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2009 jährt sich zum 80. Male das Bestehen
der St. Hedwig-Klinik in der Mannheimer
Innenstadt. Anlässlich dieses Jubiläums soll die
Gründungsgeschichte der den Einheimischen
vor allem als Geburtsklinik wohl vertrauten
Institution erstmals ausführlich dargelegt werden.
Die unter schwierigsten Bedingungen ins
Leben gerufene Einrichtung ist ein bis heute
lebendiges Denkmal der Wohltätigkeit in den
wirtschaftlichen Notzeiten der Zwischenkriegsjahre
und zugleich ein seltenes Beispiel
für die Umnutzung eines Patrizierhauses zu
einem Krankenhaus. Das Studium der gut
versteckten Akten der Klinik hat aufgezeigt,
dass der Mannheimer Prälat Joseph Bauer
diesem Projekt seine besondere Aufmerksamkeit
geschenkt hatte und bis zu seinem Tod tief
mit dem Haus verbunden blieb. Außerdem
wird erstmals die Rolle der tief religiösen Lanz-
Tochter Emily Bumiller dargelegt, einer heute
zu Unrecht vergessenen Wohltäterin, ohne
deren Engagement es die Klinik in dieser Form
niemals gegeben hätte.
Organisierte Heimatpflege hat im deutschen
Südwesten eine rund ein Säkulum umfassende
Tradition. Der Schwäbische Heimatbund
und der Landesverein Badische Heimat,
beide „Kinder“ der um 1900 einsetzenden
„Heimatschutzbewegung“, schicken sich in
diesem Jahr an, jeweils ihr 100-jähriges
Bestehen zu feiern. Bescheiden nimmt sich da
die Geschichte des Arbeitskreises Heimatpflege
Regierungsbezirk Karlsruhe aus, der seit
nunmehr 25 Jahren im Nordosten des Bundeslandes
Baden-Württemberg das Ziel verfolgt,
all jene Kräfte zu fördern und zu bündeln,
denen es um die Förderung des Geschichtsbewusstseins,
den Erhalt von Traditionen, den
Denkmal- und den Naturschutz geht. Regierungspräsident
Dr. Trudpert Müller (1920–
1991), der erste von mittlerweile fünf Vorsitzenden
des Arbeitskreises – seit der Gründung
1984 steht immer der jeweilige Leiter oder die
Leiterin des Regierungspräsidiums Karlsruhe
an der Spitze des AK Heimatpflege –, formulierte
es so: „Seit seiner Gründung haben sich
der Arbeitskreis und alle in ihm zusammengeschlossenen
Vereinigungen zum Ziele gesetzt,
das Heimatbewusstsein von unten her zu
stärken, von der örtlichen Ebene her, von dort,
wo die Traditionen gewachsen sind, wo sich
Geschichte realisiert hat.“
1. ABSCHIED FÜR IMMER?
„Die Fenster und Läden wurden geschlossen,
die Leitungen abgestellt. Der Polizist,
der manchmal oben bei mir zum Rechten
sah, bemerkte, dass ich noch Butter, Brot,
Käsekuchen, Äpfel einpacken sollte. So als Proviant
für ein paar Tage – als ob es mir ums
Schlucken gewesen wäre.
Die Türen wurden geschlossen, mit Papierstreifen
versiegelt. Ohne zu fragen, lud ich
unser Gepäck auf das Wägele, das das Mädchen
ziehen half. Ihre eigenen Sachen stellte sie im
Nachbarhaus ab. Wir standen schon vor der
hinteren Haustüre (für Lieferanten und Menschen
2. Klasse), die Polizei hinter uns, als
Pfarrer W. bestürzt durch den Garten kam,
nach wenigen Worten verstand, uns die Hand
drückte, ein Wort mit auf den dunklen Weg
gab, der alten Vierundachtzigjährigen und uns
Jüngeren. Dann gingen wir zum Auto. Ich
noch einmal an unserem Haus vorbei. Frau
Amtsrichter Kehrle begegnete uns. Hinter
einem Vorhang bewegte sich eine Gestalt. Wir
gingen stumm und tränenlos. Marie und ich
mit dem Wägele voraus.“
Schon drei Jahrhunderte alt ist der Gedanke,
das Haus mit all seinen Aspekten zu untersuchen.
Dies ist Aufgabe der Hausforschung.
Am Anfang stehen Namen verdienter Männer
wie Justus Möser (westfälischer Amtmann
1775, 1786), Georg Landau 1855 (Archivar in
Kassel), Moritz Heyne (Göttingen, 1899),
August Meitzen (Berlin, 1868, 1882), Karl
Rhamm (Innsbruck, 1897, 1909), Rudolf
Meringer (Graz, 1905). Sie beschäftigten sich
mit der Hausforschung aus beruflichem
Interesse oder der Neigung zu Heimat und
Bauernhaus und konnten in verschiedenen
Zeitschriften ihre Meinungen austauschen.
Standen sie im Staatsdienst, so untersuchten
sie zunächst das eigene Gebiet unter Beachtung
der Länder- oder Provinzgrenzen und
teilten die Hauslandschaften nach diesen Kriterien
ein. Waren sie Volkskundler, befassten
sie sich mit dem Leben, den Sitten, Gebräuchen
und Gegenständen.
Im Rahmen einer Festveranstaltung in
Anwesenheit des für die Landesdenkmalpflege
zuständigen Wirtschaftsministers Ernst Pfister
wurde am 6. April dieses Jahres im Hospitalhof
in Stuttgart der Denkmalschutzpreis Baden-
Württemberg 2008 verliehen, die landesweit
wichtigste Auszeichnung für private Denkmaleigentümer.
Der unter der Schirmherrschaft
von Ministerpräsident Oettinger stehende
Preis, 1978 als Peter-Haag-Preis für den württembergischen
Landesteil ins Leben gerufen
und nunmehr bereits zum dreißigsten Mal vergeben,
umfasst seit neun Jahren auch Baden,
nachdem der Landesverein Badische Heimat
seit 2000 gemeinsam mit dem Schwäbischen
Heimatbund als Auslober auftritt. Auch dieses
Mal war es die Wüstenrot Stiftung, die durch
ihre großzügige finanzielle Unterstützung die
Preisvergabe erst möglich machte.
Ein hübsches 12-zeiliges Gedichtautograph
Ferdinand Freiligraths auf einem
Albumblatt gelangte unlängst über den
österreichischen Autographenhandel in die
Lippische Landesbibliothek in Detmold, die
in ihrem Literaturarchiv eine der umfangreichsten
Sammlungen zu diesem im Jahre
1810 in der lippischen Residenz geborenen
Dichter bewahrt. Das Blatt trägt am Schluss
in der markanten ausgeschriebenen Hand
des Lyrikers eine dreizeilige Widmung, seine
Unterschrift sowie Ort und Datum. Da das
Gedicht keinen Titel aufweist, liegt die
Zuordnung nicht unmittelbar auf der Hand.
Bei näherem Hinsehen handelt es sich
jedoch um die Übersetzung zweier Strophen
des 18-strophigen Gedichts „Epistle to
William Simson“, das der schottische Dichter
Robert Burns (1759–1796) im Mai 1785
verfasst hat. Schon als junger Mann von
diesem fasziniert, hatte Freiligrath die
Epistel übersetzt und ihr den unverfänglichen
Titel „An einen Freund“ gegeben.
Bevor einiges zum Entstehungsumfeld
dieser poetischen Reminiszenz zu sagen ist,
folgen zunächst die Verse:
„Was bedeutet uns Baden?“
(2009)
1. DAS BADEN DER „ERINNERUNGSPOSTEN“
UND DER „IDENTITÄTSKERNE“
In einem Interview der Badischen Neuesten
Nachrichten mit dem Landesvorsitzenden von
Ungern-Sternberg wurde auf die politische
Zurückhaltung der badischen Heimat bei aktuellen
Fragen in der Vergangenheit hingewiesen.
In Zukunft dagegen hält es der Vorsitzende
für angezeigt, „sich zu Wort zu melden,
sobald es um badische Belange geht“.
Die Option für die Notwendigkeit der politischen
Stellungnahme des Landesvereins ist
über 25 Jahre alt. Schon 1982 schrieb L.
Vögely: „Wir werden in Zukunft mehr Stellung
beziehen müssen und unsere Meinung deutlicher
zu sagen haben, damit wir helfen, das zu
erhalten, was lebensnotwendig ist: eine menschengerechte
Heimat“ (BH 2/1982, S. 179).
Wenn sich der Landesverein in Zukunft zu
Wort melden will, sobald es um badische
Belange geht, muss gefragt werden, was denn
nach 57 Jahren „Baden in Baden-Württemberg“
unter Baden zu verstehen sei.
Am 9. November 1918 gab Reichskanzler
Prinz Max von Baden [1867–1929] ohne eine
formelle Erklärung von Kaiser Wilhelm II.
[1859–1941] abzuwarten dessen Abdankung
bekannt. Zugleich übertrug er die Regierungsgeschäfte
auf den Reichstagsabgeordneten
Friedrich Ebert [1871–1925]. Am selben Tag
rief Philipp Scheidemann [1865–1939] vom
Berliner Reichstag die Deutsche Republik aus.
Einen Tag später, einem Sonntag, wurde eine
provisorische Landesregierung in Karlsruhe
unter dem Mannheimer Sozialdemokraten Anton
Geiß [1858–1944] gebildet. Die Ausarbeitung
einer neuen Landesverfassung nahm die
vorläufige badische Landesregierung zügig in
Angriff. Sie entschied sich, einen vorläufigen
Entwurf nicht selbst zu erstellen, sondern dies
einer Arbeitsgruppe zu überlassen. Die abschließende
Ausarbeitung der neuen Verfassung
sollte durch eine verfassungsgebende
badische Nationalversammlung erfolgen, deren
Wahl am 22. November 1918 angeordnet
und auf den 5. Januar 1919 festgesetzt wurde.
Im 19. Jahrhundert wanderten alleine in
den Jahren 1840–1883 etwa 219 000 Badener
nach Amerika aus. Durch wirtschaftliche
Reformen, eine stark anwachsende Bevölkerung,
die durch Realerbteilung im Westen
und Südwesten herbeigeführte Bodenzersplitterung
und die Gewerbefreiheit im Handwerk
stiegen sowohl die transnationale als
auch die interne Migration sprunghaft an. Zu
den entscheidenden Auslösern der rapide
anwachsenden Auswanderung können die
Teuerungs- und Ernährungskrisen in den
1830er und 1840er Jahren gezählt werden, die
durch Missernten und anhaltenden Lohndruck
entstanden sind. Die Landwirtschaft, das hausindustrielle
Gewerbe und das Handwerk konnten
die enormen Bevölkerungsmassen nicht
mehr beschäftigen, und das aufstrebende
Fabrikwesen war noch nicht imstande das
Überangebot an Arbeitskräften aufzunehmen.
Landesvorsitzender der Badischen Heimat
von Ungern-Sternberg eröffnete im Regierungspräsidium
Freiburg, Basler Hof, die Wanderausstellung
anläßlich des 100 jährigen
Jubiläums des Landesvereins. Anwesend waren
Minister Willi Stächele MdL, Regierungspräsident
Julian Würtenberger und Oberbürgermeister
Dr. Dieter Salomon, als Vertreter
des Landes Baden-Württemberg, des Regierungspräsidiums
Freiburg und der Stadt
Freiburg.