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Wenn es beim Jagdschloss geblieben wäre

  • In jeder Familie gibt es Krach. Und zu den Klassikern gehört, dass sich die älteren Geschwister beschweren, wenn das Nesthäkchen mal wieder eine Vorzugsbehandlung bekommt. Noch schlimmer womöglich, wenn das Kleinste noch einen anderen Vater oder eine andere Mutter als die übrigen Kinder hat. So geht es manchmal auch in einem Gemeinwesen zu. Denn ausgerechnet der namensgebende Ort der Stadt Ludwigsburg ist ja bei weitem der jüngste gegenüber den anderen, eingemeindeten Orten, die sämtlich viele Jahrhunderte älter sind. Eglosheim, Neckarweihingen, Hoheneck, Oßweil, Pflugfelden und Poppenweiler sind gewachsene Siedlungen aus sehr alten Zeiten, ihre Gründer bleiben unbekannt. Ludwigsburg dagegen kann sich rühmen, in Eberhard Ludwig von Württemberg einen Stadtvater im wahrsten Sinne des Wortes zu haben, der zu Lebzeiten die Ortschaft hegte und pflegte und testamentarisch ihren Fortbestand verfügte. Die heutigen Ortsteile von Ludwigsburg fühlen sich deshalb mitunter zurückgesetzt. Sie machen diesen Makel durch ihren eigenen Lokalstolz wett. »Wir sind halt mehr als doppelt so alt wie Ludwigsburg«, das wurde mir als Neuankömmling schon nach wenigen Wochen beim Friseur in Oßweil bedeutet. Immerhin bemühten sich frühere Stadtoberhäupter Ludwigsburgs darum, das hohe Alter der Ortsteile zu würdigen. So bezeichnete Oberbürgermeister Dr. Elmar Doch Eglosheim im Jahre 1951 als »dreimal so alte Tochter«. Aber dennoch: Wer die Auseinandersetzungen um die Eingemeindungen Ludwigsburgs nachverfolgt oder sich gar an diese erinnert, wird sogar regelrecht feindliche Einstellungen gegenüber der jüngeren Konkurrenz feststellen, die alle etablierten Orte so dreist überholt hat. Das ist bei Freudenstadt im Schwarzwald nicht anders, das ebenso wie Ludwigsburg, wenn auch noch ein Jahrhundert früher, vom württembergischen Herzog gegründet wurde. »In Baiersbronn [dem älteren Nachbarort, K. N.] ist die Luft in dieser Hinsicht sogar heute noch nicht gereinigt«, schreibt 1937 der Ortschronist von Freudenstadt. Gewisse feindliche Einstellungen halten sich auch über Jahrhunderte.

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Verfasserangaben:Kai NaumannGND
DOI:https://doi.org/10.57962/regionalia-20124
Titel des übergeordneten Werkes (Deutsch):Ludwigsburger Geschichtsblätter
Untertitel (Deutsch):über Nutzen und Nachteil der Gründung Ludwigsburgs für die benachbarten Dorfgemeinden
Dokumentart:Wissenschaftlicher Artikel
Sprache:Deutsch
Jahr der Erstveröffentlichung:2010
GND-Schlagwort:Landkreis Ludwigsburg; Stadt; Umland
Jahrgang:64
Erste Seite:9
Letzte Seite:22
DDC-Sachgruppen:300 Sozialwissenschaften / 300 Sozialwissenschaften, Soziologie, Anthropologie / 300 Sozialwissenschaften
Systematik der Landesbibliographie:Siedlung und Raumerschließung / Siedlungswesen / Ländlicher Siedlungsraum
Siedlung und Raumerschließung / Siedlungswesen / Städte und Agglomerationen
Zeitschriften:Ludwigsburger Geschichtsblätter / 64.2010
Lizenz (Deutsch):License LogoCreative Commons - CC BY-SA - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International