920 Biografien, Genealogie, Insignien
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,,Servet IÖVA Genús"
(2015)
In der evangelischen Pfarrkirche zu Sulzfeld sind 13 Adelsepitaphien aus der Zeit der Spätgotik (1502) bis zum Barock um 1770) erhalten: Zwölf Epitaphien der Familie Göler von Ravensburg und eines der Rosula von Seusslitz, geborene von Angelloch. Die Grabdenkmäler wurden aus der alten Kirche in den Neubau von 1885/86 übernommen. Erstmals genannt und beschrieben wurden alle 13 Epitaphien von Adolf von Oechelhäuser im Jahr 1909.
Dieser Aufsatz ist den Opfern des Nationalsozialismus in der Gemeinde Sulzfeld gewidmet. Der Titel ist einem Flyer der Caritas International und der Diakonie-Katastrophenhilfe (Hunger in Ostafrika, Dürre, Krieg und Flucht) aus dem Jahr 2017 entlehnt. Landauf, landab kann man erleben, dass in den Köpfen vieler Menschen wieder „braunes“ Gedankengut Einzug hält. Jeder Bürger ist aufgefordert, den Anfängen einer neuen Katastrophe zu wehren. Es lohnt sich, das Erreichte zu bewahren.
Geboren am 25. September 1734, als drittes Kind von Hercule Mériadec de Rohan, Prinz von Montbazon, und Louise Gabrielle Julie de Rohan, wird Louis de Rohan am 20. April 1743 im Alter von neun Jahren zum Kanoniker der Kathedrale in Straßburg ernannt. Im Alter von 25 Jahren, am 22. November 1759, wird er zum Stellvertreter mit Nachfolgerecht des Straßburger
Bischofs gewählt, der sein Onkel Constantin de Rohan ist. Als sein Onkel zum Beginn des Jahres 1779 stirbt, wird Louis de
Rohan unvermeidlich zum Fürst-Bischof von Straßburg. Wie die Baronin von Oberkirch es bemerkt „war er schon ein sehr
großer Herr, für den die Besitztümer des Bistums in Frankreich, wie in Deutschland nur ein Ring, so pflegte er zu sagen,
an einem seiner Finger waren“
.
Francis Rapp
(2020)
„Ohne Ihren kritischen Geist aufzugeben, bitte ich Sie meine Aussage mit Wohlwollen und ein bisschen Nachsicht entgegen zu nehmen.“ Gemäß seiner sprichwörtlichen Bescheidenheit beginnt Francis Rapp, Professor an der Universität Straßburg, Mitglied des „Institut“, Primus inter pares im Elsass, seinen Beitrag über die elsässische Geschichtsschreibung zwischen 1945 und 1970 (Revue d’Alsace 2007, S. 49). Dieses sich wiederholende Ritual kündigt aber keine vertrauliche Mitteilung, sondern ein äußerst seltenes Lippengeständnis an die eigene Geschichte an: „Ich gehörte zu denen, die sich an diesen (französischen) Farben erfreuten.“ Hinter dieser Aussage versteckt sich ein Schweigen, eine Zäsur in seinem Leben. Francis Rapp unterlässt es zu sagen, dass er 1926 in Straßburg geboren ist und dass sein Jahrgang, 1944 achtzehn Jahre alt, zur Hälfte in die Wehrmacht und zur anderen Hälfte in die SS eingezogen wurde. Und man wird nur über Umwege erfahren, dass er gehungert hat, um nicht fort zu müssen, dass er davon an bleibenden Schäden litt, die ihn daran hindern werden seinen Lebenstraum zu erfüllen, nämlich Offizier in der französischen Luftwaffe zu werden.
Günther Müller †
(2016)
Günther Müller verstarb am 2. Dezember 2015
im Alter von 90 Jahren in Rheinstetten-Mörsch
bei Karlsruhe. Seine Liebe gehörte der Vogelwelt, dem Naturschutz und seiner Frau Maria,
die ihn bei vielen seiner Aktivitäten in der Freizeit
begleitete. Prägend für die Naturschutzverwaltung war insbesondere seine Zeit als Leiter der
Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspfege in Karlsruhe (BNL) von 1972 bis 1987.
Aber auch als ehrenamtlicher Naturschützer war
er sehr aktiv. Als Pensionär hatte er noch lange
Jahre im Karlsruher Naturkundemuseum einen
Arbeitsplatz.
Der Nachlass des Prälaten Hans Bornhäuser fand, nachdem bereits 2008 kleinere Teile eines „Nachlasses Bornhäuser“ durch den verstorbenen Prälat i.R. Gerd Schmoll übergeben worden waren, im Februar 2013 mit der Übernahme des Hauptnachlasses von der Witwe Ilse Bornhäuser in Freiburg seinen Weg in das Landeskirchliche Archiv Karlsruhe.
Der Bestand beinhaltet 283 Verzeichnungseinheiten mit einem Umfang von insgesamt 1,9lfden. Metern und
einer Laufzeit von 1900 bis 1987. Er umfasst Dokumente aus dem beruflichen wie aus dem persönlichen Leben.
Hans Bornhäuser entstammte einer religiös geprägten Familie: Am 21. Februar 1908 wurde er als erstes Kind des Pfarrers
Wilhelm Bornhäuser und dessen Frau Helene geb. Gonser in Uiffingen bei Boxberg geboren. 1910 wurde der Vater an die Stiftsanstalten in Freiburg versetzt, wo Hans Bornhäuser seine Kindheit und Jugend verbrachte. 1926 nahm er das
Studium der Theologie, Philosophie und Geschichte an der Universität Marburg auf, wo sein Onkel Karl Bornhäuser als Theologieprofessor wirkte. Während seiner Studienzeit verbrachte Hans Bornhäuser einige Semester an der Theologischen Schule in Bethel und an der Universität Erlangen.
Als Pfarrer Rudolf Hofheinz mit seiner Frau Anna (* 18. 3. 1881) im Jahre 1916 in Oberprechtal aufzog, um die frei gewordene Pfarrei Prechtal zu übernehmen, wurde ihm wenig später das Amt eines Zweiten Vorsitzenden der Schwarzwaldvereins-Sektion Prechtal übertragen. In jenen Kriegsjahren ruhte das Vereinsleben weitgehendst, da die meisten Mitglieder im Felde waren. Der Zweite Vorsitzende, Endebauer Josef Burger, stellte 1916 nach dem Fortgang bis dahin amtierenden Ersten Vorsitzenden,
Pfarrer Hermann Bähr, in einem Schreiben an den Hauptverein in Freiburg fest, daß „wir mit vier Mann, welche noch übrig sind, nichts anzufangen wissen“.
Nachdem wir das Palais Lanz aus kunstgeschichtlichem Blickwinkel betrachtet haben, soll der Bau nun mit der Geschichte gefüllt werden, die ihm als Wohnhaus gerade den besonderen Reiz verleiht. Denn für seine Bewohner war es „unser neues Haus“ und nicht allein ein Statussymbol, das nach außen wirken sollte. Der Bauherr wollte sich in seinen ersten eigenen vier Wänden wohlfühlen, und anscheinend erfüllte sich dieser Wunsch für die gesamte Familie: Das Palais, dessen Größe auf den ersten Blick so erschlagend wirkt, war ein lebendiges Heim, das neben Karl und Gisella Lanz und ihren fünf Kinder von unzähligen Dienstboten bewohnt wurde.
Volker Ellwanger gehört seit vielen Jahrzehnten zu den führenden deutschen Kunstkeramikern.
Fast 30 Jahre lang war er Lehrer an der Schule für Gestaltung in Bern und später Professor
an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Seit seiner Emeritierung im Jahr
2000 ist er freischaffend in Lenzkirch tätig. Kathleen Mönicke, Sprecherin der Regionalgruppe
Hochschwarzwald, hat sich mit ihm über sein künstlerisches Schaffen und seine Beziehung zu
Baden und dem Hochschwarzwald unterhalten.
Vom Benediktiner zum Täufer
(2000)
In den vergangenen Jahren kamen mehrmals amerikanische Täufergemeinden nach St. Peter im Schwarzwald, um an der ihnen überlieferten frühen Wirkungsstätte nach Spuren und Erinnerungen ihres Glaubensbruders Michael Sattler zu suchen. Dort freilich war der Name nicht bekannt. Die ältere Literatur zur vormaligen Benediktinerabtei vermittelte den Eindruck, dass Reformation und Bauernkrieg fast spurlos an St. Peter vorbeigegangen seien. Dies war kein Zufall. Gehört doch die „damnatio memoriae“, die Vernichtung, besser noch die Verhinderung der Erinnerung zu den Mitteln der Verdrängung, deren sich gesellschaftliche und politische Gruppierungen im Umgang mit unliebsam gewordenen Personen, Häretikern oder Dissidenten, immer bedient haben. Eben dies gilt wohl auch für jenen Michael Sattler, der es nach alten Überlieferungen im Benediktinerkloster St. Peter auf dem Schwarzwald bis zum Prior gebracht hatte, um 1524 die Abtei verließ und wenige Jahre danach als Mitbegründer der Täuferbewegung in Rottenburg a. N. hingerichtet wurde.
Gelehrte Unterweisung
(2017)
Zunächst zum Kloster Rheinau gehörend, war Tiengen seit dem 12. Jahrhundert mit dem Stadtrecht ausgestattet. Für die Baugeschichte der heutigen Kirche ist von Bedeutung, dass die Grafen von Sulz von 1482 bis 1687 in Tiengen saßen und dass danach bis zum Übergang an das Großherzogtum Baden 1806 die Landgrafschaft bei den Fürsten von Schwarzenberg lag, die jedoch ihre Hauptbesitzungen in Böhmen hatten. Von den früheren Kirchen ist wenig bekannt. Immerhin soll Bernhard von Clairvaux wie im Freiburger Münster auch hier zum Kreuzzug gepredigt haben. Für das Jahr 1572 ist unter dem Grafen von Sulz die Grundsteinlegung für eine Kirche belegt, die dann 1681 renoviert und 1720 um zwei Seitenkapellen erweitert worden war. Es muss sich, versehen mit einem für das Stadtbild unbedeutenden Turm, um einen einfachen, relativ niedrigen Kirchensaal gehandelt haben, wie der noch im Neubau von 1753 erhaltene Chorbogen zeigt.
Nikolaus Ganter (1809-1886)
(2012)
Wer war Nikolaus Ganter, der im selben Gedichtzyklus um Nachsicht für den
„Natur-Knittelvers-Dichter“ bittet und der bereits 1862 ein anderes, in Donaueschingen gedrucktes und nicht weniger holpriges Versepos Friedenweiler und
dessen Kloster, von Nikolaus Ganter Bierwirth und Maler daselbst verfasst hat?
Friedrich Wernz wurde am 17. April 1917 in der Mitte des Dorfes geboren. Handschuhsheim war - obwohl seit 1903 ein Heidelberger Stadteil - von der Landwirtschaft geprägt. Die Herkunft prägte Friedrich Wernz' soziale Grundeinstellung.
Die Arbeit auf dem Hof und im Feld legte die Grundlage für sein Naturverständnis. ,,Im Nachhinein erkenne ich", berichtete er später, ,,dieser Geist war für mich genauso prägend wie Schule und Studium"'. Als 5-jähriger hatte er 1922 die Gründung
des Obst- und Gartenbauvereins Heidelberg-Handschuhsheim erlebt. Mit diesem Verein blieb er sein ganzes Leben lang verbunden.
Dem Nachruf auf Franz-Xaver Lender (1830-1913) im „Necrologium Friburgense“ ist es anzumerken, dass der Verfasser nur sehr ungern und mit ziemlichem Unbehagen die Beteiligung Lenders an der Badischen Revolution 1848 erwähnt. Ein Revolutionär, der von der Schule flog, sich der Hecker-Truppe anschloss und in die Schweiz fliehen musste, und ein späterer Dekan, Doktor der Theologie, Geistlicher Rat, Päpstlicher Hausprälat - das schien nicht zusammenzupassen. Lenders Kritiker und Gegner in Politik und Kirche benutzten gerne diesen vermeintlich schwarzen Punkt in seiner Biografie, um ihn in ihrem Sinne zu instrumentalisieren. Nach der Priesterweihe 1853 war Lender vom 7. September 1853 bis 10. Mai 1854 Vikar bei seinem Onkel, dem Pfarrer von Gengenbach. 1854 übernahm Lender die Verwaltung der Pfarrei Breisach und mit Beschluss vom 5. Mai 1854 wurde der junge Vikar nach Offenburg in die Pfarrei Hl. Kreuz versetzt.
Die Literatur über das Freiburger Münster ist wahrscheinlich kaum zu überblicken. Ob aus der Kunst- oder Stadtgeschichte, der Frömmigkeitsgeschichte oder in einem anderen Zusammenhang, das Freiburger Münster bietet Beispiele für alle. Daher ist es nicht erstaunlich, dass auch aus der Apokalypse ein Motiv gewählt ist. Hier soll untersucht werden: Ist einer der apokalyptischen Reiter im Freiburger Münster der Pestbringer nach der Offenbarung des Johannes? So bekannt wie Dürers Reiter sind die Freiburger Reiter nicht, daher ist es nötig, alles, was über die Reiter gewusst wird, zur Beantwortung der gestellten Frage auszubreiten. Dazu gehört auch ein Blick auf den Künstler Peter Valentin Feuerstein, der die westliche Fensterrose gestaltete. Für die Orte, wo in den beiden baden-württembergischen Diözesen Beispiele für die apokalyptischen Reiter zu betrachten sind, wurde nachstehende Liste erstellt. Künstler und Werk sind in den entsprechenden Kapiteln zu finden, auch P. V. Feuerstein (1917–1999).
Nachruf auf Klaus Ringwald
(2013)
Verehrte Trauergemeinde,
wir haben Prof. Klaus Ringwald zu seinem Grab
begleitet. Es war sein Wunsch, dass ich – als ehemaliger
Villinger Münsterpfarrer – in der Eucharistiefeier einige ihn ehrende Gedanken formuliere.
Persönlich bin ich Klaus Ringwald erst 1980 im
Zusammenhang mit der Münsterrenovation begegnet.
Eines seiner frühen Werke aber war mir seit
1973 – dem Beginn meiner Tätigkeit in Villingen
– bekannt. Viele Male habe ich in der Friedhofskapelle mit meinen Ministranten eine
Verbeugung gemacht vor dem Kreuz, von dem mir
gesagt worden war, es sei eines der ersten Werke
eines Klaus Ringwald aus Schonach.
Ein Epitaph ist eine Gedächtnisplatte für
einen Toten, aber vom Grab getrennt. Wie der Eintrag
im Totenbuch der Münsterpfarrei in Villingen
belegt, ist am 26. Januar 1810 morgens zwischen
drei und vier Uhr gestorben und am 28. Januar nachmittags um 14.00 Uhr von Pfarrrektor
Wittum beerdigt worden, der Hochwürdige und
Hochgeborene Herr Anselm Schababerle, 49igster
und letzter Abt des aufgelösten Benediktinerstifts
St. Georgen. Wann das Epitaph in der
Kirche aufgestellt wurde, ist unbekannt.
Nachdem im Jahresheft 2012 meine Predigt zur
Beerdigung von Klaus Ringwald abgedruckt war,
könnte man meinen, dass das Informationsbedürfnis
über Leben und Werk des Schonacher Künstlers
befriedigt wäre.
Aber aus der Tatsache, dass wir Villinger die verschiedenen
Werke in den Kirchen und in unserer
Stadt sehr schätzen, entstand der Wunsch, auch
Werke von Klaus Ringwald in unserer weiteren
Heimat kennen zu lernen. Der Wunsch führte
zur Exkursion am 12. Juni 2013. Der vollbesetzte
Reisebus machte den ersten Halt in Kork bei Kehl,
wo die Dorfmitte jetzt von einem mächtigen Stier
geschmückt ist, der sich nach einer Legende – und
von Ringwald meisterhaft in Erz gegossen – in die
eigene Brust stößt.
Eberhard Gothein (1853-1923)
(2003)
„Keiner von uns und keiner, der auf uns folgt, wird je wieder ein solcher Polyhistor zu werden vermögen wie es der alte Gothein war als einer der letzten Zeugen des Jahrhunderts Goethes, als einer der großen, Humanisten, deren Reihe nördlich der Alpen mit Erasmus beginnt und die wohl mit Burckhardt, Gothein, Gundolf zu Ende gegangen ist". Das schrieb Edgar Salin 1954 über seinen Lehrer und dessen fazettenreiches Leben. Doch Gothein war nicht nur Kulturhistoriker und Nationalökonom; als einer der Gründer zweier Hochschulen, Organisator und Dozent von Fortbildungsveranstaltungen, Mittler zwischen
Wissenschaft und Praxis, endlich als Politiker wirkte er auf vielen Ebenen originär und motivierend. Er beschritt Wege, die bis in unsere Zeit führen.