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Günter Junge 1913-2003
(2003)
In seinem 91. Lebensjahr starb am 2. Oktober 2003 in Schriesheim-Altenbach Günter Junge, von Beruf Bauingenieur und Freier Architekt; als Berufsoffizier war er lange Zeit Oberst im Generalstab der Bundeswehr. In seiner Freizeit befasste er sich intensiv mit Schmetterlingen, die er mit Begeisterung sammelte und züchtete, wobei er jedoch nicht vergaß, seine Beobachtungen sorgfältig zu notieren. Mit dem Naturkundemuseum in Karlsruhe und hier insbesondere mit der
Entomologischen Arbeitsgemeinschaft im Naturwissenschaftlichen Verein Karlsruhe war der Verstorbene seit Ende der 60er Jahre als Amateur-Entomologe und Kenner paläarktischer Schmetterlinge eng verbunden.
Die auf Baumhaseln (Corylus colurna) in Bruchsal (Baden-Württemberg, Deutschland) vorkommenden Gallmilben werden
untersucht. Acht Arten werden nachgewiesen, zwei davon sind neu für die Wissenschaft. Eine wird als Aceria corylicolurnae n.
sp. beschrieben; die andere, Eriophyes sp. wird beschrieben, aber nicht benannt, weil die Typenserie verloren Ist. Die anderen
Arten werden nachbeschrieben: Acutus comatus (Nalepa, 1892), Cecidophyopsis vermiformis (Nalepa, 1889), Eriophyes tristriatus (Nalepa, 1889), Phyllocoptes coryli (Liro, 1931), Phytoptus avellanae (Nalepa, 1889) und Tegonotus depresses (Nalepa, 1894).
In vielen Regionen sind in den letzten Jahrzehnten Weißstörche (Ciconia ciconia) sowohl aus der Landschaft als auch aus dem Bewusstsein der Menschen verschwunden. Mit Hilfe historischer Quellen und Zeitzeugen zeichnet diese Arbeit die ehemalige Verbreitung des Weißstorches im württembergischen Unterland nach, um wichtige naturkundliche Informationen nicht dem Vergessen anheim fallen zu lassen. Im Untersuchungsgebiet war der Weißstorch seit dem Mittelalter bis 1956 regelmäßiger und weit verbreiteter Brutvogel. Im Stadt- und Landkreis Heilbronn lassen sich für 43 Orte Belege einer Besiedlung nachweisen, hauptsächlich in den Gemeinden entlang der Täler des Neckars und seiner Nebenflüsse. Zwischen 1900 und 1945 existierten Brutvorkommen in 29 Orten. Der landesweite Bestandseinbruch erreicht das Unterland ab ca. 1950 und damit später als andere Regionen im Südwesten. Die letzte Brut fand 1956 in Willsbach statt. Weißstorchnester befanden sich überwiegend auf großen Gebäuden im Ortskern, in denen 3 - 4, maximal 5 Jungvögel aufgezogen wurden. 70 % der Brutplätze lagen in Höhen von 175 - 225 m ü. NN. Als Ursachen des Rückganges bzw. des Aussterbens kommen neben dem Hauptfaktor Landschaftsveränderung in Einzelfällen auch Störungen, Stromtod, Pestizide und Kriegswirren zum Tragen. Die Aussichten auf Wiederansiedlung in der Region werden in der momentanen Situation skeptisch beurteilt.
Am 2. September 2003 starb Werner Hanagarth völlig unerwartet während einer Exkursion auf den Einödsberg in den Allgäuer Alpen. Gemeinsam wollten wir die Probenfläche eines neuen Forschungsprojektes besichtigen. Wir waren am frühen Morgen von Karlsruhe losgefahren, dann von Einödsbach bei Oberstdorf den steilen Pfad zur Einödsalpe und weiter nach der Mittagsrast zum Gipfelgrat aufgestiegen. Die ersten Bodenfallen waren kontrolliert und wir freuten uns auf den Abend in der Alphütte, auf eine der in der Alltagshektik so seltenen Gelegenheiten, unbeschwert die Erinnerungen an viele gemeinsame Erlebnisse in den Anden, im Beni oder im Amazonastiefland in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten wieder aufleben zu lassen. Doch kurz unter dem Gipfelgrat brach Werner Hanagarth zusammen, jede Hilfe kam zu spät.
Anhand von Kotproben wurde die Nahrungszusammensetzung der in Nistkastengebieten des Heidelberger Stadtwaldes sympatrisch auftretenden Zwillingsarten Zwerg- und Mückenfledermaus (Pipistrellus pipistrellus und P. pygmaeus) ermittelt. Die Nahrung wies auf dem Niveau der lnsekten(unter)ordnungen keine signifikanten Unterschiede auf. Kleine bis sehr kleine Zweiflügler (Diptera, Fliegen und Mückenartige) stellten jeweils mit Abstand die Hauptbeute dar. Darauf folgten als weitere wichtige Taxa Hymenoptera (Schlupfwespen), Homoptera (Blattläuse und Zikaden) und Planipennia (Blattlauslöwen).
Entsprechend hoch liegt der Wert für die Nischenüberlappung bezüglich der Ressource “Nahrung” Die Breite des Nahrungsspektrums, in dem häufig verfügbare silvicole und zu einem geringen Anteil auch aquatische Kleininsekten vertreten waren, sprechen eher für eine weitgehend opportunistische Form des Beuteerwerbs an einer Vielzahl von Habitatstellen. Nahrungswahl und Habitatpräferenzen der Zwillingsarten werden unter Einbeziehung anderer Ergebnisse diskutiert.
Das Lebermoos Lejeunea lamacerina (Steph.) Schiffn. (Lejeuneaceae) wurde an zwei Fundstellen am nordwestlichen Rand des Nordschwarzwalds südlich und südöstlich Ettlingen (Baden-Württemberg, Südwestdeutschland) festgestellt. Aus
Deutschland lag bisher nur eine ältere, fragliche Angabe aus dem Nordschwarzwald vor. Das Moos wurde im Gebiet in
schattigen, luftfeuchten Bachklingen im Bereich von Buchenwäldern beobachtet. Die Vergesellschaftung der Art wurde
untersucht. Bemerkenswert ist die oft hohe Artenzahl der Bestände. Reife Sporenkapseln wurden während des ganzen
Jahres ständig beobachtet. Die Anzahl der Sporen pro Kapsel liegt zwischen 1140 und 1950 (Mittelwert 1628). Die Keimung
der Sporen und die Entwicklung des Protonemas wurden im Gelände verfolgt. Im Gelände wurden öfters Regenerationssprosse festgestellt. Das Moos lässt sich der Lebensstrategie-Kategorie der “long-lived shuttle”-Arten zuordnen.
Das Laubmoos Fissidens celticus J. A. Paton (Fissidentaceae) wurde zum ersten Mal in Baden-Württemberg (Deutschland) nachgewiesen. Die Fundstelle liegt in einer schattigen, luftfeuchten Bachklinge am nordwestlichen Rand des Nordschwarzwalds südöstlich Ettlingen. Das Moos wächst zusammen mit Dicranella heteromalla, Pohlia lutescens,
Atrichum undulatum, Heterocladium heteropterum, Mnium hornum und Isopterygium elegans auf kalkarmer, lehmiger,
flachgründiger Erde an einer Buntsandstein-Felsbank am Bachrand im Bereich von Buchenwäldern. Die Art wird beschrieben und abgebildet.
Das Jahr 2001 war im Naturkundemuseum entscheidend vom Direktorenwechsel geprägt. Zum 31. Mai ging nach 23jähriger Tätigkeit Prof. Dr. Siegfried Rietschel in den Ruhestand, ihm folgte zum 1. August Prof. Dr. Volkmar Wirth, bis dahin stellvertretender und zuletzt kommissarischer Direktor am Stuttgarter Naturkundemuseum. In der Zwischenzeit führte Dr. Adam Hölzer die Geschäfte als kommissarischer Direktor. Die offizielle Verabschiedung von Prof. Rietschel und die Einführung von Prof. Wirth erfolgten am 3. September durch Staatssekretär Michael Sieber in Anwesenheit von Museumsdirektoren und zahlreichen Persönlichkeiten der Karlsruher Öffentlichkeit.
Es wird über neue Fundorte von Blackstonia perfoliata, Chenopodium pumilio, Cirsium eriophorum, Gagea pratensis, G.
villosa, Himantoglossum hircinum, Knautia dipsacifolia, Lotus tenuis, Montia perfoliata, Orobanche hederae, O. minor, O.
teucrii und Phytoiacca americana berichtet. Für Blackstonia perfoliata, Chenopodium pumilio, Lotus tenuis und Orobanche
teucrii werden Vegetationsaufnahmen mitgeteilt.
Auch im Jahr 2001 kam der Entomologentreff monatlich einmal im Staatlichen Museum für Naturkunde
Karlsruhe zusammen. Bei den abendlichen Zusammenkünften wurden Vorträge zur Biologie und Ökologie verschiedener Insektenordnungen von Mitgliedern
der Arbeitsgruppe gehalten. Über interessante Insektenbeobachtungen wurde von den Teilnehmern berichtet. Bemerkenswerte Neuerscheinungen der Insektenliteratur zu einzelnen Fachgebieten wurden präsentiert und diskutiert. Wegen der Umbaumaßnahmen
im Museum kann die Arbeitsgruppe nicht mehr in der
Entomologischen Abteilung Zusammenkommen. Deshalb standen vorwiegend Vorträge der Mitglieder des
Entomologentreffs im Mittelpunkt der Abende.