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  • Im 13. Kapitel des ersten Buches seiner gesta Karoli berichtet Notker von Sankt Gallen, Karl der Große habe nach dem Tod seiner Gemahlin Hildegard dem Bruder der Königin mit Namen Udalrich, aufgrund eines Vergehens alle Ämter entzogen. Daraufhin habe ein Spielmann vor dem gutmütigen Karl ausgerufen: »Jetzt hat Udalrich seine gesamten Lehen verloren im Osten wie auch im Westen, jetzt, da seine Schwester nicht mehr lebt.« Aufgrund dieser Worte, so Notker weiter, sei der König schließlich derart zu Tränen gerührt gewesen, dass er dem Grafen die konfiszierten honores sofort zurückgegeben habe1. Ob die Episode, so wie Notker sie schildert, sich tatsächlich ereignete, ist nicht auszumachen. Gleichwohl erscheint sie in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich, vermag doch das personale Netzwerk, das in ihr aufscheint, einmal mehr zu demonstrieren, welche handlungsleitenden Vorstellungen und Normen dem Funktionieren der politischen Ordnung im frühen Mittelalter zugrunde lagen: Sie zeigt, dass Einfluss und Macht frühmittelalterlicher Führungsschichten in besonderem Maße abhingen von der persönlichen Nähe ihrer Exponenten zum König. Königsnähe bedeutete soziales Prestige und bot - damit verbunden - die Möglichkeit, die Geschicke einer Adelsfamilie positiv zu beeinflussen, wie umgekehrt bei ihrem Verlust die Gefahr bestand, zugunsten anderer politische Wirkungsmöglichkeiten einzubüßen. Deutlich wird aber auch, dass der Herrscher offenbar keineswegs frei war in seiner Entscheidung, wem er seine Huld gewährte oder entzog. Denn immerhin war der in Ungnade Gefallene, wie Notker an gleicher Stelle ausführt, zuvor ceteris causis mit mehreren Komitaten ausgestattet worden, was durchaus nicht der ansonsten zu beobachtenden Herrschaftspraxis des späteren Kaisers entsprochen habe.

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Verfasserangaben:Jens LievenGND
DOI:https://doi.org/10.57962/regionalia-19903
Titel des übergeordneten Werkes (Deutsch):Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung
Untertitel (Deutsch):zur Frühgeschichte des Monasteriums Aadorf aus adelsgeschichtlicher Sicht
Dokumentart:Wissenschaftlicher Artikel
Sprache:Deutsch
Jahr der Erstveröffentlichung:2004
GND-Schlagwort:Udalrichinger, Familie : 8.-11. Jh.
Jahrgang:122
Erste Seite:3
Letzte Seite:21
DDC-Sachgruppen:900 Geschichte und Geografie / 920 Biografie, Genealogie, Heraldik / 920 Biografien, Genealogie, Insignien
Systematik der Landesbibliographie:Allgemeine Landeskunde / Biografie
Zeitschriften:Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung / 122.2004
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