Die 50 zuletzt veröffentlichten Dokumente
„Auf diesem Weg fiel mir das schöne Mahlberg mit seinem Schloss auf wegen seiner schönen Lage“ schrieb der Maler Anselm von Feuerbach in sein Tagebuch anlässlich einer Wagenfahrt, die er als Jüngling, von Freiburg kommend, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts unternommen hat. Auch wenn sich seither von der Bebauung her gravierende Veränderungen ergeben haben, die das Landschaftsbild nachhaltig prägen, ist das Mahlberger Schloss wie es auf einem aus der Rheinebene herausragenden Basaltkegel thront, nach wie vor ein reizvolles Malmotiv für Künstler.
Das Ichtratzheimsche Haus in Ettenheim, Rohanstraße 21, wurde durch die Entführung des Prinzen Louis-Antoine-Henri de Bourbon-Cancle, Duc d Enghien, im Jahr 1804 europaweit bekannt. Er wohnte von 1801 bis 1804 als Mieter im oberen Stockwerk beim Eigentümer des Hauses dem Freiherrn Franz Reinhard Hannibal Albertini von Ichtratzheim, der das Erdgeschoss bewohnte. Der Duc d'Enghien zahlte für seine Wohnung mtl. nur 33 livres Miete. In der Nacht vom 14. zum 15.03.1804 wurde das Haus von französischen Dragonern und Gendarmen umstellt. Der Herzog von Enghien wurde auf Befehl Napoleons gefangen genommen und über den Rhein nach Vincennes/Paris entführt, wo er nach kurzer Gerichtsverhandlung am 21.03.1804 erschossen wurde. Über diesen Vorfall wurde vieles geschrieben, wobei sich die Berichte in Einzelheiten unterscheiden. Es erscheint mir schon aufgrund dieses berühmten Ereignisses oder - wie viele meinen - politischen Verbrechens berechtigt, über das Ichtratzheimsche Haus und dessen Eigentümer von Baubeginn an bis heute zu berichten. Außerdem ist das Wohngebäude in seiner einfachen und schönen Form eine besondere Sehenswürdigkeit in der Ettenheimer Altstadt. Das barocke Anwesen liegt in der Pfarrgasse in einem Umfeld von alten Mauern und Häusern. Es ist das einzige in der Ettenheimer Kernstadt noch erhaltene alte „Herrenhaus“.
Hermann Person
(2011)
„Do kansch au alemannisch schwätze“ stand über zwölf Jahre an der Tür des Freiburger Regierungspräsidenten Hermann Person, der sich während seiner gesamten Amtszeit als kompromissloser Verteidiger südbadischer Rechte in Stuttgart verstanden hat. Ganz in diesem Sinne pflegte der Regierungspräsident auch stets zu sagen, in Baden-Württemberg gebe es drei Regierungspräsidien und Südbaden. Bei seiner Behörde handelte es sich für den Regierungspräsidenten „nicht (darum) nur Repräsentant der Landesregierung und >Vollstrecker< ihres Willens zu sein, sondern zugleich Sprecher und Anwalt der südbadischen Interessen gegenüber der Stuttgarter Zentralinstanz“, kurz die Aufgaben eines „Landschaftspräsidenten“ wahrzunehmen. Im Folgenden soll der Lebensweg Hermann Persons, seine Heimatverbundenheit, die ihren Ausdruck in seiner Tätigkeit als Abgeordneter und Regierungspräsident fand, einmal nachgezeichnet und damit zugleich ein kleiner Beitrag zur Geschichte des südbadischen Landesteils geleistet werden.
Sophie Haufe
(2011)
In diesem Jubiläumsjahr 2010, in dem in Badischen Landen des 250. Geburtstags Johann Peter Hebels gedacht wurde, soll auch an eine treue Wegbegleiterin und langjährige Brieffreundin Hebels erinnert werden: an Sophie Haufe, Gattin des Christoph Gottfried Haufe aus Straßburg. Sophie Haufe führte eine lebhafte Korrespondenz mit Hebel, sie hat seine zahlreichen Briefe sorgsam verwahrt und so für die Nachwelt erhalten; leider sind keine Briefe von ihrer Hand mehr vorhanden, die sie an Hebel schrieb. Jedoch hat sie in ihren letzten Lebensjahren mit Fleiß ihre „Zeit- und Hebelerinnerungen“ aufgeschrieben mit dem Wunsch, ihren Enkelkindern so Einblick in ihr Leben zu geben, sie teilnehmen zu lassen an vergangenen Zeiten im Hause der Familie Haufe. Dass es auch andere Leser geben könnte, die 150 Jahre später an ihren Aufzeichnungen interessiert sein würden, hat sie sicherlich nicht ahnen können!
Katharinenmarkt
(2011)
Der Katharinenmarkt in Seelbach hat eine lange, wechselvolle Geschichte. Er wird gute, fette Zeiten gesehen haben, in denen gehandelt und gewuchert wurde wie überall, wo sich Menschen und Waren begegnen. Aber oft genug waren die Geschäfte mager, und mehr als einmal überfielen wilde Reiter das Tal, welche den Leuten in den Geldsack griffen oder gleich an die Gurgel. Die Fehden der Grundherren, der Dreißigjährige Krieg, Marschall Turenne, in Straßburg auf der Schanz, Pest für die einen, Cholera für die anderen, der Herr Hitler für alle, und Gott nicht mit jedem. Der Zweite Weltkrieg war gerade ein Dutzend Jahre vorüber, da pulsierte der Katharinenmarkt in den Dorfstraßen schon wieder mit frischer Lebenskraft und wurde in den Jahren des Wirtschaftswunders zu diesem einzigartigen Volksfest im Geroldsecker Land.
Erinnerungen an die Oberbadische Zigarrenindustrie am Beispiel der Firma Franz Geiger, Oberweier
(2011)
Vor etwa hundert Jahren, in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, hatte in Oberbaden eine Industrie ihren Höhepunkt erreicht, die damals gerade mal seit zwei Generationen existierte und nach weiteren zwei Generationen, Mitte der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts, wieder völlig verschwunden war. Die Rede ist von der Zigarrenindustrie. Im Jahr 1912 bestanden in den damaligen Amtsbezirken Lahr, Offenburg und Emmendingen 128 Unternehmen mit insgesamt 315 Produktionsstätten, mit schätzungsweise rund 14.000 Arbeitskräften. Einige Firmen wie zum Beispiel Joh. Neusch in Herbolzheim hatten sogar Filialen im Elsass gegründet.
Auch ein Lahrer Prozess
(2011)
Wer heute auf halber Höhe der Lahrer Marktstraße Halt macht und vor dem „Wolkenkratzer“ sich ein Bierchen, einen Kaffee oder sonst was gönnt, ahnt nicht, dass an eben dieser Stelle vor guten 200 Jahren aus einem Schweinestall friedliches Gegrunze tönte und dem zugehörigen „Dungplätzle“ strenge Gerüche entströmten. Schweineställe innerhalb der Mauern von Lahr gehörten damals durchaus zur Ausstattung eines Anwesens. Kleinstadtidylle, gute alte Zeit - könnte man meinen, doch genau an dieser Stelle entstand im Jahre 1808 ein Streit, und da die Parteien sich nicht einigen konnten, kam es zu einem Prozess. Schweinestall und Dungplätzle hatten sich in einen Zankapfel verwandelt, und wo man jahrzehntelang mit Handschlag und gutnachbarlichen Gefühlen Gemeinschaftsrechte am Hofareal praktizierte, waren Zank und Hader eingekehrt.
Viele Wenig machen ein Viel
(2011)
Der älteste, seit 1801 noch immer erscheinende Jahreskalender „Lahrer Hinkender Bote“ war nicht nur ein Geschichtenerzähler und Berichterstatter interessanter Neuigkeiten und Ereignisse aus Deutschland und der weiten Welt. Er vollbrachte auch eine der großen sozialen Taten des 19. Jahrhunderts, indem er den Anstoß und die Durchführung zur Gründung des ersten deutschen Reichsweisenhauses gab. Schon vor der Gründung des Deutschen Reichs als Nationalstaat gab es hier und da Armen- oder Waisenhäuser. Diese nahmen aber fast immer nur Kinder aus dem jeweiligen Wohnort auf. Das erste Waisenhaus nach der Reichsgründung 1871 entstand somit in Lahr und nahm Jungen auch aus anderen Staatenbünden und Ländern auf, woraus sich der Name „Erstes Deutsches Reichswaisenhaus“ ergab. In seinen Ausgaben von 1877 bis 1938 veröffentlichte der Bote regelmäßig Beiträge und Berichte über alle Aktivitäten, den Erwerb des Hauses, über die vielen Spender und Fechtvereine und die jährlichen Rechnungslegungen.
Am Anfang stand sicherlich kein architektonisch ausgereifter Plan, nach dem Ottenheim erbaut wurde. Es war in der vermutlich alemannisch-fränkischen Zeit sicherlich auch kein landschaftlich gesehen besonders hervorgehobener Platz, der den fränkischen Edlen namens Uto oder Oto besonders reizte, sich hier niederzulassen und eine Siedlung zu gründen. Was ihn dennoch an dieser Stelle reizte, war neben einem überschwemmungsfreien Platz sicherlich auch die ehemalige Römerstraße, die bei Hugsweier von der dortigen Heerstraße abzweigte und schnurgerade nach Westen und hier über den Rhein führte. Sie war es wohl auch, die ihm und seinen Gefolgsleuten sozusagen als Vorgabe bei der Anlegung ihrer Höfe diente. Diese erste Häusergruppe mit den dazugehörenden Feldern, Wiesen, Wäldern und Gewässern kann deshalb als die Keimzelle des heutigen Ottenheims angesehen werden. Vermutlich war es so, dass die Bauern hinter ihren Höfen den Wald rodeten und so ihr Ackerland erweiterten. Aber das war damals sicherlich nur der erste Ansatzpunkt zu einer an einem wichtigen Handelsweg gelegenen rasch wachsenden Siedlung. Wo diese Gebäulichkeiten genau standen, darüber gibt es keine Hinweise oder Planunterlagen.
Der vorliegende Aufsatz schließt an den Beitrag "Archäologischer Survey im Schuttertal - Ein Beitrag zur Besiedlungsgeschichte des Schwarzwalds" im Geroldsecker Land 52, 2010, S. 72-82 an. Die umfangreichen Feldbegehungen wurden seither bis zum 21. Mai 2010 fortgesetzt. Inzwischen sind 190 Felder, das sind 83 % des Gesamtbestandes, begangen. Davon entfallen 98 Felder auf das Stadtgebiet Lahr, 50 Felder auf die Gemeinde Seelbach und 42 Felder auf die Gemeinde Schuttertal. Nur auf etwa 35 Feldern wurden wichtige, aussagekräftige Funde gemacht. Gegenüber dem ersten Bericht hat sich der Anteil der "fündigen" Felder auf unter ein Fünftel verringert. Das bedeutet, dass über vier Fünftel der Äcker im Schuttertal mehr oder weniger fundleer oder fundarm sind. Es ist also im Schwarzwald ein deutlich erhöhter Arbeitsaufwand notwendig, um zu guten Ergebnissen zu gelangen. Im Schnitt müssen hier beispielsweise knapp SO Felder begangen werden, um eine römische Fundstelle zu ermitteln.
Die Auseinandersetzung mit Verkehrsfragen ist für die Gemeinde Friesenheim auf Grund der besonderen geographischen Lage zwischen Rhein und der Vorbergzone an der Tagesordnung. Wie keine andere Gemeinde im Ortenaukreis ist Friesenheim von Verkehrsadern durchzogen. In Nord-Südrichtung zerschneiden die Bundesautobahn A 5, die Bundesstraße 3 und die beiden Schienenstränge der Rheintalbahn auf der Strecke Basel - Hamburg die Gemarkung. Wen nimmt es da Wunder, dass auch die östliche römische Rheintalstraße auf der Friesenheimer Gemarkung zu finden ist. Die ehemalige Römerstraße liegt direkt westlich der Bahntrasse und ist teilweise identisch mit dem Verlauf der heutigen Bundesstraße 3. Diese Straße dürfte bis zum Bau der modernen Verkehrswege weit über das Mittelalter hinaus für unsere Gegend bestimmend gewesen sein.
Mit einer Sammlung von Grußkarten aus der Zeit um 1900 soll in dieser Ausgabe des „Geroldsecker Landes", in der es um Straßen und Wege geht, auch an den Schienenweg des „Ettenheimer Bähnles" erinnert werden, der etwa fünfzehn Jahre nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 und der Angliederung des Elsass an das Deutsche Reich von der Straßburger Straßenbahngesellschaft geplant worden war. Nach den Vorstellungen der Straßburger Ingenieure sollte eine Schmalspurbahn von Ettenheimmünster über den Rhein hinweg bis in die Vogesen geschaffen werden. Als Endstation war das Winzerstädtchen Barr am Fuße des Odilienberges vorgesehen. Auf der schon 1873 zwischen Rheinau und Kappel errichteten Schiffsbrücke sollten Pferde die Eisenbahnwaggons zum elsässischen Ufer ziehen. Die Lokomotive müsste, da diese Last für die schwankende Rheinbrücke zu schwer sei, am badischen Ufer bleiben. Um das Scheuwerden der Pferde zu verhindern, erklärte der Ingenieur den um die Sicherheit besorgten Zuhörern im Adler in Ettenheim, bekämen die Pferde ganz einfach Scheuklappen aufgesetzt.
Die Schillerstraße in Lahr
(2011)
Besonders friedfertig waren die Lahrer nie. Immer wieder bescheinigte man ihnen einen „seit alters eingewurzelten streitbaren Geist" und eine rücksichtslose, keine Kosten scheuende Prozesssucht. Das galt sowohl für den privaten als auch für den offiziellen Bereich. Als Lahr 1803 badisch wurde, warnte der Oberamtmann Langsdorff vor Uneinigkeit, die zur gänzlichen Zerrüttung führen könne, und rief ihnen zu: Eintracht ernähret, Zwietracht zerstöret. Er sprach aus Erfahrung. Ein Beispiel besonderer Art bietet dafür ein Streit, der sich über Jahrzehnte hinzog und der eine Straße betraf, die heute nicht mehr aus der Innenstadt wegzudenken ist. Es handelt sich um die heutige Schillerstraße. Vom Dinglinger Tor konnten die Lahrer bis dahin allenfalls auf einem Trampelpfad zwischen wohlbepflanzten Gärten in gerader Linie dorthin gelangen, wo heute die Kirche Sankt Peter und Paul steht.
Hohlwege sind eine spannende Erscheinung in den Lössgebieten der Vorbergzone und am Schwarzwaldrand. Sie finden sich meist zwischen den in diesem Landschaftsteil eingebetteten Ortschaften. Hohlwege sind unbeabsichtigt entstanden. Es sind alte Wege, die sich durch Benutzung des Menschen langsam, oft über Jahrhunderte in den Löss eingetieft haben. Der Mensch lockerte mit seinen Wagenrädern und den Hufen der Zugtiere den weichen Untergrund, der dann über ein vorhandenes Gefälle aus den sanften Hügeln der Vorbergzone bei Regen bergab gespült wurde. Im Laufe der Zeit wird so ein Hohlweg in die Landschaft hinein modelliert. Ein Hohlweg ist Teil des heutigen und Zeugnis des historisch gewachsenen Wegenetzes. Ebenfalls stellt er ein Naherholungsgebiet mit angenehm klimatischen Wirkungen dar. Spaziergänger und Radfahrer erleben ihn feuchtkühl im Sommer und windgeschützt im Winter. Darüber hinaus ist er ein geologischer Aufschluss, der einen Blick in unsere jüngere Erdgeschichte der Eiszeiten ermöglicht. Und schlussendlich ist ein Hohlweg mit seinen verschiedenen Strukturen ein wichtiger Lebensraum und Rückzugsgebiet vieler Tier- und Pflanzenarten.
Fast versteckt blinzelt das einstige Dammmeister- oder auch Rheinwärterhaus mit seinen malerischen Giebeln und Dachgauben hinter dem Rheindamm bei Ottenheim hervor. Es scheint, als ob hier die Zeit inmitten der Natur einfach stehen geblieben ist. Obwohl es direkt am Rheindamm steht, gehört es zu den Häusern in Ottenheim, die die beiden letzten Kriege unbeschadet überstanden haben und bis heute sowohl innen als auch außen weitgehend im ursprünglichen Zustand erhalten sind. Das 1878 in regionaltypischer Fachwerkbauweise errichtete Gebäude ist jedoch nicht nur ein zauberhaftes bauliches Kleinod, das aus bauhistorischer Sicht sicherlich auch ein richtiges Filetstück darstellt, sondern es ist auch ein Stück Alt-Ottenheim. Denn dort draußen am Rhein atmet noch ein kleines bisschen die sogenannte "gute alte Zeit". Selbst die nüchtern rechnenden und kalkulierenden, sich ganz an gesetzliche Vorgaben und trockene Verwaltungsvorschriften orientierenden Fachbeamten der Offenburger Projektgruppe für das integrierte Rheinprogramm erkennen in dem Gebäudeensemble ein Schmuckstück und ein wirkliches Idyll. Aber das stattliche Haus, das sich mit seiner schmucken Form so trefflich in die Landschaft einfügt, hat auch einen historischen Wert.
Das leidige Band
(2011)
Wer heute auf der Dinglinger Hauptstraße vom Hirschplatz stadteinwärts fährt, wundert sich vielleicht über den regen Verkehr, ahnt aber nicht, welche Probleme diese Straße im Laufe ihrer Geschichte bereitet hat. Jahrhundertelang war sie der einzige Zugang nach Lahr von Westen wie von Norden. Die Nord-Süd- und die West-Ost-Verbindungen kreuzten sich am Hirschplatz. Wie ein offenes Scheunentor präsentierte sich Dinglingen jahrhundertelang an dieser Stelle den Reisenden, durchziehenden Soldaten, Handelstreibenden, Bettlern, wandernden Handwerksburschen usw.
Um 90 n. Chr. besetzte Rom den Mittleren Neckarraum und schob seine Grenze bis ans Ostufer des Flusses vor. Von den um diese Zeit zur Grenzsicherung und Erschließung des Hinterlandes errichteten Kohortenkastellen sind für den Bietigheimer Raum die Kastelle Walheim und Benningen die nächstgelegenen. Eroberungskämpfe sind im Zusammenhang mit dieser Expansion vom Rhein zum Neckar weder in schriftlichen Quellen erwähnt noch durch die Archäologie greifbar. Zum einen war die vorrömisch-keltische Bevölkerung in jener Region sehr gering und zum anderen erkannte diese wohl auch rasch die Vorteile, welche die Zugehörigkeit zum Imperium Romanum mit sich brachte. Vor allem der Schutz durch die an der Grenze stationierten Soldaten, die gleichzeitig Abnehmer der landwirtschaftlichen Überschüsse waren, sowie der nun erleichterte Kauf von Waren aus dem Mittelmeerraum, wie etwa Olivenöl oder Wein, dürften die Menschen schnell Rom gegenüber gewogen gemacht haben.
Noch heute sieht man den erhaltenen Festungen im Zentrum Baden-Württembergs und der ehemals württembergischen Festung Hohentwiel
in der Nähe des Bodensees auf den ersten Blick ihre einstige überragende Bedeutung an. Einige dieser großen Anlagen wie der Hohentwiel, der Hohenurach oder der Hohenneuffen beherrschen als markante Punkte in der Landschaft das weitere Umland. Andere Festungen wie Hohentübingen oder Hohenasperg wurden umgebaut, um sie einer neuen Nutzung zuzuführen. Die imposanten Ausmaße und die erhaltenen Befestigungsanlagen vermitteln aber noch eine gute Vorstellung vom einstigen militärischen Zweck dieser Anlagen. Ihre Geschichte während des Dreißigjährigen Krieges kann man nur im größeren Zusammenhang betrachten. Deshalb muss man bei einer Studie über die Festung Hohenasperg im Dreißigjährigen Krieg auch andere württembergische Festungen in die Betrachtung einbeziehen.
Nach der langen Regentschaft Herzog Carl Eugens (1737–1793) waren ihm seine Brüder Ludwig Eugen (1793–1795) und Friedrich Eugen (1795–1797) in der Herrschaft in Württemberg gefolgt. Nach Friedrich Eugens Tod im Dezember 1797 konnte dessen Sohn Friedrich Wilhelm Karl von Württemberg eine längere Regierungszeit als seine beiden Vorgänger antreten. In einer Epoche grundlegender politischer und gesellschaftlicher Umbrüche lenkte er nahezu zwei Jahrzehnte lang die Geschicke seines Landes. Friedrich, geboren 1754 in Pommern, war ab 1780 verheiratet gewesen mit Prinzessin
Auguste Karoline von Braunschweig-Wolfenbüttel, die jedoch 1788 nach unglücklicher Ehe starb. 1795 nahm der 41 Jahre alte Witwer Kontakt auf zu der 29-jährigen Kronprinzessin Charlotte Auguste Mathilde von Großbritannien. Im Mai 1797 wurde in London die Hochzeit gefeiert. Das Paar blieb kinderlos.
John F. Ballier (1815-1893)
(2021)
Der in Philadelphia erscheinende »Schwäbische Merkur« verkündete am 17. Oktober 1885: »Eine Lebensgeschichte des Generals Ballier zu schreiben, heiße ein Stück der amerikanischen Geschichte zu schreiben.« Höhepunkte aus seinem Leben erzählen, warum die Zeitung zu dieser Einschätzung kam: John F. Ballier schützte 1844 eine Kirche vor der Zerstörung in den antikatholischen Ausschreitungen in Philadelphia. Er rettete 1864 das US-Kapitol in Washington vor einem Anschlag der Armee der Südstaatler. Er gewann die Aufmerksamkeit Abraham Lincolns, wurde zum
General befördert und gründete 1873 das Cannstatter Volksfest Philadelphias. Ballier erlebte einen kometenhaften Aufstieg beim amerikanischen Militär. Er beeinflusste nicht nur Philadelphias Geschichte, sondern auch den amerikanischen Bürgerkrieg und sogar das internationale Strafrecht. Der Spannungsbogen seines Lebens reicht bis in die Gegenwart: Balliers Papiere enthalten einen möglichen Fingerabdruck von Abraham Lincoln, der aktuell überprüft wird. Trotzdem wurde nur wenig über ihn in Deutschland veröffentlicht.
"Fasse dich kurz!"
(2021)
Die Erfindung des Telefons und dessen konsequente Weiterentwicklung bis zur Praxistauglichkeit veränderte ausgangs des 19. Jahrhunderts das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben in einem damals nicht vorhersehbaren Ausmaß. Endlich ist es möglich geworden, mit einem Geschäftspartner oder einem Freund ohne zeitlichen Versatz, also »live«, in Kontakt zu treten, was bislang mit Briefen oder Telegrammen nicht möglich war. Gewerbetreibende erkannten die neuen Möglichkeiten, die ihnen das Telefon bot, recht schnell. Sie waren die ersten, die diese Vorteile für sich nutzen wollten, während Privatpersonen, teils aus Kostengründen, aber auch aus Zurückhaltung allem Neuen gegenüber, eher verhalten reagierten. Ludwigsburg machte da keine Ausnahme. Mitte 1886, nur rund fünf Jahre nachdem in Deutschland die ersten Telefonnetze eingerichtet wurden, »klingelte« auch hier das erste Telefon. Ein guter Anlass, die Entwicklung dieser in der Stadtgeschichte bisher immer nur am Rand gestreiften bedeutenden technischen Errungenschaft ausführlich darzustellen, wobei auf die nähere Erläuterung technischer Geräte und deren Funktionen verständlicherweise verzichtet wird.
Ein Opfer des NS-Regimes?
(2021)
Vor einiger Zeit übernahm das Kreisarchiv aus der Hauptregistratur des Landratsamts einen größeren Bestand an Altakten der Kommunalaufsicht. Darunter befanden sich auch Personalakten über verstorbene ehemalige Bürgermeister der Kreisgemeinden. Eine erste kursorische Durchsicht ließ vermuten, dass es sich ausschließlich um Akten aus dem Zeitraum nach 1945 handelt. Bei der Verzeichnung des Bestands stellte sich dann jedoch heraus, dass vereinzelt die Akten auch Bürgermeister betrafen, die vor 1945 amtiert hatten. Dies machte neugierig, insbesondere in den drei Fällen, wo die Amtszeit laut Beschriftung des Aktendeckels in den Jahren 1933/34 endete. Der erste und vermutlich auch naheliegendste Gedanke war, dass diese drei Bürgermeister in der Anfangszeit der NS-Herrschaft ihr Amt aus politischen Gründen verloren hatten. Doch bei näherem Hinschauen zeigte sich, dass die Verhältnisse nicht ganz so einfach lagen und – wie im Folgenden am Beispiel des Bürgermeisters Paul Eberle verdeutlicht werden soll – schon gar nicht eindeutig waren.
Am 28. April 1948 sandte das Amtsgericht Münsingen ein Schreiben an sämtliche württembergische Gesundheitsämter wegen der »Voruntersuchung gegen Dr. med. Stähle u.a. wg. Mords; hier: Kindereuthanasie in sogenannten Kinderfachabteilungen«. Das Amtsgericht führte seit Juli 1947 die Voruntersuchungen zum württembergischen Grafeneck-Prozess durch, mit dem Anspruch, den Tatkomplex der nationalsozialistischen »Euthanasie« mit den Vorgängen und Verantwortlichkeiten um die Tötungsanstalt Grafeneck möglichst umfassend aufzuklären. Dieser Anspruch umfasste somit auch
die Aufklärung über die Tatbeteiligung der Angeklagten an der Ermordung von Kindern im Rahmen der zentral gesteuerten Kinder-»Euthanasie« in Württemberg in sogenannten »Kinderfachabteilungen«. Die Angeklagten aus dem württembergischen Innenministerium, Eugen Stähle und Otto Mauthe, waren in ihrer Position mitverantwortlich für die Durchführung von Kinder-»Euthanasie« und »Aktion T4«.
Kontinuität und Neubeginn
(2021)
Mit der Eingliederung in die Stadt Ditzingen am 1. Juli bzw. 1. Dezember 1971 endete die kommunale Eigenständigkeit der Strohgäu-Gemeinden Schöckingen und Heimerdingen. Dieser Schritt, beschlossen durch die beiden Gemeinderäte unter großer Zustimmung der Bürgerschaft, war Teil
der umfassendsten Verwaltungsreform der Nachkriegszeit in Baden-Württemberg. Für die betroffenen Kommunen war es eine historische Zäsur. Es sei »ein großes Anliegen, dass auch nach vollzogener Eingliederung in die Stadt Ditzingen die besondere Eigenart dieses Gemeinwesens mit großer Tradition beibehalten und gepflegt wird. Dafür hatte und hat man in Ditzingen größtes Verständnis und es wird eine unserer vornehmsten Aufgaben sein, dies im Rahmen des Ganzen auch ständig sicherzustellen«, versprach der Ditzinger Bürgermeister Hans Scholder in einer Grußbotschaft im Mitteilungsblatt für den Stadtteil Heimerdingen – und tatsächlich haben sich Heimerdingen und Schöckingen bis heute ein hohes Maß an Unabhängigkeit und eine eigene Identität bewahrt. Dennoch fiel die Aufgabe der rechtlichen Eigenständigkeit und der ausschließlichen Bestimmung über die eigenen Angelegenheiten vielen Bürgern nicht leicht. Was die Beweggründe für das entscheidende Votum waren, welche Alternativen sich boten und welche unmittelbaren Folgen sich für die betroffenen Ortschaften ergaben: Mit diesen und anderen Fragen soll sich der nachfolgende Aufsatz beschäftigen.
Anlässlich des Tags der Archive 2016 zeigte das Stadtarchiv Ludwigsburg eine Fotoausstellung zum Leben der Helene Guttman (1895–1985), die in
Ludwigsburg als Helene Seitz geboren wurde. Das Thema des bundesweiten Tags der Archive lautete »Mobilität im Wandel«. Das Leben Helene Guttmans verdeutlicht beispielhaft den außergewöhnlich hohen Mobilitätsgrad dieser weltoffenen Frau, der mit Sicherheit weit über dem vergleichbarer Personen der damaligen Zeit liegt. Im Mittelpunkt des Lebens von Helene Guttman steht die Auswanderung aus der schwäbischen Heimat in die Vereinigten Staaten. Eine Reise, die das Leben von Helene Guttman nachhaltig veränderte und gleichzeitig ein Beleg für ihre große Neugier und Flexibilität ist. Hinzu kommen aber auch die familienbedingten Aufenthalte in Ludwigsburg sowie die zahlreichen Urlaubsreisen und Wochenendausflüge,
die Helene zeit ihres Lebens unternommen hat.
"Durch diese hohle Gasse …"
(2021)
Beim Wort »Hohlweg« denkt man zunächst an die grandiosen Hohlwege des Kaiserstuhls oder an die »Hohle Gasse« in Schillers »Wilhelm Tell«. Wer die Lösslandschaft des Kraichgaus kennt, weiß, dass es auch dort imposante Hohlwege gibt. Aber auch im Landkreis Ludwigsburg gibt es »Hohle Gassen«, sogar recht idyllische. Mergelhohlen sind eine Besonderheit der alten Weinbaulandschaft des Neckarlandes, Zeugnisse einer vielfältig genutzten Kulturlandschaft. Beide Kulturlandschaftselemente, die ähnlich aussehen, aber ganz unterschiedlich entstanden sind, verdienen eine nähere Betrachtung. Hohlwege entstanden in der Regel durch fließendes Wasser in wenig widerstandsfähigem Gesteinsmaterial. Sie bildeten sich also nur in Hanglage. Man muss den Vorgang in der Vergangenheitsform beschreiben, denn seit es Bagger, Lastwagen und Asphalt gibt, hat man allüberall den Eintiefungsvorgang durch Befestigung und Versiegelung der Fahrbahn sowie verrohrte Wasserabflüsse »stillgelegt«. Heute gibt es kaum noch »aktive« Hohlwege, und wenn, dann nur an untergeordneten Feld- oder Waldwegen. Sieht man an Straßen oder Wegen mehr oder weniger hohe Böschungen, kann man sichergehen, sofern es sich nicht um neu geschaffene Straßeneinschnitte oder Lärmschutzwälle handelt, dass es sich um einen alten Weg aus der Zeit handelt, als unsere Verkehrswege noch nicht befestigt waren.
25 km nördlich der Landeshauptstadt Stuttgart liegt das landschaftlich überaus reizvolle Bottwartal im Nordosten des Landkreises Ludwigsburg. Die
dem Tal von Westen zufließende Kleine Bottwar hat eine weite Bucht geschaffen und lässt die drei landschaftsprägenden Zeugenberge Wunnenstein, Köchersberg und Forstberg besonders markant hervortreten (Abb. 1). Am Nordrand dieser Bucht, am Fuße des 394 m hohen Wunnensteins, hart an der Kreisgrenze zum Landkreis Heilbronn, liegt sanft eingebettet zwischen Reben und Obstwiesen das Dorf Winzerhausen (Abb. 2). Schon der Ortsname verrät, dass es sich bei Winzerhausen um eine Ausbausiedlung handelt, die von einem älteren Mutterort gegründet wurde. Die Endung »-hausen« lässt sich unschwer von Häuser herleiten und bedeutet so viel wie eine feste Wohnstätte. Winzerhausen wurde wohl von Großbottwar aus gegründet, dem seit dem Frühmittelalter bestehenden Hauptort des mittleren Bottwartals. Obwohl man bei dem durch den Weinbau geprägten Ort meinen könnte, dass das Wort »Winzer« sich auf den Berufsstand bezieht, ist dem nicht so. Bei uns in Württemberg heißen die Weingärtner »Wengerter«, Winzer hingegen gibt es im Badischen oder in der Pfalz. Das Dorf wurde 1247 erstmals als »Winzilhusen« erwähnt. Auch Andreas Kieser nennt 1685 den Ort auf seiner Forstkarte »Wintzelhausen«. Ich selbst erinnere mich noch gut daran, wie mein Großvater das Dorf stets »Wentzlhausen« nannte. Nach dem heutigen Forschungsstand kann man davon ausgehen, dass Winzerhausen ursprünglich die Siedlung des Winzo oder des Winzilo war. Deshalb ist die oft gelesene Namensdeutung »Win« von Frühjahrsweide und »Selde« von Hirtenhaus abzulehnen. Neuffer nimmt an, dass diese Siedlungsstelle schon im 6. oder 7. Jahrhundert gegründet wurde, Ziegler hingegen geht vom 8. oder 9. Jahrhundert aus. Sicherlich haben die hier hervortretenden Quellen am Furtbach zur Siedlungsgründung an dieser vor Nord- und Westwinden geschützten Stelle mit beigetragen.
Nur eine blassgraue Eintrittskarte vom 5. November 1948 ist erhalten, dazu ein Zettel mit dem Programm des ersten musica-viva-Studiokonzerts im Rathaussaal, zwei Kompositionen von Paul Hindemith. „Die junge Magd“ für Alt, Flöte, Klarinette und Streichquartett nach Gedichten von Georg Trakl sowie die Kammermusik Nr. 1 op. 24. Den Heidelberger Ohren werden allein schon mit der Instrumentierung bislang unerhörte Klänge präsentiert: ein Bläserquartett und ein Streichquartett kombiniert mit Klavier, dazu Akkordeon, eine Sirene, eine mit Sand gefüllte Blechbüchse sowie andere nicht ganz salonfähige Instrumente. In den zwölf Jahren nationalsozialistischer Rassen- und Kulturpolitik war dergleichen als „entartete Musik“ und undeutsch verpönt und verboten, jetzt in der jungen Demokratie merkt man, wie vieles man auf allen Feldern der Kultur versäumt hat. Man ist begierig nach dem Neuen.
Wie Klosteranlagen sich im Spannungsfeld zwischen Denkmalpflege und Nutzung verändert und entwickelt haben und wie sie zu ihrem heutigen Erscheinungsbild gekommen sind, wird in dieser Studie an vier herausragenden Beispielen, nämlich an Maulbronn, Lichtenthal, Allerheiligen und Ochsenhausen dargestellt. Historischer Ausgangspunkt ist der Einschnitt der Säkularisation, der einen gewandelten Umgang mit Klosteranlagen in Gang setzte.
Die Biographie des nach Reitzenstein wohl bedeutendsten badischen Reformers während des Epochenumbruchs vom Ancien Régime zur bürgerlichen Gesellschaft ist zugleich eine Geschichte des staatlichen, verfassungs- und verwaltungsrechtlichen Modernisierungsprozesses, mithin der Grundlegung des modernen Badens zwischen 1790 und 1813. Die umfassende Darstellung von Leben und Wirken Brauers spiegelt insofern eines der spannendsten Kapitel der neueren Geschichte Badens.
Die Geschichte des Landjudentums im 18. Jahrhundert ist ein noch wenig erforschtes Thema. Diese Studie befaßt sich mit über 20 jüdischen Siedlungen, die im Kraichgau zwar zu unterschiedlichen Herrschaften gehörten, aber eine Begräbnisgemeinschaft bildeten, so daß die Bewohner dieser Siedlungen ihre Toten auf dem jüdischen Verbandsfriedhof Heinsheim begruben. Thema der Untersuchung sind die Lebensumstände und das Selbstverständnis der Juden und ihr Verhältnis zur christlichen Bevölkerung. Die Arbeit beruht auf der intensiven Auswertung archivalischer und gedruckter Quellen unterschiedlicher Art und Herkunft. Quellen wie etwa Grabinschriften erhellen innerjüdische Ehrvorstellungen, herrschaftliche Attestate spiegeln hingegen die Fremdwahrnehmung durch die christliche Obrigkeit bzw. Bevölkerung wider. Dank dieser breiten Grundlage wird ein überraschend differenziertes Tableau jüdischen Lebens im ländlichen Raum sichtbar.
Erst in den letzten Jahrzehnten hat sich die bis dahin meist auf die Entstehung der frühneuzeitlichen Territorialstaaten fixierte Forschung jenen kleineren Reichsständen und ihren Zusammenschlüssen zugewandt, dank derer die Landkarte des Alten Reiches bis zur napoleonischen „Flurbereinigung“ so bunt und fragmentiert erscheint. Die Formierung der Reichsritterschaft als reichsunmittelbare Korporation und das Funktionieren des reichsritterschaftlichen Verbandes wird in dieser auf breiter Quellenbasis erarbeiteten Untersuchung exemplarisch am Beispiel des Kantons Odenwald dargestellt. Dabei geht es um die Selbstbehauptung gegenüber den mächtigeren Territorialstaaten, um die Bewältigung der Anforderungen durch Kaiser und Reich wie auch um die Frage der internen Organisation – im einzelnen um Entstehung und Konsolidierung, Mitgliederstruktur, Organe des Kantons, um die wirtschaftlichen und steuerlichen Verhältnisse – und schließlich auch um die bündnispolitischen Optionen und Entscheidungen am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges.
Im 19. Jahrhundert entwickelten sich im Königreich Württemberg die Abgaben auf Produktion und Ausschank alkoholischer Getränke, das sogenannte Umgeld, zu einer wichtigen Finanzquelle des Staates. Dieses Umgeld, vor allem auch die Formen seiner Erhebung, verursachte wie kaum eine andere Steuer jahrzehntelange Konflikte zwischen Fiskus und Steuerpflichtigen, die mit wechselnder Schärfe geführt wurden. Auf einer dementsprechend breiten Quellengrundlage analysiert die vorliegende Studie den erheblichen Steuerwiderstand in Württemberg und interpretiert ihn vor dem Horizont der damaligen Steuerkultur. Sie zeichnet damit beispielhaft aus beiden Perspektiven – des besteuernden Staates wie der besteuerten Bürger – ein Bild der Staatsfinanzierung vor dem Hintergrund der tiefgreifenden Wandlungsprozesse von Staat und Gesellschaft zwischen 1819 und 1871.
Gernsbach im Murgtal
(2006)
Gernsbach gehörte zu den im Alten Reich gar nicht so seltenen, aber bislang nur wenig erforschten kleineren Städten mit mehr als einem Stadtherrn. Die vorliegende Untersuchung liefert eine in die Territorial- und Herrschaftsgeschichte des oberen Murgtals eingebettete umfassende Stadtgeschichte Gernsbachs und untersucht alle wichtigen Bereiche städtischen Lebens – von der Gemarkung und dem städtischen Wald- und Weidebesitz, über Stadtbild, Bevölkerungsentwicklung, Stadtverfassung, Wirtschaft und Sozialstruktur bis hin zu den kirchlichen und religiösen Verhältnissen. Der Anhang mit Stammtafel, Listen der Gernsbacher Amtsträger und der dortigen Maße und Gewichte sowie ein Glossar und Register runden den Band ab.
Die Ausbildung des europäischen Mächtesystems der Neuzeit stand im Zusammenhang mit den großen politisch-religiös motivierten Auseinandersetzungen des konfessionellen Zeitalters. Am Beispiel der englisch-kurpfälzischen Beziehungen werden die Möglichkeiten einer gemeinsamen protestantischen antihabsburgischen Politik herausgearbeitet, die in der Heirat Kurfürst Friedrichs V. mit der Princess Elizabeth 1613 gipfelte, aber schließlich mit der „pfälzischen Katastrophe“ im 30jährigen Krieg endete. Neben den klassischen politik- und diplomatiegeschichtlichen Aspekten dieser dramatischen Vorgänge, die hier unter den leitenden Analysekategorien Dynastie und Konfession untersucht werden, legt diese Studie den Akzent auf die kulturellen Ausdrucksformen, die dieses Ringen in höfischer, außerhöfischer und gelehrter Öffentlichkeit in verschiedenen Medien gefunden hat: in Traktaten, Propagandaschriften, Theaterstücken, Lyrik wie auch in Musik, Festinventionen und Bildern. So werden Deutungs- und Handlungsräume der politischen Akteure wie auch die symbolischen Repräsentationen frühneuzeitlicher Außenpolitik sichtbar.
Verblichener Glanz
(2008)
Die Reichenau war eine der berühmtesten Benediktinerabteien Deutschlands. Ihre Blütezeit im frühen und hohen Mittelalter ist gut erforscht. Stiefmütterlich behandelt wurde hingegen bislang die Entwicklung der Reichsabtei im Spätmittelalter. Dieser Abschnitt ihrer Geschichte wird meist nur unter den Schlagwörtern ‚Verfall‘ und ‚Niedergang‘ subsumiert. Die vorliegende Studie geht hier neue Wege. Erstmals wird die Zeit vom Beginn des 14. bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts unter dem Konzept des ‚Wandels‘ betrachtet. Die damals vorgenommenen Anpassungsprozesse an eine sich stark verändernde Umwelt mit zahlreichen Reformen und Reformversuchen werden so ohne den Blick verstellende Wertungen analysiert. Dies geschieht mittels der Untersuchung der inneren Organisation der Reichenau, der Zusammensetzung des Konvents sowie der Beziehungen der Abtei zu weltlichen und geistlichen Herrschaftsträgern. Beleuchtet wird außerdem die Bedeutung des Klosters als religiöse und wissenschaftliche Institution. Dem darstellenden Teil schließt sich ein umfangreicher prosopographischer Anhang zu sämtlichen bekannten Reichenauer Äbten und Konventualen des Untersuchungszeitraumes an.
Mit der Reformation gewannen die Amtsträger der evangelischen Kirche im Herzogtum Württemberg großen Einfluss. Ihre Familien bildeten eine Führungsschicht im werdenden Territorialstaat, welche die geistige Haltung des Landes nachhaltig bestimmte. Am Beispiel der Familie Bidembach wird über mehrere Generationen hinweg das Wirken einer solchen Familie untersucht, wobei es nicht um eine Familienbiographie als fortlaufende Chronik geht, sondern um das Porträt einer Gelehrtenfamilie als Ergebnis von bildungs-, wissenschafts- und sozialgeschichtlichen Prozessen. Die Arbeit zeichnet
die Geschichte der Bidembachs im Kontext sich wandelnder politischer Verhältnisse von der bürgerlichen Theologen- zur Juristenfamilie und schließlich zur Familie des reichsritterschaftlichen Niederadels, die das hier abgebildete Wappen führte.
Der kurze, aber ausgesprochen heftige Krieg von 1499 zwischen der Eidgenossenschaft und König Maximilian I., je nach Sichtweise Schweizerkrieg oder Schwabenkrieg genannt, fand in der zeitgenössischen Chronistik einen raschen und breiten Widerhall. Da er als eine wichtige Etappe im Prozess der Lösung der Eidgenossenschaft vom Reich gilt, wurde die damalige Geschichtsschreibung auch rückblickend stark beachtet. Eine bislang nur als anonym bekannte und zugleich als nachrangig geltende Chronik aus der Thurgauischen Kantonsbibliothek Frauenfeld kann nun Kaspar Frey zugewiesen werden, der den Krieg als Schultheiß von Baden im Aargau und ab Sommer 1499 als Diplomat in Diensten des Abtes von St. Gallen erlebte. Durch umfassende Textvergleiche wird gezeigt, dass Freys Chronik tatsächlich eine der frühesten Überlieferungen zum Schwabenkrieg ist und direkt oder indirekt zur Grundlage mehrerer jüngerer Chronikwerke wurde, insbesondere von Niklaus Schradin, Heinrich Brennwald, und Valerius Anshelm, die ihrerseits eine größere Verbreitung fanden. Neben den Untersuchungen zur eidgenössischen Chronistik des frühen 16. Jahrhunderts und besonders zu dem Chronisten Kaspar Frey wird eine wissenschaftliche Edition seiner bislang ungedruckten Chronik geboten.
Der kurze, aber ausgesprochen heftige Krieg von 1499 zwischen der Eidgenossenschaft und König Maximilian I., je nach Sichtweise Schweizerkrieg oder Schwabenkrieg genannt, fand in der zeitgenössischen Chronistik einen raschen und breiten Widerhall. Da er als eine wichtige Etappe im Prozess der Lösung der Eidgenossenschaft vom Reich gilt, wurde die damalige Geschichtsschreibung auch rückblickend stark beachtet. Eine bislang nur als anonym bekannte und zugleich als nachrangig geltende Chronik aus der Thurgauischen Kantonsbibliothek Frauenfeld kann nun Kaspar Frey zugewiesen werden, der den Krieg als Schultheiß von Baden im Aargau und ab Sommer 1499 als Diplomat in Diensten des Abtes von St. Gallen erlebte. Durch umfassende Textvergleiche wird gezeigt, dass Freys Chronik tatsächlich eine der frühesten Überlieferungen zum Schwabenkrieg ist und direkt oder indirekt zur Grundlage mehrerer jüngerer Chronikwerke wurde, insbesondere von Niklaus Schradin, Heinrich Brennwald, und Valerius Anshelm, die ihrerseits eine größere Verbreitung fanden. Neben den Untersuchungen zur eidgenössischen Chronistik des frühen 16. Jahrhunderts und besonders zu dem Chronisten Kaspar Frey wird eine wissenschaftliche Edition seiner bislang ungedruckten Chronik geboten.
In der frühen Neuzeit gab es eine ausgeprägte geistliche Theaterkultur. In vielen Abteien, Klöstern und geistlichen Schulen kamen jährlich mehrere Dramen zur Aufführung. Sie dienten der Unterweisung der Schüler in der lateinischen Sprache, aber auch der Repräsentation der geistlichen Institutionen, die sie zur Aufführung brachten. Vor allem aber waren sie ausgerichtet auf die Gewinnung der Zuschauer und Mitwirkenden für den katholischen Glauben bzw. auf die Festigung dieses Glaubens. In der Überlieferung der Reichsabtei Marchtal hat sich eine umfangreiche Sammlung derartiger Dramen, Periochen und Libretti erhalten. Die Stücke stammen aus den verschiedensten geistlichen Einrichtungen des süddeutschen Raumes
und der angrenzenden Gebiete. Sie werden hier erstmals umfassend präsentiert und analysiert. Diese Gesamtschau verbindet interdisziplinär geschichtliche, kirchengeschichtliche und literaturgeschichtliche Aspekte und vermittelt damit einen umfassenden Einblick in einen zu Unrecht bislang wenig beachteten Teil der deutschen Kulturgeschichte.
Karl Alexander war der erste katholische Herzog in Württemberg seit der Reformation und einer der berühmten Feldherren seiner Zeit, der gemeinsam mit Prinz Eugen von Savoyen und Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden gegen Türken und Franzosen kämpfte. Seine etwa dreieinhalbjährige Regierungszeit wurde bisher meist unter der Perspektive des Wirkens und des Einflusses seines Hoffaktors Josef Süß Oppenheimer und des Bamberger und Würzburger Fürstbischofs Friedrich Karl von Schönborn beurteilt. Ständige Konflikte mit der Landschaft entzündeten sich an der vom Militär geprägten absolutistischen Herrschaftsauffassung des Herzogs, seiner katholischen Konfession und seiner außenpolitischen Orientierung auf den Kaiser. Letztere kommt auch in seiner ehelichen Verbindung mit dem katholischen Fürstenhaus Thurn und Taxis zum Ausdruck.
Besonders einschneidende Konsequenzen hatte das Restitutionsedikt von 1629 für das Herzogtum Württemberg: Mitten im Dreißigjährigen
Krieg verlor es fast ein Drittel seines Territoriums und einen noch größeren Teil seiner Einkünfte. Mit bedeutendem Besitz ausgestattete und während der Reformation säkularisierte Klöster mussten nun wieder der katholischen Seite, vor allem den hier zu restituierenden geistlichen Orden, eingeräumt werden. Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit den intensiven Anstrengungen um die Rückerlangung dieser dem Herzogtum entzogenen Klöster und weltlichen Güter. Dabei wird dieses überaus vielschichtige Geschehen sowohl aus der württembergischen Perspektive als auch aus der der Gegner, nämlich der restituierten Prälaten und deren Verbündeten, rekonstruiert. Ausgetragen wurden diese Auseinandersetzungen nicht nur mit juristischen Mitteln vor dem Reichshofrat, sondern auch auf den politischen Ebenen der Reichs- und Deputationstage und des Schwäbischen Reichskreises. Doch erst nach zwei Jahrzehnten fand dieser Konflikt mit der erfolgreichen Wiederherstellung Württembergs im Rahmen der europäischen Friedensordnung von Münster und Osnabrück seinen Abschluss.
Friedrich II. von der Pfalz (1482-1556) zählte weder zu den begeisterten Anhängern des Protestantismus, noch zu seinen entschiedenen Gegnern. Die Analyse seiner Religionspolitik eröffnet daher einen ungewohnten Blickwinkel auf die Reformationszeit: Sie zeigt einen hochrangigen wittelsbachischen Fürsten, dessen Politik nicht von religiösen Überzeugungen geleitet, sondern vorrangig auf den Erhalt von Frieden und Ordnung ausgerichtet und oftmals ganz pragmatisch von machtpolitischen Interessen bestimmt war. Als Regent der Oberpfalz, Diplomat im Dienst Kaiser Karls V. sowie seit 1544 als Kurfürst von der Pfalz musste sich Friedrich dennoch mit dem im Reich und in seinen Territorien schwelenden und eskalierenden Religionskonflikt auseinandersetzen. In den kriegerischen Konflikten der Zeit rang er um den Erhalt seiner mittleren, keiner der beiden Konfessionsparteien verpflichteten Position. Reichspolitisch nahm er als Vermittler an nahezu allen wichtigen Verhandlungen teil, die 1555 schließlich in den Augsburger Religionsfrieden mündeten. In seinem Territorium führte ihn der Respekt vor der persönlichen Gewissensentscheidung zu einer weitgehenden Duldung beider Konfessionen. Den spät gefassten Entschluss zur offiziellen Einführung der Reformation in der Kurpfalz konnte Friedrich II. nicht mehr in die Tat umsetzen.
Die lange wenig beachtete Chronica von Johannes Carion von 1532, an deren Abfassung und Überarbeitung der Reformator Philipp Melanchthon nicht unmaßgeblich beteiligt war, zählte im 16. Jahrhundert zu den ›Bestsellern‹ der volkssprachlichen Historiographie. Das im Kontext von Reformation, Türkenkriegen und Endzeiterwartungen entstandene Werk nahm eine Mittlerfunktion zwischen dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit ein, wie aufgrund der Analyse der zugrunde liegenden Quellen und der Rezeption der Chronik durch die protestantische Geschichtsschreibung gezeigt werden kann. Die Popularität der Carionschronik, mit der die Autoren auch auf die reichspolitische Situation des Jahres 1532 einwirken wollten, erklärt sich nicht zuletzt dadurch, dass ihre Verfasser dem Leser eine Orientierung für seine aus den Fugen geratene Gegenwart an die Hand zu geben versuchten und dazu auf ihm vertraute Geschichts- und Weltdeutungskonzeptionen des Mittelalters zurückgriffen.
Ortsnamen sind wertvolle Sprachzeugnisse, die als wesentlicher Bestandteil der Geschichte von geographischen Objekten (Siedlungen, Gewässern, Bergen etc.) ein bedeutendes Identifikationspotenzial für die mit dem jeweiligen Ort verbundenen Menschen bieten. Im Hauptteil des vorliegenden Bandes werden aus sprachwissenschaftlicher Sicht die Überlieferung, Herkunft und Bedeutung der vor dem Jahr 1400 bezeugten Siedlungsnamen im Enzkreis und Stadtkreis Pforzheim untersucht. Dabei liefert der Autor eingehende Namenanalysen unter Einbeziehung historischer Belegschreibungen und lebendiger Mundartformen sowie eine detaillierte Auswertung des untersuchten Namenmaterials. Darüber hinaus zeigt er in einem weiteren Teil neue Perspektiven für die Erforschung baden-württembergischer Ortsnamen auf, die mit dem bedauernswerten Tod von Dr. Lutz Reichardt 2009 eine einschneidende Zäsur erfahren hat.
Aller Welt Feind
(2014)
Straßenraub und Entführung, Plünderung und Brandschatzung, Lösegeld- und Schutzgelderpressung waren im deutschen Südwesten des 15. Jahrhunderts alltägliche Symptome der ausufernden Fehdeführung. Viele dieser Ereignisse wurden maßgeblich von einem berüchtigten schwäbischen Adligen gesteuert: Hans von Rechberg (ca. 1410 – 1464). In der Grauzone zwischen besoldetem Kriegsdienst, eigenständiger Fehdeführung und organisierter Kriminalität beteiligte er sich zu Lebzeiten fast ununterbrochen an gewalttätigen Auseinandersetzungen. Dabei wurde er zur wichtigsten Führungsfigur eines weitverzweigten Netzwerks fehdeführender Adliger, die sich gegenseitig bei ihren kriegerischen Unternehmungen unterstützten. Viele von ihnen stammten aus ehemals mächtigen Familien – Grafen, Herren und Ritter aus Schwaben und Franken, dem Elsass, der heutigen Schweiz und Vorarlberg – deren größte Gemeinsamkeit im drohenden Verlust ihrer Rolle als Herrschaftsträger bestand. Ihre Angriffe richteten sich daher vor allem gegen die schwäbischen Reichsstädte und die Eidgenossenschaft, denen sie die Absicht einer Vertreibung des Adels vorwarfen. Für Rechberg und viele seiner Verbündeten war es jedoch letztlich das Verhältnis zu den fürstlichen Regionalmächten Österreich und Württemberg, an dem sich ihre politischen Schicksale entschieden.
Der von 1805 bis 1840 an der Universität Heidelberg lehrende Jurist Anton Friedrich Justus Thibaut wurde bisher in erster Linie als Rechtswissenschaftler gewürdigt, der im sogenannten Kodifikationsstreit mit Savigny hervorgetreten war. Die vorliegende Studie befasst sich erstmals mit dem politischem und rechtspolitischen Engagement Thibauts, und zwar fokussiert auf drei Themenschwerpunkte: die Universitätspolitik, die 1814/15 hochbrisante Diskussion über „Deutschlands Wiedergeburt“, an der er sich mit einer einflussreichen Flugschrift beteiligte, und schließlich seine konkrete politische Tätigkeit als Vertreter seiner Universität in der Ersten Kammer des badischen Landtags 1819/20. Erst die Erweiterung des Blicks auf diese Tätigkeitsfelder erlaubt eine klare Einordnung und Bewertung von Thibauts Wirken zwischen den Polen eines obrigkeitsgläubigen bürgerlichen Aufklärers im Stile des 18. Jahrhunderts und der „politischen Professoren“ des späteren 19. Jahrhunderts.
Die italienische Seehandelsmetropole Genua zog im Mittelalter auch deutsche Händler und Handelsgesellschaften an. Unter diesen überwiegend aus Oberdeutschland stammenden Kompanien war die bekannteste wohl die nach ihrem Gründer benannte, in Ravensburg und Konstanz beheimatete Humpisgesellschaft. Daneben waren auch Familienunternehmen aus dem Umfeld des Nürnberger Handels in Genua vertreten, etwa die Breunlin, die Zeringer und die Rotmund. Ab dem 14. Jahrhundert wurden die rechtlichen, organisatorischen und personellen Strukturen des deutschen Genua-Handels geschaffen. Die deutschen Kaufleute erhielten Privilegien, wählten in Genua eigene Konsuln, die sie der Stadt und anderen Händlern gegenüber vertraten, ein Fondaco der Deutschen wurde eingerichtet und mehrere Handelsgesellschaften verfügten über ständig besetzte Gelieger in der Stadt. Von Genua aus knüpften diese Kaufleute Verbindungen in die wichtigsten europäischen Handelsmetropolen – Barcelona, Brügge, London, Krakau oder Lübeck. Wer nicht selbst dauerhaft in Genua präsent sein konnte, bevollmächtigte andere deutsche Kaufleute, mittels einer Prokura in seinem Sinn Geschäfte abzuwickeln. So wurde ein Exportmarkt für oberschwäbische Leinwand und andere Produkte aus Mittel- und Osteuropa erschlossen und zugleich das Tor für Importe aus der Levante, von der iberischen Halbinsel oder auch aus Italien selbst geöffnet, oftmals mediterrane Luxusgüter wie die Genueser Goldfäden, Korallen, Zucker und edle Textilien.