Zur Hinrichtung zweier Bettler
- Vor 500 Jahren wurden in Konstanz zwei Bettler hingerichtet, die als »Fahrende« zwischen den Städten im Raum Bodensee – Oberdeutschland unterwegs gewesen sind. Darüber berichtet ein einzelner, insgesamt 16 Seiten umfassender Akt im Stadtarchiv Feldkirch in Vorarlberg, der die Aufschrift vrgicht von costentz. mordern trägt. [1] Er gibt – wie das Wort »Urgicht« verrät – ein umfassendes Geständnis der beiden im Titel Genannten wieder, welches nach der Folter vor Gericht niedergeschrieben worden ist. Der Fall ist in erster Linie vom kriminalhistorischen Aspekt her interessant, in zweiter Hinsicht fasziniert der große Aktionsradius und die erstaunliche Mobilität der namentlich im Akt angeführten Bettler und drittens frappiert deren relativ genaue Beschreibung. Die Bettler als soziale Gruppe des Mittelalters interessierten bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts nur als Objekte sozialer Fürsorge, wobei die Einrichtungen der christlichen Mildtätigkeit im Vordergrund der historischen Betrachtung standen. [2] Ihren Anspruch auf Unterstützung betonte in der Zwischenkriegszeit erstmals der Sozialwissenschafter Hans Scherpner, dessen posthum erschienenes Werk in Historikerkreisen jedoch nicht rezipiert wurde. [3]