffe auf die Rheinbrücke zwischen Kehl und Straßburg begann und mit dem Friedenschluss von Nymwegen im Februar 1678 endete, war wohl die Schlacht bei Sasbach am 27. Juli 1675. Das
Hauptkorps der französischen Armee war unter dem Kommando des sieggewohnten Marschall Turenne vom Südwesten, von Achern her, gegen Sasbach vorgestoßen. Vom Norden, von Bühl her, hatte sich die kaiserliche Armee unter Graf von Montecuccoli bemüht, dem Gegner durch die Besetzung einer befestigten Stellung in Sasbach zuvorzukommen. Es entwickelte sich ein Artillerieduell über den Fluss Sasbach hinweg, bei dem die kaiserliche Artillerie in besserer Stellung stand.
Der Froschmäusekrieg
(2009)
Als der neue Direktor des Großherzoglichen Gymnasiums in Offenburg, Professor Franz Weißgerber, im Jahre 1841 seine Schulbibliothek „genauer durchforschte", machte er im Katalog der Bücherei eine aufregende Entdeckung, die er unter der Überschrift „Alterthumsfreunden zur Nachricht" des Jahresprogramms für das Schuljahr 1841/42 (Seite VI) der Öffentlichkeit vorstellte. Er hatte beim Vergleich mehrerer klassischer Schulautoren eine „sehr alte Ausgabe der Batrachomyomachie" ( = Homers „Froschmäusekrieg") entdeckt. Bei einer genaueren Untersuchung fand er heraus, dass
sie um zwei Jahre älter war, als die bislang als älteste geführte Florentiner Ausgabe des Chalkondylas von 1488, die der gelehrte Altphilologe Weißgerber entweder kannte oder ebenfalls in der Bibliothek vor Augen hatte. So wurde der neue Direktor, der bereits seit 1834 als Gymnasiallehrer an der Schule unterrichtete, schon in seinem ersten Amtsjahr zum Entdecker eines bedeutenden Wiegendrucks aus dem Erbe der Klosterbibliothek. Begeistert beschreibt er sie als „besser in der Anordnung der Verse", der „Lesearten" und der „Scholien" (= Kommentare), die er „roth gedruckt" über dem Text lesen konnte. Sein Fazit: ,,Diese Ausgabe ist die wahre editio princeps (= Erstausgabe), höchst interessant und würdig, neu edirt zu werden." Ob Weißgerber, der als kritischer Herausgeber altgriechischer Lyrik dazu sicher in der Lage gewesen wäre, sich dieser verlockenden Aufgabe tatsächlich unterzogen hat, ist nicht bekannt.
Nicht nur die Bürger, sondern auch die Historiker freuen sich über ein „echtes" Jubiläum. Runde Daten der Stadtgeschichte knüpfen sich oft an Ersterwähnungen - in der Regel sind es zufällige Nennungen in einer Urkunde oder einem Güterverzeichnis, isolierte Marken in der Entwicklung eines Gemeinwesens, dessen Anfänge trotzdem im Dunkeln bleiben. Beim Steinbacher Jubiläum ist es anders. Auch hier reicht die Geschichte der Siedlung viel weiter zurück, aber mit der Erhebung zur Stadt 1258 beginnt ein wirklich neues Kapitel in der städtischen Verfassung und - wie wir sehen werden - in der Sozialordnung nach innen und außen. Und auch für die Geschichte der Markgrafschaft Baden hat dieses Datum 1258 seine besondere Bedeutung. Keine andere Stadt unter der Herrschaft der Markgrafen erhielt im Mittelalter eine solche königliche „Geburtsurkunde". Städte gab es wohl, auch ältere, aus der staufischen Zeit. Aber schon das Steinbacher Stadtsiegel gibt uns Auskunft über die Besonderheit dieser neuen, anderen Qualität eines königlichen Stadtrechtsprivilegs. Es zeigt nicht wie die Siegel der anderen badischen Städte, Durlach, Ettlingen oder Pforzheim, das Wappen des markgräflichen Stadtherren, den Schrägbalken, sondern die heraldische Figur der Stadt „an sich", die bekrönte Mauer, wie wir
sie von der Reichsstadt Offenburg und von der selbstbewussten Zähringerstadt Freiburg kennen; dem Offenburger Siegel scheint das Steinbacher direkt nachgebildet. Lassen wir uns nicht irritieren von der Größe dieser anderen Städte und von ihrer wirtschaftlichen oder politischen Rolle, die sie noch zu spielen hatten - Steinbach sollte in seiner Geschichte nicht in diese Klasse gehören. Aber die Frage nach der „Wichtigkeit" einer Stadt ist keine wirklich historische. Wir fragen nicht nach Größe, nach Erfolg oder Misserfolg, sondern nach Entwicklung und Wandel. Wir wollen das Funktionieren von Gemeinwesen rekonstruieren und das Verhältnis von Stadt und Stadtherren beschreiben.
Entgegen aller Vorstellungen ist der Schwarzwald eine Region, die seit vielen Jahrzehnten sehr eng mit dem Motorsport verbunden ist. Das mag zunächst verwundern, aber der Schwarzwald bot mit seiner verkehrstechnischen Infrastruktur geradezu ideale Strecken für spannende Bergrennen. Zwischen Pforzheim und Pforzheim-Huchenfeld fand zu Beginn der
1920er-Jahre ein weithin bekanntes Bergrennen „An der Pforte des Schwarzwaldes" statt, ebenso eines im Kurort Bad Herrenalb. Hier wurden 1922 und 1923 hochkarätige Motorsportveranstaltungen in Richtung Dobel geboten. Bei Freiburg wurde über viele Jahre hinweg das berühmte Schauinsland-Rennen durchgeführt, das heute als anspruchsvolle Oldtimer-Prüfung immer noch Tausende von Zuschauern in seinen Bann zieht. Damals, beispielsweise im Jahre 1927, kamen über 50.000 begeisterte Menschen an den Schauinsland. Ebenso war das nicht allzu weit entfernte Feldbergrennen ein Besuchermagnet, auch hier donnerten die Boliden mit heulenden Motoren den Schwarzwald hinauf. Und nicht zu vergessen, die anspruchsvollen Bergrennen im mondänen Baden-Baden, die zum einen als Teil des damals weltbekannten Baden-Badener Automobilturniers stattfanden, zum anderen aber auch im Rahmen der Baden-Badener Herbstsporttage als
Schlossbergrennen die Besucher am Rande der Rennstrecke begeisterten. So steht das Ruhestein-Bergrennen 1946 in einer langen Tradition motorsportlicher Veranstaltungen im Schwarzwald.
Das Jahr 1954 ist in der bundesdeutschen Kollektiverinnerung unweigerlich mit dem sogenannten „Wunder von Bern" verbunden: dem unerwarteten Gewinn der Weltmeisterschaft durch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Längst besteht Einigkeit darin, dass dieses Turnier mehr als nur ein Sportereignis war: Es steht beispielhaft für die weitreichenden kulturellen und gesellschaftlichen Auswirkungen eines sportlichen Triumphes. Im Jahr, als die deutsche Fußballnationalmannschaft um die Gebrüder Walter und „Boss" Rahn mit ihrem Endspielsieg gegen die favorisierten
Ungarn Sportgeschichte schrieben, begann für einen Ortenauer Fußballverein ebenfalls ein kleines Wunder: Die zuvor nur begrenzt erfolgreichen und in der Region oft nur durch ihr streitbares Verhalten aufgefallenen Fußballer des Sportclubs Friesenheirn katapultierten sich innerhalb von vier Jahren mit drei Meisterschaften in die II. Amateurliga Südbaden und
befanden sich dadurch in der damals vierthöchsten deutschen Spielklasse. Wie kam es zu diesem plötzlichen Aufschwung? Der folgende Beitrag möchte die Gründe für diesen überraschenden Erfolg nachzeichnen und klären, weshalb er nur eine begrenzte Zeit andauerte. Darüber hinaus soll der Frage nachgegangen werden, ob und in welcher Weise sich diese sportliche Erfolgsgeschichte auf das dörfliche Miteinander ausgewirkt hat und wie sie im Nachhinein erinnert wurde.
Am 12. Februar 2008 besiegelten die beiden Offenburger Sportvereine ESV Jahn und Turnverein von 1846 bei einer Mitgliederversammlung im Salmen-Saal ihren Zusammenschluss zum ETSV 1846 Jahn Offenburg. Diese Versammlung fand nicht ohne Grund an diesem historischen Ort statt. Im „Salmen" hatten sich am 12. September 1847 die Badischen Demokraten getroffen und die 13 Forderungen des Volkes von Baden verabschiedet. Diese 13 Forderungen sind, wie der frühere Bundespräsident Rau anlässlich der Wiedereröffnung des „Salmen" erklärte, die Grundlage des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. In die Zeit der Badischen Revolution fiel auch die Geburtsstunde des ersten Offenburger Turnvereins, der Turngemeinde von 1846. Am 9. Juli 1846 trafen sich ihre Gründungsväter im „Zähringer Hof' und verabschiedeten die 59 Gesetze der Offenburger Turngemeinde. Die turnerische Bewegung war Teil der damaligen politischen Willensäußerung des Bürgertums. Auch in Bühl, Kehl und Lahr entstanden in diesen Jahren erste Turnvereine. Zur selben Zeit etablierten sich in den 40er-Jahren des 19. Jahrhunderts auch die Gesangvereine, so die Concordia in Offenburg.
Dort wo heute der Burda-Medien-Park steht, befand sich einmal Offenburgs größte Sportstätte: Das frühere Kinzigstadion. Den meisten Offenburgern ist diese Sportarena bis heute als Trainings- und Wettkampfstätte in Erinnerung geblieben. Die einen haben es im Schulsport schätzen (oder fürchten) gelernt. Andere haben in diesem Stadion sportliche Großereignisse erlebt, an die sie sich gerne erinnern. Die Stadiongeschichte begann allerdings bereits vor dem eigentlichen Stadionbau.
Im Jahre 1921 ging für die Turngemeinde Offenburg endlich ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung: Der Verein erhielt von der Stadt auf den ,,Oberen Eiswiesen" an der Kinzig bei der Eisenbahnbrücke ein ausreichend großes Gelände für einen Turnplatz zur Verfügung gestellt. Nach jahrzehntelanger Odyssee von einem gepachteten Turnplatz zum nächsten hatte man endlich eine „sportliche Heimat" gefunden. Die Mitglieder errichteten danach auf dem Gelände einen Turn- und Spielplatz mit Aschenbahn sowie einem Ehrenmal für die Gefallenen des Krieges. Außerdem konnten sie von der Militärverwaltung zwei große Stallbaracken erwerben und zu einer geräumigen Turnhütte mit Umkleide- und Geräteräumen umbauen. Am 9. Juli 1922 wurde der Sportplatz unter zahlreicher Beteiligung der Offenburger Bevölkerung feierlich eingeweiht. Kurz darauf erlebte der Platz mit dem 13. Gauturnfest des Ortenauer Turngaus (1900 Teilnehmer) auch seine erste größere Sportveranstaltung.