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Das Stift Oberstenfeld
(2000)
Das Oberstenfelder Ortsbild ist bis zum heutigen Tag geprägt durch zwei unmittelbar nebeneinander stehende Kirchen. Die kleinere ist die Dorf- oder Fleckenkirche zu St. Gallus, die im Wesentlichen aus dem 18. Jahrhundert stammt; die
größere ist die Stiftskirche, die Johannes dem Täufer geweiht ist, eine der bedeutenderen romanischen Kirchen unseres Landes. Ihr heutiges Erscheinungsbild
verdankt die Stiftskirche einer durchgreifenden Renovierung am Ende des
19. Jahrhunderts. Hinsichtlich ihrer Entstehung unterscheidet man zwei Bauphasen. Es wird angenommen, dass die Krypta als ältester Bauteil im 11. Jahrhundert
entstanden ist, während die Kirche insgesamt in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut wurde und vermutlich das Werk einer Maulbronner Bauhütte ist. Zur
Stiftskirche gehört das Stiftsgebäude, ein barocker zweiflügeliger Bau auf der Südseite der Kirche, der mit deren Westchor verbunden ist. Weitere baugeschichtliche
Erkenntnisse wurden 1990 bei den Ausschachtungsarbeiten beim Bau eines Pflegeheims im angrenzenden Stiftsgarten erwartet, doch hat die Fundamentierung
offenbar keine archäologisch verwertbaren Aufschlüsse ergeben. Schon früher
sind jedoch in diesem Bereich Reste eines Kreuzgangs gefunden worden.
Die »Allgemeine Deutsche Biographie« von 1880 nennt Ludwig Hofacker »einen
der bedeutendsten und eingreifendsten Prediger dieses Jahrhunderts«. Während
Hofacker in »Meyers Konversationslexikon« von 1876 noch keine Erwähnung findet, würdigt ihn das Nachschlagewerk 1897: »Schwäbischer Theologe, ... hat in
ungemein viel gelesenen Predigten (1827) auf Verbreitung einer ernst pietistischen,
den Sühnetod Jesu zum Mittelpunkt machenden Gläubigkeit hingewirkt.«
Zum Umfeld legte Karl Müller 1925 zum ersten Mal eine wissenschaftliche
Untersuchung vor. Er zeigt darin den Gegensatz einer Gruppe eingeschworener
junger Pfarrer zum Rationalismus und Supranaturalismus und die Nähe zur Brüdergemeinde, die gewissermaßen neutral und von beiden Strömungen nicht
betroffen war. Im Mittelpunkt sieht er den älteren Christian Adam Dann, Albert
Knapp und vor allem Ludwig Hofacker mit der größten Resonanz in der Öffentlichkeit. Müller führt die Wirksamkeit der Gruppe weiter bis in die Politik, so
z.B. beim Eintreten für Preußen als deutsche Führungsmacht.
Eine treffende Charakterisierung verfasste Hermann Ehmer einleitend in seinem Lebensbild Hofackers: »Knapp zweieinhalb Jahre, von 1826 bis 1828, war
Ludwig Hofacker Pfarrer von Rielingshausen. Er war schon ein bekannter Prediger, als er hierher kam und hat weit über Rielingshausen hinaus gewirkt, wo er im
Alter von 30 Jahren starb. Hofackers Predigten haben noch lange nach seinem Tod
durch das Predigtbuch, das von seinem Bruder herausgegeben wurde, in Dutzenden von Auflagen unzähligen Menschen im deutschen Sprachraum und darüber
hinaus als Andachts- und Erbauungsbuch gedient. Sein kurzes Wirken als Prediger und die Wirkung seines Predigtbuches machen die Bedeutung Hofackers
aus.«